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Leitfaden für ausländische Investoren in Deutschland

Im Blick Pekings: Deutschland ist als Investitionsziel für China besonders spannend. Bildquelle: Fotolia; © beugdesign

Deutschland ist eines der beliebtesten Zielländer für ausländische Direktinvestitionen. Dafür gibt es eine ganze Reihe von Gründen: der riesige Markt im Zentrum Europas vernetzt mit dem Kontinent und der globalen Wirtschaft, eine führende Stellung in Forschung und Entwicklung, eine hochentwickelte Industrieproduktion mit Weltmarktführern, ein hoher Beschäftigungsgrad sowie das stabile soziale und politische Umfeld. Dennoch ist es nicht einfach, in Deutschland erfolgreich zu investieren. So rangiert Deutschland nur auf Platz 107 weltweit, wenn es darum geht, möglichst einfach ein Unternehmen zu gründen. Beim Steuerwesen liegt das Land aufgrund der komplizierten Gesetzgebung ebenfalls weit hinten auf Rang 72. Ausländische Investoren sollten sich daher vor dem Markteintritt in Deutschland umfassend und gründlich informieren.

Um ausländischen Unternehmen den Einstieg in Deutschland zu erleichtern, gibt die Beratungs- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG die Broschüre „Investment in Germany“ heraus. Die englischsprachige Publikation beinhaltet Informationen zum Gesellschaftsrecht, zur Rechnungslegung, zur Besteuerung von Unternehmen und natürlichen Personen sowie zum Arbeitsrecht. In der aktuellen Ausgabe 2016 haben die KPMG-Experten zahlreiche regulatorische Neuerungen berücksichtigt, so das Steueränderungsgesetz 2015, das Bilanzrichtlinie-Umsetzungsgesetz oder das Gesetz zur Änderung und Vereinfachung der Unternehmensbesteuerung. Diese und andere rechtlichen Rahmenbedingungen und deren Transparenz sind für Unternehmen von überragender Bedeutung. Gerade für ausländische Investoren ist es wichtig, die aufsichtsrechtlichen, bilanziellen und steuerlichen Regulatorien zu kennen, um die richtigen Entscheidungen treffen zu können.

Die Broschüre (Englisch) kann als PDF hier kostenlos heruntergeladen werden. Die gedruckte Version kann über Andreas Feege, Partner, Audit, Leiter Country Practice China, bestellt werden.

Chinas Bank in Bayern

Grußwort zum Jubiläum: Generalkonsulin MAO Jingqiu bei Ihrer Rede in der Bank of China in München. 驻慕尼黑总领事毛静秋在周年庆上致辞

Die Zweigniederlassung der Bank of China in München feiert ihr einjähriges Bestehen. Aus diesem Anlass fanden sich rund 50 geladene Gäste in den Räumlichkeiten des Finanzinstituts im Herzen der bayerischen  Landeshauptstadt ein. Unter  der Leitung von General Manager YANG Haiyong ist die Münchner Filiale mittlerweile auf zehn Mitarbeiter angewachsen, die rund 1.000 Privat- und Firmenkunden betreuen. Die Bank weist mittlerweile eine Bilanzsumme von ca. 700 Mio. EUR. aus.

Ministerialrat Ulrich Konstantin Rieger vom Bayerischen Wirtschaftsministerium betonte in seinem Grußwort die Bedeutung von Finanzierungsfragen für die bilateralen Wirtschaftsbeziehungen. Mit ihrer Präsenz vor Ort bietet die Bank of China den Unternehmen aus der Volksrepublik wichtige Unterstützung bei ihren Investitionen in Bayern und Deutschland. Auch MAO Jingqiu, die neue Generalkonsulin der Volksrepublik China in München, stimmte dem zu und hob den steigenden Bedarf der Investoren aus beiden Ländern an Services bei der Abwicklung von Renminbi-Geschäften hervor.

Die Münchener Zweigstelle der Bank of China ist über ihre geschäftlichen Aktivitäten hinaus vielfältig sozial engagiert. So unterstützte die Niederlassung in jüngster Zeit die Flüchtlingsarbeit und sponsert Sportveranstaltungen. Die Zweigstelle in Bayern ist neben Frankfurt, Hamburg, Düsseldorf und Berlin bereits die fünfte Niederlassung in Deutschland. Bereits 1989 eröffnete die Bank of China als erstes Finanzinstitut der Volksrepublik eine deutsche Präsenz. Das Institut, das auf eine mehr als hundertjährige Geschichte zurückblicken kann, gehört mit Niederlassungen in 27 Ländern zu den sieben größten Banken der Welt.

Midea legt offizielles Angebot für Kuka vor

Umsatztreiber Automotive: Die Aufträge für Kuka aus der internationalen Autoindustrie legten 2016 um mehr als 30% zu. Bild: KUKA AG

Der chinesische Hausgerätehersteller Midea hat heute die offiziellen Unterlagen zu seinem öffentlichen Übernahmeangebot für Kuka vorgelegt. Darin bestätigt das Unternehmen aus Foshan den Preis von 115 EUR pro Aktie, den Midea am 18. Mai in einer ersten Mitteilung angekündigt hatte. Demnach strebt die Gesellschaft, die an Kuka bereits einen Anteil von 13,5% hält, auf mehr als 30% erhöhen. Die Annahmefrist läuft seit heute bis einschließlich 15. Juli.

In den Angebotsunterlagen bekräftigt Midea ebenfalls seine Zusagen aus der Ankündigung von vor einem Monat, dass man Kuka bei seiner bestehenden Strategie unterstützen und das weitere Wachstum fördern wolle. Man strebe keinen Beherrschungsvertrag an und plane auch kein Delisting von der Börse. Auch sollen die derzeitige Belegschaftsstärke und der Hauptsitz in Augsburg erhalten bleiben.

Wie schon vor zwei Wochen auf der Hauptversammlung, so äußerte sich auch heute Kuka-Vorstandsvorsitzender Till Reuter offen gegenüber dem Angebot.  „Wir werden nun Verhandlungen mit Midea aufnehmen“, erklärt Reuter in einer Mitteilung seines Unternehmens. „Entscheidend wird es sein, dass wir am Ende einen verbindlichen Vertrag in der Hand halten, der die Interessen unseres Unternehmens, unserer Aktionäre, Kunden und Mitarbeiter langfristig absichert“, so Reuter weiter. Vorstand und Aufsichtsrat werden demnach in den kommenden Tagen das Angebot genau prüfen und anschließend eine Stellungnahme an die Aktionäre abgeben.

Die Offerte von Midea Mitte Mai hatte sogleich für großen Wirbel in der Politik gesorgt. Bundeswirtschaftsminister Gabriel äußerte sich dem Angebot gegenüber ablehnend und wollte sich für ein Gegenangebot durch ein Unternehmen aus Deutschland oder einem anderen EU-Staat einsetzen. Spekulationen in den Medien über einen Kompromissvorschlag der Bundesregierung, wonach sich Midea auf einen Anteil von höchstens 49% beschränken wolle, wurden bisher von keiner Seite bestätigt.

In den Industriezentren Shenyang und Shijiazhuang

Feierliche Unterschrift: Abschluss von Kooperationsverträgen zwischen chinesischen und deutschen Unternehmen im Rahmen von Kanzlerin Merkels Besuch in Shenyang. 躬逢其盛:代表团成员列席德国总理默克尔访华活动之中德制造业合作签约仪式

Auf ihrer Reise durch Nordchina machte die deutsche Unternehmerdelegation in den Städten Shenyang und Shijiazhuang Halt. In Shenyang hatte die Delegation Gelegenheit, im Rahmen des Besuchs von Kanzlerin Angela Merkel der Unterzeichnung mehrerer deutsch-chinesischer Kooperationsverträge beizuwohnen. Außerdem nahmen die Besucher aus Deutschland am „2. Innovationsgipfel von Smart Manufacturing China und Deutschland“ teil, zu dem rund 250 Gäste geladen waren. In Shijiazhuang, Hauptstadt der Provinz Hebei und  gleichzeitig ein bedeutender Industriestandort und Verkehrsknotenpunkt, stehen zwei Matchmaking-Events auf dem Programm.

So konnten die deutschen Unternehmer bei der ersten Veranstaltung bereits mögliche Partner und Investoren aus dem Bereichen Smart Manufacturing, Automotive und Industriedienstleistungen kennenlernen. Bei der zweiten Veranstaltung am Freitag werden die Branchen Maschinenbau, Informatik und Biomedizin im Fokus stehen.

Nach Matchmaking und Austausch: die deutsche Delegation zusammen mit chinesischen Gesprächspartnern in Shijiazhuang.
Nach Matchmaking und Austausch: die deutsche Delegation zusammen mit chinesischen Gesprächspartnern in Shijiazhuang.
Gelungener Ausklang am Abend: chinesisch-deutsches Freundschaftskonzert in Shenyang.
Gelungener Ausklang am Abend: chinesisch-deutsches Freundschaftskonzert in Shenyang.

 

Über die Delegationsreise deutscher Unternehmer

Zum zweiten Mal veranstaltet die China International Investment Promotion Agency Germany (CIIPAG) eine Delegationsreise deutscher Unternehmer nach China. Den Teilnehmern bietet die Reise über den Besuch von Industrieparks und Betrieben sowie Diskussionsforen hinaus mehrfach Gelegenheit für intensiven Austausch im persönlichen Gespräch mit potenziellen chinesischen Partnern. Damit eröffnet sich beiden Seiten ein direkter Weg, Chancen für gemeinsame Investitionen und M&A-Transaktionen auszuloten. Im Mittelpunkt stehen dabei die Branchen Maschinenbau, Automotive, Ersatzteile, Petrochemie. Besucht werden die Städte Panjin, Shenyang und Shijiazhuang.

Nordsee-Windpark geht an China Three Gorges

Wind und Wasser: China Three Gorges erweitert sein Energieportfolio in Deutschland um Windkraft. 风与水:中国三峡集团将其能源版图扩展至德国风电产业. Bildquelle: Fotolia; © Visions AD

Die Blackstone Group verkauft ihren Anteil in Höhe von 80% an der WindMW GmbH an die China Three Gorges Corporation. Die US-Investmentgesellschaft hielt bisher die Beteiligung an der Betreibergesellschaft des Offshore-Windparks „Meerwind“ über ihre Tochter Blackstone Energy Partners und verbundene Private Equity Fonds. Die Vereinbarung wurde am Montag in Peking im Beisein des chinesischen Ministerpräsidenten Li Keqiang und Bundeskanzlerin Angela Merkel während ihres Chinabesuchs unterschrieben. Der Verkaufspreis liegt laut der Vereinbarung bei 630 Mio. EUR.

Von Reuters befrage Experten waren im Vorfeld der Transaktion von einem erheblich höhren Preis von rund 1,6 Mrd. EUR ausgegangen. Dennoch ist der Verkauf des Windparks die dritthöchste bestätigte Übernahme eines deutschen Unternehmens durch chinesische Investoren in diesem Jahr. Im Januar hatte ChemChina für 925 Mio. EUR den Münchner Maschinenbauer KraussMaffei erworben. Einen Monat später stellte Beijing Enterprises mit der Akquisition von EEW einen neuen Rekord für einen Käufer aus China in Deutschland auf: Für den Helmstedter Abfallverwertungsspezialisten legte das Versorgungsunternehmen aus Peking über 1,4 Mrd. EUR auf den Tisch.

„Meerwind“ ist das erste deutsche Offshore-Windprojekt, das vollständig von privaten Investoren finanziert wurde. Unterstützung erhielt das Projekt vom KfW-Finanzierungsprogramm. Nach dem Ausstieg von Blackstone hält die Windland Energieerzeugungs GmbH aus Bremerhaven weiterhin einen Anteil von 20%. Laut einer Mitteilung von Blackstone wird auch unter dem neuen Eigentümer China Three Gorges das Management-Team um Geschäftsführer Jens Assheuer den Windpark vor der deutschen Küste in der Nordsee weiterhin leiten. Mit seinen 80 Turbinen erreicht der Offshore-Park eine Leistung 288 MW und erzeugt damit ausreichend Energie für die Versorgung von rund 360.000 Haushalten.

Die 1993 gegründete China Three Gorges Corporation baute von 1994 bis 2008 das größte Wasserkraftprojekt der Welt: den Drei-Schluchten-Damm am Yangtze-Fluss. 2007 stieg der in rund 40 Ländern aktive Staatskonzern erstmals auch in Solar- und ab 2011 auch in Windkraftprojekte ein. Ende 2011 übernahm China Three Gorges für 2,69 Mrd. EUR einen Anteil von 21,35% am portugiesischen Stromversorger Energias de Portugal aus Staatsbesitz. Mit Vermögenswerten in Höhe von rund 475,5 Mrd. RMB (64,2 Mrd. EUR) im Jahr 2014 zählt der Konzern zu den größten Energieversorgern weltweit.

Serafin übernimmt Fuyi Industrial

Gut eingefädelt: Serafin aus München kauft den chinesischen Industriefaserspezialisten Fuyi. 慕尼黑集团Serafin收购福益工业用丝公司. Bildquelle: Fotolia; © Studio Gi

Die in München ansässige Serafin Unternehmensgruppe übernimmt Fuyi Industrial Fiber im Rahmen eines Asset Deals. Der chinesische Spezialist für Industriefasern wird in die Serafin-Tochter Perlon Nextrusion Monofil integriert. Die Gesellschaft aus Haining, rund 100 km südwestlich von Shanghai, wird in Perlon Co., Ltd. umfirmiert. Serafin plant nach eigenen Angaben, die geografische Nähe des neuen Standorts zu zahlreichen Niederlassungen europäischer und amerikanischer Unternehmen für die weitere Expansion der Gruppe in China zu nutzen. Zum Preis äußerten sich die Beteiligten nicht.

Die Integration von Fuyi soll durch die Entsendung von Mitarbeitern von Serafin nach Haining sichergestellt werden. Die Serafin Gruppe hat in den letzten Jahren mehrere Gesellschaften für ihre Sparte „Technische Textilien“ aufgekauft: 2010 Nextrusion, 2014 Perlon und letztes Jahr schließlich Hahl-Pedex. Damit verfügt der Unternehmensbereich jetzt über Standorte in Deutschland, den USA, Südkorea und China. Allein in dieser Sparte sind mehr als 660 Mitarbeiter beschäftigt, die einen Umsatz von jährlich 130 Mio. EUR erwirtschaften.

Die Serafin Unternehmensgruppe weist mit ihren 2.850 Beschäftigten einen Gesamtumsatz von rund 470 Mio. EUR aus. Vorläufer ist die 1849 in Augsburg gegründet Haindl’sche Papierfarbrik. Heute ist die Gesellschaft auf die Akquisition von mittelständischen Unternehmen und Konzernausgliederungen spezialisiert. Die Geschäftsfelder von Serafin teilen sich in den Bereiche Kunststoffverarbeitung – einschließlich der Sparte Technische Textilien – sowie Konsumgüter. Insgesamt umfasst die Gruppe mit acht Unternehmen.

Mit Projekt Reiskorn zum Erfolg

Bernd Schenker, CEO des Asien-Geschäfts von Kurtz Ersa Bernd Schenker, Kurtz Esra公司亚洲业务的总经理

Im Interview befragt Sarah Buchwieser von der Zhuhai Repräsentanz in Karlsruhe Herrn Bernd Schenker, CEO des Asiengeschäfts von Kurtz Ersa, über die Markteintrittsstrategie des Unternehmens, die Herausforderungen des chinesischen Marktes und die Zukunftsaussichten für den deutschen Maschinenbau in China.

Die unterfränkische Kurtz Ersa GmbH verpflichtet sich bereits in sechster Generation der hochwertigen Metallverarbeitung, sowie dem Maschinen- und Anlagenbau. Der Mischkonzern bestehend aus den zuvor eigenständigen Unternehmen Kurtz und Ersa agiert hauptsächlich in vier Geschäftsfeldern: Der Fertigung von Metallbauteilen, Lötsystemen, Schaumstoff- und Gießereimaschinen. Weltweit werden Kunden aus der Schienenfahrzeug- und Automobilherstellung, Energie- und Medizintechnik, aus der Telekommunikation, sowie der IT- und Elektronikindustrie von Kurtz Ersa beliefert. Seit elf Jahren ist das Unternehmen mit einer Produktionsstätte in Südchina aktiv und unterhält darüber hinaus fünf Vertriebsniederlassungen. In der Hafenstadt Zhuhai stellt Kurtz Ersa hauptsächlich Schaumstoffmaschinen her – zunehmend werden dort aber auch andere Produkte wie Lötmaschinen gefertigt.

Sarah Buchwieser: Herr Schenker, wie begann das Chinageschäft von Kurtz Ersa und seit wann betreuen Sie dieses?

Bernd Schenker: Schon vor der Eröffnung unseres Werkes in Zhuhai 2004 waren wir mit einem Büro in Shanghai vertreten, von dem aus der Export der Maschinen, Sales und Service gesteuert wurde. Ich selbst arbeite seit 1987 bei Ersa und war dort für den weltweiten Vertrieb zuständig. Mit der steigenden Bedeutung der asiatischen Märkte habe ich ab Mitte der 90er hauptsächlich Asien betreut und zog 2009 schließlich dauerhaft nach Hongkong.

Zhuhai ist das einzige Werk Ihres Unternehmens in Asien. Nach welchen Kriterien haben Sie den Standort gewählt?

Südchina war und ist mit seiner entwickelten Elektronik- und Konsumgüterindustrie eine wichtige Region für uns. Die Asienzentrale von Kurtz Ersa befindet sich in Hongkong, somit war ein Standort in direkter Nähe besonders attraktiv. Wir hatten damals bereits gute Kontakte zu den örtlichen Behörden in Zhuhai, die Stadt war uns ebenfalls nicht abgeneigt und so war die Entscheidung schnell gefallen. Zhuhai ist keine Metropole wie Shanghai oder Hongkong. Aber die Infrastruktur wurde in den letzten Jahren stark ausgebaut. Mit der anstehenden Fertigstellung der Hongkong-Zhuhai-Macao Brücke und den dazugehörigen Highways wird sich die Erreichbarkeit noch einmal verbessern. Das wird die Stadt auch für Fachkräfte aus dem Ausland attraktiver machen.

Welche Rolle spielt China für die internationale Gesamtstrategie Ihres Unternehmens?

Das Werk in Zhuhai, intern damals auch „Projekt Reiskorn“ genannt, stellte einen ersten Versuch dar deutsche Technologie mit chinesischen Standortvorteilen zu kombinieren. Wir wollten eine speziell auf die Bedürfnisse des chinesischen Marktes angepasste Schaumstoffmaschine bauen. Aufgrund der sehr positiven Entwicklung erweiterten wir das Werk vor zwei Jahren und fertigen nun auch Ersa Reflow-Lötanlagen vor Ort. Das Werk in Zhuhai hat momentan knapp 80 Mitarbeiter, die hauptsächlich in der Endmontage arbeiten. Wir sind nun aber auch dabei, mehrere Konstruktionsteams aufzubauen, die auf chinesische Spezialanfragen direkt reagieren können.

Produzieren Sie in China hauptsächlich für China oder für den Weltmarkt?

Die Schaumstoffmaschine aus Zhuhai ist Bestandteil unserer weltweiten Produktpalette und damit Teil der globalen Fertigungsstrategie. Wir wollen damit Kunden gewinnen, die wir mit unseren deutschen Maschinen aufgrund von Technologiespezifikationen oder Budget nicht erreichen könnten. Ein Großteil unserer Kunden befindet sich in China, wir exportieren aber auch nach Südostasien (Philippinen, Thailand, Malaysia, Indonesien und Vietnam), Korea, in den Mittleren Osten und in die USA. Dabei nimmt der Exportanteil immer mehr zu – auch weil wir dies verstärkt forcieren.

Delegationsreise deutscher Industrieunternehmen

Lukas Neumayr, Verlagsleiter der Unternehmeredition, präsentiert die GoingPublic Media AG und die Plattform M&A China/Deutschland chinesischen Unternehmern in Panjin. 牛陆嘉,《企业家》杂志出版总监,正在盘锦向与会人员介绍GoingPublic股份公司及中德并购交易平台的有关情况

Zum zweiten Mal veranstaltet die China International Investment Promotion Agency Germany (CIIPAG) eine Delegationsreise deutscher Unternehmer nach China. Den Teilnehmern bietet die Reise über den Besuch von Industrieparks und Betrieben sowie Diskussionsforen hinaus mehrfach Gelegenheit für intensiven Austausch im persönlichen Gespräch mit potenziellen chinesischen Partnern. Damit eröffnet sich beiden Seiten ein direkter Weg, Chancen für gemeinsame Investitionen und M&A-Transaktionen auszuloten. Im Mittelpunkt stehen dabei die Branchen Maschinenbau, Automotive, Ersatzteile, Petrochemie. Besucht werden die Städte Panjin, Shenyang und Shijiazhuang.

Die erste Station der Reise war Panjin in der Provinz Liaoning weit im Nordosten Chinas. Panjin ist als Produktionsbasis für petrochemische Produkte und Anlagenbau bekannt. Dort ist auch einer der größten Petrochemie-Unternehmen Chinas ansässig. Deutsche und chinesische Unternehmer nutzen bei einem Matchmaking die Möglichkeit, persönlich ihre Projekte und Investitionspläne vorzustellen. Dabei lag der Fokus auf der petrochemischen Industrie und dem Maschinenbau.

TANG Zheng, stellvertretender Direktor der CIIPAG, WANG Yongwei, Vize-Bürgermeister der Stadt Panjin und Lukas Neumayr, Verlagsleiter der Unternehmeredition am Rande des Matchmaking-Events (v.l.n.r.).
TANG Zheng, stellvertretender Direktor der CIIPAG, WANG Yongwei, Vize-Bürgermeister der Stadt Panjin und Lukas Neumayr, Verlagsleiter der Unternehmeredition am Rande des Matchmaking-Events (v.l.n.r.).

AGIC greift sich Italiens Robotikzulieferer Gimatic

Roboter-Greifarme_Bildquelle: Fotolia; © Patrick P. Palej

Die chinesische Private Equity Gesellschaft AGIC Capital übernimmt die Mehrheit an dem italienischen Automatisierungsspezialisten Gimatic Srl. Gleichzeitig wird der bisherige Investor Xenon Private Equity seinen Minderheitsanteil aufstocken. Auch Gimatic-Gründer Giuseppe Bellandi beteiligt sich weiter an seinem Unternehmen. Die Höhe der Transaktion liegt laut AGIC bei über 100 Mio. EUR. Zur genauen Höhe des Mehrheitsanteils äußerte sich der Private Equity Investor nicht. Die Transaktion steht noch unter dem Vorbehalt der behördlichen Genehmigungen und soll bis Ende Juni abgeschlossen sein.

Für AGIC ist dies der erste Deal unter eigener Regie. Im Januar hatte die Beteiligungsgesellschaft in Deutschland für Furore gesorgt, als sie als Teil eines Konsortiums an der Übernahme des Münchener Spritzgießspezialisten KraussMaffei durch den Staatskonzern ChemChina mitwirkte. Mit 925 Mio. EUR war dies eine der größten Deals eines chinesischen Investors in Deutschland.

Die 1985 gegründete Gimatic aus Roncadelle in Norditalien ist auf sogenannte „end-of-arm-tools“ (EOAT), den Greif- und Bearbeitungswerkzeugen für Roboterarme, spezialisiert. In den vergangenen drei Jahren erzielte das Unternehmen eine durchschnittliche Wachstumsrate von 20%. Rund vier Fünftel des Umsatzes erwirtschaftet der Roboterzulieferer in Europa, vor allem in Deutschland und Italien. Nur 10% der Verkaufserlöse werden bisher in Asien generiert. Bei der Expansion auf diesem Markt – und hier insbesondere in China – plant AGIC die Italiener zu unterstützen. Nach eigenen Angaben hat sich AGIC bereits Zusagen von chinesischen und anderen asiatischen Robotikunternehmen für die Zusammenarbeit mit Gimatic gesichert.

AGIC ist auf Investitionen in deutsche und europäische Technologieführer aus dem Bereich Industrie 4.0. spezialisiert. AGIC (Asia-Germany Industrial Promotion Capital) wurde erst letztes Jahr gegründet. Die Private Equity Gesellschaft geht auf die Initiative von Henry Cai zurück, der bis Ende 2014 für den Investment Banking-Bereich der Deutschen Bank im Raum Asien Pazifik verantwortlich zeichnete. Der Fonds von AGIC strebt ein Volumen von 1 Mrd. USD an. Im Oktober 2015 verkündete Cai bereits das First Closing bei 650 Mio. USD. Das Final Closing wird für das dritte Quartal 2016 angestrebt.

Decheng nimmt deutschen Markt ins Visier

Das Team von Decheng: Cern Yong Teo, Stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrats, Xiaofang Zhu, CEO und Guan Hoe Ooi, CFO, während eines Pressegesprächs. 德诚公司团队合影(左起): 监视会副主席Cern Yong Teo, 首席执行官Xiaofang Zhu,首席财务官Guan Hoe Ooi

Noch bis zum 20. Juni läuft die Zeichnungsfrist von Decheng Technology. Acht Tage später will das Spezialchemieunternehmen aus Quanzhou den Gang aufs Frankfurter Parkett wagen. Spannend wird die Frage, wie das Angebot von den deutschen Anlegern angenommen wird. Nach den herben Enttäuschungen und sogar handfesten Skandalen bei einigen in Deutschland gelisteten chinesischen Unternehmen ist Decheng auf kritische Fragen eingestellt. Der südchinesische Polyurethan-Spezialist will vieles besser machen.

Decheng plant, bis zu 3 Mio. neue Stückaktien in Deutschland zu einem Festpreis von 3,50 EUR zu emittieren. Damit könnte das Unternehmen bis zu  10,5 Mio. EUR einnehmen. Ausgehend von dem Grundkapital in Höhe von 30 Mio. Aktien, ergäbe sich nach Emission der neuen Stückaktien ein MarketCap von 115 Mio. EUR. Eine vorbörsliche Research-Analyse sieht den fairen Unternehmenswert bei etwa 185 Mio. EUR, basierend auf einem Peergroup-Vergleich und Discounted Cashflow-Verfahren. Global Coordinator und Lead Manager bei dem Börsengang ist die Acon Actienbank.

Marktvorteile in Deutschland

Für chinesische Unternehmen bringt ein Börsengang in Deutschland nach wie vor einen großen Prestigegewinn zuhause. „Als in Deutschland börsennotiertes Unternehmen verfügen wir in unserem Heimatmarkt China über einen Reputationsvorsprung gegenüber einheimischen Anbietern“,  erläutert Decheng-CFO Guan Hoe OOI in einem Interview mit dem GoingPublic Magazin. Einen wesentlichen Vorteil sieht Ooi auch in der Stärke der Chemieindustrie in Deutschland. „Das Verständnis der Investoren für unsere Branche ist hier weiter entwickelt als in anderen Ländern. Dazu kommt ein transparenter, gut regulierter Markt“ meint der Finanzvorstand des Börsenkandidaten weiter. Decheng will sich in seiner Heimat durch Spezialisierung und Umweltfreundlichkeit vom Wettbewerb abheben – und damit auch in Deutschland bei den Anlegern punkten. Die Polyurethane des Unternehmens verleihen den Endprodukten verbesserte Eigenschaften, z.B. Wasserfestigkeit bei Textilien oder Feuerresistenz  bei Lederimitaten. Großen Wert wird dabei laut Ooi auf eine umweltfreundliche Produktion und soziale Verantwortung  gelegt. So will das Unternehmen künftig ohne schädliche Lösungsmittel auszukommen.

Kritische Fragen

„Wir sind uns bewusst, dass wir als chinesisches Unternehmen nicht unbedingt mit einem Vertrauensvorschuss an den Start gehen“, erklärt Ooi nüchtern. In den vergangenen Jahren enttäuschte die Performance chinesischer Unternehmen, die in Deutschland den Börsengang gewagt hatten, ein ums andere Mal. Zuweilen verschwand auch ein Vorstand und Teile des Vermögens – wie 2014 beim Schuhersteller Ultrasonic. Um Vertrauen bei deutschen Anlegern aufzubauen, legen sich daher die Mehrheits-Anteilseigner von Decheng freiwillig langfristige Verpflichtungen auf. Laut Ooi  haben sich die Großaktionäre eine relativ lange Sperrfrist von bis zu drei Jahren gesetzt und planen, in dem Zeitraum keine ihrer bestehenden Anteile zu verkaufen. Außerdem verzichten sie in den Jahren 2017 bis 2019 auf ihre Dividende. „Wir wollen mit einem seriösen Geschäftsmodell, guten Produkten, soliden Finanzen, spannenden Zukunftsperspektiven und transparentem Verhalten den Kapitalmarkt überzeugen“ betont CFO Ooi im Interview mit GoingPublic. Die Zahlen können sich auf jeden Fall sehen lassen: In den vergangenen drei Jahren haben sich die Umsätze von Decheng auf  knapp 70 Mio. EUR (Geschäftsjahr 2015) verdoppelt. Der Nettogewinn ist seit 2013 um über 100% auf rund 18 Mio. EUR im Geschäftsjahr 2015 gestiegen.

Das vollständige Interview mit Guan Hoe Ooi lesen Sie hier.

Zhongding kauft AMK für 130 Mio. EUR

E-Mobility-Spezialist: Antriebskomponenten von AMK werden auch in elektrischen Rennautos erfolgreich eingesetzt. 电动汽车专家:AMK公司驱动装置部件成功应用于电动赛车。Bild: AMK Holding

Anhui Zhongding übernimmt für 130 Mio. EUR die AMK Holding zu 100%. Das operative Geschäft des bisher in Familienbesitz befindlichen Unternehmens soll laut Mitteilung von AMK wie bisher weiter laufen. Auch Standorte und Belegschaft blieben von dem Verkauf unberührt. Der Automobilzulieferer aus Kirchheim/Teck ist bereits das fünfte deutsche Unternehmen, das der ostchinesische Serieninvestor aufkauft. Die Transaktion steht noch unter dem Vorbehalt der behördlichen Genehmigung.

Die Übernahme wird von der europäischen Tochter Zhongding Holding Europe GmbH durchgeführt. Künftig soll deren Eigenkapital um 67 Mio. EUR. erhöht werden. Kaufmännisch und strategisch beraten wurde Zhongding von der Perlitz Strategy Group. Darüber unterstützten Rittershaus Rechtanwälte sowie die Steuerberatungsgesellschaft Falk & Co Zhongding bei der Transaktion.

AMK ist in den Bereichen elektrische Antriebstechnik, Steuerungstechnik sowie industrielle Automatisierungstechnik tätig und bezeichnet sich dabei als Markt- und Technologieführer. 2014 erwirtschaftete das Unternehmen mit seinen rund 900 Mitarbeitern einen Umsatz von knapp 200 Mio. EUR, ein EBITDA in Höhe von fast 23 Mio. EUR sowie ein Nettoergebnis von 15,5 Mio. EUR.

Die in privater Hand befindliche Anhui Zhongding Sealing Parts aus Ningguo ist an den Börsen in Shanghai und Shen­zhen notiert. 2015 erzielten die rund 14.000 Mitarbeiter einen Umsatz in Höhe von 1,6 Mrd. EUR. Durch die Übernahme von AMK erweitert der international tätige Automobilzulieferer sein Portfolio in Deutschland um das Segment E-Mobility. Auf Weg zum Serieninvestor begab sich Zhongding im Jahr 2007 mit der Akquisition der notleidenden Schmitter Group. Das ostchinesische Unternehmen leitete eine erfolgreiche Restrukturierung des unterfränkischen Hydraulikleitungsspezialisten ein. Danach setzte Zhongding auf eine andere M&A-Strategie und nahm Branchenführer im Automotive-Sektor mit einem gut laufenden operativen Geschäft ins Visier. 2014 erwarb  Zhongding für 64 Mio. EUR 80% der Anteile an dem Dichtungshersteller KACO. 2015 wurde  Kunststoffspezialist Wegu für 95 Mio. übernommen. Im selben Jahr kam noch Wiederholt, ein Technologieführer im Bereich Kaltverformung, hinzu.

Europäische Unternehmen in China pessimistischer

Druck aus China: Europäische Private-Equity-Experten erwarten verstärkte Konkurrenz aus dem Reich der Mitte. Bildquelle: Fotolia; © Weissblick

Die in China tätigen europäischen Unternehmen beurteilen ihre Perspektiven pessimistischer als in den vergangenen Jahren. Aktuell bewerten nur 44% die Wachstumsaussichten für die kommenden zwei Jahre in der Volksrepublik weiterhin als positiv. Vergangenes Jahr lag der Anteil noch bei 58%, vor fünf Jahren sogar bei 79%. Die Zahl der Pessimisten hingegen verdoppelte sich in den vergangenen zwölf Monaten nahezu von 8% auf 15%. Dies ist das Ergebnis des Business Confidence Survey der EU-Handelskammer in China in Zusammenarbeit mit dem Beratungshaus Roland Berger.

Auch mit Blick auf die Profitabilität in China sind die Investoren aus Europa weniger zuversichtlich. Nur noch 19% äußern sich hier für die kommenden Jahre optimistisch. Vergangenes Jahr waren es noch 28%. Die Gründe für die pessimistischere Haltung sind vielfältig: Auch die Europäer leiden unter der nachlassenden Wachstumsdynamik der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt. Darin besteht für mehr als die Hälfte (53%) der Befragten die größte Herausforderung für den zukünftigen Geschäftserfolg in China. Seit Jahren bekannte Störfaktoren wie regulatorische Barrieren oder ein für Ausländer schwer berechenbares rechtliches und administratives Umfeld wiegen folglich umso schwerer. In der Wahrnehmung der Europäer folgen den wiederholten Reformankündigungen der chinesischen Regierung zu selten auch Taten. Hinzu kommt: Die europäischen Unternehmen fühlen sich in China nicht mehr so willkommen wie noch vor zehn Jahren. Das sagen immerhin 70% der Umfrageteilnehmer. Wenig überraschend also, dass 2015 die Direktinvestitionen aus Europa  im Vergleich zum Vorjahr um 9% auf 9,3 Mrd. EUR fielen.

Maschinenbauer weiter optimistisch

Doch es gibt auch einzelne Branchen, in denen sich ein positiveres Bild zeigt. So sehen vor allem Vertreter aus dem Maschinenbau und der Automobilbranche – zwei klassischen deutschen Vorzeigeindustrien – weiterhin gute Chancen auf dem chinesischen Markt. Unter den Maschinenbauern äußern sich immerhin 58% der Befragten optimistisch in Bezug auf die Wachstumsaussichten in den kommenden zwei Jahren. Im Automotive-Bereich sind es 53%. Ähnlich gut bewerten Pharmazieunternehmen ihre Perspektiven. Hier sind 50% positiv gestimmt.

Mehr als 500 Teilnehmer

Die EU-Handelskammer veröffentlicht seit 2004 die Ergebnisse aus dem „European Business in China – Business Confidence Survey“. An der im Februar und März durchgeführten Umfrage für 2016 nahmen 506 der mehr als 1.600 Mitglieder der Kammer teil. Die vollständige Umfrage kann hier auf Englisch oder Chinesisch heruntergeladen werden.