Aller guten Dinge sind vier

Heuschrecke oder Heilsbringer?

Chinesische Investoren gelten häufig als angenehme Eigentümer. Übernahmen durch Staatsfonds oder staatliche Konzerne sind überwiegend strategisch motiviert. Dies gilt insbesondere für Rohstoffe und Infrastruktur. Firmenkäufe durch private Industrie- und Mischunternehmen dienen häufig dem Zugang zu komplementären Technologien, Marken und Märkten. In beiden Fällen genießen Unternehmen oft auch nach der Übernahme ein hohes Maß an Autonomie und profitieren von moderaten Gewinnerwartungen.

Im Gegensatz dazu agieren Finanzinvestoren renditeorientiert. Dies gilt ebenso für die globale Private-Equity-Industrie wie für chinesische Beteiligungsfirmen. Firmen, die von chinesischen Finanzinvestoren übernommen werden, müssen sich daher auf straffere unternehmerische und wirtschaftliche Zielvorgaben und eine Fokussierung auf Kapitalrenditen einstellen. Das bequeme Phänomen „neuer Eigentümer, alte Freiheit“ wird sich für das Management von Firmen in chinesischer Hand als Ausnahme erweisen. Finanzinvestoren sind nicht einfach nur finanzstarke Heilsbringer ohne Renditeerwartungen, weder in China noch irgendwo anders auf der Welt.

Zur Person

20141030_Marc_SzepanMarc Szepan ist Co-Leiter des Forschungsbereichs Wirtschaft beim Mercator Institute for China Studies (MERICS) in Berlin. Neben seiner Tätigkeit im MERICS lehrt und promoviert er derzeit an der Saïd Business School und am Green Templeton College,
University of Oxford. Vor der Rückkehr in die Forschung war er als Senior Vice President, Airline Operations Solutions, bei Lufthansa Systems AG tätig. MERICS ist ein im Jahr 2013 gegründetes Forschungs- und Analyseinstitut („Think Tank“) mit Sitz in Berlin. Es ist eine Initiative der Stiftung Mercator. www.merics.org

Marc Szepan ist Co-Leiter des Forschungsbereiches Wirtschaft beim Mercator Insitute for China Studie (MERICS).

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