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Steigende Direktinvestitionen, schwächelndes Wachstum

In den ersten 8 Monaten wuchsen die ausländischen Kapitalzuflüsse nach China gegen den globalen Trend weiter an, die chinesische Volkswirtschaft insgesamt hingegen schwächelt.

 Rund 605 Milliarden CNY (ca. 77,3 Mrd. EUR) an ausländischen Direktinvestitionen (FDI) flossen der Volksrepublik in den vergangenen 8 Monaten zu. Die FDIs wuchsen somit um rund 6,9% gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Damit bleibt China eines der wichtigsten Ziele für ausländisches Kapital und das Land stemmt sich gegen einen weltweit etablierten Trend, denn global betrachtet sinken die FDIs bereits das dritte Jahr in Folge. Im Jahr 2018 erreichten FDIs in die entwickelten Länder den niedrigsten Stand seit dem Jahr 2004 und verzeichneten somit einen Rückgang von über 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr wie die Zahlen des von der Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung veröffentlichten World Investment Report belegen.

Einen Wermutstropfen hält allerdings die Wirtschaftsentwicklung bereit. Der Handelskrieg mit den USA als auch bestimmte strukturelle Probleme im Inland lassen das Wirtschaftswachstum schwächer als erwartet ausfallen. Die Industrieproduktion stieg im August nur noch um 4,4% und verzeichnet damit den schwächsten Wert seit über einer Dekade. Auch der Einzelhandel und die Investitionen in Sachanlagen konnten nicht die Wachstumserwartungen der Experten erfüllen. Das Wachstum belief sich hier auf 7,5% beziehungsweise auf 5,5% und damit jeweils unterhalb der prognostizierten Zahlen. Damit dürfte auch das Wachstum der chinesischen Volkswirtschaft insgesamt im laufenden Quartal enttäuschend ausfallen. Bereits das vergangene 2. Quartal war ernüchternd. Das Wirtschaftswachstum betrug in der Periode April – Juni nur noch 6,2% und verzeichnete damit den niedrigsten Wert seit fast 3 Jahrzehnten.

Geely beteiligt sich an Volocopter

Der chinesische Autobauer Geely ist führender Investor bei einer neuen Finanzierungsrunde des badischen Start-Ups Volocopter.

Rund 50 Mio. EUR konnte Volocopter, Entwickler und Hersteller von Flugtaxen, in der Finanzierungsrunde C erlösen. Damit hat das Unternehmen aus dem badischen Bruchsaal nun insgesamt 85 Mio. EUR eingesammelt. Damit steht Volocopter ausreichend viel Kapital für die Realisierung der ambitionierten Pläne zur Verfügung stehen. Im vergangenen Monat konnte bereits ein entscheidender Meilenstein markiert werden: Vom isländischen Flughafen in Helsinki nehmen die Volo-City genannten Flugtaxen des Unternehmens als erste Fluggeräte ihrer Art am regulären Flugbetrieb teil.

Den Plänen von Volocopter zufolge sollen die Flugtaxen vor allem in den großen, stau- und smoggeplagten Megastädten in Asien und Südamerika zum Einsatz kommen. China ist somit ein naheliegender Markt. Ein Pilotprojekt soll noch in diesem Jahr in Singapur starten. Nicht nur der Volo-City, sondern auch der Volo-Port, ein spezieller Landeplatz, sollen dort zum Einsatz kommen. Für den Erfolg der Fluggeräte ist auch das Vorhandensein spezieller Infrastruktur von entscheidender Bedeutung. Entsprechend werden die Geräte und alle Abläufe in Singapur unter realen Bedingungen weiter getestet werden.

Nicht nur Geely ist an Volocopter beteiligt, auch die Daimler AG hat sich bereits im Jahr 2017 an dem Start-Up beteiligt. Die Schwaben sind damit nach den Unternehmensgründern der größte Anteilseigner bei Volocopter, während Geely-Gründer Shufu Li der größte Einzelaktionär bei Daimler ist. Mit dem Einstieg der Chinesen bei Volocopter zeichnet sich ab, dass „Luftmobilität“ nach der gemeinsamen Produktion des Smarts sowie einer Automietplattform ein weiteres Kooperationsprojekt zwischen Daimler und Geely werden dürfte.

Nächster Batteriedeal zeichnet sich ab

Der Umbau der deutschen Automobilindustrie – weg von den Verbrennern hin zu der Elektromobilität – führt zu mehr Kooperationen mit chinesischen Batterieproduzenten

Dem US-amerikanischen Medienportal Bloomberg zufolge steht Porsche kurz vor dem Abschluss eines Kooperationsvertrages mit dem chinesischen Batteriehersteller Contemporary Amperex Technology Co. Ltd. (CATL). Während die Wolfsburger Muttergesellschaft VW für ihre E-Autos bereits auf die Akkumulatoren von CATL zurückgreift, stattet Porsche sein erstes E-Auto, den Anfang September präsentierten Taycan, bisher mit Batterien des koreanischen Unternehmens LG aus.

Für CATL wäre eine Kooperation mit der Luxusmarke Porsche mit einem weiteren Prestigegewinn verbunden. Das Unternehmen liefert bereits Batterien für BMW und konnte jüngst eine Kooperation mit dem deutschen Automobilzulieferer Bosch verkünden. Die Chinesen sind aktuell dabei, ihr Werk in Erfurt aufgrund der massiv angestiegenen Nachfrage der deutschen Automobilbauer nach Antriebsbatterien deutlich auszubauen. Insgesamt rund 2 Mrd. EUR will CATL hier auf Sicht der nächsten Jahre investieren.

Porsche bemüht sich zudem nicht nur um chinesische Batterien. Die Zuffenhausener hoffen, dass sie ebenfalls eine Befreiung von der 10%igen Steuer auf Autoverkäufe in der Volksrepublik erhalten können. Dem US-Elektroautobauer Tesla wurde diese Befreiung Ende August dieses Jahres gewährt. Bei Porsche zeigt man sich zuversichtlich die Steuerbefreiung bis zum kommenden Jahr zu erreichen. Jens Puttfarcken, Porsches Chinachef, erklärte jedenfalls am Rand einer Veranstaltung in Fuzhou, dass man mit den chinesischen Verantwortlichen intensiv und gut zusammen arbeite.

Bosch und CATL gehen langfristige Partnerschaft ein

Bosch und Contemporary Amperex Technology Co. Limited (CATL) haben eine langfristig ausgerichtete Zusammenarbeit bei der Produktion von leistungsstarken Batteriezellen vereinbart.
Bild: Bosch

Der schwäbische Automobilzulieferer Bosch und der chinesische Akkumulatorenspezialist CATL vereinbaren eine strategische Kooperation zur Herstellung von 48-Volt-Batterien.

Bosch und Contemporary Amperex Technology Co. Limited (CATL) haben eine langfristig ausgerichtete Zusammenarbeit bei der Produktion von leistungsstarken Batteriezellen vereinbart. Das gab Bosch am gestrigen Donnerstag in Stuttgart bekannt. CATL wird dabei die Zellen gemäß den Anforderungen von Bosch konzipieren, entwickeln und produzieren. „Wir müssen Batteriezellen nicht selber fertigen“, stellt Dr. Stefan Hartung, Bosch-Geschäftsführer und Vorsitzender des Unternehmensbereichs Mobility Solutions, fest. „Mit CATL haben wir dafür einen etablierten Spezialisten als Partner gewonnen.“

Die Zellen sollen dann in der von Bosch entwickelten 48-Volt-Batterie zum Einsatz kommen, die das Herz der 48-Volt-Hybridantriebssysteme darstellt. In diesen Systemen wird der Verbrennungsmotor durch einen E-Motor unterstützt. Die Energie hierfür wird durch den Bremsvorgang gewonnen. Dadurch lässt sich eine Verbrauchseinsparung von rund 15% erzielen. Angesichts der immer schärfer werdenden Emissions- und Verbrauchsregulierungen gewinnen solche Systeme an Bedeutung und zwar schnell: Bereits im Jahr 2025 werden nach Einschätzung von Bosch rund 20% aller weltweit verkauften Neuwagen eine solche Batterie an Bord haben. „Die 48-Volt-Hybridisierung wird in Zukunft zum Mindeststandard im Fahrzeugmarkt“, konstatiert Hartung.

CATL wiederum wird mit der Kooperation seine Stellung im Batteriesektor auch außerhalb des Lithium-Ionen-Bereichs weiter ausbauen. Das Unternehmen hat bereits mit anderen großen deutschen Konzernen langfristige Kooperationen geschlossen und wird beispielsweise in einem neuen Werk in Erfurt für BMW Akkumulatoren produzieren. Die dafür nötige Versorgung mit Lithium hat CATL ebenfalls bereits sichergestellt: Zeitgleich mit der Veröffentlichung der Kooperation mit Bosch verkündeten die Chinesen, sich für rund 75 Mio. USD 8,5% der Anteile an dem australischen Lithiumproduzenten Pilbara Minerals gesichert zu haben.

Link zur Originalmeldung

Schwierige Routinemission

Bild: Reuters, © Jason Lee

Ab Donnerstag besucht Bundeskanzlerin Merkel die Volksrepublik. Obwohl die Beziehungen mit China blendend sind, ist der Besuch nicht gänzlich unproblematisch.

 Vom 5. bis zum 7. September wird die Kanzlerin das Reich der Mitte besuchen. Sie wird sich mit dem chinesischen Premierminister Keqiang Li zum Frühstück und Mittagessen treffen, mit dem chinesischen Präsidenten Jinping Xi dinieren, vor Studenten der Eliteuniversität Huazhong in Wuhan sprechen und einige Unternehmen besuchen. Natürlich wird Merkel von einer hochrangigen Wirtschaftsdelegation begleitet, in der etliche Dax-Vorstände vertreten sein werden. So weit, so gut und angesichts der allgemein sehr guten deutsch-chinesischen Beziehungen könnte man eigentlich von einem Routinebesuch sprechen. Dennoch findet der Besuch doch unter schwierigen Vorzeichen statt.

Allen voran wären da natürlich der eskalierende Handelskrieg mit Deutschlands wichtigstem Verbündeten, den USA, zu nennen und natürlich die unsichere und unübersichtliche Situation in Hongkong, bei der eine Eskalation ebenfalls nicht ausgeschlossen ist. Allerdings betrifft der Handelskrieg die deutsch-chinesischen Beziehungen aktuell nicht (und gereicht unter bestimmten Umständen deutschen Unternehmen sogar zum Vorteil, wenn beispielsweise die Konkurrenz durch Schutzzölle teurer wird) und Hongkong ist – solange die Situation nicht dramatisch eskaliert – auch eine interne chinesische Angelegenheit. Aber auch an anderen Stellen scheint etwas Sand im Getriebe zu sein.

Seit der Übernahme des Augsburger Robotikunternehmens Kuka durch den chinesischen Mischkonzern Midea, die auch medial sehr hoch gehängt und intensiv begleitet wurde, wächst die Sorge um einen Ausverkauf von Schlüsselindustrien nach Fernost bei Bevölkerung und Wirtschaft. Unbesehen von der durchaus berechtigten Frage, weshalb sich denn dann kein deutsches Unternehmen zur Übernahme von Kuka bereitfand, trug die Bundesregierung dieser Sorge Rechnung und etablierte neue Verordnungen und Gesetze zur Regelung bei Übernahmen aus dem Ausland. Auf China wirkte das genau jener Protektionismus, den man dem Reich der Mitte oft genug vorwirft. Auch die Zwischentöne beim Streit um den neuen Mobilfunkstandard 5G und die Frage, in wie weit Huawei sich beteiligen darf bzw. wird, wurden in Peking genau registriert. Umkehr wiederum sorgte die Nichterteilung eines Visums für eine Bundestagsabgeordnete für steilere Augenbrauen in Berlin.

Zudem schwächelt die Konjunktur in beiden Ländern über die letzten Jahre ist China eben nicht nur ein immer wichtigerer Absatzmarkt geworden, sondern auch mehr und mehr zu einem wirtschaftlichen Konkurrenten herangewachsen. Die teilweise ähnliche Ausrichtung der Volkswirtschaften auf Maschinen- und Automobilbau sowie Chemieindustrie verstärkt dies. Entsprechend ist die sicherlich auf der Agenda stehende Frage nach der weiteren (und vor allem schnelleren!) Öffnung der chinesischen Märkte von besonderer Diffizilität.

Schließlich muss Merkel auch den Erwartungen der europäischen Partner und Verbündeten Rechnung tragen, allen voran natürlich Brüssel, das recht eifersüchtig darauf achten wird, dass seine eigenen Kompetenzen nicht beschädigt werden und ob die deutsche Kanzlerin deutsche Interessen voranstellt oder die erst jüngst formulierten Leitlinien einer gemeinsamen EU-China-Politik einhält.

Es gibt also einige Fallen und Fettnäpfchen, die auf die Kanzlerin in China warten – andererseits hat Angela Merkel sicherlich mehr als genug Erfahrung auf dem diplomatischen Parkett als dass sie die Hürden nicht meistern könnte. Zudem steht auch für Peking einiges auf dem Spiel, schließlich ist die EU und damit auch Deutschland eben nicht dabei, sich von China zu entkoppeln und die Europäer unterstützen – zumindest in Maßen – auch die Vorstellungen von einer stärker multilateral geprägten Weltordnung. Wir dürfen also gespannt sein, welche Ergebnisse und Erkenntnisse am Ende des Besuchs stehen werden.

Caixin sorgt für Zuversicht

Der am Montag vom Wirtschaftsmagazin Caixin veröffentlichte Einkaufsmanagerindex sorgt für eine Überraschung und deutet einen vorsichtigen Wirtschaftsaufschwung an

Der Caixin Einkaufsmanager Index (EMI) des verarbeitenden Gewerbes hat im vergangenen Monat die Schwelle von 50 Punkten überschritten und erreichte 50,4 Punkte für den Monat August (Juli 49,9). Experten hatten mit einem Wert von 49,7 gerechnet. Damit zeigte er erstmals wieder seit 3 Monaten eine Wachstumsentwicklung in China an. Zumindest für kleine und mittelständische Unternehmen im Reich der Mitte, denn deren Perspektiven spiegelt der Caixin EMI in erster Linie wieder. Ein weiteres positives Signal geht vom EMI für das nicht-verarbeitende Gewerbe aus. Dieser stieg sogar das erste Mal seit 5 Monaten, von 53,7 Punkten im Juli auf 53,8 Punkte im August, womit der Index immerhin noch die gesamte Zeitspanne über im „Wachstumsmodus“ war.

Der staatliche Einkaufsindex des verarbeitenden Gewerbes, den das Nationale Büro für Statistik (NBS) bereits am Samstag veröffentlichte, hält hingegen einen ordentlichen Wermutstropfen bereit. Der in erster Linie auf Staatsunternehmen und Großkonzerne fokussiert EMI für das verarbeitende Gewerbe sank um 0,2 Punkte auf 49,5 Punkte. Die Entwicklung des Caixin EMI deutet also kurzfristig eine Verbesserung der volkswirtschaftlichen Perspektiven an, während der offizielle staatliche EMI eher darauf hinweist, dass langfristig die Risiken eines weiteren Abwärtstrends noch nicht gebannt sind.

Wenn man diese Zahlen in Zusammenhang mit dem Handelskrieg setzen möchte, ließe sich in etwa daraus ablesen, dass die kurzfristige Aussetzung bereits beschlossener Zölle durch US-Präsident Donald Trump (Begründung: Das US-Weihnachtsgeschäft sollte nicht zu sehr geschädigt werden) sich belebend auswirkten, die Zollerhöhungen aber eben nur aufgeschoben und nicht aufgehoben sind.

Estun übernimmt Cloos

Gemeinsam mit dem Hongkonger Investmenthaus CRCI wird die in Nanjing ansässige Estun Automotion Co. den Robotik- und Schweißtechnikspezialisten Carl Cloos Schweißtechnik GmbH übernehmen. Estun ist einer der größten chinesischen Roboterhersteller und ein weltweit operierender Anbieter von Antriebssystemen und Industrierobotern. Ein besonderer Schwerpunkt des an der Börse in Shenzhen gelisteten Unternehmens liegt auf der Automatisierung von Produktionsprozessen. Die Produktpalette reicht dabei von einzelnen Antriebselektroniken bis hin zur Entwicklung von kompletten, automatisierten Fertigungsanlagen. Damit passt die Carl Cloos GmbH als einer der weltweit führenden und innovativen Hersteller von Schweißrobotern sowie als renommierte Marke perfekt in das Portfolio der Chinesen.

Auch für die im mittelhessischen Haiger beheimatete Carl Cloos GmbH, die heuer ihr 100 jähriges Bestehen feiert, bietet die Übernahme erhebliche Chancen. Schließlich wird sich mit dem chinesischen Partner der Zugang zu dem am schnellsten wachsenden Robotik-Markt der Welt deutlich vereinfachen. Estun sei der perfekte Partner für die strategische Expansion und sichere das langfristige Wachstum, stellt man demensprechend in Haiger fest. Cloos-Geschäftsführer Sieghard Thomas erläutert die Position des Unternehmens genauer: „Die Robotik hält momentan breiten Einzug in viele industrielle Bereiche, was zu immer schnelleren Innovationen, höheren Investitionssummen sowie kürzeren Lebenszyklen führt und die Notwendigkeit mit sich bringt, dies über Skaleneffekte und Marktdurchdringung auszugleichen. Wir stehen in der Digitalisierung vor einer Zeitenwende, auf die wir uns vorausschauend einstellen.“

Der Dritte im Bunde, das Investmenthaus CRCI, ist durch die strategische Ausrichtung auf Investments im Rahmen von „China-to-World“ bzw. „World-to-China“ der ideale Partner für Übernahme. Durch diese Ausrichtung bietet CRCI den chinesischen Partnern die Chance, ihre Marktfähigkeit zu verbessern, und nicht-chinesische Partner können mit der Unterstützung durch CRCI ihr Wachstum im chinesischen Markt beschleunigen. Begleitet wird die Transaktion von den Büros der international renommierten Kanzlei Orrick in Düsseldorf, München und Shanghai. Orrick ist eines der führenden Unternehmen bei M&A-Begleitungen mit einem besonderen Schwerpunkt auf deutsch-chinesische Transaktionen.

Die Übernahme wird rund 196 Mio. EUR kosten. Estun finanziert die Summe teilweise durch eine Kapitalerhöhung in Höhe von 551 Mio. CNY (ca. 69 Mio. EUR). An der Shenzhener Börse wurde daher der Handel mit der Estun Aktie in Übereinstimmung mit den Regeln der China Securities Regulatory Commission (CSRC) vorläufig ausgesetzt. Estun hat auch bereits Erfahrung mit Übernahmen in Deutschland. Im September 2017 erwarb das Unternehmen 50,1% der Anteile des Spezialmaschinenbauer M.A.i. für rund 9 Mio. EUR.

Link zu deutschen Pressemeldung und zur Börsenmeldung in chinesisch (PDF-Download)

Chancen der Belt and Road Initiative für deutsche Mittelständler

Chancen der Belt and Road Initiative für deutsche Mittelständler
Bild: Adobe Stock; ©arkadiwna

Seidenstraße. Das klingt nach Abenteuer, nach exotischen Gewürzen, seltenen Stoffen und funkelnden Edelsteinen. Mit der 2013 gestarteten Belt and Road Initiative (BRI) möchte China an den Glanz einer Zeit anknüpfen, in der das damalige Kaiserreich der Mittelpunkt des Welthandels war. Neben Handelsinteressen und Wirtschaftsförderung stehen Ressourcenpolitik und geopolitische Machtansprüche im Fokus. Vor allem aber geht es um Geld. Viel Geld. Milliarden warten darauf, in den Bau von Containerhäfen, Terminals, Eisenbahnlinien, Straßen, Kraftwerken oder Raffinerien zu fließen. Das anfangs genannte Investitionsvolumen von 900 Mrd. USD dürfte bald erreicht sein; bis 2020 könnte der Finanzbedarf sogar auf über 7 Bio. USD steigen. Aber welche Chancen bietet die Belt and Road Initiative für deutsche Mittelständler?

Zahlen, die Begehrlichkeiten wecken.

Obwohl Deutschland bislang nicht zu den mehr als 100 Ländern gehört, die ein Kooperationsabkommen mit China unterzeichnet haben, hoffen auch hierzulande viele Firmen auf ein Stück vom Kuchen. Einer Umfrage des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) unter seinen in China tätigen deutschen Mitgliedsfirmen zufolge erwarteten 2018 49% der Befragten einen positiven Effekt für sich durch die sogenannte Neue Seidenstraße. Dabei sieht die Realität bislang anders aus. In neun von zehn Fällen geht der Zuschlag für ein Projekt an chinesische Unternehmen – das zeigen aktuelle Zahlen des Mercator Institute for China Studies (MERICS).

Mittelstand bislang außen vor

Wenn doch einmal deutsche Firmen zum Zuge kommen, dann Großkonzerne. So unterzeichnete Siemens allein 2018 mehr als zehn Kooperationsvereinbarungen im Bereich Industrie 4.0 und Energieerzeugung mit chinesischen Staatskonzernen; der schwäbische Maschinenbauer Voith liefert für 200 Mio. EUR drei 470-Megawatt-Turbinen sowie die elektrische und mechanische Ausrüstung für die Erneuerung eines Wasserkraftwerks in Pakistan. Das Staudammprojekt ist wichtiger Bestandteil des Wirtschaftskorridors, über welchen China seinen Westen mit dem Hafen Gwadar verbindet.

Ähnliche Erfolgsmeldungen aus dem klassischen Mittelstand sucht man vergebens. Unterhält Siemens eine eigene BRI-Taskforce mit Büro in Peking, um weltweit mögliche Seidenstraßenprojekte zu identifizieren, klagen kleinere Unternehmen über mangelnde Transparenz der Ausschreibungen und fehlende Chancengleichheit. Jens Hildebrandt, Geschäftsführer der Deutschen Handelskammer in Peking, kritisiert offen, dass Mittelständler nur schwer einen Zugang erhielten, weil sie meist gar keine Projektinformationen hätten. Die Planungsbehörden sollten die anstehenden Aufträge klar im Netz kommunizieren und insgesamt mehr Informationen zur Verfügung stellen, lautet die Forderung.

Der Weg dahin ist jedoch ein steiniger. Zwar steht das Versprechen größerer Transparenz im Raum, doch nicht von ungefähr hat China feste institutionelle Regeln im Rahmen kollektiver Verträge bislang umgangen. Stattdessen setzt das Reich der Mitte auf bilaterale Abkommen. Unter Ausnutzung seiner ökonomischen und politischen Stärke sind diese meist an strikte Bedingungen geknüpft. Die deutsche Regierung kritisiert dieses Vorgehen und hofft auf eine europäische Lösung. Diese ist nach dem jüngsten Vertragsabschluss zwischen China und Italien aber weiter entfernt denn je. Das macht auch den Mittelstand zunehmend skeptisch – die positiven Einschätzungen der Maschinenbauer sanken im April 2019 jedenfalls auf 30%.

Erstmals deutsche Halle auf Buchmesse

Bildquelle: gz.bendidao.com

Auf der südchinesischen Buchmesse in Guangzhou wird es zum ersten Mal eine eigene Halle für deutsche Verlage und deutsche Autoren geben

 Bereits zum 27. Mal öffnet die jährlich in der Metropole am Perlflussdelta stattfindende südchinesische Buchmesse am kommenden Freitag (16. August) ihre Pforten. Mehr als 300 namhafte in- und ausländische Verlage werden daran teilnehmen und auf mehr als 40.000 Quadratmetern über 200.000 Bücher und Publikationen präsentieren. Darüber hinaus finden im kulturellen Rahmenprogramm mehr als 200 Veranstaltungen zur Buchmesse statt und es werden insgesamt über 250 Schriftsteller und Kulturschaffende auftreten.

Erstmals wird dabei auch Deutschland mit einer eigene Halle vertreten sein. Dort sollen weltberühmte und hochwertige deutschsprachige Bücher, Publikationen und relevante kulturelle Produkte ausgestellt werden, so Guike Wang, der stellvertretender Leiter des Amts für Presse und Publikationswesen der Provinzregierung von Guangdong. Auch im Verlagswesen strebt China nach einer vertieften Zusammenarbeit mit internationalen Anbietern. Insofern wollen die Veranstalter Brücken zur Frankfurter Buchmesser zu schlagen und den kulturellen Austausch weiter zu fördern.

Link zur Veranstaltungsseite

Mercedes Benz Energy und BAIC-Tochter bauen Kooperation aus

Mercedes Benz Energy und BAIC-Tochter Beijing Electric Vehicle vertiefen Kooperation und unterzeichnen Entwicklungsabkommen zur Zweitnutzung von elektrischen Antriebsakkumulatoren.

 „Der Ausbau regenerativer und damit schwankungsintensiver Energieerzeugung steigt weltweit rapide an“, stellt Gordon Gassmann, CEO von Mercedes-Benz Energy, fest. „Auch die tendenziell wachsende Entfernung zwischen dem Ort der Energieerzeugung und dem Ort des Energieverbrauchs stellt die heutigen Stromnetze vor große Herausforderungen. Das schafft weitreichende Chancen für stationäre Energiespeichersysteme weltweit“, so der Mercedesmanager weiter.

Entsprechend haben nun Mercedes Benz Energy, eine 100prozentige Tochter der Daimler AG und die BAIC-Tochter Beijing Electric Vehicle Co. (BJEV) eine Entwicklungspartnerschaft zum Aufbau sogenannter 2nd-Life-Energiespeichersysteme in China geschlossen. Dabei werden ausgediente Akkumulatoren aus Elektroautos in stationäre Anlagen zur Speicherung elektrischer Energie eingebaut, bevor sie endgültig recycelt werden.

Das Anwendungsspektrum reicht dabei vom Lastspitzenausgleich und Schwarzstart (vom Stromnetz unabhängiges Hochfahren eines Kraftwerkes) bis hin zur unterbrechungsfreien Stromversorgung. Daimler hat zusammen mit seinen Partnern bereits drei Großspeicher mit Speicherkapazitäten von insgesamt rund 40 MWh Energie aus automobilen Batteriesystemen an das deutsche Stromnetz gebracht. Zudem gelang vor einigen Wochen gemeinsam mit dem Übertragungsnetzbetreiber TenneT der Nachweis, dass automobile Batteriespeichersysteme Aufgaben von Großkraftwerken übernehmen und wesentlich zur Netzstabilisierung und zum Systemwiederaufbau nach einem Kraftwerksausfall beitragen können.

Als Pilotprojekt, das dann auch als gemeinsame Basis für weitere Projekte dienen soll, wollen Mercedes Benz Energy und BJEV nun in Peking einen 2nd-Life-Energiespeicher aufbauen. Hierfür sollen die Batterien von BJEV genutzt werden. Mit mehr als 420.000 verkauften E-Fahrzeugen ist das Unternehmen ist einer der weltweit führenden Anbieter von reinen Elektrofahrzeugen. Entsprechend groß ist der Pool aus Batterien, auf den das gemeinsame Projekt zurückgreifen kann. „Die rasante Elektrifizierung von Fahrzeugen hat diese sozusagen von traditionellen Fortbewegungsmitteln in ein neues Instrument des Energiemanagements verwandelt. BJEV ist Experte auf Gebieten wie der Ladeinfrastruktur, Batterietauschinfrastruktur sowie der 2nd-Life-Nutzung von Batteriesystemen,“ fügt der stellvertretenden BJEV-Geschäftsführer Xiaohua Ye an und zeigt sich optimistisch: „Ich glaube, unsere Kooperation auf dem Gebiet des Energiemanagements wird langfristige und beständige Vorteile mit sich bringen.”

Chinas reformierte Einkommensteuer

Von Dr. Michael Bormann und Fang Fang, bdp Management Consulting (Tianjin) Co., Ltd.

In den letzten Jahren wurden in China verstärkt Maßnahmen zur Förderung von Investitionen, Steigerung der Binnennachfrage sowie der Verringerung der Steuerlast von Unternehmen und Privatpersonen umgesetzt.

Dazu wurden umfangreiche Änderungen der individuellen Einkommenssteuer (individual incometax: IIT) vorgenommen, die grundsätzlich bereits im letzten Jahr vom ständigen Ausschuss des Nationalen Volkskongresses verabschiedet wurden.

Da die IIT-Reform sehr umfangreich ist, konzentrieren wir uns auf die Löhne der Mitarbeiter und die Vergütung anderer Personen, die eng mit dem Tagesgeschäft eines Unternehmens verbunden sind.

Die Änderungen der IIT-Reform umfassen die folgenden Kernpunkte:

1. Definition des Konzepts und der Kriterien der Wohnidentität

Die Änderungen des IIT-Gesetzes führen erstmals das Konzept des „Residenten“ und des „Nicht-Residenten“ auf der rechtlichen Ebene ein. Kriterium der Aufenthaltsdauer wird vom ursprünglichen „Aufenthalt für ein Jahr“ in „Aufenthalt für 183 Tage“ geändert. Damit wird dieses Konzept sowohl für das IIT-Gesetz selbst als auch für die entsprechenden Bestimmungen der Doppelbesteuerungsabkommen (DBA), das China mit den meisten Ländern unterzeichnet hat, vereinheitlicht.

Diese Änderung des Kriteriums der Wohnidentifikation ist bedenklich. Es könnte große Auswirkungen auf die Steuerbelastung von Personen ohne Wohnsitz in China und die Quellensteuerpflicht der Unternehmen haben. Diese Änderungen werden sich auch auf die globalen Richtlinien und Kosten der Unternehmensgruppe für die Entsendung von Mitarbeitern auswirken.

2. Umsetzung einer umfassenden Besteuerung und Änderung des Steuersatzes

„Das allgemeine Einkommen“ und „der Geschäftsertrag“wurden definiert.

Konsolidierung der Löhne- und Gehälter, der Arbeitsvergütungen, des Autorenhonorars und der Lizenzgebühren im „allgemeinen Einkommen“.

„Geschäftsertrag“, der vom selbständigen industriellen und gewerblichen Privatbetrieb aus der Produktion oder der Operation, der von Unternehmen und Institutionen aus dem Vertrags- oder Leasinggeschäft erzielt wird.

3. Einführung einer jährlichen Steuererklärung für das allgemeine Einkommen“

Mit den Änderungen des IIT-Gesetzes wird eine jährliche Steuererklärung für das „Allgemeine Einkommen“ eingeführt. Im Tagesgeschäft des Unternehmens (mit Ausnahme der vom Staatsrat regulierten Branchen) werden Löhne und Dienstleistungsgebühren, die das Unternehmen an Mitarbeiter und andere Personen gezahlt hat, weiterhin monatlich als aktuelle Regelung einbehalten.

Wenn eine Person den Jahresausgleich vom 01. März bis 30. Juni des Folgejahres abwickelt, wird die monatlich einbehaltene Steuer gemäß den Bestimmungen abgezogen. Für allgemeine Einkünfte, die eine gebietsfremde Person erhält, hat der Abzugsverpflichtete, falls vorhanden, die monatlich oderjeweils geschuldete Steuer einzubehalten, und diese Person muss die endgültige Abrechnung der individuellen Einkommensteuer nicht vornehmen.

4. Einführung neuer Abzüge

Diese Abzüge betreffen vor allem die Ausgaben für den Jahresabzugsbetrag von CNY 60.000, die Ausgaben für die von den Mitarteitern bezahlten drei Sozialversicherungen und Wohnungsfonds (housingfund)“ sowie für Kindererziehung, Fortbildung, Krankheitskosten für schwere Krankheiten, Zinsen auf den Kauf der  Eigentumswohnung und Mieten sowie Ausgaben für die Altenpflege..

5. Erstmalige Einführung von IIT-Anti-Steuerumgehungsbestimmungen

Es wurden IIT-Anti-Steuerumgehungsbestimmungen erlassen. Steuerpflichtige, die die Registrierung eines chinesischen Haushalts wegen Auswanderung kündigen, müssen die Steuerverrechnung vor der Kündigung abwickeln.

6. Klärung der Steuerermäßigung für das Einkommen von Privatpersonen, das für Wohltätigkeitsorganisationen verwendet wird.

Wenn eine Person von ihrem individuellen Einkommen für einen öffentlichen Zweck spendet, kann sie bis zu einem Drittel des zu versteuernden Einkommens steuermindernd abziehen, sofern nicht der Staatsrat bestimmt, dass der volle Betrag der Vorsteuerabzüge für gemeinnützige Zwecke zu beachten ist.

7. Streichung der sonstigen Einkünfte“ und der entsprechenden Vorschriften

Da die im IIT-Gesetz aufgeführten Einkünfte allumfassend sind, wurden die vom Staatsrat festgelegten „sonstigen Einkünfte“ sowie die entsprechenden Regelungen gestrichen.

Die Änderungen des IIT-Gesetzes wurdenab dem 1. Januar 2019 umgesetzt.

Diese Kernpunkte geben eine allgemeine Übersicht über die IIT-Änderungen. Zum weiteren Verständnis ist zu beachten, dass die Änderungen des IIT-Gesetzes Ihre Steuerbelastung aus Gehältern und Dienstbezügen durch folgende Maßnahmen reduzieren oder beeinflussen:

A. Erhöhter IIT-Schwellenwert: Die IIT reduziert sich durch die Erhöhung der Freibeträge

Vor dem 01.10.2018:

Chinesischer Mitarbeiter: CNY 3.500 pro Monat; Ausländischer Mitarbeiter: CNY 4.800 pro Monat

Nach dem 01.10.2018:

Chinesischer Mitarbeiter oder ausländischer Mitarbeiter: CNY 5.000 pro Monat CNY 60.000 pro Jahr

B: Konsolidierung der Einnahmequellen: Bei Personen, die mehrere Einkommensquelle haben (z.B. Gehalt plus Dienstleistungshonorare), hängt die IIT-Belastung von der Gesamthöhe der Einkommen ab und kann erhöht oder verringert werden.

C. Anpassung des Steuersatzes und der Steuerstruktur: Auf das allgemeine Einkommen wurde ein neuer Steuersatz angewendet.

D. Spezielle zusätzliche Abzüge wurden ergänzt: siehe oben Punkt 4.

IIT Steuertabelle für die individuelle Einkommenssteuer ab dem 01.01.2019

Tabelle 1: Löhne und Gehälter für ansässige Personen

Stufe zu versteuerndes Jahreseinkommen (CNY)* Steuersätze Schnell berechnender Abzug (CNY)
1 < 36.000 3% 0
2 36.001-144.000 10% 2.520
3 144.001-300.000 20% 16.920
4 300.001-420.000 25% 31.920
5 420.001-660.000 30% 52.920
6 660.001-960.000 35% 85.920
7 > 960.000 45% 181.920

*Anmerkung: Das in dieser Tabelle genannte jährliche zu versteuernden Einkommen bezieht sich auf das Gesamteinkommen einzelner Einwohner gemäß den Bestimmungen von Artikel 6 des individuellen Einkommenssteuergesetzes. Die Höhe des Einkommens in jedem Steuerjahr wird um 60.000 CNY und Sonderabzüge und sonstige abgezogene Salden reduziert, die nach dem Gesetz bestimmt werden.Die Höhe des Einkommens in jedem Steuerjahr wird um 60.000 CNY und Sonderabzüge und sonstige abgezogene Salden reduziert, die nach dem Gesetz bestimmt werden.

Tabelle 2: Arbeitsvergütungenfür ansässige Personen

Stufe zu versteuerndes Einkommen (CNY) Steuersätze Schnell berechnender Abzug (CNY)
1 < 20.000 20% 0
2 20.001-50.000 30% 2.000
3 > 50.000 40% 7.000

 

Tabelle 3: Löhne oder Gehälter, Arbeitsvergütungen, Autorenhonorar und Lizenzgebühren für nicht ansässige Personen

Stufe zu versteuerndes Monatseinkommen (CNY)* Steuersätze Schnell berechnender Abzug (CNY)
1 < 3.000 3% 0
2 3.001-12.000 10% 210
3 12.001-25.000 20% 1.410
4 25.001-35.000 25% 2.660
5 35.001-55.000 30% 4.410
6 55.001-80.000 35% 7.160
7 > 80.000 45% 15.160

*Anmerkung: Nicht ansässige Personen erhalten Löhne oder Gehälter, Arbeitsvergütungen, Autorenhonorar und Lizenzgebühren berechnen den steuerpflichtigen Betrag auf die Monatsbasis und gemäß dieser Steuertabelle. Nach derzeitigem Kurs entsprechen CNY 10.000 rund EUR 1.292.

Über bdp:

bdp ist ein langjährig erfolgreiches agierendes Beratungsunternehmen für den Mittelstand und ist in Deutschland mit Büros in Berlin, Hamburg und Frankfurt/Main sowie eigenen Büros in Tianjin, Shanghai und Qingdao vertreten.

http://www.bdp-team.cn/en

 

 

Rüsselsheim/Raunheim/Kelsterbach: Region begeistert Chinas Unternehmen

Hannover Messe 2018: Vertreter der Deutsch-Chinesischen Städteallianz
Hannover Messe 2018: Vertreter der Deutsch-Chinesischen Städteallianz; Foto: © Mark Reichert

Wichtigste Anlaufstelle ist die China-Kompetenzstelle beim Netzwerkmanagement China am Marktplatz 6 in Rüsselsheim. Hier unterstützen die Leiterin, Anja Warnecke-Bi, und Berater die Ratsuchenden aus China Tag für Tag bei behördlichen Abläufen, Flächensuchen, Visa-Angele-
genheiten oder Markteinschätzungen – alles natürlich auf Chinesisch. Dass die Angebote gerne angenommen werden, zeigt, dass 2018 bereits 44 chinesische Unternehmen aus den Bereichen Handel, Logistik und Automotive in den drei Städten tätig waren, so z.B. Sinotrans Air Transportation oder der Displayhersteller Absen. Allein 2018 hatten sich 14 Unternehmen aus China neu angesiedelt.

Neue Unternehmen und Arbeitsplätze

Mit der Chery Automobile Europe GmbH und der Geely Auto Technical (Deutschland) GmbH wurden 2018 zwei besonders wegweisende Ansiedlungen auf den Weg gebracht. Jochen Tüting, Geschäftsführer der Chery Europe GmbH, Automobilhersteller und Chinas führender Exporteur von Fahrzeugen, nennt die Beweggründe: „Im Zuge des geplanten Markteintritts in Europa suchten wir einen zentral gelegenen Standort für unser neues europäisches Design- und Entwicklungszentrum im Rhein-Main-Gebiet. Wir wollten die optimale Kombination aus Infrastruktur, automobilem Umfeld und Fachkräften. Am Ende haben wir ‚Drei gewinnt‘ mit dem Standort Raunheim favorisiert, weil wir hier unterstützt von der lokalen Wirtschaftsförderung am flexibelsten expandieren können.“

Die Unterstützung betont auch Yuyang Feng, Deputy General Manager Sinotrans und Co-CEO China Merchants: „Kelsterbachs Bürgermeister, Manfred Ockel, die Wirtschaftsförderung und das Netzwerkmanagement China hatten und haben für unsere Belange immer ein offenes Ohr. Das hilft uns bei allen kleinen und größeren Themen.“

Nicht umsonst haben in der Region Frankfurt-Rhein-Main zahlreiche R&D- und Design-Center großer asiatischer Automobilunternehmen ihren Sitz. Denn „Drei gewinnt“ liegt am Schnittpunkt der europäischen Verkehrsadern des größten Binnenmarktes der westlichen Welt und verfügt über viele gewerbliche und industrielle Nutzflächen, wobei die Immobilien-, Grundstücks- und Mietpreise relativ betrachtet sehr günstig sind.

Drei gewinnt auf einen Blick; Illustration © Drei gewinnt

„Auch Opel Automobile GmbH hat hier seinen Hauptsitz und internationales Entwicklungszentrum in Rüsselsheim und Hyundai und Kia ihre europäischen Design- und Entwicklungszentren. Unternehmen finden in Rüsselsheim, Raunheim und Kelsterbach denn auch die benötigten Ingenieure und Fachkräfte“, führt Rüsselsheims Oberbürgermeister Udo Bausch aus.

Gleichzeitig bieten die Städte ihren Einwohnern aus mehr als 120 Nationen ein angenehmes Lebensumfeld: ausgedehnte Grünflächen, schöne Ausflugsziele und eine Vielzahl von Sport- und Freizeitmöglichkeiten. Insbesondere für Chinesen gibt es viele Angebote, von chinesischen und internationalen Kindergärten und Schulen, chinesischen Restaurants über chinesische Supermärkte und kulturelle Angebote speziell für Chinesen bis hin zu einer großen chinesischen Community mit reichlich Verbänden, Vereinen und Netzwerken.

Lotse und Helfer

China im Gespräch: Werksbesichtigung bei Opel im Rahmen der Netzwerkveranstaltung
China im Gespräch: Werksbesichtigung bei Opel im Rahmen der Netzwerkveranstaltung; Foto: © Drei gewinnt

Auch für die Übersicht über all diese Angebote ist wieder das Netzwerkmanagement China Anlaufstelle. Es pflegt viele aktive Kontakte zu Institutionen: von der Deutsch-Chinesischen Industriestädteallianz über den Verein der chinesischen Unternehmen im Rhein-Main-Gebiet bis hin zur Chinese Investment Promotion Agency oder dem Konfuzius-Institut Frankfurt. „Die Netzwerkmanagerin China sieht sich für die chinesischen Unternehmen als Lotse, als One-Stop-Anlaufstelle und vor allem als proaktiver Dienstleister“, führt Bausch aus. Die expliziten Kernaufgaben bringt Anja Warnecke-Bi auf den Punkt:

• die Neuansiedlung von Unternehmen aus China;
• die Beratung der bereits ansässigen chinesischen Unternehmen in allen relevanten Fragen;
• die Kommunikation über den Standort und das Service-Angebot, z.B. für Besuchsdelegationen, bei Chinareisen oder auch im hauseigenen WeChat-Kanal;
• die Netzwerkarbeit zu „Drei gewinnt“ bis hin zur Kontaktpflege zu deutschen und chinesischen Multiplikatoren und relevanten Akteuren.

Insbesondere die Netzwerkarbeit hat einen hohen Stellenwert inne. Zu ihr zählt vor allem auch das Präsentieren von „Drei gewinnt“ auf den wichtigen Messen für Interessenten aus Fernost.

Netzwerken in Deutschland und China

So besuchte man vergangenen Oktober beim Jahrestreffen der Chinesisch-Deutschen Industriestädteallianz (ISA) in Foshan das Guangdong Internationale Kongress- und Ausstellungszentrum. Und während der Hannover Messe vernetzten sich Unternehmen aus den drei Städten am Stand der ISA mit Unternehmen und Forschungseinrichtungen aus anderen deutschen und chinesischen ISA-Mitgliedstädten. Auch beim „Chinesisch-Deutschen Wirtschaftsdialog – Business Matchmaking“ wurden fleißig Kontakte nach China gebaut und gepflegt, konkret zu mehr als 80 Geschäftsführern und Direktoren chinesischer Unterneh-
men.

Empfang der Bürgermeisterdelegation durch Xuefeng Ren, Vize-Parteisekretär der Stadt Chongqing
Empfang der Bürgermeisterdelegation durch Xuefeng Ren, Vize-Parteisekretär der Stadt Chongqing; Foto © Drei gewinnt

Aus vielen Initiativen resultiert dann auch Weiterführendes für die Zukunft. So traf Raunheims Bürgermeister Thomas Jühe Vertreter des Handelsministeriums der Provinz Guangdong und erörterte mit ihnen das Interesse des Handelsministeriums an der Ansiedlung von Opel ebenda und die Unterstützung seitens staatlicher Stellen. Diese Interessenbekundung konnte Jühe dann direkt an den Opel-Konzern herantragen.

Ausblick

Auch künftig setzen die drei Städte ihr spezielles Standortmarketing in Richtung China fort. Ziel ist es, sich als Standort insbesondere für Forschung und Entwicklung chinesischer Unternehmen in Deutschland zu etablieren.