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Vertrag unterzeichnet – BMW erhöht BBA-Anteil auf 75%

Im Juli war die Nachricht während der deutsch-chinesischen Regierungskonsultationen bereits durchgesickert. Jetzt ist der Vertrag unterschrieben: BMW wird seinen Anteil am Gemeinschaftsunternehmen BMW Brilliance Automotive (BBA) für 3,6 Mrd. EUR auf 75% anheben. Damit sind die Münchner der erste ausländischer Autobauer, der seinen Joint-Venture-Anteil auf über 50% ausweiten darf. Für Gleichzeitig haben BMW und der chinesische Partner Brilliance China Automotive vorzeitig den Vertrag für ihr Gemeinschaftsunternehmen bis 2040 verlängert. Darüber hinaus haben sie weitere Milliardeninvestitionen beschlossen. Dies gaben die beiden Fahrzeughersteller anlässlich einer Feier zum 15-jährigen Bestehen von BBA bekannt.

An BBA hält BMW bisher 50%, der Partner Brilliance 40,5%. Die restlichen 9,5% gehören der Stadt Shenyang, wo sich im Bezirk Tiexi das größte und modernste Werk des Gemeinschaftsunternehmens befindet. BMW und Brilliance kündigten auf der 15-Jahres-Feier an, in den kommenden Jahren rund 3 Mrd. EUR in ein neues Werk auf dem Gelände in Tiexi sowie in die zweite bestehende Produktionsstätte in Dadong, einem weiteren Bezirk von Shenyang, investieren zu wollen. Anfang des kommenden Jahrzehnts soll dann das Produktionsvolumen von derzeit 400.000 Fahrzeugen auf 650.000 Einheiten gesteigert werden. 5.000 neue Arbeitsplätze werden laut den Planungen dabei geschaffen.

In den vergangenen 15 Jahren ist BBA für BMW zu einem Eckpfeiler in dem mittlerweile wichtigsten Absatzmarkt des deutschen Autokonzerns geworden. 2017 wurden in China rund 560.000 Fahrzeuge der Marke BMW ausgeliefert. Zwei Drittel der dort verkauften Fahrzeuge liefen in den beiden Werken Tiexi und Dadong vom Band. In China setzt der bayerische Premiumhersteller künftig stark auf Elektromobilität: Seit einem Jahr betreibt BBA in Tiexi auch eine eigene Batteriefabrik. Im Mai 2018 legte das Joint Venture den Grundstein für eine umfassende Erweiterung. Das neue „High-Voltage Battery Centre Phase II“ wird künftig neue und  leistungsfähigere Batterien für den vollelektrischen BMW iX3 produzieren.

BMW ist es mit der Ausweitung des Anteils auf 75% als erstem ausländischen Autobauer gelungen, eine Mehrheit an einem Joint-Venture in der Fahrzeugproduktion zu erwerben. Offiziell soll dies erst in vier Jahren möglich werden. Bereits dieses Jahr entfällt der Joint-Venture-Zwang in China für Investitionen im Bereich Elektroautos, ab 2020 werden auch die Einschränkungen für Nutzfahrzeuge aufgehoben. Die Freigabe der Beschränkung auf einen Anteil von maximal 50% für ausländische Hersteller bei konventionellen Personenkraftwagen ist eigentlich erst ab 2022 vorgesehen. Diese neue Regelung war im Frühjahr bekannt gegeben und Ende Juni in der aktualisierten Negativliste von NDRC und MOFCOM nochmals bestätigt worden.

Haier bestätigt erneut IPO-Pläne am D-Shares Markt

Bereits im April kündigte der chinesische Haushaltsgerätehersteller Qingdao Haier an, sich am deutschen D-Shares Markt listen zu lassen – nun macht das Unternehmen ernst: Bis zu 400 Mio. neue Aktien sollen im Rahmen des IPOs neu ausgegeben werden. Die Chinesen wären damit das erste Unternehmen auf dem CEINEX D-Share-Markt, der Teil des Prime Standards der Frankfurter Börse ist.

Der Einstieg in die europäischen Kapitalmärkte sei ein wichtiger Bestandteil der Globalisierungsstrategie von Qingdao Haier, hieß es in einer Pressemitteilung heute. In seinem Überseegeschäft hat Qingdao Haier im Geschäftsjahr 2017 einen Umsatz von 67,4 Mrd. RMB erzielt. Im ersten Halbjahr 2018 lag der Umsatz bei 35,8 Mrd. RMB – dies entspreche laut Unternehmensangaben 42% (2017) bzw. 40% (H1 2018) des Gesamtumsatzes. Um seine globale Präsenz weiter zu stärken, hat Haier Ende September einen Kaufvertrag zum Erwerb des europäischen Hausgerätehersteller Candy  für 475 Mio. EUR  abgeschlossen.

Die Gesellschaft beabsichtigt, einen Teil des Erlöses  aus dem IPO für die geplante Akquisition von Candy, für den Ausbau der Produktionskapazitäten für Smart Appliances sowie für den Ausbau von Marketingkanälen zu verwenden, um die Markenbekanntheit zu erhöhen, mit Fokus auf Europa. Ein anderer Teil der Erlöse soll für Forschung und Entwicklung genutzt werden, unter anderem in Europa. Drüber hinausgehende Erlöse oder Erlöse, die nicht wie oben beschrieben genutzt werden, sollen für allgemeine Unternehmenszwecke genutzt werden.

Die China Europe International Exchange, (kurz: CEINEX),  begrüßt die heutige Absichtsankündigung von Haier, Aktien im Prime Standard der Frankfurter Wertpapierbörse zu platzieren: “Wir freuen uns sehr, Haier als erstes chinesisches Blue-Chip-Unternehmen an der Frankfurter Wertpapierbörse zu begrüßen. Dies ist ein wichtiger Schritt für CEINEX auf dem Weg, seine Plattform als Verbindung zwischen den europäischen und chinesischen Finanzmärkten weiter auszubauen“, betont Dr. Chen Han, Co-CEO der CEINEX AG. Haier wird das erste öffentliche Angebot eines Unternehmens auf dem CEINEX D-Share-Markt sein, der Teil des EU-regulierten Marktes der Frankfurter Wertpapierbörse ist.

Haier produziert Produktpaletten für die Ausstattung von privaten Haushalten, u.a. Durchlauferhitzer, Waschmaschinen, Gasherde, Mikrowellenherde bis hin zu kompletten Küchen. Mit einem globalen Marktanteil von 13,3% beim Einzelhandelsvolumen war Haier laut eigenen Angaben in den vergangenen sieben Jahren (2011-2017) jeweils das Unternehmen mit den höchsten Haushaltsgeräte-Verkäufen (gemäß Euromonitor). Der gleichen Quelle zufolge war Qingdao Haier, gemessen am weltweiten Einzelhandelsvolumen 2017, auch der Spitzenreiter im Verkauf von Kühlgeräten, Haushaltswaschgeräten und vernetzen Klimaanlagen.

Im Rahmen des D-Shares IPOs agiert die Deutsche Bank als Sole Global Coordinator und Joint Bookrunner. UBS, J.P. Morgan und China International Capital Corporation Hong Kong agieren als Joint Bookrunners.

 

Zum Interview mit Thomas Wittling, Geschäftsführer von Haier Deutschland/Österreich geht’s hier. (August-Ausgabe 2018 GoingPublic Magazin)

 

 

Kompletter Grammer-Vorstand tritt zurück

Kurz nach der Übernahme durch Ningbo Jifeng räumt der komplette Vorstand der Grammer AG überraschend seinen Posten. Wie aus einer Unternehmensmitteilung vom 24. September hervorgeht, haben CEO Hartmut Müller, der Finanzvorstand Gérard Cordonnier und Technikvorstand Manfred Pretscher den Aufsichtsrat gemeinsam darüber informiert, dass sie ihre Vorstandsämter niederlegen werden. Die Nachfolgersuche hat bereits begonnen. Laut Aufsichtsratschef Klaus Probst bleiben die weitreichenden Standort- und Arbeitsplatzgarantien von Jifeng für die rund 13.000 Grammer-Mitarbeiter aber nach wie vor gültig.

Jifeng war Anfang 2017 bei den Ambergern eingestiegen und half einen Kontrollversuch der bosnischen Investorenfamilie Hastor abzuwehren. Bis zuletzt betonte vor allem Grammer-Chef Müller immer wieder das gute Verhältnis zum Anker Investor Jifeng. In einer Investorenvereinbarung zu dem öffentlichen Übernahmeangebot von Ende Juni hatte sich Jifeng zudem verpflichtet, keinen Beherrschungsvertrag anzustreben und Grammer an der Börse gelistet zu lassen. Doch das am Ende überraschend erfolgreiche Angebot führte offensichtlich für den Grammer-Vorstand zu einer zu einseitigen Verschiebung der Mehrheitsverhältnisse: Bis Ende August konnte sich Jifeng 84% der Anteile des Amberger Zulieferers sichern, wodurch selbst eine Sperrminorität anderer Eigner von mindestens 25% ausgeschlossen wurde.

„Mit meinem Rücktritt gebe ich Aufsichtsrat und Großaktionär die Möglichkeit, grundsätzliche Entscheidungen über die künftige Ausrichtung des Unternehmens unabhängig von meiner Person zu diskutieren und damit notwendige Weichenstellungen einzuleiten“, gab Grammer-Chef Hartmut Müller anlässlich des Rücktritts bekannt. Vereinbart ist, dass alle drei Vorstände den Wechsel im Führungsgremium noch begleiten, um den Übergang möglichst reibungslos zu gestalten. Nach ihrem Ausscheiden sollen die drei Manager weiterhin beratend für das Unternehmen tätig bleiben. CEO Müller war ebenso wie Technikvorstand Pretscher seit 2010 im Amt, CFO Cordonnier stieß 2015 hinzu.

Risiken und Potentiale: Software Compliance bei M&A-Deals

Augen auf beim Unternehmenskauf: Software-Lizensen sind ein wichtiges Element bei einer Übernahme. 收购企业时不可忽视的方面:软件许可是并购交易中十分重要的环节。Bildquelle: Adobe Stock; © monsitj

Bei Übernahmen und Fusionen machen sich Unternehmen über die verschiedensten Themen Gedanken – nur die Software-Bestände der Partner gehören selten dazu. Doch das kann problematisch und vor allem teuer werden. Daher empfiehlt es sich, im Vorfeld Verträge mit Software-Anbietern und Lizenzen genau zu prüfen.

Eingehende Prüfungen und Risikomanagement sind selbstverständlich integraler Bestandteil jedes M&A-Deals, allerdings wird in Due Diligence Best Practices ein Aspekt gerne vernachlässigt: Software und Software-Lizenzen sind heute echte Unternehmenswerte, die enorme Ausmaße erreichen können. Bei Übernahmen ergeben sich daraus gleich zwei Risiken: Entweder bezahlt das Zielunternehmen zu viel für seine Software-Lizenzen und verursacht dadurch zu hohe Kosten, oder es ist unterlizensiert und stellt so ein Compliance-Risiko dar.

Überblick geht leicht verloren

Erst durch das Ausmaß der heutigen IT-Nutzung und der Geschwindigkeit, mit der sich diese weiterentwickelt, konnten Probleme in einer solchen Größenordnung entstehen. Heutzutage setzen Unternehmen so viel Technologie ein, wie vor wenigen Jahren noch kaum vorstellbar gewesen wäre. Cloud-Anwendungen und Bring your own Device-Regelungen führen nicht selten dazu, dass IT-Verantwortliche den Überblick über ihre eigenen Infrastrukturen verlieren. Das wird auch dadurch verstärkt, dass Cloud-Anwendungen oft nicht zentral von der IT, sondern von den Fachabteilungen selbst eingekauft werden. So ergibt sich eine große Kluft zwischen der massiv zunehmenden IT-Nutzung im Unternehmen und der schwindenden Kontrolle durch die IT.

Für einen CFO, der die Übernahme eines Unternehmens vorbereitet, reicht es deshalb nicht, sich nur die Zahlen der IT anzusehen, da diese wahrscheinlich gar nicht die gesamte Software-Nutzung erfassen. Er sollte sich vielmehr ein umfassendes Bild der Lizenzsituation verschaffen und gründlich überlegen, wie diese im verschmolzenen Unternehmen aussehen wird und wo sich Einsparpotentiale ergeben.

Unternehmenskauf bedeutet nicht zwingend Übernahme derLizenzen

Due Diligence muss auch die Planung darüber umfassen, was mit den Software-Nutzungsrechten der übernommenen Firma nach der Fusion geschieht. Eine gefährliche Annahme – die sich oft als teurer Fehler erweist – ist davon auszugehen, dass nur, weil ein Unternehmen erworben wurde, damit automatisch dessen Software-Rechte in den eigenen Besitz übergehen.

Tatsächlich werden viele Unternehmenssoftware-Lizenzen mit spezifischen Eigentumsvorbehalten verkauft, die verhindern, dass Ansprüche auf ein neues Unternehmen übertragen werden, auch im Falle einer Übernahme. Im besten Fall erheben Softwarehersteller eine Gebühr für eine solche Eigentumsübertragung. Im schlimmsten Fall ist dies vertraglich nicht erlaubt, so dass die Käuferseite entscheiden muss, ob eine neue Lizenz erforderlich ist oder ob sie ihre eigenen bestehenden Verträge auf die neuen Systeme erweitern kann.

Sparpotentiale nach einer Fusion

Neben den diversen Risiken bietet sich nach einer erfolgten Fusion oder Übernahme aber auch die Gelegenheit die Kosten für Software zu senken. Vor allem durch diese vier Maßnahmen:

1. Ausgabenoptimierung:
Es ist naheliegend, aber effektiv: Verantwortliche sollten nach Software-Lizenzen suchen, die in beiden Unternehmen vorhanden sind. Für jeden dieser Titel müssen sie klären, ob diese Doppellizensierung sinnvoll ist, da die Software auch in diesem Umfang genutzt wird. Oder reicht vielleicht eine günstigere Version mit weniger persönlichen Lizenzen?

2. Effizienzsteigerung:
Als nächster Schritt sollte abgeklärt werden, ob es ähnliche Software-Lösungen gibt, die sich durch eine gemeinsame ersetzen lassen, die den gleichen Funktionsumfang bietet. Durch den dezentralisierten Einkauf von Software kommt es oft vor, dass es in einem Unternehmen verschiedene Lösungen für ein und dasselbe Problem gibt.

3. Konsolidierung von Lizenzen:
Wenn doppelte Lizenzen gefunden wurden, sollte geklärt werden, wie diese auf andere Mitarbeiter umgeschrieben werden können, die sie brauchen. Einige Lizenzvereinbarungen verbieten eine sofortige Neuzuordnung von Lizenzen, dann sollte man klären, in welchem Zeitrahmen dies möglich ist.

4. Software-Nutzung und -Lizensierung in Einklang bringen:
Umfassendes Software Asset Management (SAM) stellt sicher, dass Unternehmen Governance und Compliance einhalten, indem sie die Versionen und Lizenzrechte für ihre gesamte Software rationalisieren. Durch einen Gesamtüberblick über alle Software-Arten und -Versionen hilft SAM bei der Formulierung einer konsistenten M&A-IT-Strategie.

Fazit

Viele Unternehmen haben den Einfluss von Software-Beständen und Lizensierung auf den M&A-Bereich noch nicht im Blickfeld, Software-Anbieter allerdings schon und so ist es keine Seltenheit, wenn nach einer Fusion oder Übernahme ein Audit ansteht. Kommen mehrere Anbieter gleichzeitig auf diese gewinnbringende Idee, kann das unvorbereiteten Unternehmen teuer zu stehen kommen. Deshalb sollten Überlegungen zur Software Compliance von Anfang an ein Teil jeder M&A-Strategie sein.

 

Zur Person

Benedict Geissler ist seit Januar 2014 Geschäftsführer und Regional Business Manager Central, Eastern & Southern Europe bei Snow Software, einem internationalen Anbieter von Software-Asset-Management-Lösungen mit Niederlassungen in Stuttgart und Mailand sowie internationalem Hauptsitz in Stockholm, Schweden.

Der diplomierte Volkswirtschaftler verfügt über 19 Jahre Erfahrung im IT-Bereich und war in der Vergangenheit unter anderem für FileNet sowie für IBM tätig, wo er zuletzt als Leader General Business Software Group Germany und Niederlassungsleiter verschiedene Führungsaufgaben innehatte.

www.snowsoftware.com

 

 

 

Krones kauft Zulieferer aus Shanghai auf

Die Krones AG übernimmt Shanghai Xiantong Equipment Installation. Das mittelständische Unternehmen aus dem Bezirk Fengxian in Shanghai ist langjähriger Lieferant des bayerischen Verpackungs- und Abfülltechnikspezialisten. Krones bezeichnet die Akquisition als einen wichtigen Schritt für die eigene Internationalisierungsstrategie. Die Deutschen wollen von China aus die international wachsende Nachfrage nach Lösungen in der Prozesstechnik bedienen. Die Transaktion ist zum 1. September wirksam. Zum Kaufpreis und weiteren Einzelheiten des Inbound-Deals äußerten sich die beteiligten Parteien nicht.

Krones Taicang arbeitet bereits seit 20 Jahren mit Xiantong zusammen. Die künftig unter dem Namen Krones Processing (Shanghai) Co., Ltd. firmierende Gesellschaft soll Prozesstechnik-Komplettlösungen insbesondere für Brauereien rund um den Globus liefern. Vom Standort Fengxian aus wollen die Bayern mit der rund 170 Köpfe zählenden Belegschaft von Xiantong die komplette Wertschöpfungskette vom Engineering, über Fertigung bis hin zur Installation und Inbetriebnahme abdecken. Der bisherige Xiantong-Eigentümer LIANG Kun bleibt in beratender Funktion in der neuen Gesellschaft tätig. Die Geschäftsführung übernimmt CHENG Feng, zuvor Head of Corporate Development bei Krones Taicang.

Die 1951 gegründete Krones AG aus Neutraubling bei Regensburg ist ein börsennotierter Anbieter von Maschinen und Anlagen für die Herstellung, Abfüllung und Verpackung von Getränken und flüssigen Nahrungsmitteln in PET- und Glasflaschen sowie Getränkedosen. Die Produkte und Lösungen decken den kompletten Produktions-, Abfüll- und Verpackungsprozess sowie den Materialfluss bei der Getränkeherstellung bis hin zur kompletten Fabrikplanung unter Integrierung von IT-Systemen ab. Mit seinen weltweit knapp 15.300 Mitarbeitern erwirtschaftete Krones 2017 einen Umsatz von knapp 3,7 Mrd. EUR, ein Plus von fast 9% im Vorjahresvergleich, und erzielte ein Vorsteuerergebnis (EBIT) von 246 Mio. EUR (+6%) sowie einen Jahresüberschuss von 187 Mio. EUR (+11%).

Schweizer Zulieferer Kistler übernimmt LIK

Die Kistler Gruppe erwirbt den chinesischen Sondermaschinenbauer LIK Mechanical and Electrical Technology. Damit erweitert der Schweizer Spezialist für Fahrzeugmesstechnik und -sensorik sein Portfolio um den Bereich automatisierte Montagelinien. Der Inbound-Deal ist die erste Übernahme des Unternehmens in China. Kistler plant damit seine Präsenz und Produktionskapazitäten im größten Automarkt der Welt zu erweitern. Besonders im Fokus steht dabei das Thema Elektromobilität.

Die erst 2010 in Shanghai gegründete LIK liefert für internationale Kunden automatisierte Montagelinien für Fahrzeugkomponenten wie Sitze, Brems- und Sicherheitssysteme sowie Prüfständen für Elektromotoren. Die bereits seit 1950 aktive Kistler Instrumente AG aus Winterthur möchte mit der Akquisition von LIK ihre Marktpräsenz in China stärken. Künftig sollen die Systeme für Qualitätsüberwachung und Prozessoptimierung auch in Shanghai gefertigt werden. Hierzu gehören elektro­mechanischen Fügesysteme, die Prüfstände für Elektromotoren sowie Systeme für Prozess Monitoring und Prüfautomation. „Mit China Manufacturing 2025 hat China ein klares Bekenntnis zu einer ressourceneffizienten, hochautomatisierten und qualitätsorientierten Industrie vorgelegt“, erklärt Rolf Sonderegger, CEO der Kistler Gruppe, anlässlich der Bekanntgabe der Übernahme. „Wir als Kistler Gruppe verfügen über die richtigen Technologien für diese Vision – es ist daher nur konsequent, diesen Schritt zu gehen.“ Zum Kaufpreis und finanziellen Einzelheiten der Transaktion äußerte sich Sonderegger nicht.

Die heutigen Standorte von LIK und Kistler China in Shanghai sollen beibehalten werden. Da LIK mit seinen über 100 Mitarbeitern schon sehr bald an Kapazitätsgrenzen stoßen wird, wurde die Planung eines weiteren Produktionsstandorts in China bereits in Angriff genommen. Eine Auslagerung von Arbeitsplätzen aus anderen Produktionsstandorten von Kistler ist nach Unternehmensangaben nicht geplant. Nach der Akquisition beschäftigt die Gruppe nun mehr als 2.000 Mitarbeiter.

HNA vor Verkauf des Deutsche-Bank-Anteils

Die HNA Group plant den vollständigen Verkauf Ihrer Beteiligung an der Deutschen Bank. Das geht aus Meldungen des Wall Street Journals und des Handelsblatts unter Berufung auf anonyme Quellen bei HNA hervor. Derzeit hält Mischkonzern aus Hainan hält einen Anteil von 7,64% an Deutschlands größtem Geldinstitut – davon nur 1,01% direkt in Aktien, den Rest über Finanzinstrumente. Damit werde HNA laut den Medienberichten seinen finanziellen Konsolidierungskurs und die Rückorientierung auf die Kernbereiche Tourismus und Luftfahrt fortsetzen.

HNA war im Februar 2017 bei der Deutschen Bank eingestiegen und hatte bis Ende April die Beteiligung auf 9,9% erhöht. Dadurch stieg die Gruppe zum größten Investor des DAX-Konzerns auf, wofür sie insgesamt über 3,3 Mrd. EUR auf den Tisch legen musste. Der Serienkäufer aus Südchina geriet aber bald darauf ins Visier der chinesischen Regulierungsbehörden und musste sein ausuferndes Auslandsengagement, das überwiegend über Kredite finanziert worden war, nach und nach zurückfahren. Laut Berechnungen der Nachrichtenagentur Reuters sollen 2018 Beteiligungen, Immobilien und Vermögenswerte im Wert von insgesamt 16 Mrd. USD (13,8 Mrd. EUR) abgestoßen werden. So reduzierte HNA seit Anfang des Jahres auch schrittweise die Beteiligung an der Deutschen Bank. Nachdem sich die Kurse des Finanzinstituts seit dem Einstieg des chinesischen Investors fast halbiert haben, ist der gegenwärtige Anteil von 7,64% an der Börse aktuell noch rund 1,5 Mrd. EUR wert.

Die HNA Group ist ein Fortune Global 500 Konzern in Privatbesitz, wobei die Besitzstrukturen als wechselhaft und wenig transparent gelten. So befindet sich die Mehrheit von 52% der Gesellschaft in den Händen von in China und New York ansässigen Stiftungen. Das Unternehmen übernahm auf dem europäischen Markt unter anderem Flugzeug-Caterer in Frankreich und der Schweiz. In Österreich erwarb man 2015 den Vermögensverwalter C-Quadrat, mit dem dann der Einstieg in die Deutsche Bank realisiert wurde. In Deutschland kaufte HNA im vergangenen Jahr den insolventen Regionalflughafen Frankfurt-Hahn auf. Gegründet wurde die Gruppe 1993 von CHEN Feng und WANG Jian in Haikou auf der südchinesischen Inselprovinz Hainan. 2017 verfügte HNA über Vermögenswerte in Höhe von 230 Mrd. USD und erwirtschaftete mehr als 100 Mrd. USD an Umsatz. Erst Anfang Juli dieses Jahres sorgte der Tod des Mitgründers Wang bei einem tragischen Unfall in Frankreich für Spekulationen in den Medien über die weitere Zukunft des Konzerns.

Grammer-Übernahme erfolgreich abgeschlossen

Sitze und Konsolen für China: Jifeng wechselt mit der Übernahme von Grammer auf die Überholspur. 把德产汽车座椅和车身支架带到中国:继峰凭借对格拉默的收购加速自身发展。Bildquelle: Adobe Stock; © vit

Der chinesische Automobilzulieferer Ningbo Jifeng schließt sein öffentliches Übernahmeangebot für Grammer am Ende mit durchschlagendem Erfolg ab. Bis zum Auslaufen der Nachfrist am 23. August sammelte Jifeng weitere 58,66% der Aktien an dem Amberger Unternehmen für einen Preis von knapp 444 Mio. EUR ein. Da der ostchinesische Bieter zuvor bereits über einen Minderheitsanteil von 25,56% verfügte, befinden sich nun rund 84,23% der Papiere im Besitz von Jifeng. Damit kann kein anderer Anteilseigner mehr eine Sperrminorität von 25% erreichen. Insgesamt dürfte die Mehrheitsübernahme von Grammer bei Jifeng mit circa 614 Mio. EUR zu Buche schlagen.

Das Grammer-Management hatte das öffentliche Übernahmeangebot, das langfristige Standort- und Arbeitsplatzgarantien einschließt, einhellig unterstützt und zeigt sich über den erfolgreichen Abschluss zufrieden: „Wir sind erleichtert, dass es so gekommen ist. Es ist jetzt eine positive Situation für uns, da wir unsere Strategie fortsetzen können, wie wir es wollen“, erklärte Grammer-Vorstandschef Hartmut Müller gegenüber der Nachrichtenagentur dpa-AFX. Das Unternehmen könne sich jetzt auf auch auf den Ausbau des Geschäfts in den Vereinigten Staaten und China konzentrieren.

Grund zur Erleichterung

Die Erleichterung bei Grammer dürfte vor allem auf den Abgang der bosnischen Investorenfamilie Hastor zurückzuführen sein. Über die Vehikel Halog und Cascade waren die Hastors Ende 2016 bei den Ambergern eingestiegen und hielten zuletzt 19%. Auf der Hauptversammlung im Mai vergangenen Jahres hatten die Vertreter der Hastors versucht, die Kontrolle über Grammer zu übernehmen. Sie scheiterten an Jifeng und anderen Aktionären. Jifeng war Anfang 2017 dem deutschen Autozulieferer als weißer Ritter zur Seite gesprungen. Die Hastor-Familie hatte sich zuvor bereits mit wichtigen Grammer-Kunden wie Daimler und Volkswagen zerstritten. Daher stieß die Beteiligung der Bosnier an dem süddeutschen Zulieferer bei dessen Abnehmern auf Skepsis. Dies wirkte sich letztlich auch negativ auf den Auftragseingang aus. Jetzt geht Müller wieder von einer Normalisierung der Bestellungen aus.

Übernahme mit Hindernissen

Das Ende Juni offiziell vorgelegte öffentliche Übernahmeangebot für Grammer stieß bei den Aktionären zunächst auf wenig Gegenliebe. Der Preis von 60 EUR lag deutlich unter den Höchstkursen der vorausgegangenen Handelstage. Jifeng sah sich gezwungen, kurz vor Ablauf am 23. Juli die Annahmefrist um zwei Wochen zu verlängern. Gleichzeitig senkte man die Annahmeschwelle von 50% plus einer Aktie auf 36%. Dieses reduzierte Ziel wurde dann mit knapp 46% bis zum 6. August deutlich übertroffen. In der anschließenden zweiwöchigen Nachfrist verkauften dann auch die Hastors ihre Papiere, die zuvor noch das Angebot als zu niedrig kritisiert hatten. Daraufhin kam der Stein nochmals ins Rollen und Jifeng konnte sich die vollständige Kontrolle über Grammer sichern. Immerhin dürften die Bosnier laut Analystenschätzungen mit Ihrem Engagement bei Grammer rund 50 Mio. EUR verdient haben.

Zwei erfolgreiche Zulieferer

Der Amberger Automobilzulieferer Grammer ist auf Komponenten und Systemen für die Pkw-Innenausstattung sowie von gefederten Fahrer- und Passagiersitzen spezialisiert. Das Unternehmen erwirtschaftete im vergangenen Jahr mit seinen 13.000 Mitarbeitern bei einem Umsatz von fast 1,8 Mrd. EUR ein Vorsteuerergebnis (EBIT) von 66,5 Mio. EUR. Die Marktkapitalisierung liegt nach Ablauf des Übernahmeangebots aktuell bei  755 Mio. EUR. Der Börsenwert des Käufers Jifeng beläuft sich derzeit auf umgerechnet rund 870 Mio. EUR (6,93 Mrd. RMB). 2017 erzielte das Unternehmen aus Ningbo Verkaufslöse in Höhe von rund 250 Mio. EUR. Jifeng wurde 1996 von WANG Yiping gegründet. Die Gesellschaft befindet sich zu 72% in den Händen der Gründerfamilie.

Auf zu neuen Ufern nach Shenzhen und Bao‘an

Von Südchina nach Süddeutschland: GAO Zhiyuan, stellvertetender Bürgermeister von Bao'an, stellt in München die Vorzüge seines Bezirks vor. 从中国南方到德国南方:深圳市宝安区副区长高志远先生介绍在宝安投资的优势。

Am Ostufer des Perlflussdeltas erstreckt sich auf mehr als 40 Kilometern Bao’an. In anderen Ländern würde man hier von einer Metropole sprechen. In China ist Bao’an mit seinen 5,4 Mio. Einwohnern lediglich ein Bezirk der 12-Mio.-Einwohner-Megacity Shenzhen. Doch Bao’an ist ein entscheidender Impulsgeber für die Stadt und die ganze Großregion. Mit einem Bruttoinlandsprodukt von 345 Mrd. RMB (43 Mrd. EUR) steht der Bezirk für mehr als ein Fünftel der Wirtschaftsleistung Shenzhens. Dort werden Zukunftsbranchen wie Robotik, künstliche Intelligenz und Biotechnologie intensiv vorangetrieben. Und das Interesse an einer Zusammenarbeit mit Deutschland ist groß: Mehr als 2.000 Unternehmen unterhalten Geschäfts- und Handelsbeziehungen mit Deutschland, wie GAO Zhiyuan, stellvertretender Bezirksbürgermeister von Bao’an, auf einer Investmentveranstaltung in München betonte.

Unter dem Motto „Fly High in Shenzhen“ veranstaltete die Bezirksregierung Bao’an am 28. August in der bayerischen Landeshauptstadt ein Wirtschaftsforum mit rund 100 Teilnehmern. Vizebezirksbürgermeister Gao hob dabei die Perspektiven einer vertieften deutsch-chinesischen Kooperation hervor. Mittlerweile sind 29 deutsche Unternehmen in Bao’an präsent, während 20 Unternehmen aus dem Bezirk bereits direkt in Deutschland investiert haben. Die lokalen Behörden treiben gemeinsame Projekte intensiv voran. So befindet sich der chinesisch-deutsche Industriepark Bao’an mit mehr als 80.000 Quadratmetern an Büroflächen gerade im Aufbau.

Interesse an Zusammenarbeit

Besonders stark ist das Interesse an einer Zusammenarbeit im Bereich Industrie 4.0. In Bao‘an haben sich über 100 Anbieter aus den Bereichen Automatisierung und Robotik niedergelassen. Diese Branchen bilden auch einen Schwerpunkt der Arbeit der Chinesisch-Deutschen (Europäischen) Allianz für Industrielle Entwicklung und Zusammenarbeit in Bao’an – kurz BIDA. Die Allianz hat in Deutschland bereits mehr als zwanzig Kooperationspartner, darunter den Bundesverband der Deutschen Industrie und das Fraunhofer-Institut.

Dynamische Start-up-Szene

Bao’an und Shenzhen sind auch Hot Spots der quirligen chinesischen Start-up-Szene, wie Sabine Dietlmeier betonte. Die China-Expertin leitet von Karlsruhe aus die German Industry and Commerce Greater China GmbH, ein Beratungsunternehmen, das zum Netzwerk der deutschen Außenhandelskammern (AHK) gehört. 13 Unicorns –  junge Unternehmen mit einer Bewertung von mehr als 1 Mrd. USD – stammen aus Shenzhen. So treten der Drohnenhersteller DJI und der Spezialsit für humanoide Roboter Ubtech von der südchinesischen Metropole aus ihren Expansionskurs auf dem heimischen und den weltweiten Märkten an. Das Investitionsumfeld für Start-ups ist im Perlflussdelta ideal. Die reformorientierten Lokalverwaltungen und die Provinzregierung von Guangdong fördern neue Investoren nach Kräften. In Shenzhen finden junge Unternehmen rund 300 Inkubatoren und 300 Makerspaces vor. Auch Deutschland hat den Trend und die Chancen in der Megacity erkannt: Im Mai eröffnete Bundeskanzlerin Merkel den AHK Innovation Hub in Shenzhen. Der Hub soll deutsche Unternehmen u.a. beim Technologie-Scouting vor Ort unterstützen.

Beteiligungsgrenzen an chinesischen Banken fallen

Unbeschränkte Teilhabe: Ausländische Investoren können künftig höhere Anteile an chinesischen Banken erwerben. 外资股权限制解除:外国投资者未来将能对中资银行拥有更多的股权。Bildquelle: Adobe Stock; © hillman

China hebt die Beschränkungen für ausländische Investoren bei Beteiligungen an Banken auf. Dies gab die China Banking and Insurance Regulatory Commission (CBIRC) am 23. August bekannt. Damit setzt die Aufsichtsbehörde nach eigenem Bekunden Vorgaben des 19. Parteitags der Kommunistischen Partei vom Oktober letzten Jahres um. Ausländische Investoren sollen demnach künftig inländischen Marktteilnehmern gleichgestellt werden. In der Folge wird die Anteilsgrenze an chinesischen Banken in Höhe von 20% für einzelne Unternehmen und 25% für Konsortien aus dem Ausland aufgehoben.

Die jüngste Maßnahme der CBIRC ist ein weiterer Schritt der chinesischen Regierung zur Öffnung des Finanzmarkts. So wurde bereits im Frühjahr bekannt, dass die bisherige Beschränkung für ausländische Finanzdienstleister auf eine Minderheitsbeteiligung von maximal 49% an chinesischen Wertpapierhandelshäusern entfällt. Künftig dürfen sie bis zu 51% halten, ab 2021 wird auch diese Begrenzung ganz abgeschafft.

Auch in anderen Bereichen schreitet die Öffnung des chinesischen Marktes voran. So trat Ende Juli eine nochmals reduzierte sogenannte Negativliste in Kraft. In der jüngsten Version dieses Investitionslenkungskatalogs sind nur noch 48 Bereiche für ausländische Unternehmen eingeschränkt oder nicht zugänglich. Zuvor waren es noch 63. Vor einigen Jahren galten die Bestimmungen für mehr als 90 Investitionsfelder. Zudem werden die Anteilsbeschränkungen bei Joint Ventures im Automobilsektor aufgehoben. Bisher durften Autohersteller aus dem Ausland maximal 50% an einem Gemeinschaftsunternehmen mit einem chinesischen Anbieter halten. Bis 2022 entfallen sämtliche Einschränkungen für die Branche.

Übernahme von smk durch Kaizhong vor dem Closing

Freigabe erteilt: Das Wirtschaftsministerium genehmigt die Übernahme des Zulieferers smk durch Kaizhong. 宣布批准:德国联邦经济部允许深圳凯中收购汽车零件制造商SMK。Bildquelle: Adobe Stock; © chechotkin

Shenzhen Kaizhong Precision Technology steht beim Erwerb der smk systeme metall kunststoff gmbh & co. kg kurz vor dem Ziel. Auf chinesischer Seite ist die Transaktion bereits bei der Reform- und Entwicklungskommission NDRC und dem Handelsministerium MOFCOM registriert. Lediglich die Zustimmung der chinesischen Devisenverwaltung SAFE steht noch aus. In Deutschland hat jetzt auch das Wirtschaftsministerium die Transaktion genehmigt. Nach dem jüngsten Wirbel um die Interventionen der Bundesregierung bei 50Hertz und Leifeld können chinesische Investoren damit wieder eine erfolgreiche Transaktion verbuchen.

Die Übernahme von smk durch Kaizhong war bereits Anfang Mai bekannt gegeben worden. Mit der Freigabe durch das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) nach rund dreieinhalb Monaten stehen dem Deal von Seiten der deutschen Behörden keine Hindernisse mehr entgegen. Ende Juli war die Bundesregierung bei dem Beteiligungsversuch des Staatskonzerns SGCC an dem Stromnetzbetreiber 50Hertz eingeschritten und hatte fast zur selben Zeit bei der Akquisition des Spezialmaschinenbauers Leifeld Metal Spinning durch Yanhai Taihai ein Verbot angedroht. Dies löste bei chinesischen Investoren offensichtlich Unsicherheit darüber aus, inwieweit die deutsche Politik künftig bei M&A-Transaktionen intervenieren wird. Unter diesem Aspekt dürfte die Genehmigung des smk-Deals durch das BMWi die Zuversicht der Unternehmenskäufer aus China wieder stärken.

Vollständige Übernahme

Kaizhong erwirbt in der aktuellen Transaktion für 25,4 Mio. EUR sämtliche Kommandit- und Geschäftsanteile der smk sowie für weitere 28,2 Mio. EUR die Betriebsgrundstücke des Autozulieferers aus Filderstadt. Mit dem Kauf strebt das südchinesische Familienunternehmen nach eigenen Angaben den weiteren Ausbau seiner Präsenz in Europa sowie die Stärkung seiner internationalen Aktivitäten über die etablierte Kundenbasis des Zielunternehmens an.

Mittelständler aus Baden-Württemberg

Die 1950 gegründete smk entwickelt und fertigt mit ihren rund 470 Mitarbeitern technologisch anspruchsvolle Funktionsbaugruppen für die Automobilindustrie und industrielle Anwendungen. Zum Produktportfolio des in Filderstadt ansässigen Unternehmens zählen beispielsweise Turbo-Lader- und Abgas-Komponenten. Der bisherige Geschäftsführer Thomas Bächner und sein Management-Team sollen an Bord bleiben. Nach dem endgültigen Abschluss der Transaktion ist vorgesehen, dass smk weiterhin als eigenständiges Unternehmen innerhalb der Kaizhong Gruppe geführt wird.

Zweites Investment in Deutschland

Kaizhong ist Hersteller von Präzisionsteilen und Komponenten für Motoren und elektrische Steuereinheiten mit Hauptsitz in Shenzhen. Das Unternehmen ist in den Bereichen Automobil, Luftfahrt, Elektronik sowie Büro-, Haus- und Medizintechnik aktiv. Zum Konzern gehört auch das 2016 aus der Insolvenz erworbene Unternehmen Sideo Vogt in Reutlingen, das jetzt unter dem Namen Kaizhong Vogt firmiert. Die Gesellschaft ist an der Börse Shenzhen gelistet und weist derzeit einen Marktwert von knapp 3,4 Mrd. RMB (430 Mio. EUR) auf.

Realitätsschock, Risikomanagement und Reparatur von Toilettenspülungen

Strom abgedreht: Nach dem US-Lieferstopp fehlten ZTE zentrale Komponenten wie Mikroprozessoren für die Produktion. 科技封锁:美国政府宣布对中兴进行制裁之后,中兴购入芯片等核心部件的途径被中断。Bildquelle: Adobe Stock; © Edelweiss

Sorgfältiges Risikomanagement sollte Kernbestandteil jeder Übernahme sein. Aus Sicht des Zielunternehmens stehen Transaktionen unter Beteiligung von chinesischen Investoren dabei oft im Zeichen der Identifizierung und Minderung von innerbetrieblichen Risiken. Allerdings werden äußere Einflussfaktoren häufig unterschätzt. Angesichts der aktuellen Handelskonflikte ist ein gesamtheitlicher Risikomanagementansatz ratsam.

Seit einiger Zeit eskaliert der Handelskonflikt zwischen den USA und China. Während es in der Vergangenheit handelspolitische Spannungen mit China gegeben hat, droht der derzeitige Handelskonflikt, eine neue Dimension zu erreichen. Handelsspannungen in der näheren Vergangenheit waren primär gekennzeichnet durch unterschiedliche Positionen hinsichtlich Marktzugang und Anpassung bzw. Abbau von Einfuhrzöllen und nicht-tarifären Handelsschranken. Im Gegensatz dazu liegt dem derzeitigen Handelskonflikt auch die neue Realität zugrunde, dass sich China mehr und mehr zu einem ebenbürtigen Rivalen der USA entwickelt und die Trump-Administration entschlossen zu sein scheint, dieser Machtverschiebung entgegenzuwirken. Daher ist es durchaus möglich, dass der jetzige Konflikt mit noch wesentlich härteren Bandagen und höheren Einsätzen geführt werden wird. Auch ist ein lange anhaltender Handelskrieg nicht auzuschliessen. Dies wiederum hat Auswirkungen auf die Risiken von Unternehmensübernahmen unter Beteiligung von chinesischen Käufern. Daher sollten Risikomanagementansätze dieser neuen Realität gerecht werden.

Übernahmen westlicher Firmen durch chinesische Käufer werden im Zielland häufig kritisch betrachtet. Neben allgemeinen Risiken, die bei allen Unternehmensübernahmen zu berücksichtigen sind, stehen dabei oft spezifische Risiken im Vordergrund, die mit chinesischen Eigentümern verbunden werden. Chinesischen Investoren wird häufig unterstellt, primär an Technologieklau und „Asset Stripping“ interessiert zu sein. Des Weiteren gibt es oft große Befürchtungen hinsichtlich Beschäftigungs- und Standortsicherheit. Auch wird infrage gestellt, ob chinesische Firmen – selbst wenn sie langfristig orientierte unternehmerische Ziele verfolgen – über ausreichende Management-Fähigkeiten verfügen, um übernommene westliche Firmen erfolgreich zu führen.

Risikomanagement 1.0

Der Risikomanagementansatz, der dabei seitens Eigentümern, Belegschaft und Arbeitnehmervertretern verfolgt wird, zielt darauf ab, diese Risiken auszuschließen oder zumindest zu mindern. Zum Beispiel werden von chinesischen Investoren Garantien in Sachen Technologie-, Arbeitsplatz- und Standortsicherheit erwartet. Auch wird chinesischen Investoren nahegelegt, vorhandene Managementteams zu übernehmen oder durch lokal gewonnene Führungskräfte – und nicht nur durch chinesische Expatriates – zu ergänzen bzw. zu ersetzen.

Solche Maßnahmen sind durchaus zweckmäßig für das bestmögliche Management dieser innerbetrieblichen Risiken sowie für die weitmöglichste Absicherung der unternehmerischen Aspekte einer Übernahme. Allerdings sind sie angesichts potenziell eskalierender und langandauernder Konflikte in der Weltwirtschaft als notwendiger, aber nicht als ausreichender Bestandteil eines gesamtheitlichen Risikomanagementansatzes zu sehen.

Neue Risikofaktoren

Neben innerbetrieblichen unternehmerischen Risiken sollten auch außerbetriebliche politische Risikofaktoren berücksichtigt werden. Der Fall des chinesischen Telekommunikationstechnologiekonzerns ZTE bietet sich dabei als ein gutes Lernbeispiel an:

Aufgrund von Nichteinhaltung einer Übereinkunft mit der amerikanischen Regierung hinsichtlich Lieferungen an den Iran und Nordkorea war gegen ZTE ein mehrjähriger Lieferstopp für amerikanische Firmen verhängt worden. Aufgrund der Abhängigkeit von amerikanischen Komponenten wie zum Beispiel Chips hatte ZTE große Teile der Produktion einstellen müssen. Diese existenzbedrohende Situation hatte auch skurrile Aspekte: So wurde berichtet, dass ZTE selbst defekte Toilettenspülungen nicht mehr reparieren ließ. ZTE befürchtete, dass die Einfuhr von Ersatzteilen von amerikanischen Sanitärproduktherstellern eine Verletzung des amerikanischen Technologieembargos darstellen könnte. Erst nach intensiven Verhandlungen und der Zahlung einer Strafe von 1 Mrd. USD hob die amerikanische Regierung das Technologieembargo gegen ZTE auf.

Obwohl es sich hierbei nicht um die Übernahme einer westlichen Firma durch einen chinesischen Investor handelt, ist dies ein gutes Beispiel, aus dem ersichtlich wird, wie weitreichend die Folgen außerbetrieblicher Risiken sein können. Alleine der Ausschluss vom Zugang zu amerikanischen Technologielieferanten kann sich schnell zu einer existenzellen Bedrohung für ein chinesisches Unternehmen und gegebenenfalls auch für dessen Tochtergesellschaften, einschließlich neu erworbener westlicher Firmen, entwickeln.

Gesamtheitliche Risikobetrachtung

Im Falle von anstehenden Unternehmensübernahmen durch chinesische Investoren sollten daher sowohl inner- als auch außerbetriebliche Risiken sorgfältig bewertet werden. Dies gilt insbesondere für Unternehmen, deren Kernprodukte – und nicht nur Toilettenspülungen – technologisch kritische Komponenten von amerikanischen Lieferanten beinhalten, für die es unmittelbar keine realistischen Ersatzmöglichkeiten gibt.

Chinesische Investoren gelten in einigen Fällen als letzte Chance und häufig als angenehme Eigentümer für westliche zum Verkauf stehende Unternehmen. Ob angesichts der derzeitig politisch angespannten neuen Realität in der Weltwirtschaft eine Übernahme durch chinesische Investoren die wertigste Handlungsmöglichkeit ist, muss im Einzelfall abgewogen werden. Je nach Geschäftsmodell und Supply-Chain-Abhängigkeit sind im Rahmen einer gesamtheitlichen Risikobetrachtung chinesische Firmen vielleicht doch nicht in jeder Situation die sichersten Mutterhäuser. Für Eigentümer, Belegschaft und Arbeitnehmervertreter von zum Verkauf stehenden westlichen Unternehmen gilt frei nach Moltke d. Ä.: Erst alle Risiken wägen, dann die Transaktion wagen.

 

ZUR PERSON

Dr. Marc Szepan ist Lecturer in International Business an der University of Oxford Saïd Business School, wo er auch promoviert wurde. Davor nahm er verschiedene Managementfunktionen bei Lufthansa wahr, zuletzt als Senior Vice President, Airline Operations Solutions, bei Lufthansa Systems. Er gehörte zu den Gründungsmitgliedern des Mercator Institute for China Studies (MERICS) in Berlin.

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