„Bei Automotive und im Maschinenbau ist der Höhepunkt erreicht“

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2014 wird als ein Jahr rasanten Wachstums des M&A-Geschäfts in China in die Geschichtsbücher eingehen. Welche Segmente sich besonders dynamisch entwickeln und wie die Perspektiven für Transaktionen mit deutscher und chinesischer Beteiligung aussehen, erläutert Dr. Peter Löhnert, Investmentbanker mit Fokus auf China.

M&A Dialogue: Herr Dr. Löhnert, wenn wir einen Blick auf den chinesischen M&A Markt insgesamt werfen – also Domestic, Inbound und Outbound –, wie bewerten Sie die Entwicklung in jüngster Zeit?

Löhnert: Das M&A-Business in China – vor allem Domestic – ist praktisch explodiert. Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2013 gab es in den ersten sechs Monaten des Jahres 2014 eine unglaubliche Entwicklung. In Q3 dieses Jahres hat dieses Segment 70% des gesamten M&A Business ausgemacht.  Dies hängt wesentlich damit zusammen, dass es von Seiten der China Securities Regulatory Comission (CSRC) Erleichterungen gab. Die CSRC hat Restriktionen bei Kauf und Verkauf von Unternehmensanteilen und bei Asset Swaps zurückgefahren. Es wurden auch neue innovative Finanzierungsmethoden zugelassen, z.B. wenn es um Vorzugsaktien, Private Placements oder Convertible Bonds und dergleichen geht. Das alles hat zu einem starken Anstieg der Transaktionen innerhalb Chinas geführt. Zu erwarten ist, dass diese Transaktionsvolumina mit weitergehenden Reformen in China diese Transaktionsvolumina weiter zunehmen werden.

M&A Dialogue: Und Outbound?

Löhnert: Auch das Outbound-Business ist stark gestiegen. Wenn man sich auf Deutschland bezieht, so gab es in diesem Jahr bereits über 20 Transaktionen. Diese fanden wie bisher auch im Wesentlichen im Bereich Automotive und Maschinenbau – oder weiter gefasst im industriellen Bereich – statt. Wenngleich – so sehe ich das zumindest – gerade im Bereich Automotive und Maschinenbau der Höhepunkt bereits erreicht ist, weil China da schon sehr gut aufgestellt ist. Je nachdem, wie man den Markt segmentiert, stellen gerade im Maschinenbau die chinesischen Unternehmen schon die Hälfte der Weltmarktführer. Nur noch bei einer Reihe von hochspezialisierten Maschinen, die in Amerika, Europa und insbesondere auch in Deutschland hergestellt werden, haben nichtchinesische Unternehmen die Weltmarktführerschaft inne. Aber das sind Nischen, bei den gängigen Maschinen ist China in Bezug auf das Volumen schon längst Weltmarktführer.

M&A Dialogue: Wie ist das Verhältnis von Outbound und Inbound?

Löhnert: Insgesamt hat das Outbound-Volumen zugenommen, nicht nur im Zielmarkt Deutschland, sondern auch in Europa allgemein. Das Inbound-Geschäft ist im Augenblick durch relative Zurückhaltung geprägt. Meiner Meinung nach wird es auf absehbare Zeit auch nicht so schnell steigen. Es gab insgesamt nur 27 Inbound-Deals ausländischer Investoren in den ersten drei Quartalen 2014 mit einem Gesamtvolumen von 3,6 Mrd. USD. Das ist relativ gering.

M&A Dialogue: Worauf ist das vergleichsweise niedrige Inbound-Volumen zurückzuführen?

Löhnert: Das hat zwei Hintergründe: Der eine ist, dass die Antimonopol-Maßnahmen der chinesischen Regierung jetzt greifen. Diese werden im Wesentlichen von der National Development and Reform Commission (NDRC) unternommen und richten sich häufig gegen ausländische Unternehmen. Diese müssen darauf achten, wie sie sich wettbewerbstechnisch aufstellen und wie sie ihre Preispolitik gestalten. Der zweite ist die Verlangsamung des Wirtschaftswachstums, sodass die Investoren da eine vorsichtige Haltung einnehmen.

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