Start Blog Seite 56

China nach dem Nationalen Volkskongress: Das Dreimaldrei für Anleger

Quelle: AdobeStock © kyrintethron

Drei kurze Thesen zum Status Quo von Chinas Wirtschaftskraft:

1. Die Wirtschaftstätigkeit nähert sich einem normalen Niveau. Die Aktivität im Industriesektor hat sich weitgehend normalisiert; der Dienstleistungs- und der Konsumsektor hinken noch hinterher, aber wir erwarten weitere allmähliche Erholung.

2. Die Gewinnerwartungen im ersten Quartal waren negativ – aber wir schätzen, dass die Gewinne im weiteren Verlauf des Jahres 2020 Boden gutmachen und 2021 wieder deutlich steigen. Konsens-Schätzungen des Gewinnwachstums für China A-Aktien liegen für dieses Jahr bei 9 Prozent, verglichen mit minus 8 bzw. minus 20 Prozent für Schwellen- und Industrieländer.

3. Der NPC einigte sich auf ein relativ zurückhaltendes Konjunkturpaket – mit Potenzial für weitere Anpassungen. Die politischen Entscheidungsträger setzten mit einem Paket von eher sanften fiskal- und geldpolitischen Maßnahmen auf die Sicherung der Beschäftigung und Existenzgrundlagen und mehr wirtschaftliche Stabilität.

Daraus ergeben sich grundsätzlich drei Investitionspotenziale für A-Aktien:

1. Wir erwarten von der Regierung unterstützende politische Maßnahmen mit weiterer Öffnung der Finanzmärkte, klarerer Regelung der geistigen Eigentumsrechte und mehr Wechselkursstabilität.

2. Weitere Ausbrüche von COVID-19 und wachsende Handelsspannungen mit den USA bergen kurzfristige Risiken. Dies wird wahrscheinlich die Volatilität weiter erhöhen – mögliche Kursrückgänge könnten zugleich Investitionsmöglichkeiten schaffen.

3. Die Bewertungen sind generell attraktiv – wobei die A-Aktien am unteren Ende ihrer historischen Fünfjahres-Spanne mit einem Abschlag von etwa 40 Prozent zu vergleichbaren US-Aktien und Titeln entwickelter Länder gehandelt werden.

Ausblick – drei anhaltende Trends in China bestimmen die Anlage-Agenda:

1. Weitere Konsolidierung der „Old Economy“-Sektoren und zugleich mehr wettbewerbsfähige nationale Marken: Angesichts der Wirtschaftsgröße Chinas und der fortschreitenden Fragmentierung des Industriesektors ist diese Entwicklung besonders stark – und viele westliche Marken werden es schwerer haben.

2. Fusion von Online-Offline-Geschäftsmodellen zur Verbesserung der Produktivität des Dienstleistungssektors: Während des Corona-Lockdowns zeigten sich beispielsweise die Stärken E-Commerce-Sektors, der die Auswirkungen der Quarantäne linderte – und Konsumfelder weiter digitalisierte, etwa beim Handel.

3. Technologie-Beschleunigungen durch Innovation und marktorientierten Wettbewerb: Die Bedeutung von Online- und Cloud-Infrastrukturen wächst weiter, damit Unternehmen im Rahmen des Lockdowns und darüber hinaus branchenübergreifend wettbewerbsfähig bleiben können.

Dieser Beitrag wurde mit freundlicher Genehmigung von Goldman Sachs Asset Management veröffentlicht.

Über Goldman Sachs Asset Management:

Goldman Sachs Asset Management (GSAM) ist die Vermögensverwaltungssparte der Goldman Sachs Group, Inc. (NYSE: GS). GSAM bietet seit 1988 diskretionäre Anlageberatungs- und -verwaltungsdienstleistungen an und verfügt über Anlageexperten in allen großen Finanzzentren weltweit. Das Unternehmen bietet institutionellen und privaten Kunden weltweit Anlagestrategien in einer Vielzahl von Anlageklassen. Goldman Sachs wurde 1869 gegründet und ist ein führendes Unternehmen, das weltweit in den Bereichen Investment Banking, Wertpapiere und Anlageverwaltung tätig ist. Goldman Sachs verfügt über einen umfangreichen und diversifizierten Kundenstamm, zu dem Unternehmen, Finanzinstitute, staatliche Stellen und sehr vermögende Privatkunden gehören, und bietet ein breites Spektrum von Finanzdienstleistungen an.

Zweitzulassung für Lungenmedikament Ofev und Laboreröffnung im Juli

Boehringer Ingelheim Webseite auf Smartphone
Quelle: AdobeStock © piter2121

Wie das Pharmaunternehmen aus Ingelheim am Rhein am 8. Juni auf seinem WeChat-Kanal mitteilte, hat es von der National Medical Products Administration (NMPA) Chinas die Zweitzulassung für sein Medikament Ofev erhalten. Dieses war bisher ausschließlich zur Behandlung von Lungenfibrosen zugelassen, nun kann es auch zur Behandlung einer durch systemische Sklerose verursachten interstitiellen Lungenerkrankung eingesetzt werden. Damit ist Ofev das erste und bisher einzige in China zugelassene Medikament für Behandlungen dieser Art von Erkrankung.

Systemische Sklerose ist eine sehr seltene, aber potentiell tödliche Krankheit und derzeit unheilbar. Der Krankheitsverlauf lässt sich lediglich verzögern. Rund ein Viertel der Patienten erleiden innerhalb von drei Jahren nach Diagnose einen signifikanten Verfall der Lungenfunktionen. Ofev verlangsamt diesen Verfall deutlich. Mit der Zulassung werden voraussichtlich auch die Behandlungskosten von den chinesischen Krankenkassen übernommen. Ein wichtiger Aspekt, da das Medikament extrem teuer ist: Die Halbmonatsdosis von 30 Tabletten mit 150 mg Wirkstoff kostet in China 11.200 CNY (ca. 1.400 EUR).

In den USA und Japan gab es kürzlich eine Drittzulassung zur Behandlung von Lungenkrankheiten infolge chronischer Fibrose. Hierfür hat Boehringer im Dezember vergangenen Jahres ebenfalls die Zulassung in China beantragt. Gemeinsam mit den chinesischen Behörden arbeitet man zudem an weiteren, vielversprechenden Einsatzmöglichkeiten des Medikaments.

Neues Labor in Shanghai

Ohnehin wird das Reich der Mitte für den deutschen Pharmakonzern immer wichtiger: Das spiegelt sich auch in der für Juli geplanten Eröffnung des zweiten BI X Labors in Shanghai wider.

Das Konzept des „digitalen Labors“ zielt darauf ab, digitale Innovationen zu nutzen, um die Entwicklung von Behandlungsmöglichkeiten für Mensch und Tier zu erweitern und zu beschleunigen. Nach Auffassung des Unternehmens bestehen allerdings gravierende Unterschiede zwischen der digitalen Landschaft in Ost und West gibt. Daher ist die Eröffnung des neuen Labors in Shanghai ein logischer Schritt, um die die Bedürfnisse von chinesischen Patienten und Kunden besser zu identifizieren und zu bedienen.

Das Shanghaier Labor soll eng mit dem im Jahr 2017 ins Leben gerufenen, ersten BI X Labor am Stammsitz in Ingelheim zusammenarbeiten. Zeitgleich will man aber auch stark auf externe Partnerschaften und Kooperationen mit beispielsweise lokalen Startups setzen. Boehringer hat bisher 3 Mio. EUR in das neue Labor investiert und schafft in einem ersten Schritt 20 Arbeitsplätze für „digitale Talente“.

Ladesäulen für China

Quelle und ©: YiCai Global

Am gestrigen Mittwoch (3. Juni) unterzeichneten BMW China und State Grid EV (Electric Vehicle), eine Tochter des staatlichen Energieversorgers SGCC, in Shanghai ein Kooperationsabkommen. Ziel ist es, den Ausbau des chinesischen Ladenetzes für E-Autos voranzutreiben. Durch die Kooperation und Anbindung an die Ladesäulen entlang der Autobahnen in China wird BMW seine Ladeinfrastruktur deutlich ausweiten. Das bestehende Angebot an Ladesäulen wird so auf rund 270.000 Stück mehr als verdoppelt. Etwa 80.000 dieser Ladestationen sind auf Gleichstrom basierende Schnellladesäulen. BMW und State Grid EV werden mit ihren in Kooperation betriebenen Ladesäulen in China ca. 50.000 Autobahnkilometer abdecken können. Darüber hinaus wird BMW mit Unterzeichnung des Abkommens als erster globaler Automobilproduzent Partner des Staatsunternehmens.

Gemeinsam wollen die beiden Unternehmen künftig auch in Sachen Forschung und Entwicklung eng kooperieren. So sollen unterschiedlichste Ladetechnologien, die Festschreibung von technischen Standards für Hochleistungsladegeräte sowie eine vertiefte Entwicklung von Interaktionen zwischen Fahrzeugen, Ladesäulen und Online-Netzwerken gemeinsam durchgeführt werden. BMWs Anspruch ist, die Ladezeiten für eine Vollladung rein batteriebetriebener Fahrzeuge in den Bereich von 10 bis 20 Minuten zu bringen. Außerdem will der deutsche Autobauer seinen Kunden eine „Digitale Ein-Stop-Ladeerfahrung“ bescheren. Die BMW-Nutzer sollen die Suche nach Ladestationen, das Aufladen selbst und auch die Bezahlung komplett über die Cloudanwendungen von BMW steuern können. Deshalb will der bayerische Autobauer diese Dienstleistungen weiter individualisieren. Ziel ist es, sie entsprechend den Wünschen und Bedürfnissen des jeweiligen Kunden maßgeschneidert anzubieten. Die erfolgreiche Kooperation mit dem Onlinedienstleister TenCent fügt sich in diese Pläne passend ein.

Milliarden für Forschung und Entwicklung

State Grid EV wird im Rahmen der Vereinbarung in diesem Jahr weitere 78.000 Ladesäulen bauen. So wird die breitere und bessere Abdeckung des chinesischen Straßennetzwerkes mit Ladestationen sichergestellt. BMW wiederum will bis zum Jahr 2025 mehr als 30 Mrd. EUR zur Erreichung der gesetzten Ziele in Forschung und Entwicklung investieren, wie Gao Le, Präsident und CEO von BMW China erklärte. Die Münchner haben bis heute rund 500.000 Elektro- und Hybridfahrzeuge ausgeliefert. Bis Ende des kommenden Jahres rechnen sie mit einer Verdoppelung dieser Zahl. Die Kooperation von BMW mit State Grid EV zur Verdoppelung der verfügbaren Ladesäulen in China ist ein wichtiger Schritt auf diesem Weg.

 

 

MicroGen Biotech erhält 3,8 Mio. USD als Serie A-Finanzierung

Quelle und ©: MicroGen Biotech

Der Schwermetallgehalt in Lebensmitteln hat sich zu einem globalen Problem entwickelt, das durch industrielle Verschmutzung und Ernteerträge verursacht wird. Reis, Weizen, Kakao und Blattgemüse nehmen diese Schwermetallrückstände auf und reichern sie in der Nahrung und damit auch im menschlichen Körper an. Die Aufnahme von Schwermetallen hat toxische und krebserregende Auswirkungen, insbesondere bei Säuglingen/Kleinkindern. Bis zu 95% der Säuglingsnahrung enthalten giftige Schwermetalle. Die Mikrobiom-Technologie von MicroGen ist in der Lage, die Aufnahme von Schwermetallen durch Nutzpflanzen zu blockieren und verbessert damit die Lebensmittelsicherheit.

MicroGen Biotech: Umfangreiche Feldversuche in China

Im Rahmen einer Serie A-Finanzierung konnte das MicroGen Biotech nun 3,5 Mio. USD einnehmen. „Diese Finanzierung ist entscheidend für die Umsetzung unserer Vision in Nordamerika und Europa“, sagt Gründer Dr. Xuemei Germaine. Man sei nun in der Lage, das Team zu verstärken, die Produktion auszuweiten und in neue Technologien und Produktentwicklung zu investieren.

Die Finanzierung wurde von Fulcrum Global Capital unter Beteiligung von The Yield Lab Europe geleitet. Bill Buckner, ehemaliger CEO von Bayer CropScience USA, tritt dem Beratungsausschuss von MicroGen bei.

Allein in China enthalten 19,4% der Anbaugebiete Schadstoffe. Chinas Programm „Safe Food and Clean Soil“ zielt daher auf die Reduzierung von Schwermetallen ab. MicroGen Biotech hat nach Feldversuchen auf einer Fläche von über 80.000 Quadratmetern zwei Produkte beim chinesischen Landwirtschaftsministerium registrieren lassen und führt seine Produkte nun landesweit ein.

Einsatz auch in der Bodensanierung

Die EcoPiling-Technologie von MicroGen kann auch bei der Bodensanierung eingesetzt werden, indem sie Kohle- und Ölrückstände abbaut. Sie wurde bereits bei Irlands größtem Bioremdiationsprojekt zur Beseitigung von Ölverschmutzung eingesetzt und vom chinesischen Umweltministerium anerkannt. MicroGen hat nach eigenen Angaben ölverseuchte Böden in Chinas zweitgrößtem Ölfeld erfolgreich saniert.

MicroGen Biotech wurde 2012 im Carlow Institute of Technology, Irland, von Dr. Xuemei Germaine gegründet. Das Unternehmen hat seine Firmensitz in Carlow, Irland, und eine Tochtergesellschaft in der Provinz Shandong, China.

 

Der Beitrag wurde mit freundlicher Genehmigung von goingpublic.de übernommen.

BankM AG ermöglicht Notfallhilfe für deutsche Kliniken

BankM organisiert dringend benötigte Schutzkleidun
Quelle: Adobe Stock; © Andy Dean

In besonderen Zeiten ergreift BankM besondere Maßnahmen: Eigentlich eine der führenden Kapitalmarktbanken für kleine und mittelständische Unternehmen, hat BankM angesichts der Corona-Krise Neuland betreten. Gemeinsam mit bewährten Geschäftspartnern in China unterstützt BankM seit Beginn der Krise deutsche Kliniken bei der Beschaffung dringend benötigter medizinischer Schutzartikel aus China – und zwar unentgeltlich.

 

Ziyun Wang von BankM organisiert Schutzartikel für deutsche Kliniken.
Bildquelle: BankM

„In der Corona-Krise sollte jeder sein Möglichstes tun,
um die Folgen zu mildern und Hilfe zu leisten.“
Ziyun Wang, BankM Business Development Asia.

 

 

Die ersten knapp fünfhunderttausend von BankM organisierten Schutzartikel wurden Mitte Mai vom deutschen Zoll freigegeben. Diese Charge ist nur die erste in einer ganzen Reihe von Lieferungen zur Versorgung der hilfsbedürftigen Kliniken.

Für BankM-Vorstand Thomas Stewens ist der Erfolg dieser Mission ein Grund zu Freude: „Es ist zwar eigentlich nicht das Kerngeschäft der BankM, medizinische Schutzkleidung aus China zu beschaffen. Aber wenn unsere bewährten Kontakte nach China dazu beitragen können, die Arbeitsbedingungen des medizinischen Personals in deutschen Kliniken zu verbessern, dann haben solche Hilfsprojekte Vorrang vor kurzfristigen ökonomischen Erwägungen. Deshalb werden wir diese Aktivitäten auch weiter fortsetzen und den uns möglichen Beitrag zur gemeinsamen Bewältigung dieser Krise leisten.“

Persönlicher Einsatz statt ökonomischen Interessen

Bereits seit Anfang des Jahres, als das Ausmaß der Corona-Pandemie in Wuhan erstmals sichtbar wurde, hilft Frau Wang mit hohem persönlichen Einsatz dort, wo der Bedarf am Größten ist. Anfang des Jahres organisierte sie noch Schutzkleidung für die Mitarbeiter der chinesischen BankM-Partner. Mittlerweile fließt die Hilfe in die entgegengesetzte Richtung.
Aus ihrer Sicht sind vor allem zuverlässige Partner und Flexibilität im Umgang mit kurzfristigen Änderungen der chinesischen Exportregularien entscheidend. Nur wer über beides verfügt, kann einen echten Beitrag zur Versorgung deutscher Kliniken mit Schutzmaterial leisten.

Ihrer Erfahrung nach liegt die wesentliche Herausforderung nicht, darin die benötigten Mengen zu bestellen. Die Kapazitäten waren bereits mit der in China üblichen Flexibilität und Geschwindigkeit in den letzten Monaten ausgeweitet worden. Das hat allerdings auch Geschäftemacher angelockt. Frau Wang hat deshalb auf das langjährige BankM-Netzwerk in China zurückgegriffen, um die Schutzartikel einzukaufen. Mit seiner Unterstützung und guten Kontakten ist es ihr schnell gelungen, zuverlässige Hersteller zu finden. So konnte sie sicherstellen, dass die für den EU-Import notwendigen Zertifizierungen vorliegen und die Produkte alle relevanten Standards erfüllen. Auch die Organisation der Logistik und Erfüllung der Zollbestimmungen war mit erheblichem Aufwand verbunden. Ohne die richtigen Kontakte vor Ort hätte dies zu empfindlichen Verzögerungen führen können.

Die erste Lieferung der fünfhunderttausend dringend benötigten Schutzartikel ist für BankM ein großer Erfolg aber gleichzeitig nur ein erster Schritt:
„Wir freuen uns, dass BankM einen Beitrag leisten konnte und werden unser Netzwerk auch in Zukunft dafür einsetzen, zu helfen, wenn und wo wir können.“

Niu trotz Verlusten optimistisch

Niu Elektroroller
Quelle: niu.com © Niu

Die Coronakrise macht auch vor der E-Mobilität nicht halt: Für das vergangene Quartal musste Niu, der chinesische Experte für Mikromobilität und Joint Venture Partner von VW, deutliche Verluste vermelden. Konnte im Jahr 2019 für das 1. Quartal noch ein Gewinn von ca. 12 Mio. CNY (ca. 1,54 Mio. EUR) verkündet werden, so stehen nun Verluste in Höhe von 26,4 Mio. CNY (3,4 Mio. EUR) zu Buche. Der Umsatz fiel gegenüber dem Vorjahr um 34,4% auf rund 233 Mio. CNY (ca. 30 Mio. EUR). Noch stärker gingen die Verkäufe von E-Scootern zurück. Diese fielen um fast 40%, wobei der stärkste Rückgang auf dem chinesischen Heimatmarkt stattfand. Hier wurde ein Minus von 43,5% verzeichnet.
Dennoch zeigen sich Niu trotz ihren Verlusten weiterhin optimistisch. Denn zumindest in China scheint die Coronakrise nahezu ausgestanden zu sein. Entsprechend rechnet man mit deutlichen besseren Zahlen für das 2. Quartal.

Aktuell geht das Unternehmen von Umsätzen zwischen 585 Mio. CNY und 655 Mio. CNY aus, was einem Zuwachs von zwischen 10% und 23% gegenüber dem Vorjahrszeitraum entspräche. Nius CEO Dr. Yan Li kommentiert die Erwartungen folgendermaßen: „Wir bleiben optimistisch, was das weitere Wachstum unseres Geschäfts betrifft und setzen insbesondere auf die Erholung der Nachfrage in China: Unsere Verkäufe hier werden voraussichtlich im zweiten Quartal wieder gesund wachsen.“

Grund zum Optimismus

Während der Maßnahmen gegen Corona musste Niu Produktionsstandorte schließen, Zulieferer konnten bestellte Ware nicht liefern und vielen Angestellten war es nicht möglich, zum Unternehmen zu gelangen. Dank der relativ starken Cashposition gelang es jedoch, diese Probleme durchzustehen und darüber hinaus auch das Händlernetzwerk zu unterstützen und zu stärken. Mut macht ebenfalls, dass die Gewinnspanne pro verkauften E-Roller deutlich gestiegen ist. Auch konnten die Umsätze pro E-Scooter um rund 8% gesteigert werden, was in erster Linie einem größeren Angebot an zusätzlicher Ausstattung und Dienstleistungen geschuldet ist.

Dass Niu trotz den jüngsten Verlusten optimistisch bleiben können, dafür sorgen auch die deutlich breiter gewordene Produktpalette, die um mehr als 50% gestiegenen Ausgaben für Forschung und Entwicklung sowie das Wiederanlaufen des internationalen Geschäfts. Li konstatiert: „Seit Mai haben Händler in ausgewählten internationalen Märkten den Betrieb wieder aufgenommen und wir arbeiten eng mit ihnen zusammen, um unsere Expansionspläne aktiv zu verfolgen. Auch die Erweiterung unseres Produktportfolios bereitet uns große Freude.“

Positive Meldungen gab es zudem von den Aktienmärkten. Nach dem Börsendebut an der Nasdaq vor rund anderthalb Jahren wird Niu zum 29. Mai 2020 in den MSCI China Small Cap Index aufgenommen werden. Hierdurch dürfte die Firma zusätzliche Aufmerksamkeit von Seiten der Kapitalmärkte erfahren.

Die neue Ausgabe als E-Magazin

Quelle: AdobeStock © ratpack223

Ab sofort können Sie alle aktuellen Beiträge auch im neuen E-Magazin lesen:

In unserer aktuellen Titelgeschichte Stunde der Käufer analysieren wir die Gründe für das Ausbleiben der befürchteten Übernahmewelle.
Einer davon ist die erneute Verschärfung der Investitionskontrolle in Deutschland. Thomas Weidlich geht auf die neuen Vorschriften ein, und zeigt, welche Folgen immer weicher formulierte aber strenger ausgelegte Regelungen für die deutsche Wirtschaft haben.

Umgekehrt gelten weiterhin Auflagen für Übernahmen von chinesischen Unternehmen. Wenn man selbst als deutsches Tochterunternehmen eines chinesischen Konzerns in China keine Unternehmen akquirieren darf, muss man sich zu helfen wissen: Tristone übernimmt Anhui Zhongding Rubber Hose

Auch die Personalsituation in China war schon vor Corona von einigen Besonderheiten geprägt. Worauf man jetzt erst recht achten muss, zeigen Hsiao J. Chiu und Kristine Horbach in ihrem Beitrag „Neue Rekrutierungsansätze in Krisensituationen“, den Sebastian Wiendieck mit einem Überblick über das Arbeitsrecht in China während der Corona-Krise ideal ergänzt.

Die eine Chance, die sich in der aktuellen Krise verbirgt, ist womöglich der schnellere Wechsel auf moderne Formen der Online-Kommunikation. Im Experteninterview spricht Chefredakteur Georg von Stein mit China-SpezialistInnen über Businesskommunikation in der Corona-Krise.

Ein Thema, das selbst ohne direkten Bezug zu Corona immer aktuell ist: Post-M&A Restructuring. Hier hält das deutsche Insolvenzrecht einige Fallstricke für chinesische Investoren bereit, die nicht unterschätzt werden dürfen. Dr. Nils Krause und Dr. Mirjam Rüve zeigen, worauf es im Fall der Fälle ankommt.

 

Titelseite der Ausgabe 02-20

Wir wünschen Ihnen eine unterhaltsame und informative Lektüre!

Ihr persönliches Magazin können Sie auch ganz einfach in unserem Shop bestellen oder abonnieren.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Tristone Group erwirbt Autozulieferer in China

Quelle: Tristone © Olivier Le Moal

Manchmal sind Familiengeschichten etwas komplizierter. So bei der Tristone Flowtech Group: Sie hat Anfang des Jahres über ihre chinesische Tochtergesellschaft. Tristone Flowtech China Ltd.  Suzhou, den chinesischen Automobilzulieferer Anhui Zhongding Rubber Hose Products Co. Ltd. akquiriert. Als Verkäufer fungiert die eigene Muttergesellschaft von Tristone, die in China börsennotierte Zhongding-Gruppe. Man möchte meinen, dass sich eine solche Transaktion Mutter- zu Tochterunternehmen nicht übermäßig kompliziert gestalten würde – doch 2018 wurde sie noch vom chinesischen Wirtschaftsministerium untersagt, berichtet Tristone-CEO Günter Frölich.

Tristone Germany Frankfurt
Tristone Frankfurt

Seinerzeit sollte die Tristone Flowtech SAS, Nantes die Transaktion als europäisches Unternehmen abwickeln. Das aber funktionierte nicht, obschon man als Bestandteil der Zhongding-Gruppe ja durchaus als chinesischer Investor hätte gewertet werden können. Aber heute gilt schließlich: Die Akquise über die chinesische Tochter sei nun reibungslos verlaufen, so Frölich – was ihn für die weitere Entwicklung ungeachtet der aktuellen Pandemie-Situation  positiv in die Zukunft blicken lässt. Generell stellt er ein verändertes Handeln der chinesischen Behörden fest: Vollständige Übernahmen seien seit Anfang 2020   genehmigungsfähig – das war bis vor Kurzem noch nicht möglich.

Zhongding mit klarer Akquisitionsstrategie

2016 hatte der Zhongding-Konzern, ein bekannter chinesischer Automobilzulieferer, einen Kaufvertrag für den Erwerb der Tristone Flowtech Group unterzeichnet, einen Automobilzulieferer für Flowtech-Lösungen, also Strömungstechnik für Luft oder Flüssigkeiten. Verkäuferin war die BAVARIA Industries Group AG, München gewesen; der Kaufpreis hatte 170 Mio. EUR betragen. Die Tristone Flowtech Group mit ihren Hauptsitzen in Frankfurt am Main, Deutschland (operative Holding), und Nantes, Frankreich (rechtliche Holding), fertigt an Produktionsstandorten in Europa, Nordamerika und Asien moderne Flowtech-Lösungen für die Automobilindustrie in den Bereichen Motorkühlung, Batteriekühlung, Air Charge/Turbolader. Zuvor hatten die Chinesen bereits die AMK-Gruppe (Kirchheim/Teck), die Austria Druckguss GmbH & Co KG (Gleisdorf, Österreich), die WEGU-Gruppe (Kassel) sowie die Kaco Gruppe (Kirchhardt) in Europa akquiriert.

Gegründet wurde die Zhongding Group 1980 in Ningguo, China. Mit kontinuierlichem Wachstum entwickelte sich das Unternehmen zu einer international agierenden Gruppe mit Hauptsitz in der Provinz Anhui. Mittlerweile besitzt es mehr als 30 Tochtergesellschaften in China und zehn weitere im Rest der Welt. Jede einzelne Marke des Unternehmens konzentriert sich in erster Linie auf die Produktion von Teilen für die Automobilindustrie und auch sonstige Industrien. Zhongding Group sieht sich unter allen nicht Reifen herstellenden Gummi-Unternehmen  auf dem 18. Platz weltweit. Dabei konzentriert sich die Zentrale auf Holdingaufgaben, berichtet Frölich: „Wir führen das Unternehmen selbstständig, ohne operativen Einfluss der Muttergesellschaft.“

Tristone Ningguo

Die BAVARIA Industries Group habe das Management seinerzeit bei der Auswahl des Käufers in den Entscheidungsprozess miteinbezogen, so Frölich; nachdem man sich auf die Zhongding-Gruppe geeinigt hatte, sei direkt klar gewesen, dass die Anhui Zhongding Rubber Hose Products Co. Ltd. aus Ningguo perfekt in Tristones Portfolio passt. Das Ziel hinter dieser Akquisition sei, einen besseren Marktzugang zu lokalen chinesischen Automobilkunden zu erhalten. Vor allem wolle man Tristones Kernaktivitäten in China in den wichtigen Geschäftsfeldern Motor-, Batterietemperierungs- und Ladeluftapplikationen stärken – allein im PKW Bereich immerhin ein Markt von 600 Mio. EUR, so Frölich.

„Wir verfügen über gute Geschäftsbeziehungen zu den internationalen OEMs, die auch in China fertigen, gleichzeitig hatten wir aber Nachholbedarf bei den zahlreichen chinesischen Herstellern.“ Diese jungen Firmen könne man insbesondere bei alternativen Antrieben mit Lösungen für Batteriekühlung für Hybrid- und Elektrofahrzeugen  unterstützen.

Bessere Ansprache für lokale chinesische OEMs

Mit nun zwei Produktionsgesellschaften in China (in Ningguo und Suzhou) sei die Gruppe in der Lage, ein deutlich breiteres Produktportfolio als Systemlieferant und Entwicklungspartner für die globalen wie auch die lokalen chinesischen Automobilhersteller anbieten zu können, betont Frölich. Anhui Zhongding Rubber Hose Products hat 2019 Umsätze von 34 Mio. EUR erwirtschaftet und beschäftigt 544 Mitarbeiter. Tristones Planungen sehen vor, dass die jeweiligen regionalen Märkte von den Unternehmen vor Ort beliefert werden. Das hat die Tristone Group bereits vor der Corona-Pandemie strategisch festgelegt. „Seit wenigen Jahren hatte sich in zahlreichen Branchen ein Trend zu rückläufiger Globalisierung gezeigt, die Pandemie wird diese Entwicklung in meinen Augen verstärken“, analysiert Frölich.

Die Integration der neuen chinesischen Tochter unterscheide sich im Prinzip nicht signifikant von Integrationen andernorts. Man habe Fahrpläne für die einzelnen Bereiche wie Finanzen, Einkauf, Entwicklung, Operations und Vertrieb erstellt und über ein Steering-Komitee überwacht. Die Anpassung der Managementstruktur zählt praktisch zum Handwerk, wobei Tristone dem chinesischen Management einen europäischen legalen Vertreter der Gesellschaft  vorangestellt habe. Ziel dieses Schrittes sei, Compliance-Risiken zu minimieren. Zurzeit sind die wesentlichen Integrationsziele bereits weitestgehend umgesetzt.

Fazit

Die Gründung einer rechtlich eigenständigen Tochtergesellschaft in China (Legal Entity) kann über Vorteile in besserer Kundenansprache, erhöhter Liefersicherheit oder Natural Hedging noch einen weiteren wichtige Vorzüge bieten, wie das Beispiel Tristone zeigt: Denn obwohl selbst Teil eines chinesischen Konzerns, gelang die Übernahme eines chinesischen Unternehmens erst, als die eigene chinesische Tochter als Käufer auftrat – und die Transaktion als lokale rechtliche Angelegenheit aufgesetzt wurde. Gewusst, wie!

Stunde der chinesischen Käufer? – Das Märchen vom Ausverkauf der Wirtschaft

Quelle: AdobeStock © ratpack223

In der zweiten Februarhälfte kam COVID-19 dann auch an den Börsen Europas und der USA an; die Indizes brachen auf breiter Front schnell und heftig ein. Zwar sorgten schnelle, in die Billionen USD gehenden Stützungsmaßnahmen dafür, dass sich die Kurse wieder relativ stabilisierten, aber in der Politik wuchsen die Sorgen um die heimischen Firmen. Man fürchtet nun, China werde in großem Stile angeschlagene oder auch einfach nur unterbewertete Firmen aufkaufen. Die Wettbewerbskommissarin der EU, Margrethe Vestager, warnte gegenüber der Financial Times vor einem „echten Risiko“ und brachte als mögliche Gegenmaßnahme sogar die Verstaatlichung von Unternehmen ins Spiel. Auch aus der
deutschen Politik sprangen viele auf diesen Zug auf. Wirtschaftsminister Altmaier bekräftigt, dass man einen Ausverkauf deutscher Unternehmen nicht zulasse. EU-Kommissionspräsidentin
Ursula von der Leyen ermahnte die nationalen Regierungen, Investitionen von außerhalb der EU sehr sorgfältig zu prüfen.

Die Unsicherheit im Markt ist groß – niemand wagt jetzt riskante Schnellschüsse.

Sun Yi Partnerin EY

 

Sinkende FDIs

Hintergrund der Sorgen sind dabei nicht nur die wirtschaftlichen Einbußen, die durch die Schutzmaßnahmen ausgelöst wurden, sondern auch die chinesische Strategie „Made in China
2025“. Sie soll China an die Spitze von zehn durch Peking definierten Schlüsselindustrien bzw. Wirtschaftsbereichen bringen, vom Schiffsbau über die Robotik bis zur Biomedizin. Bestandteil
der Strategie sind Übernahmen und Aufkäufe von westlichen Konkurrenten bzw. in den jeweiligen Industrien führenden Unternehmen. Insofern sind Befürchtungen in diese Richtung
nicht ganz von der Hand zu weisen – aber die Realität zeigt eher das Gegenteil: Seit 2017 sehen wir einen kontinuierlichen Rückgang der chinesischen Direktinvestitionen in Europa,
sowohl hinsichtlich der abgeschlossenen Deals insgesamt als auch der investierten Summen.

In Deutschland gingen die Investitionen von rund 12,5 Mrd. USD anno 2016 auf etwa 4,6 Mrd.
USD im vergangenen Jahr zurück; die Anzahl der Transaktionen fiel im selben Zeitraum von 68 auf 39. Die abnehmenden Direktinvestitionen sind übrigens eine weltweite Entwicklung. In China hingegen zeigt der Trend in die andere Richtung. Um 5,8% wuchsen die FDIs hier im vergangenen Jahr – rund 138 Mrd. USD wurden im Reich der Mitte investiert. Insofern zeigt sich auch Yi Sun, die als Partnerin den Bereich China Business Services der DACHRegion
bei EY leitet, unaufgeregt: „Wir erleben kein sonderlich gestiegenes Interesse von chinesischen Investoren. Im Gegenteil, fast die Hälfte aller Transaktionen ist derzeit auf Hold.
Viele wurden sogar komplett abgesagt. Die Unsicherheit im Markt ist groß. Da wagt niemand riskante Schnellschüsse.“

Strengere Rahmenordnungen

Ein gewisses gestiegenes Interesse macht Dr. Ernst Ludes, Geschäftsführer von CVCapital, zwar schon aus – insbesondere von chinesischen Finanzinvestoren, die europäische Aktien nun für günstig halten. Allerdings bedeutet dies noch lange nicht, dass sich dieses Interesse auch schnell umsetzen ließe, denn die regulatorischen Rahmenordnungen haben sich seit der für die deutsche Politik fast traumatisch zu nennenden Übernahme des Robotikunternehmens KUKA durch den chinesischen Mischkonzern Midea deutlich verschärft. Die Möglichkeiten der Bundesregierung, bei Investitionen in „systemrelevante“ Sektoren die Zustimmung zu verweigern, wurden deutlich erweitert. Im Rest der EU sieht es ähnlich aus. In den USA kontrolliert das Committee on Foreign Investment in the United States (CFIUS) alle ausländischen Investments.

„CFIUShat auch enorme Auswirkungen auf Cross-Border-Transaktionen zwischen Europa und China“, konstatiert Dr. Ludes. „Die meisten großen Unternehmen haben Produktionsstandorte in den USA, und damit sind sie von CFIUS betroffen. Nicht wenige Transaktionen scheiterten am Ende daran.“ Die von Ex-Präsident Barack Obama verhinderte Übernahme von AIXTRON durch Fujian Grand Chip ist das prominenteste Beispiel, aber viele mögliche Transaktionen werden aufgrund des drohenden Einspruchs des CFIUS bereits in einem viel früheren Stadium und von der Öffentlichkeit unbemerkt aufgegeben.

Außerdem darf man nicht vergessen, dass auch die chinesischen Investoren selbst intensiven staatlichen Regularien unterliegen.

Auslandsinvestitionen
sind genehmigungspflichtig und bedürfen einer langen Prüfung durch die entsprechenden staatlichen Institutionen. Gerade die Schieflage des Megakonglomerats HNA, das über Jahre
hinweg mehr oder weniger wahllos Unternehmensbeteiligungen wie z.B.einen 3,5%-Anteil an der Deutschen Bank angesammelt hat und nun massive Staatshilfen in Anspruch nehmen
muss, sorgt dafür, dass die Kontrolleure jetzt ganz besonders genau hinschauen. „Allein der ODI-Prozess [Overseas Direct Investment, Anm. d. Red.] dauert etwa drei bis sechs
Monate, chinesische Investoren können also die benötigte Liquidität gar nicht so schnell bereitstellen, wenn sie nicht bereits Dollar in beispielsweise Hongkong liegen haben“, so Dr.
Ludes.

Nicht wenige Transaktionen scheitern am CFIUS.

Dr. Ernst Ludes Managing Director CVCapital

 

Hannover Rück plant Kapitalerhöhung für chinesische Tochter

Quelle: AdobeStock © Mapics

Die chinesische Banken- und Versicherungsaufsichtsbehörde (China Banking and Insurance Regulatory Commission – CBIRC) hat ihre Erlaubnis erteilt: Damit ist der Weg für den deutschen Rückversicherer Hannover Rück frei und er erhöht wie geplant das Grundkapital seiner 100%igen Tochter in Shanghai zu erhöhen. Damit ist der Weg frei für eine Erhöhung von 2,55 Mrd. CNY (ca. 330 Mio. EUR) auf 4,51 Mrd. CNY (ca. 585 Mio. EUR) steigen, was einer Erhöhung von mehr als 75% entspricht. Es ist dies bereits die zweite Kapitalerhöhung innerhalb nur eines Jahres. Bereits im September 2019 hat die Hannover Rück das Grundkapital ihrer Shanghaier Tochter um rund 60% aufgestockt. Es lag damals bei 1,55 Mrd. CNY.

Seit ihrer Gründung im Jahr 2008 verzeichnet die einzige chinesische Tochtergesellschaft der Niedersachsen ein kontinuierliches Wachstum. So stiegen allein im vergangenen Jahr die Umsätze aus dem chinesischen Rückversicherungsgeschäft um 46% auf etwa 13,9 Mrd. CNY (ca. 1,8 Mrd. EUR). Das Gesamtergebnis der Muttergesellschaft belief sich im Jahr 2019 auf 22,6 Mrd. EUR, bei einem Nettokonzerngewinn von 1,28 Mrd. EUR.

Wachstumsmarkt Rückversicherung

Insgesamt hat sich Chinas Rückversicherungsmarkt in den letzten Jahren stetig und schnell entwickelt. Als wichtigsten Grund hierfür nennt die CBIRC das offene und wettbewerbsorientierte Umfeld, wobei die Öffnung des Marktes von den Aufsichtsbehörden konsequent vorangetrieben wird. So wurde im Dezember 2019 der koreanischen Rückversicherungsgesellschaft Korea Re die Erlaubnis erteilt, in Shanghai eine Niederlassung zu gründen. Damit erhöhte sich die Anzahl der ausländischen Rückversicherer, die in China agieren, auf sieben. Darüber hinaus erlaubte die CBIRC Kapitalerhöhungen für die Niederlassungen der deutsch-US-amerikanischen Gen Re und der Swiss Re in Shanghai beziehungsweise Peking.

Die CBIRC verwies bei ihren Entscheidungen auf das stetig wachsende Interesse ausländischer Versicherungen am chinesischen Markt und die sich daraus ergebende Notwendigkeit erhöhter Investitionen. Nur so können die entsprechenden Unternehmen den Anforderungen des Marktes und der Geschäftsentwicklung in China gerecht  werden. Der chinesische Versicherungsmarkt insgesamt ist extrem schnell wachsend. Noch im Jahr 2013 lag man weltweit an 4. Stelle, im Jahr 2016 wurde bereits Japan als zweitgrößter Markt der Welt überholt.

BMW investiert weiter in Shenyang

Quelle: AdobeStock © aphotostory

Das Joint Venture BMW Brilliance Automotive (BBA) investiert weiter in Shenyang. Laut der zuständigen Lokalregierung will BMW gemeinsam mit seinem chinesischen Partner Brilliance China Automotive in den kommenden 3 Jahren insgesamt rund 28,3 Mrd. CNY (ca. 3,67 Mrd. EUR) in der Provinz Liaoning investieren. In diesem Jahr wird BMW hierzu 4,4 Mrd. CNY (ca. 570 Mio. EUR) beisteuern. Anders als der deutsche Konkurrent VW, der in seinen beiden Werken in Foshan in absehbarer Zeit ausschließlich Elektroautos fertigen will, wollen die Bayern in ihren Werken flexibel bleiben. Es sollen hier sowohl batteriebetriebene e-Autos und Plug-In Hybride als auch die klassischen Verbrenner hergestellt werden.

Bereits im Sommer vergangen Jahres war BMW mit seinen Werken in Shenyang in den Schlagzeilen, weil dort die Münchner als erster Autobauer weltweit, die Werke komplett auf 5G, den Mobilfunkstandard der Zukunft, umstellten. Auch die neuen Investitionen verdeutlichen die Bedeutung des chinesischen Standorts als einem der wichtigsten globalen Fertigungscenter des bayerischen Automobilbauers. Nachdem am 17. Februar 2020 die infolge von Covid-19 ruhende Produktion wieder aufgenommen wurde, rollte am 27. Februar der dreimillionste in Shenyang gefertigte BMW, ein Plug-In Hybrid, vom Band. Insgesamt verkaufte BMW im Jahr 2019 über 720.000 Autos in China. Damit ist das Reich der Mitte längst der wichtigste Absatzmarkt des Unternehmens, weshalb BMW immer weiter in Shenyang investiert.

Erneute Verschärfung der Investitionskontrolle in Deutschland

Symbolbild. Gavel und Geld.
Quelle: Adobe Stock © thodonal

Corona-Pandemie bringt Investitionsschutz in den Fokus

Im Zuge der Corona-Pandemie erhält die AWG-Novelle dabei besondere Aufmerksamkeit. Weltweit auftretende Lieferengpässe in Bezug auf Schutzkleidung, Desinfektionsmittel, Medikamente und Beatmungsgeräte führen der Welt schmerzhaft vor Augen, wie bedeutsam die gesicherte medizinische Versorgung der Bevölkerung in Zeiten einer Gesundheitskrise ist. Im Hinblick auf die durch die Krise geschwächte Wirtschaft besteht zudem die Sorge, dass strategisch wichtige Unternehmen zu leichten Übernahmekandidaten werden und es zu einem Ausverkauf von Unternehmen aus krisenrelevanten Industriesektoren kommt. Besonders augenscheinlich ist dies aktuell bei Unternehmen, die Impfstoffe oder Medikamente gegen COVID-19 entwickeln. Ein Tauziehen internationaler Investoren um Unternehmen aus den Bereichen Pharma und Biotechnologie hat auch bereits begonnen.

Quelle: Luther Rechtsanwaltsgesellschaft

Die EU-Kommission hat die Mitgliedsstaaten vor dem Hintergrund der COVID-19 Pandemie am 25. März 2020 aufgefordert, Unternehmen gerade im Pharmabereich vor ausländischen Übernahmen zu schützen und nationale Regelungen ggf. anzupassen, wobei man in Brüssel neben den USA besonders China im Blick hat. Berlin hat sich insoweit bereits positioniert und als Teil des gewaltigen staatlichen Corona-Hilfspaketes den neuen Wirtschaftsstabilisierungsfonds ins Leben gerufen, über den sich der deutsche Staat zum Schutz vor ausländischen Investoren auch an deutschen Unternehmen beteiligen kann. Eine solche „Bazooka“ dürfte aber vermutlich der Ausnahmefall bleiben und es steht zu erwarten, dass man im BMWi deutlich häufiger über eine Untersagung mittels des erweiterten AWG-Instrumentariums nachdenken wird.

Quelle: Luther Rechtsanwaltsgesellschaft

Wesentliche Änderungen des AWG und der AWV

Das Außenwirtschaftsgesetz (AWG) stellt zusammen mit der Außenwirtschaftsverordnung (AWV) die rechtliche Grundlage für die Prüfung ausländischer Direktinvestitionen in Deutschland dar. Mit den Verschärfungen der letzten Jahre wurde u.a. die Beteiligungsschwelle in besonders sicherheitsrelevanten Bereichen von 25% auf 10% abgesenkt und kritische Infrastrukturen wie z.B. Energieversorger in den Anwendungsbereich der Investitionskontrolle einbezogen.

Bislang können gemäß § 5 Abs. 2 AWG Beschränkungen und Handlungspflichten nach § 4 Abs. 1 AWG in Bezug auf den Erwerb inländischer Unternehmen durch unionsfremde Erwerber angeordnet werden, wenn infolge des Erwerbs die öffentliche Ordnung oder Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland tatsächlich und hinreichend schwer gefährdet ist. Nach dem Gesetzesentwurf zur Änderung des AWG soll nun anstelle einer tatsächlichen Gefährdung bereits eine voraussichtliche Beeinträchtigung der öffentlichen Ordnung oder Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland ausreichen. Zugleich wird das Schutzgut nicht mehr nur aus deutscher Perspektive betrachtet, sondern auf die ganze EU und ihre Mitgliedsstaaten erstreckt. Bei Rüstungsgütern und IT-Sicherheitsprodukten sollen zudem nicht mehr nur die Hersteller und Entwickler geprüft werden, sondern auch Unternehmen, die solche Produkte nutzen oder modifizieren. Dies soll laut Bundesregierung eine vorausschauendere Investitionskontrolle ermöglichen.

Der Gesetzesentwurf sieht ferner eine Ausweitung der Vollzugssperre (geregelt in § 15 Abs. 3 AWG) auf sämtliche Rechtsgeschäfte vor, die nach der AWV meldepflichtig sind. Bisher war eine Vollzugssperre nur für Investitionsprüfungen im sektorspezifischen Bereich (Rüstungs- und IT-Sicherheitsunternehmen) vorgesehen. Nach Änderung des AWG wird hingegen auch der Vollzug von meldepflichtigen Erwerbsgeschäften im für alle Branchen geltenden sektorübergreifenden Bereich während des laufenden Prüfverfahrens nicht mehr möglich sein. Diese Neuregelung soll ein „gun jumping“, d.h. die Schaffung vollendeter Tatsachen vor Abschluss des Prüfverfahrens verhindern (beispielsweise den Zugriff auf kritische Technologien oder den Abfluss von sicherheitsrelevanten Informationen).

Neben der Änderung des AWG beabsichtigt die Bundesregierung, in einem weiteren Schritt Anpassungen und Ergänzungen im Rahmen der AWV vorzunehmen. Insbesondere sollen die in Artikel 4 der EU-Screening-VO bereits angesprochenen „kritischen Technologien“ definiert und katalogartig erfasst werden. Einbezogen werden voraussichtlich Künstliche Intelligenz, Robotik, Halbleiter, Bio- und Quantentechnologie, für die eine Meldepflicht und eine Prüfmöglichkeit des BMWi bereits ab einem Anteilserwerb von 10% gilt. Es ist nicht auszuschließen, dass der Katalog vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie noch auf den Gesundheitssektor oder andere Bereiche erweitert wird.