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ChemChina bringt KraussMaffei an die Shanghaier Börse

Von München nach Shanghai: Maschinenbauer KraussMaffei geht in China an die Börse. 从慕尼黑到上海: 机械制造商克劳斯玛菲在中国上市. Bild:KraussMaffei

Die China National Chemical Corporation (ChemChina) bringt ihre Tochter KraussMaffei an die Börse Shanghai. Dazu soll der Münchner Maschinenbauer in das Qingdao Tianhua Institute of Chemistry Engineering eingebracht werden. Qingdao Tianhua gehört ebenfalls zur ChemChina-Gruppe und ist bereits in Shanghai börsennotiert. KraussMaffei wolle mit dem Zugang zum chinesischen Kapitalmarkt sein Wachstum beschleunigen, begründete der Hersteller von Maschinen für die Verarbeitung von Kunststoff und Gummi den Schritt in einer Meldung. Die Bewertungen an den Börsen in China sind deutlich höher als in Deutschland. Die Transaktion steht unter dem Vorbehalt der Genehmigungen zuständiger Gremien sowie Behörden.

Zusätzlich zu der Integration von KraussMaffei ist geplant, drei Werke von ChemChina zur Herstellung von Maschinen für die Reifen- und Gummiproduktion in Qingdao Tianhua einzubringen. „Das Geschäft von KraussMaffei wird rund 85% des gelisteten Unternehmens darstellen“, erklärt Frank Stieler, CEO von KraussMaffei. Die Münchner Gesellschaft und die ChemChina-Werke werden mit umgerechnet 844 Mio. EUR bewertet, wie Qingdao Tianhua mitteilte. ChemChina hatte Anfang 2016 zusammen mit dem deutsch-chinesischen Private Equity Investor AGIC Capital und dem Staatsfonds Guoxin International Investment für 925 Mio. EUR das deutsche Traditionsunternehmen übernommen.

ChemChina bleibt Mehrheitsaktionär von KraussMaffei und sieht die Aussichten für das Unternehmen durch den Börsengang deutlich verbessert. „Wir haben schon immer an das Wachstums-Potenzial des Unternehmens geglaubt. Durch ein künftiges Listing an der Börse in Shanghai wird die Wahrnehmung von KraussMaffei im chinesischen Markt noch einmal deutlich erhöht“, bewertet REN Jianxin, Chairman von ChemChina, die Perspektiven für das geplante Listing. „Chinesische Investoren schätzen deutsche industrielle Wertarbeit und Führungskompetenz“, so Ren weiter. ChemChina hatte mit seinen Übernahmen in Europa bereits für reichlich Wirbel gesorgt. 2015 erwarb der Staatskonzern aus Peking den italienischen Reifenhersteller Pirelli für über 7 Mrd. EUR. 2016 folgte das 43 Mio. USD schwere Übernahmeangebot für den Schweizer Agrarkonzerns Syngenta – weltweit der bisher größte Outbound-Deal eines chinesischen Investors.

Der Münchner Firmensitz von KraussMaffei soll auch nach dem Börsengang in Shanghai erhalten bleiben. Der Maschinenbauer plant, das Geschäft in China lokal auszubauen und die globalen Auslandsaktivitäten aus Deutschland heraus voranzutreiben. „Mit der geplanten Transaktion erhalten wir Zugang zum Kapitalmarkt und haben mit neuen finanziellen Mitteln die Möglichkeit, unser Unternehmen weiterzuentwickeln und das geplante Wachstum zu beschleunigen“, führt KraussMaffei-CEO Stieler aus. Im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen bereits seinen Umsatz um 5% auf 1,27 Mrd. Euro gesteigert und steuert 2017 darauf zu, die Marke von 1,3 Mrd. Euro zu knacken. Im laufenden Geschäftsjahr sollen darüber hinaus an allen globalen Standorten insgesamt 350 Arbeitsplätze neu geschaffen werden. Bereits im August hat KraussMaffei die Schwelle von weltweit 5.000 Mitarbeitern überschritten.

Bitzer verkauft finnische Tochter an chinesischen Partner

Die Bitzer Gruppe verkauft ihre finnische Tochter Lumikko an den Klimaanlagenhersteller Songz, einen langjährigen Partner des Sindelfinger Kühlmaschinenanbieters. Der Vertrag hierzu wurde am 1. Dezember unterzeichnet. Lumikko gehörte seit 2012 zu Bitzer und ist auf die Entwicklung und Herstellung von Kälteanlagen für Trucks und Trailer spezialisiert. Zum Kaufpreis und weiteren Einzelheiten äußerten sich die beteiligten Parteien nicht. Die Transaktion unterliegt noch dem Vorbehalt der Genehmigung durch die chinesischen Behörden.

Das Shanghaier Unternehmen Songz, das sich als Marktführer in China für die Klimatisierung von Bussen bezeichnet, arbeitet seit fast 20 Jahren mit Bitzer zusammen. „Diese Transaktion ist für alle drei Unternehmen von strategischer Bedeutung und sie bietet eine große Chance, einen führenden globalen Anbieter im Bereich der Truck- und Trailer-Kühlung zu schaffen“, erklärt Gianni Parlanti, Chief Sales and Marketing Officer, in einer Mitteilung zu dem Deal. Die Shanghaier möchten demnach verstärkt auf dem europäischen Markt auftreten. „Damit weiten wir unsere erfolgreiche asiatische Partnerschaft auf Europa aus. Das ist eine Win-win-Situation für alle Beteiligten, da die leistungsstarken und robusten Kühlaggregate von Lumikko das Produktportfolio von Songz sehr gut ergänzen“, meint Parlanti.

Die 2002 gegründete Songz Automobile Air Conditioning beschäftigt rund 2.000 Mitarbeiter. Das Shanghaier Unternehmen hat einen hohen Anteil am Stadtbusmarkt in China und bietet zudem Klimatisierungslösungen für Züge, Nutzfahrzeuge und Personenkraftwagen an. Der Marktwert der an der Shenzhener Börse notierten Gesellschaft beläuft sich auf 4,76 Mrd. RMB (610 Mio. EUR).

Lumikko wurde 1970 in Finnland gegründet und produziert heute am Standort Seinäjoki Kälteanlagen für die Transportkühlung. Das Unternehmen liefert Kühlaggregate beispielsweise für Lkw und Sattelauflieger. Die Bitzer Gruppe ist nach eigenen Angaben der weltgrößte unabhängige Hersteller von Kältemittelverdichtern. Mit Vertriebsgesellschaften und Produktionsstätten für Hubkolben-, Schrauben- und Scrollverdichtern sowie Druckbehältern ist das seit 1934 bestehende Sindelfinger Traditionsunternehmen in mehr als 40 Ländern vertreten. 2016 erwirtschafteten seine 3.400 Mitarbeiter einen Umsatz von 680 Mio. EUR.

China entdeckt den Forschungsstandort Deutschland

Standort im Fokus: Immer mehr chinesische Investoren betreiben in Deutschland auch F&E. 越来越多的中国投资者选择在德国进行研发活动. Bildquelle: Adobe Stock; © beugdesign

Auch wenn viel am deutschen Bildungssystem herumgemäkelt wird: Das Land ist als Forschungs- und Entwicklungsstandort in Europa führend. 2016 wurden in Deutschland fast 32.000 Patente angemeldet – weit vor Frankreich, das mit knapp 13.000 Anmeldungen Platz zwei belegt. Die Qualität der deutschen Forschungslandschaft ist auch bei ausländischen Unternehmen anerkannt. Zahlreiche Tochtergesellschaften internationaler Konzerne haben hierzulande F&E-Zentren errichtet. Zu den aktivsten Nationen zählt China. 30% aller chinesischen Unternehmen in Deutschland betreiben hier eigene Forschung und Entwicklung. Dies geht aus einer neuen Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG hervor.

Laut dem KPMG-Report „Business Destination Germany 2018“ liegt das Reich der Mitte auf Platz drei unter den Nicht-EU-Ländern mit eigenen Forschungsaktivitäten in Deutschland. Die Spitzenposition nimmt die Schweiz ein. 43% der eidgenössischen Unternehmen betreiben bei ihrem nördlichen Nachbarn Forschung und Entwicklung. Den zweiten Rang belegen die USA mit 37%. Hinter China folgt dicht Japan mit 26%.

Polyzentrische Forschungslandschaft

Die Beliebtheit Deutschlands bei ausländischen Investoren als Forschungsstandort liegt in der spezifischen Bildungslandschaft begründet. Deren Stärke ruht auf mehreren Säulen. Neben den Universitäten und den stärker praxisorientierten Fachhochschulen sind vor allem die mehr als 150 außeruniversitären und staatlich geförderten Forschungsinstitute der Max-Planck-, Fraunhofer-, Helmholtz-, und Leibnitzgesellschaften zu nennen. Sie stehen für Spitzenforschung „Made in Germany“. Hinzu kommen zahlreiche regionale Exzellenzcluster in Branchen wie Biotechnologie oder Nano- und Mikroelektronik.

Zukunftsinvestitionen

China und andere außereuropäische Investoren wie Japan und die USA wollen bei ihren Forschungsaktivitäten in Deutschland einen Gang höher schalten. 58% der befragten Unternehmen aus diesen drei Ländern gab an, in den kommenden drei Jahren auf diesem Gebiet mindestens 10 Mio. EUR jährlich in die deutschen Niederlassungen investieren zu wollen. Das sind deutlich mehr als die 41% der europäischen Wettbewerber, die ihre Forschungs- und Entwicklungsausgaben hierzulande steigern möchten. Damit bekennen sich chinesische, japanische und amerikanische Unternehmen besonders deutlich zum Forschungsstandort Deutschland.

Chinas Modernisierung und Deutschlands Beitrag

Für China ist der Investitions- und Entwicklungsstandort Deutschland besonders attraktiv. Neben klassischen Sektoren wie dem Maschinenbau und der Automobilindustrie stehen im Rahmen der wirtschaftlichen Modernisierung des Reichs der Mitte Zukunftsbranchen wie Robotik, Medizintechnik und Biotechnologie besonders im Fokus. Die seit 2016 sprunghaft gestiegene Anzahl von Beteiligungen und Übernahmen an deutschen Unternehmen spricht eine eindeutige Sprache. „Die steigende Zahl von M&A-Deals verdeutlicht das große Interesse chinesischer Investoren an Deutschland im Zuge des Investitionsprogramms ‚Made in China 2025‘“, erklärt dazu Andreas Feege, Partner und Leiter der Country Practice China bei KPMG. „Zukunftsweisende Technologien machen Deutschland zu einem strategisch wichtigen Investitionsziel“, fasst Feege die Gründe für das hohe chinesische Engagement zusammen.

Für die KPMG-Studie „Business Destination Germany 2018“ wurden 529 CFOs privatwirtschaftlicher deutscher Tochtergesellschaften ausländischer Konzerne befragt. Es wurden nur Unternehmen für die Studie herangezogen, die eine Mindestumsatzgröße von 50 Mio. EUR pro Jahr in Deutschland aufweisen. Die Studie kann auf der Seite von KPMG heruntergeladen werden.

„Wir stellen intelligentes Geld zur Verfügung“

Inna Gehrt, Leiterin des Frankfurter Büros von Mandarin Capital Partners. Inna Gehrt: 曼达林基金法兰克福办事处负责人. Bild: Mandarin Capital Partners

Der Gang nach China stellt für viele deutsche Mittelständler nach wie vor eine große Herausforderung dar. Der Aufbau von Marktexpertise und Vertriebsnetzen ist aufwändig und kostspielig. Nicht jedem Unternehmer stehen die hierfür notwendigen Ressourcen zur Verfügung. Eine Option, die in bestimmten Situationen gerade auch für Familienunternehmen attraktiv sein kann, ist die Unterstützung durch einen Private Equity Investor, der sich auf den chinesischen Markt spezialisiert hat. Wie dies in der Praxis aussehen kann, erläutert Inna Gehrt, Leiterin des Frankfurter Büros von Mandarin Capital Partners, im Interview.

MA-Dialogue: Welche Vorteile kann ein spezialisierter Private Equity Investor einem deutschen Mittelständler beim Einstieg in den chinesischen Markt beziehungsweise dessen Erschließung bieten?

Inna Gehrt: Viele, meiner Meinung nach. Mandarin Capital Partners (MCP) wurde 2007 daher auch als erster Private Equity Fonds “Europe-to-China” mit eben diesem Zweck gegründet. Unser Beitrag geht weit über die bloße Bereitstellung von Kapital hinaus. Wir stellen sozusagen „intelligentes Geld“ zur Verfügung, das die von uns betreuten Unternehmen auch durch unsere Beratung vor Ort unterstützt.

Die Vorteile unserer Vorgehensweise dabei: Erfahrung mit ähnlich gelagerten Fällen und Unternehmen, die wir erfolgreich auf dem Weg nach China begleitet haben, sowie ein versiertes und gut vernetztes Team in China. Unsere Kollegen kennen sich mit den örtlichen Gegebenheiten und Fallstricken aus, verfügen über ein exzellentes Netzwerk und vermeiden so Rückschläge möglichst von vornherein.

Das Team hilft beispielsweise bei der Suche nach Vertriebspartnern und den entsprechenden Verhandlungen oder beim Identifizieren passender Zukaufkandidaten oder Joint-Venture Partnern sowie bei der Durchführung von Akquisitionen selbst. Auch beim Aufbau einer eigenen Produktionsstätte in China unterstützen wir, denn auch dies ist eine Aufgabe, die sehr gutes lokales regulatorisches Know-How und das passende Netzwerk erfordert. Ebenso wie übrigens die Einstellung qualifizierter lokaler Manager mit guten Englischkenntnissen.

Wichtig für den Erfolg ist, dass beide am selben Strang ziehen, also dass Unternehmer und Investor dieselben Ziele verfolgen. Unser Erfolg lässt sich auch messen: Die Portfoliounternehmen von MCP haben nach der Beteiligung von MCP und weiteren Investitionen ein durchschnittliches Umsatzwachstum von 90% erreicht. Der Export nach China hat sich durchschnittlich versechsfacht.

Viele deutsche Mittelständler scheuen immer noch Beteiligungen durch Private Equity Investoren, beispielsweise selbst dann, wenn die Nachfolgefrage drängt. Wie können Sie hier Bedenken abbauen?

Ich sehe das etwas anders: Eine Studie von PwC aus diesem Jahr zeigt, dass sich 83% der befragten Familienunternehmen inzwischen eine Beteiligung von Finanzinvestoren vorstellen können. Bei der gleichen Umfrage vor sechs Jahren waren es gerade einmal 18%. Dazu passt auch das positive Gesamtbild, das viele Familienunternehmen mittlerweile von Private Equity haben. So sind gemäß dieser Studie 72% der Ansicht, dass Finanzinvestoren die von ihnen übernommenen Firmen operativ verbessern. 61% billigen Beteiligungsgesellschaften zu, den nachhaltigen Unternehmenserfolg zum Ziel zu haben.

Vor allem die Mittelständler benötigen aus meiner Sicht Private Equity: Etwa 620.000 mittelständische Unternehmen planen gemäß einer aktuellen KfW-Studie, ihr Unternehmen bis 2018 an Familienmitglieder zu übergeben oder zu verkaufen. Einen geeigneten Nachfolger zu finden, wird jedoch aufgrund sinkender Gründerzahlen immer schwieriger. Darüber hinaus werden laut dem Branchenverband BVK vor allem kleine und mittelständische Unternehmen durch Private Equity-Investoren unterstützt: 96% der im Jahr 2015 finanzierten Unternehmen beschäftigten weniger als 500 Mitarbeiter.

Welchen Vorteil hat das Ganze? Insgesamt gilt: Unternehmen können mit Private Equity meist deutlich mehr Kapital aufnehmen als mit einem Bankkredit und sind in der Regel zu klein, um am Kapitalmarkt Fremdkapital aufzunehmen. Eventuelle Bedenken können wir auch dadurch abbauen, indem wir im Detail aufzeigen, wie wir seit 2007 Mittelständler bei ihrer Expansion nach China unterstützen und wie sie davon profitieren können.

Welche Form der Beteiligung bevorzugen Sie?

Wie bevorzugen Mehrheitsbeteiligungen gemeinsam mit dem Management im Rahmen von Management Buy-Outs. In manchen Fällen gehen wir auch Minderheitsbeteiligungen ein oder Co-Investments mit strategischen Partnern.

Auf welche Branchen fokussieren Sie sich?

MCP investiert hauptsächlich in ihren Nischen führende, exportorientierte europäische Mittelständler, die den chinesischen Markt erstmalig oder verstärkt bearbeiten möchten. Vor allem geht es hier um Produktionsunternehmen, insbesondere B2B-Branchen wie Automatisierungstechnik, Komponentenbau oder Feinchemikalien. Die Gesundheitswirtschaft ist für uns auch sehr interessant, da wir insbesondere hier ebenfalls über umfangreiche Expertise verfügen; vor allem in Segmenten CMO, API, MedTech, MedIT. Also grundsätzlich Branchen, bei denen die Produkte zu höheren Effizienz und höheren Qualität der Kunden beitragen.

Wie sieht Ihr Netzwerk in China konkret aus?

In China haben wir fünf Kollegen vor Ort, die über langjährige Investment- Erfahrung verfügen – unter anderem bei der EXIM Bank und der Weltbank – und seit 2007 bereits zwölf mittelständige Unternehmen in China erfolgreich unterstützt haben. Das China-Team hat über seine langjährige Arbeit sehr gute Beziehungen zu den entscheidenden Behörden, sowohl national als auch auf lokaler Ebene. Dies ermöglicht die Beschleunigung von Genehmigungs- oder Zertifizierungsprozessen, die in China sonst sehr lange dauern können. Es bestehen aber auch gute und langjährige Beziehungen zu zahlreichen Industrieunternehmen.

Gibt es bestimmte Standorte die Sie bevorzugen?

Die Standorte mit dem für ausländische Unternehmen höchsten Potenzial sind Städte an der Ostküste rund um Shanghai, Guangdong und Fujian und deren Provinzen ebenso wie der Westen mit Sichuan und Chongqing.

Können Sie kurz ein konkretes Fallbeispiel nennen, wie Sie ein Unternehmen bei der Markterschließung in China unterstützt haben?

Gern. Gasket International in der Nähe von Mailand fertigt Ventil- und Dichtungskomponenten, die in erster Linie in Öl- und Gas-Pipelines zum Einsatz kommen. Das Familienunternehmen stand 2007 an einem Scheideweg: Der Wettbewerb expandierte mit allen Kräften nach Asien, während die Eigentümerfamilie mit der ungelösten Nachfolgefrage beschäftigt war. Wichtige Kunden verlagerten Teile der Produktion nach China und erhöhten damit den Druck weiter. Somit entschied die Familie, einen weiteren Investor ins Boot zu holen, der ihnen helfen sollte, Lösungen für die anstehenden Probleme wie den zunehmenden Wettbewerb und die notwendige Produktportfolioerneuerung zu finden. Allerdings wollte die Familie das Unternehmen nicht komplett veräußern. Eine Option war es, einen Teil der Aktien an einen Private Equity Investor zu veräußern.

In der angesetzten Auktion erhielt MCP den Zuschlag aufgrund seiner internationalen Aufstellung und Expertise in China. Die Übernahme wurde als Leveraged Buy-Out gestaltet. Das heißt, MCP hat den Erwerb teilweise mit einem – allerdings sehr moderaten – Bankdarlehen finanziert. Die Unternehmerfamilie Grenelli konnte den Verkaufserlös reinvestieren und erwarb einen Anteil in Höhe von 30%. Damit ermöglichte MCP der Familie, weiterhin an der Wertsteigerung des Unternehmens zu partizipieren.

Wie gingen Sie dann weiter vor?

MCP verpflichtete einen neuen CEO, der einen technischen Hintergrund mit Erfahrung im Private-Equity-Bereich verband und selbst einen signifikanten Eigenkapitalanteil am Unternehmen erwarb. Mit Unterstützung von MCP stieg Gasket sofort in den chinesischen Markt ein, stellte dort einen chinesischen CEO ein und gründete die Tochtergesellschaft Gasket China. Bereits neun Monate nach dem Transaktionsabschluss, im Dezember 2009, konnte ein Werk in Suzhou eröffnet werden. Innerhalb von nur drei Jahren wuchs der in der Volksrepublik erzielte Umsatz rasant auf knapp 18 Mio. EUR. MCP führte Gasket bei vielen neuen Kunden ein – so zum Beispiel bei Petrochina –, die schnell einen hohen Umsatzanteil ausmachten. Das chinesische Werk wurde schließlich auch zu einem guten Sprungbrett für den US-amerikanischen Markt, der zunächst aus China beliefert wurde.

In Italien unterstützte MCP Gasket außerdem bei einem Joint Venture für die Produktion von speziellen Kugeln. Dieses wurde 2012 komplett übernommen. Dieser Geschäftsbereich brachte allein 2012 einen zusätzlichen Umsatz in Höhe von 10 Mio. EUR. Insgesamt stieg der Umsatz von 33 Mio. EUR vor unserem Investment auf 74 Mio. EUR zum Zeitpunkt des Verkaufs  im Juli 2013. Gasket wurde an das französische Industrieunternehmen Hutchinson SA veräußert, das wiederum zum französischen Konzern Total gehört. Das EBITDA zum Zeitpunkt des Exits betrug das Doppelte vom Einstiegs-EBITDA. Die Familie verkaufte ihre Anteile zusammen mit MCP an Hutchinson und konnte somit an der Wertsteigerung aufgrund des starken Wachstums in China partizipieren. Gasket ist weiterhin ein eigenständiger Teil des Total-Konzerns und in China sehr aktiv.

Frau Gehrt, vielen Dank für das Interview.

 

Zur Person

Inna Gehrt leitet seit Dezember 2016 das Frankfurter Büro von Mandarin Capital Partners, einem italienisch-chinesischen Private-Equity Investor. Hier berät sie deutsche mittelständische Unternehmen bei der Expansion nach China.

www.mandarincp.com

 

 

 

 

Joyson-Tochter übernimmt ePower

Mit E-Mobility am Start: Joyson-Tochter Preh erweitert mit der Übernahme von ePower das Produktportfolio für Elektroautos. 进军电动交通市场: 均胜子公司普瑞通过收购ePower增强在电动车领域的业务组合实力. Bildquelle: Adobe Stock; © Olivier Le Moal

Die Joyson-Tochter Preh übernimmt ePower, eine Business Unit der norwegischen Kongsberg Automotive. Mit dem Erwerb des Anbieters von Komponenten für alternative Antriebe plant Preh, seine E-Mobility-Aktivitäten auszubauen. Das Management der Skandinavier soll weiterhin an Bord bleiben. Ebenso werden die beiden Entwicklungsstandorte in Schweden weitergeführt. Die Transaktion soll bis Ende 2017 abgeschlossen sein. Zum Kaufpreis vereinbarten die beteiligten Parteien Stillschweigen.

Als „Schnellboot in einem der dynamischsten Wachstumssegmente der Automobilbranche“ bezeichnet Christoph Hummel, Vorsitzender der Geschäftsführung bei Preh, den Neuzugang. Erst 2011 gegründet hat sich ePower auf die Entwicklung und Vermarktung von On-Board-Ladegeräten für Elektro- und Hybridfahrzeuge spezialisiert. Die Produkte kommen im Antriebsstrang zum Einsatz und haben inzwischen Serienreife erlangt. Das Unternehmen beschäftigt derzeit 20 Mitarbeiter und kann darüber hinaus auf ein Netzwerk von rund 50 Engineering Consultants in Schweden und Indien zurückgreifen. „ePower verfügt über die Kreativität und Innovationskraft eines Start-ups, gleichzeitig hat das Team in der Zusammenarbeit mit renommierten Kunden wie Volvo und Lynk & Co aber auch schon seine hohe Professionalität unter Beweis gestellt“, fasst Hummel die Stärken des skandinavischen Unternehmens zusammen.

Bei Preh wird ePower mit der Preh Sweden AB künftig Teil des Geschäftsbereichs E-Mobility. Darin bündelt das Bad Neustädter Unternehmen seine Kompetenzen für das Batteriemanagement von Elektro- und Hybridfahrzeugen. Der Autoelektronikspezialist beschäftigt rund 6.000 Mitarbeiter und erzeilt einen Umsatz von mehr als 1 Mrd. EUR. Die 1919 gegründete Preh GmbH ist seit 2011 Teil der Joyson-Gruppe aus Ningbo. Innerhalb des chinesischen Konzerns bildet Preh die Division Automotive Electronics.

Mit der Übernahme von Preh vor sechs Jahren begann auch der Aufstieg von Joyson in die Top 100 der internationalen Automobilzulieferer. Das von Jeff Wang 2004 gegründete Privatunternehmen hat sich in kurzer Zeit zu einem globalen Serieninvestor entwickelt. Allein in Deutschland hat die Gruppe neben Preh vier weitere Automobilzulieferer (IMA Automation, Innoventis, Quin, TechniSat Automotive) übernommen. Erst im Mai kamen die Österreicher M&R Automation neu zum Portfolio hinzu. 2016 erwirtschafte die an der Börse Shanghai notierte Joyson Electronics einen Umsatz von 18,6 Mrd. RMB (2,4 Mrd. EUR), ein Plus von fast 130% gegenüber dem Vorjahreswert in Höhe von 8,1 Mrd. RMB (1 Mrd. EUR). Das Ergebnis stieg von knapp 400 Mio. RMB (52 Mio. EUR) um 13,5% auf rund 454 Mio. RMB (59 Mio. EUR).

Wie man einen ungebetenen Investor abwehrt

Abwehrerfolg: Brigitte Steinbauer schildert auf dem 15. Deutschen Corporate M&A Kongress, wie Grammer den Kontrollversuch von Nijaz Hastor abwehrte. 成功抵御恶意投资者: Brigitte Steinbauer女士在第15届德国并购大会上讲述格拉默是如何成功抵御了Hastor家族的掌控

Wie kann die Führung eines Unternehmens mit einem ungewollten Übernahmeversuch umgehen? Diese Frage stellte Prof. Dr. Kai Lucks, Vorsitzender des Vorstands des Bundesverbands M&A, den Teilnehmern einer Panel-Diskussion auf dem 15. Deutschen Corporate M&A-Kongress. Rund 250 CEOs, CFOs und weitere M&A-Verantwortliche aus Konzernen und großen mittelständischen Unternehmen versammelten sich im Bayerischen Haus der Wirtschaft in München, um sich zwei Tage lang über aktuelle Markttendenzen auszutauschen. In mehreren Panels und zahlreichen Präsentationen hatten die Corporate M&A-Experten ausführlich Gelegenheit, sich auf den aktuellen Stand im Beteiligungsgeschäft zu bringen und neue Kontakte zu knüpfen.

Bei Grammer kennt man die Antwort auf die Frage, wie man einen unerwünschten Investor abwehrt.  Und kann dazu eine dramatische Geschichte berichten: Am 23. Dezember 2016 erhielt der Vorstand des Amberger Automobilzulieferers ein Schreiben von Cascade – zusammen mit Halog eines von zwei Investitionsvehikeln, hinter denen der bosnische Investor Nijaz Hastor steckt. Hastor hat in Deutschland nicht nur durch die spektakuläre Übernahme von Alno für Wirbel gesorgt – das Engagement endete erst kürzlich mit der Insolvenz des Küchenherstellers – auch mit VW haben sich der Bosnier schon angelegt. Im Sommer 2016 standen beim größten deutschen Autobauer mehrere Tage die Bänder still. Das Hastor-Unternehmen Prevent hatte in einem Streit mit VW zeitweise die Lieferungen eingestellt.

Unklare Motive

An den Ärger bei VW musste auch der Vorstand von Grammer denken, als er am Tag vor Weihnachten das Schreiben von Cascade mit einem Einberufungsverlangen für eine außerordentliche Hauptversammlung in Händen hielt. Wie Brigitte Steinbauer, Leiterin der Revision und des Konzernrechtswesen bei Grammer, auf dem M&A-Kongress berichtete, fanden Unternehmensführung und Berater in eilig während der Weihnachtsfeiertage einberufenen Meetings bald eine Lösung, den Antrag auf eine außerordentliche Aktionärsversammlung zunächst einmal abzuschmettern. Man war auch bereits auf die beiden neuen Investoren aufmerksam geworden. Doch weder Cascade noch Halog hatten vor dem ominösen Schreiben auf eine Kontaktaufnahme durch Grammer reagiert. Ziele und Motive der Großaktionäre blieben zunächst im Dunkeln.

Showdown im Frühjahr

Zum großen Showdown kommt es dann auf der ordentlichen Hauptversammlung am 24. Mai 2017. Hastors Anwälte fordern in ihren Anträgen die Abberufung von Mitgliedern des Aufsichtsrats und stellen drei eigene Kandidaten auf. Dem Grammer-Vorstand wollen sie das Vertrauen entziehen. Außerdem verlangen sie eine Überprüfung der Kapitalmaßnahme vom Februar des Jahres.

Neuer Ankerinvestor und Partner

Die Kapitalmaßnahme vom Februar hatte einen besonderen Hintergrund, auf den die Leiterin Rechtsabteilung von Grammer nur am Rande einging: Damals erwarb Ningbo Jifeng über eine Pflichtwandelanleihe einen Anteil von 9,2% an Grammer. Der chinesische Automobilzulieferer wurde zu einem Ankerinvestor und Verbündeten der Nordbayern im Kampf gegen Hastor. Bis zur Aktionärstreffen im Frühjahr konnte das Privatunternehmen aus der Provinz Zhejiang seine Beteiligung auf über 15% steigern. Dies sollte eine entscheidende Rolle in den dramatischen Stunden der Hauptversammlung spielen.

Aufwändige Vorbereitung

Grammer hatte im Vorfeld eine ganze Reihe von Abwehrmaßnahmen eingeleitet, um auf der Hauptversammlung möglichst viele Aktionäre zusammenzutrommeln. Mit deren Stimmen sollte den Anträgen von Hastor die Luft abgelassen werden. Dazu identifizierte man möglichst viele der Anteilseigner, um sie von der Wichtigkeit einer Teilnahme zu überzeugen. Grammer leistete Überzeugungsarbeit bei Stimmrechtsberatern und hielt die Medien auf dem Laufenden. Auch die Belegschaft half mit: Mehr als zweitausend Mitarbeiter versammelten sich vor den Toren der Veranstaltung, um ihrer Unterstützung für die Unternehmensführung Ausdruck zu verleihen.

Eine Frage der Präsenz

Das Schicksal von Grammer hängt also vom Erscheinen möglichst vieler Aktionäre auf der Hauptversammlung ab. Denn Cascade und Halog verfügen zu diesem Zeitpunkt zusammen über 22,59% der Anteile und würden natürlich vollständig vertreten sein. Tatsächlich finden sich dann so viele Anteilseigner wie nie zuvor in Amberg ein: Vertreter von insgesamt 67,17% des Grundkapitals sind vor Ort versammelt. Im Vorjahr waren es lediglich 42%. Auch der chinesische Partner Jifeng ist dabei. Die beiden Vehikel von Hastor kommen an diesem Tag dank der hohen Präsenz anderer Aktionäre lediglich auf ein Drittel der Stimmanteile. Und mit fast zwei Dritteln der Stimmen werden dann auch tatsächlich die Anträge der Bosnier abgeschmettert. Der Versuch einer Kontrollübernahme ist abgewehrt – zumindest dieses Mal.

Zusammenarbeit ausgebaut

Was auf dem Panel des M&A-Kongresses gleichfalls noch unerwähnt blieb: Die Zusammenarbeit zwischen Grammer und Jifeng hat sich seit der Hauptversammlung weiter vertieft. Mittlerweile hält der Zulieferer aus Ningbo mehr als 25% an den Ambergern  und damit eine Sperrminorität, um mögliche weitere Angriffe von Hastor abwehren zu können. Beide Partner planen zudem die Zusammenarbeit in China und Asien zu vertiefen.

Deutsche Unternehmen in China optimistisch

Bildquelle: Fotolia; © xtock

Die deutschen Unternehmen in China bewerten die aktuelle Situation optimistischer als noch 2016. Für das kommende Jahr rechnen sie mit einer positiven Entwicklung der chinesischen Wirtschaft. Das geht aus der jährlichen Umfrage der Deutschen Handelskammer in China hervor. Fast zwei Drittel der befragten Unternehmen gehen davon aus, im laufenden Jahr ihre Geschäftsziele zu erreichen oder sogar zu übertreffen. 75% der Unternehmen prognostizieren für 2018 weitere Umsatzsteigerungen. China zählt für die Deutschen trotz etwas nachlassender Bedeutung nach wie vor zu den drei Top-Märkten der Welt. In Bezug auf neue Investitionen sind die deutschen Unternehmen allerdings zögerlich. Als größte Herausforderungen im China-Geschäft werden wie schon in den Vorjahren das langsame und beschränkte Internet, unzureichende Rechtssicherheit, fehlende Fachkräfte und der steigender Wettbewerb genannt.

Die langsame Geschwindigkeit und die Beschränkungen bei der grenzüberschreitenden Nutzung des Internets bereiten den deutschen Unternehmen zunehmend Schwierigkeiten. Zwei Drittel der Befragten bewerten dies als unternehmerische Hürden – ein sprunghafter Anstieg im Vergleich zu den Vorjahren. Auch die teilweise noch unklaren Auswirkungen des in diesem Jahr verabschiedeten chinesischen Cybersecurity-Gesetzes werden als problematisch angesehen. Für die Mehrheit der deutschen Investoren in China stellen wie schon in den Jahren zuvor das Rekrutieren und Halten von qualifizierten Fachkräften sowie steigende Personalkosten große Herausforderungen dar. Etwa die Hälfte der Umfrageteilnehmer sah sich zudem im ablaufenden Jahr mit rechtlichen und regulatorischen Hindernissen konfrontiert. Problematisch waren vor allem Zollangelegenheiten, grenzüberschreitende Kapitalverkehrskontrollen, die Lizensierung von Produkten und Dienstleistungen, der Schutz geistigen Eigentums sowie der Marktzugang.

Zurückhaltung bei Investitionen

Die deutschen Unternehmen halten sich mit Investitionen an neuen Standorten in China weiterhin zurück. Zwar plant rund ein Viertel der Unternehmen innerhalb der nächsten zwei Jahre Neuinvestitionen, jedoch wollen erstmalig mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen vorerst nicht an anderen Standorten in China investieren. Als Gründe für diese zögerliche Investitionstätigkeit nennen ein Viertel der Unternehmen die vorherrschende Rechtsunsicherheit und unklare rechtliche Rahmenbedingungen.

Reformen ohne Wirkung

Die chinesischen Wirtschaftsreformen der letzten Jahre werden von den deutschen Unternehmen zwar tendenziell positiv wahrgenommen. Die Mehrheit der Befragten gibt jedoch auch an, in dieser Zeit keine spürbaren Effekte auf die eigene Geschäftstätigkeit erfahren zu haben. Mehr als die Hälfte ist außerdem skeptisch, ob die chinesische Regierung ihre Zusagen bezüglich einer weiteren Marktöffnung tatsächlich umsetzen wird. Zum Punkt One-Belt-One Road-Initiative (OBOR) und deren Auswirkungen auf das eigene Geschäft, äußert sich mehr als ein Drittel der Unternehmen positiv. 30% der Umfrageteilnehmer sind bereits in Projekten aktiv oder bereiten sich derzeit auf eine Beteiligung vor. Unternehmen, die sich bisher nicht bei OBOR engagieren, nennen den Mangel an geeigneten Projekten sowie unzureichende Informationen als Gründe.

An der diesjährigen Geschäftsklima-Umfrage der Deutschen Handelskammer in China nahmen zwischen dem 21. August und 29. September insgesamt 423 deutsche Unternehmen in China teil.

Den Bericht zur Umfrage können Sie hier herunterladen.

ChaoZhou Three Circle kauft Vermes

Weltmarktführer für China: Vermes Microdispensing geht an die ChaoZhou Three Circle Group. 潮州三环收购微迈斯: 中国企业将世界顶级微喷技术公司纳入旗下. Bild: Microdispensing GmbH

Die ChaoZhou Three-Circle Group (CCTC) übernimmt die Vermes Microdispensing GmbH. Die börsennotierte CCTC ist Hersteller von Hightech-Keramikteilen und zählt zu den Top 10 in der chinesischen Elektronikbranche. Vermes aus Otterfing bei München ist spezialisiert auf Mikrodosiersysteme für industrielle Anwendungen und gilt in diesem Bereich als Weltmarktführer. Zur Höhe des Preises und weiteren Konditionen machten die Unternehmen keine Angaben.

CCTC will Vermes bei der Markterschließung in China unter die Arme greifen. Konkret wird der südchinesische Konzern den Bayern Zugang zu den eigenen Forschungs- und Entwicklungskapazitäten gewähren. Außerdem kann Vermes künftig auf das Vertriebsnetz und die Marktkenntnisse von CCTC zurückgreifen.

Vermes fokussiert sich auf die Entwicklung und Produktion von innovativen Mikrodosiersystemen für Klebstoffe, Silikon, Fette, Lösungsmittel und andere Flüssigkeiten. Die Lösungen des süddeutschen Mittelständlers finden unter anderem in der Automobilindustrie, Elektronik, Medizintechnik, Präzisionsmechanik sowie der Halbleiterindustrie Anwendung.

CCTC aus Chaozhou in der südchinesischen Provinz Guangdong wurde 1970 gegründet und ist seit 2014 an der Börse Shenzhen notiert. Mit seinen 6.000 Mitarbeitern produziert das Unternehmen Hightech-Keramikteile für Anwendungen in der Telekommunikation, Elektronik, Maschinenbau und Umwelttechnik.

„M&A sind nur ein Mittel zum Zweck“

Fallbeispiel: William Zhang schildert das Interesse von Shimge bei der Übernahme von WITA. 案例分析: 张咏庆先生向与会者讲述新界泵业对德国WITA的收购

Taicang ist fest in deutscher Hand. In der für chinesische Verhältnisse mit 700.000 Einwohnern kleinen Stadt nahe Shanghai haben sich seit 1993 mehr als 280 Unternehmen aus Deutschland niedergelassen. Darunter mehr als 40 mittelständische Weltmarktführer, die zu den Hidden Champions zählen. Ein idealer Ort für einen deutsch-chinesischen Hidden Champions Gipfel. Zahlreiche Unternehmer aus beiden Ländern präsentierten dort am 9. und 10. November ihre Leistungen. Eine Reihe von Beratern stellten ihre Erfahrungen bei Übernahmen von deutschen Targets durch chinesische Investoren vor. Lehren, die sich auch auf andere aus Cross-border-M&A-Deals  übertragen lassen.

Eine geradezu klassische Übernahme eines Hidden Champions ist die Akquisition der WITA Wilhelm Taake GmbH und ihrer polnischen Tochtergesellschaft durch Shimge aus Zhejiiang im Frühjahr 2016. Für 13,5 Mio. EUR kaufte die in Shenzhen börsennotierte Gesellschaft den Heizpumpenspezialisten aus Bad Oeynhausen. Nach dem Tod des Gründers stand das inhabergeführte Familienunternehmen zum Verkauf. Das beste Angebot – nicht nur mit Blick auf den Preis sondern auch auf eine nachhaltige Weiterentwicklung – gab Shimge ab.

China zu teuer

William Zhang, CEO von Way2China, begleitete den Käufer bei seiner Akquisition. Am zweiten Tag des Hidden Champions Gipfels schilderte er die Beweggründe von Shimge, sich in Deutschland nach einem passenden Target umzuschauen. Als einer der führenden Wasserpumpenhersteller Chinas mit einem Umsatz von rund 180 Mio. EUR suchte die Gesellschaft nach einem Branchenführer mit international konkurrenzfähigen Technologien, um auch global den Sprung in die erste Liga zu schaffen. Überlegungen im eigenen Land nach einem Anbieter zu suchen, wurden schnell verworfen. Die Kaufpreise für erstklassige Unternehmen sind dort mittlerweile zu hoch.

Pragmatische Haltung

WITA stellte bezüglich des technologischen Know-hows einen idealen Übernahmekandidaten dar. Noch dazu bot der Pumpenspezialist eine etablierte und renommierte Marke. Ein weiteres Argument für Deutschland als Zielmarkt war laut Zhang die Offenheit des Marktes – wie der europäischen Märkte insgesamt – für Akquisitionen durch ausländische Käufer. Bei der Targetsuche ging man also sehr pragmatisch vor. Wie überhaupt eine pragmatische Einstellung die Investitionsstrategie chinesischer Käufer prägt. Beteiligungen und Übernahmen stellen derzeit einfach den schnellsten und effektivsten Weg für das technologische Upgrade dar. Ziel ist es national und global an die Spitze zu kommen. „M&A sind nur ein Mittel zum Zweck,“ resümierte Zhang die Haltung der Investoren aus China.

Biotest: Übernahme durch Creat gerät ins Wanken

Unter dem Mikroskop der USA: CFIUS behindert die Übernahme von Biotest durch Creat. 美国监管机构的显微镜: 美国外国投资委员会阻拦科瑞收购Biotest. Bildquelle: Adobe Stock; © kkolosov

Im März wurde bekannt, dass das hessische Pharmazeutik-Unternehmen Biotest vom chinesischen Investor Creat übernommen werden soll. Nun gerät die Übernahme durch US-Behörden ins Stocken – der Fall erinnert stark an Aixtron im letzten Jahr.

Der zuständige Ausschuss der US-Regierung zur Kontrolle von Auslandsinvestitionen (CFIUS) habe angekündigt, den Deal zwischen Biotest und Creat nicht abschließend freigegeben zu können, teilten beide Unternehmen diese Woche mit. Nun suche man weitere Gespräche mit der Behörde, um Bedenken auszuräumen, hieß es weiter.

Biotest, die sich auf die Herstellung von Arzneimitteln aus Blutplasma spezialisiert haben, und Creat hatten sich bereits im Frühjahr auf eine Übernahme geeinigt. Creat ist laut eigenen Aussagen Chinas größte börsennotierte Gesellschaft für Plasmaprodukte. Die Transaktion hat einen Wert von rund 940 Mio. EUR. Dabei wollen die Chinesen 19 EUR je Vorzugspapier und 28,50 EUR je Stammaktie den Biotest-Aktionären bezahlen.

Aktienkurs leidet

Kurz nach Bekanntgabe der vorerst auf Eis gelegten Übernahme durch Creat, ging der Biotest-Aktienkurs rund 10% nach unten – erholte sich im Laufe des Mittwochs aber wieder deutlich. Im Xetra-Handel schloss das Papier bei 23 EUR.

Die Dreieicher wären nicht das erste deutsche Unternehmen, deren Übernahme durch die US-Behörden gestoppt würde: Im vergangenen Herbst platzte der Deal zwischen Aixtron und dem chinesischen Investor Fujian Grand Chip Investment, nachdem CFIUS Sicherheitsbedenken äußerte. Daraufhin gab die Behörde den Fall an den damaligen US-Präsident Barack Obama weiter, der durch sein Veto den Verkauf für die US-Niederlassung verhinderte. Fujian zog in Folge dessen das Übernahmeangebot zurück.

Bao’an – Motor der Modernisierung in Shenzhen

Neue Zusammenarbeit: Unter der Leitung von XU Yaojun (ganz links) , Leiter der CIIPAG, besiegeln WANG Ziyun von BankM, ZHANG Ning von CMS (links) sowie ZHANG Huanping, Geschäftsführer Eurasian Consulting (ganz rechts), eine Kooperationsvereinbarung mit Vertretern der BIDA. 新的合作: 在中国国际投资促进中心(德国)主任徐遥君的主持下,BankM代表王紫沄,德国CMS德和信律师事务所代表张宁以及德国欧亚咨询总经理张焕平与宝安中德(欧)产业发展合作联盟代表共同签署了合作协议

Shenzhen steht für die Transformation Chinas wie keine andere Stadt. Vor weniger als vierzig Jahren bezeichnete der Name nur ein Fischerdorf nahe Hongkong, heute befindet sich dort eine 12-Millionen-Einwohner-Stadt. Als Vorreiter der Öffnungspolitik von Deng Xiaoping führt Shenzhen seit jeher die Modernisierung des ganzen Landes an. Auf der zweiten Station der Hidden-Champions-Investmentreise nahmen die rund dreißig M&A-Experten und Unternehmer unter der Leitung von Professor Hermann Simon im Stadtteil Bao’an an einem internationalen Kooperationsforum teil. Der Bezirk ist Motor der neuesten Modernisierungswelle in Shenzhen: Ganz im Fokus stehen dort Hightech-Industrien, vor allem Automatisierung und Robotik.

In Bao’an mit seinen 5,4 Millionen Einwohnern und einem Bruttoinlandsprodukt von 300 Mrd. RMB verläuft die wirtschaftliche Lebensader Shenzhens. Dort befindet sich auch der Flughafen der Megacity. Der Stadtteil ist ein internationaler Knotenpunkt. Mehr als 2.000 Unternehmen unterhalten Geschäfts- und Handelsbeziehungen mit Deutschland.

Bao’an erweist sich immer mehr als Top-Standort für Hightech-Branchen: Bereits über 100 Unternehmen aus der Automatisierungs- und Robotik-Branche haben sich dort niedergelassen. Einige von Ihnen haben auch schon Kooperationen mit deutschen Partnern geschlossen. Das Interesse an einer Vertiefung der Zusammenarbeit mit Deutschland ist immens. Dazu rief die Verwaltung des Bezirks die Chinesisch-Deutsche (Europäische) Allianz für Industrielle Entwicklung und Zusammenarbeit in Bao’an – kurz BIDA – ins Leben. Die Allianz hat in Deutschland bereits mehr als zwanzig Kooperationspartner, darunter den Bundesverband der Deutschen Industrie und das Fraunhofer-Institut.

Vor allem auf dem Gebiet der Elektronik und der Industrie 4.0 soll die Zusammenarbeit mit deutschen Anbietern intensiviert werden. Mit einem in diesem Jahr neu aufgelegten Investitionsfonds in Höhe von 1 Mrd. RMB im Rücken und einer eigenen Vertretung in Frankfurt hat die BIDA beste Voraussetzungen geschaffen. Die Allianz wird künftig Investoren aus Bao’an unter die Arme greifen und internationale Partnerschaften, Kooperationen und Beteiligungen mit Fokus auf deutschen Unternehmen umfassend unterstützen.

„Nur Fokus führt zu Weltklasse“

Hidden Champions in China: Prof. Dr. Dr. Hermann Simon und LIU Dianxun. Leiter der CIPA, im Gespräch in Foshan. “隐形冠军”在中国: 赫尔曼∙西蒙教授和中国投资促进事务局局长刘殿勋在佛山进行会谈

Hidden Champions sind derzeit in China ein heißes Thema. Die Innovationskraft und Effizienz der mittelständischen Weltmarktführer aus Deutschland sind zum offiziellen Vorbild für die Transformation der herstellenden Industrie des Riesenreichs geworden. Als Leiter einer Delegation der China Investment Promotion Agency stellte Prof. Dr. Dr. Hermann Simon auf dem „Deutsch-chinesischen Investment- und M&A-Forum 2017“ im kantonesischen Foshan die Geheimnisse der Hidden Champions vor.

Im Perlflussdelta befindet sich die Werkbank Chinas. Guangdong kann sich an Exportkraft mit den stärksten Nationen der Welt messen. Im direkten Vergleich mit den  Ländern mit dem höchsten Ausfuhrvolumen landet die südchinesische Provinz auf Platz acht.  Ein Viertel des chinesischen Exportwerts wird in Guangdong geschaffen. Doch um die nächste Stufe der wirtschaftlichen Entwicklung zu erreichen, muss den Unternehmen dieser Region die Metamorphose von Auftragsproduzenten zu Innovations- und Weltmarktführern gelingen. Mit dem Segen des Staates sollen durch Kooperationen mit, Beteiligungen an, und Übernahmen von deutschen Mittelständlern die örtlichen Anbieter fit für die Zukunft gemacht werden.

Erfolgsgeheimnisse

Welche Bedeutung die mittelständischen Unternehmen für eine Volkswirtschaft haben können erläuterte Professor Simon, auf der Veranstaltung am 6. November im gewaltigen Sino-European Service Center in Foshan. Dort steht er unter dem Motto „Hidden-Champions-Investmentreise“ einer Delegation mit mehr als 30 M&A-Experten und Unternehmern aus Deutschland vor. Simon selbst prägte vor mehr als 20 Jahren den Begriff Hidden Champions. Er beschreibt damit Mittelständler mit einem Umsatz von bis zu 5 Mrd. EUR, die ihrem Segment zu den Weltmarktführern zählen. Zumeist sind dies Familienunternehmen und nicht börsennotierte Gesellschaften – von der breiten Öffentlichkeit werden sie häufig kaum wahrgenommen. Ihr Erfolgsgeheimnis besteht darin, dass sie über eine starke Führung – oft durch den Inhaber selbst – verfügen, die ambitionierte Ziele setzt, hochinnovativ und auf die globalen Märkte ausgerichtet sind, gleichzeitig aber nahe am Kunden sind. Vor allem aber sind sie in ihrem Segment mit ihren Produkten hochspezialisiert. „Nur Fokus führt zu Weltklasse“, resümiert Simon.

Export-Champions

Für Deutschland sind die Hidden Champions immens wichtig: Zwei Drittel der deutschen Exporte stammen von kleinen und mittelständischen Unternehmen. Überraschenderweise gibt es in China eine Parallele hierzu: 68% der chinesischen Unternehmen beschäftigen weniger als 2.000 Mitarbeiter. In Foshan ist diese Struktur besonders ausgeprägt. Dort dominiert das Privatunternehmertum. 90% der Unternehmen sind Mittelständler.

China blickt auf deutschen Mittelstand

Für die wirtschaftliche Modernisierung  Chinas ist es eine Kernfrage, ob das Land eigene mittelständische Weltmarktführer vergleichbar den Hidden Champions in Deutschland entwickeln kann. Dazu möchte man die Zusammenarbeit mit Deutschland intensivieren und die Investitionsströme in beide Richtungen ausbauen. Das betonte LIU Dianxun, Leiter der China Investment Promotion Agency (CIPA). Die CIPA will sich dabei besonders auf die Förderung einzelner Regionen in China konzentrieren. Er betonte die Entschlossenheit der politischen Führung in Peking, an der Öffnungspolitik festhalten zu wollen. Auch sollen alle Unternehmen, die in China registriert sind – gleich ob chinesische oder ausländische –, gleich behandelt werden. Die Outbound-Investments sollen fortgesetzt werden. Cross-border-M&A sind laut LIU daher ein essentieller  Baustein.

Erfolgsbeispiele

Beispiele erfolgreicher Deals liefert das von Simon & Kucher herausgegebene Buch „Enterprise Value Enhancement“, das auf dem Forum vorgestellt wurde. In der Publikation, die den Auftakt zu einer Reihe von Studien über chinesische Investitionen in Deutschland darstellt, werden drei Beispiele von Übernahmen deutscher Unternehmen durch chinesische Käufer untersucht. In zwei Fällen bedeutete der Übergang in chinesische Hände die Rettung: Der insolvente Feuerwehrausrüster Ziegler wurde von dem südchinesischen Containerhersteller CIMC gerettet. Der Kauf von Dürrkopp Adler durch die Shanggong Group vor zwölf Jahren war für beide notleidende Nähmaschinenhersteller der entscheidende Schritt zurück auf den Wachstumspfad. Die Akquisition des Autozulieferers Preh durch Joyson ermöglichte dem deutschen Autozulieferer eine Umsatzvervielfachung innerhalb von wenigen Jahren. Für das bis dahin wenig bekannte Privatunternehmen aus Ningbo begann damit erst die Erfolgsstory: Nach einer Serie von Übernahmen in Deutschland, Österreich und den USA zählt Joyson mittlerweile zu den Top 100 unter den Autozulieferern weltweit.