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Taiwanischer Investor schlägt in Österreich zu

Das taiwanische Maschinenbauunternehmen Tongtai Machine & Tool Co., Ltd. hat eine Mehrheit von 76% an der Beteiligungsgesellschaft mbi-Group erworben. Sie ist Alleineigentümerin des oberösterreichischen Anlagenbauers Anger Machining und des Kärntner Präzisionskomponentenherstellers Hellmerich (HPC Produktionsgesellschaft). Der Wert der Transaktion beläuft sich auf rund 20 Mio. Euro. Die beiden Geschäftsführer von Anger Machining bleiben mit jeweils 12% an der mbi-Group beteiligt. Es ist das erste Investment Tongtais in Österreich.

Anger ist auf voll automatisierte Bearbeitungslösungen für die Produktion von Präzisionsteilen in der Autoindustrie spezialisiert. Das Unternehmen steckte zuletzt in finanziellen Schwierigkeiten und hatte bereits im letzten Jahr vergebens nach einem Investor gesucht. Mit der neuen strategischen Partnerschaft wird nun optimistisch in die Zukunft geblickt. Laut Angaben des Unternehmens sollen in erster Linie die Arbeitsplätze gesichert werden.

Von Tongtai erhofft man sich einen leichteren Zugang zum asiatischen, vor allem chinesischen, Markt: In den kommenden Jahren will das Unternehmen ein Viertel bis die Hälfte seiner Aufträge dort holen. Die börsennotierte Tongtai Machine & Tool Co., Ltd hat rund 1.600 Mitarbeiter und setzt jährlich um die 300 Mio. Euro um. Tongtai wurde von Eisenberger&Herzog und Binder Grösswang beraten.

Juwel ausgegraben – Huahai übernimmt OHE

Kontrolle mit links: Die Produkte von OHE sind auf dem neuesten Stand./易如反掌的操控:OHE的产品处于前沿水平. Bild: OHE

Das Kennenlernen der Partner war eher ungewöhnlich: Berater der insolventen OHE Mining Technology trafen den Käufer Beijing Huahai Machinery Corporation auf einer Infoveranstaltung in China. Doch die Vorteile einer Übernahme durch Huahai waren beiden Seiten schon nach wenigen Gesprächen klar. Von Thomas Müncher

Sowohl der Hattinger Spezialmaschinenbauer als auch der Pekinger Investor profitieren von der Akquisition: OHE kann seinen Standort Hattingen erhalten und bekommt mit Huahai einen Türöffner zu den Weltmärkten China, USA und Australien. Das chinesische Unternehmen bekommt Zugang zu deutscher Spitzentechnologie und kann den guten Markennamen des deutschen Maschinenbaus weltweit vermarkten.

Tradition im Bergbau

Das 1946 in Ruhrstadt gegründete Maschinenbauunternehmen produziert seit fast sieben Jahrzehnten Maschinen und Technologie für den Bergbau. Zur Produktpalette gehören neben hydraulischen und elektrohydraulischen Steuerungen auch die notwendigen hydraulischen Filter und Ventile. Zudem werden elektronische Steuerungssysteme, Hydraulikzylinder und Stempel für die Arbeit unter Tage hergestellt. Vor gut einem Jahr musste OHE Insolvenz anmelden: Wegen der schwierigen politischen Rahmenbedingungen in Russland und des sich verschärfenden Wettbewerbdrucks in China war dieser Antrag notwendig“, erläutert CEO Natalia Ponomarenko.

Ukraine-Krise belastet Osteuropa-Exporte

Die Insolvenz war für OHE keine neue Erfahrung. Bereits 2002 musste Ersatz für den Investor Hennlich gefunden werden. Der Niedergang des deutschen Steinkohlebergbaus und die damit verbundenen Zechenschließungen brachte den Zulieferer erstmals in wirtschaftliche Not. Die neue Geschäftsführung setzte danach vorrangig auf den Produktexport – in die Ukraine, nach Russland, Polen, Tschechien und China. Aus dem neuen Schutzschirmverfahren wurde im September 2014 ein Regelinsolvenzverfahren: Wegbrechende Aufträge und ausstehende Zahlungen hatten zur Folge, dass der Sanierungsplan erfolglos blieb. Zur Unterstützung von CEO Ponomarenko setzte das Insolvenzgericht Thorsten Klepper, Fachanwalt für Insolvenzrecht der Hagener Kanzlei Klepper & Partner, als Sachwalter ein. In den Monaten danach suchten beide nach Möglichkeiten, den Betrieb fortzuführen. Dazu gehörten auch Verbesserungen in den Arbeitsabläufen der Produktion, die etwa 20 Mitarbeiter den Arbeitsplatz kostete.

Wie chinesische Unternehmen ihren Standort in Deutschland finden

Im Herzen des Kontinents: Deutschland spielt eine wichtige Rolle für die Europastrategie. / 欧洲大陆的心脏:德国在欧洲举足轻重。Bildquelle: Fotolia; © beugdesign

Der Startschuss für chinesische Direktinvestitionen im Ausland fiel recht spät – deutsche Konzerne und Mittelständler waren da schon lange in China engagiert. Jetzt aber geben die chinesischen Unternehmen auch in Deutschland bei Greenfield- und M&A-Projekten Gas. Immer wieder stehen sie dabei vor der Frage, wie sie den optimalen Standort für ihr Projekt finden.

Vergangenes Jahr war China erstmals das Land mit den meisten Investitionsprojekten in Deutschland. Für die chinesischen Unternehmer ist Deutschland das attraktivste Zielland in Europa. Und es wird von ihnen als immer wichtiger angesehen. Gefördert durch die „Going out“-Strategie der Regierung in Peking zeigt sich bei den Investitionen der Unternehmen aus China eine differenzierte Entwicklung. So geht die Tendenz hin zu Fusionen und Übernahmen von gut laufenden deutschen Unternehmen, nachdem zuvor die Akquisition insolventer Betriebe im Fokus stand. Auch erweitert sich das Spektrum von M&A-Transaktionen über Branchen wie den Maschinenbau hinaus auf Bereiche wie IT und Telekommunikation sowie erneuerbare Energien und Umweltschutz.

Standortanalyse

Vor jeder Investition stellt sich den Unternehmen die Aufgabe einer Standortanalyse, die sowohl die Marktaussichten der Branche im Zielland als auch die Bedingungen am konkreten geografischen Ort der Investition einbezieht. Dies umfasst eine Analyse und Bewertung der Informationen zum Markt, des Angebots an Finanzdienstleistungen und Beratung sowie der Steuerpolitik. So ist die Gewerbesteuer bedeutender Faktor für die Standortwahl. Diese unterscheidet sich in Deutschland von Ort zu Ort. Ob sich ein chinesisches Unternehmen letztlich für einen bestimmten Standort entscheidet, hängt daneben häufig auch stark von den Bemühungen der örtlichen Verwaltung ab. Wenn man mehrere Städte als möglichen Standort zur Auswahl hat, werden das Investitionsumfeld, die gesamte Infrastruktur an öffentlichen Einrichtungen in der Nähe sowie die Reaktionsgeschwindigkeit und die unkomplizierte, effiziente und verlässliche Arbeitsweise einer Verwaltung oft zum Zünglein an der Waage.

Verteilung chinesischer Unternehmen in Deutschland

Die Entscheidung für einen Standort wird wesentlich vom Geschäftsfeld bestimmt. Traditionell lassen sich chinesische Unternehmen in drei Hauptgebieten nieder: Erstens, die Region Hamburg im Norden mit den Vorzügen einer Hafenstadt und günstiger Verkehrsanbindungen. Dieser Investitionsstandort ist bei der Handels- und Logistikbranche beliebt. Zweitens, das Ruhrgebiet mit seiner hohen Bevölkerungsdichte und seinen ausgereiften Wirtschaftsstruktur. Firmen mit chinesischem Kapital lassen sich dort vor allem in Düsseldorf und Köln nieder. Drittens, der Raum um Frankfurt, der Finanzhauptstadt mit dem Flughafen als Drehkreuz. Dies ist ein Gebiet, in dem sich Banken und Airlines aus China konzentrieren. In den letzten Jahren fand der Süden, insbesondere der Raum München, sowie Stuttgart mit einer hohen Dichte an mittelständischen Unternehmen und einem ausgeprägten Hightech-Sektor bei chinesischen Investoren immer mehr Beachtung. Beide Städte sind für den Aufbau von Forschung und Entwicklung wie auch als Produktionsstandorte für Unternehmen aus China zu bedeutenden Regionen geworden.

„Unbedachtheit ist ein Schwachpunkt bei Auslandsinvestitionen“

Moderne Produktion: China ist stark an Automatisierungstechnologie interessiert. 现代化生产:中国对自动化技术非常感兴趣。Bildquelle: Fotolia; © Oliver Sved

Chinesische Investoren stehen beim Eintritt in fremde Märkte vor zahlreichen Herausforderungen. Was alles bei Outbound-M&A schiefgehen kann, weiß Guo Yufang aus 30 Jahren Erfahrung in Europa. Der Jurist kennt die Defizite bei Unternehmern und Beratern. Dennoch sieht er gerade für die deutsch-chinesische Zusammenarbeit spannende Perspektiven.

Unternehmedition: Auf dem diesjährigen Cross-Border Investment und M&A-Summit in Shanghai haben Sie sich sehr kritisch zum Verhalten chinesischer Unternehmen bei Übernahmen in Europa geäußert. Welche Schwächen sehen Sie hier konkret?

Guo Yufang: Die größte Schwäche chinesischer Investoren bei ihren grenzüberschreitenden Beteiligungen und Übernahmen ist ihr unbedachtes Vorgehen. Sie selbst wissen nicht viel von Europa. Aber weil diese Unternehmer in China bereits sehr erfolgreich sind, glauben sie, dass die Erfolgsrezepte aus ihrer Heimat in Europa einfach eins zu eins reproduzierbar wären. Nachdem Sie einmal hier in Europa sind, meinen sie, sie könnten hier schlichtweg alles selbst erledigen. In Wirklichkeit ist so eine Denkweise sehr gefährlich. Manche Unternehmer bringen Ihre Vorstandssekretärin und ihren stellvertretenden CEO mit, und nachdem sie den CEO des europäischen Unternehmens getroffen und mit ihm verhandelt haben, meinen sie, die Sache sei damit schon erledigt. Arbeitsschritte wie eine Unternehmensbewertung oder eine Due Diligence werden dann vernachlässigt. Auf diese Weise ist das Risiko bei solchen Transaktionen enorm hoch. Ein anderes Problem liegt darin, dass für M&A-Transaktionen in China bestimmte Genehmigungsverfahren notwendig sind. So müssen zum Beispiel die dazugehörigen Devisenaufwendungen genehmigt werden. Daraus ergeben sich gewisse zeitliche Verzögerungen. Um solche Verzögerungen zu vermeiden, investieren die chinesischen Unternehmen provisorisch in den europäischen Kapitalmarkt. Dabei fehlt es wiederum an Risikobewusstsein und sie vernachlässigen es, bei den Transaktionen auf Absicherung ihrer Rechte und Interessen zu achten. Dies führt zu vielen Fehlinvestitionen. Solche Fälle sieht man sehr häufig. Das blinde Selbstvertrauen aus den Erfolgen in der Heimat und die Unbedachtheit bei Investitionen im Ausland sind ein großer Schwachpunkt chinesischer Unternehmer.

Unternehmedition: Ist diese Problematik allgemein verbreitet oder beziehen Sie sich hier auf Einzelfälle?

Guo Yufang: Das ist allgemein so. Die erfolgreichen Fälle sind die Ausnahme.

Unternehmedition: Demnach wären chinesische Unternehmen mit Blick auf M&A noch nicht professionell genug. Sind sie denn nicht gewillt, spezialisierte Dienstleister zur Unterstützung heranzuziehen?

Doch, in der Regel nehmen chinesische Unternehmen solche Dienstleistungen in Anspruch. Noch dazu suchen sie sich gerne recht bekannte und große Investmentbanken aus. Sie meinen, dadurch sei Qualität garantiert. Aber hier gibt es ein Problem: Die Beziehung zwischen chinesischen Unternehmern und Beratungsfirmen ist an und für sich schon nicht normal. Denn sie stellen an ihre Dienstleister sehr strenge Anforderungen in Bezug auf die Kostenkontrolle. Und es kommt vor, dass chinesische Unternehmer der Ansicht sind, wenn schon die andere Seite Anwälte und Wirtschaftsprüfer dabei hat, weshalb sollte man dann selbst noch welche hinzuziehen? Dementsprechend ist die Beziehung zwischen chinesischen Unternehmen und ihren Dienstleistern bei einer M&A-Transaktion äußerst kompliziert und gestaltet sich extrem schwierig. Allein dieses Problem sorgt schon dafür, dass die Qualität der Services stark geschmälert wird. Außerdem mangelt es den europäischen Beratungsfirmen am richtigen Verständnis gegenüber chinesischen Unternehmern. Daher fehlt es ihren Beratungsleistungen für chinesische Klienten an Zielgenauigkeit.

Verbesserter Rechtsschutz für ausländische Investoren in China

Zu den Hauptanliegen von ausländischen Unternehmen in China zählt der unterentwickelte Rechtsschutz und das manchmal undurchsichtige chinesische Rechtssystem. Aber seit einigen Jahren verstärkt China seine Gesetzesreformen und bewegt sich immer näher an eine starke Rechtsstaatlichkeit. In diesem Artikel erläutern wir einige dieser Verbesserungen in Chinas Rechtssystem, die ausländische Investoren betreffen.

Neue Interpretation des Zivilprozessrechts

Das Oberste Volksgericht Chinas (Supreme People’s Court of China – SPC) hat kürzlich eine umfangreiche Interpretation des Zivilprozessrechts von 2012 veröffentlicht. Das Zivilprozessrecht deckt Zivilstreitigkeiten ab, wie Vertragsstreitigkeiten zwischen zwei privaten Rechtsträgern. Das Oberste Gericht in China veröffentlicht regelmäßig solche Interpretationen, um darauf hinzuweisen, wie Gesetze und Regulierungen zu interpretieren sind. Die Interpretation der chinesischen Gesetze baut stark auf diesen Interpretationsdokumenten, die von dem Oberersten Gericht veröffentlicht werden, und weniger auf Präzedenzfällen. Die Interpretation trat am ersten Februar in Kraft, besteht aus 552 Artikeln, und überschreitet damit die Länge des Zivilprozessrechts selbst. Nachstehend einige Schwerpunkte:

  • Die Interpretation geht mehr ins Detail um die Effizienz und Verfahrensgerechtigkeit zu steigern und klärt des Weiteren Umstände ab, unter denen Richter Fälle wegen Voreingenommenheit ablehnen sollten.
  • Es gibt verfeinerte Beweisregeln, die beschreiben, wie elektronische Daten in E-Mails, Online-Chatprotokollen, Blogs, SMS-Nachrichten, elektronischen Signaturen und Domänennamen als Beweismittel verwendet werden können.
  • Die neuen Regelungen beinhalten komplexere Verfahrensregeln für das öffentliche Interesse und Streitigkeiten mit geringem Stellenwert, wenn z.B. eine Organisation einen Anscheinsbeweis für Schäden des öffentlichen Interesses erbringen soll.
  • Die Interpretation zeigt ebenfalls eindeutigere Behandlungen von ausländischen Dokumenten und Urteilen; einschließlich Bestimmungen, die sich mit Beweisen in einer fremden Sprache befassen sowie Anerkennung und Durchführung von ausländischen Urteilen, die den Prozessparteien mehr rechtliche Sicherheit in grenzübergreifenden Gerichtsverfahren bieten.

M&A Boom in der Schweiz?

Bild: Swissport

Der Flugzeugabfertiger Swissport, bisher im Besitz der französischen Beteiligungsgesellschaft Pai Partners, wird nach China verkauft. Käufer ist der Konzern HNA Group mit Sitz im Haikou, im Norden der Provinz Hainan. Der Kaufpreis beläuft sich auf umgerechnet 2,57 Mrd. Euro (2,73 Mrd. Franken).

Die Transaktion wurde allerdings noch nicht vom Kartellamt genehmigt. Swissport werde innerhalb der HNA-Gruppe weiter als eigenständiger Betrieb operieren, teilte Swissport am vergangenen Donnerstag mit. Sie ergänze das bestehende Geschäft von HNA in den Bereichen Luftfahrt, Flughafenmanagement, Logistik und Tourismus.

Sind chinesische Investoren aktuell auf Einkaufstour im deutschen Nachbarland? Zu Beginn der Woche wurde bekannt, dass das an der Schweizer Börse SIX kotierte Healthcare-Unternehmen SHL Telemedicine von dem chinesischen Konglomerat Shanghai Jiuchuan Investment Group übernommen werden soll. Im Februar dieses Jahres hat die Dalian Wanda Group den Schweizer Sportvermarkter Infront übernommen.

Die HNA Group beschäftigt weltweit insgesamt 110.000 Mitarbeiter in elf Unternehmen. Zur Unternehmensgruppe gehören unter anderem mehrere Passagier- und Frachtfluggesellschaften (z.B. Hainan Airlines). 2014 erzielte der Konzern einen Umsatz von 25 Mrd. USD. Aktuell betreibt die HNA Airport Group 10 Flughäfen, darunter auch der Haikou Meilan International Airport.

Swissport ist die einstige Bodenabfertigungsgesellschaft der Swissair. Das Unternehmen beschäftigt mehr als 55.000 Mitarbeiter an rund 260 Standorten in 45 Ländern. Seit dem Zusammenbruch der Swissair hat es bereits mehrmals den Besitzer gewechselt.

Übernimmt Fosun die BHF-Bank komplett?

Fosun stieg vor einigen Wochen bei KTG Agrar ein und machte kurz darauf Schlagzeilen mit einer Mehrheitsbeteiligung an der Privatbank Hauck & Aufhäuser. Nun legt die chinesische Beteiligungsgesellschaft überraschend ein Übernahmeangebot für die BHF-Bank vor. Aktuell ist der Anteil an der BHF-Bank auf 28,6% begrenzt, was den Durchgriff auf die Geschäftspolitik erschwert.

Bereits im Juni wurde in den Medien über einen Streit unter den Aktionären der BHF-Bank berichtet, denn nicht alle Eigentümer waren mit dem Abgang von Vorstandssprecher Robens einverstanden. Fosun hatte sich auf die Seite von Robens gestellt und den Schritt hart kritisiert. Robens hat sich Finanzkreisen zufolge mit Aufsichtsratschef Leonhard („Lenny“) Fischer überworfen. Seine Nachfolge soll übergangsweise der ehemalige Merck-Finck-Chef Alexander Mettenheimer übernehmen. Fischer will spätestens in einem Jahr einen neuen Vorstandschef finden.

Im Streit mit den übrigen Aktionären von BHF Kleinwort Benson prescht jetzt der chinesische Investor Fosun mit einem Übernahmeangebot vor. Fosun bietet für den vom ehemaligen Dresdner-Bank-Vorstand Fischer geschmiedeten Bankkonzern 5,10 Euro je Aktie, wie die belgische Börsenaufsicht am Freitag mitteilte. Damit würde die an der Börse in Brüssel gelistete BHF Kleinwort Benson mit 675 Mio. Euro bewertet. Das Gebot entspricht einem Aufschlag von 9% auf den Kurs der BHF-Aktie, bevor sie vom Handel ausgesetzt wurde. Falls sich das Gerücht bestätigt und es zu einer Übernahme kommt, könnte es  mit dem Rivalen im Portfolio, Hauck & Aufhäuser, spannend bleiben.

Ziegler wird chinesisch 2.0

Der Logisitikkonzern China International Marine Containers (Group) Ltd. (CIMC) verkauft 40% seiner Anteile am schwäbischen Feuerwehrfahrzeughersteller Albert Ziegler an die chinesische Fire Safety Enterprise Group Ltd. (CFE). Die Transaktion im Wert von 56 Mio. Euro fand im Rahmen eines Share Swaps statt: Im Austausch für 40% der Anteile von Ziegler erhält CIMC 30% Eigentum an CFSE und wird somit Hauptaktionär mit einer Mehrheit der Stimmrechte.

Ziegler ist spezialisiert auf die Herstellung von Feuerwehrprodukten wie beispielsweise Löschfahrzeugen. Das schwäbische Unternehmen mit Sitz in Giengen und Produktionsstätten in Europa und Asien beliefert freiwillige und Berufsfeuerwehren sowie Flughäfen, Industrie und Regierungen weltweit. Für Ziegler sei eine Partnerschaft mit CFSE ein großer Schritt, um die Marktpräsenz in China auszubauen. Ziegler erhalte dabei Zugang zu einem wichtigen und etablierten Verkaufs- und Servicenetzwerk – sowie letztlich auch Wettbewerbsvorteile.
Der Hauptsitz des börsennotierten Mutterkonzerns CIMC liegt in Shenzhen. 2013 hat der chinesische Nutzfahrzeug- und Logistik-Konzern die deutsche Traditionsfirma aus der Insolvenz gekauft. Dem Verkauf ging ein zweijähriger aufwendiger und umfangreicher Restrukturierungsprozess in der Insolvenz voraus. Der deutsche Markenname war damals einer der wichtigsten Kaufargumente für den chinesischen Investor gewesen. Jahre später steht Ziegler wieder wirtschaftlich tadellos da.

Die globale Wirtschaftskanzlei Dentons hat den Logistikkonzern China International Marine Containers (Group) Ltd. (CIMC) bei dem Verkauf beraten. Die Transaktion erfolgte bereits im November 2014 und wurde mit der Kartellanmeldung im Mai dieses Jahres abgeschlossen.

 

M&A-Partnersuche leicht gemacht

Der deutsche Mittelstand genießt im Ausland einen hervorragenden Ruf. Mit innovativen und zuverlässigen Produkten ist es deutschen Unternehmen gelungen, sich im weltweiten Wettbewerb um Marktanteile erfolgreich zu positionieren. An diesem Erfolg wollen auch immer mehr chinesische Unternehmen teilhaben.

Deutschland und China verbinden enge wirtschaftliche Beziehungen. Das Außenhandelsvolumen beider Staaten belief sich 2014 auf knapp 154 Mrd. EUR, ein Anstieg von 10% im Vergleich zum Vorjahr. Auch als Investitionsstandort bietet die Bundesrepublik nicht nur aus chinesischer Sicht hervorragende Eigenschaften: Eine erstklassige Infrastruktur, gut ausgebildete Fachkräfte sowie ausgezeichnete rechtliche Rahmenbedingungen haben in den vergangenen Jahren bereits viele ausländische Unternehmen von einer Ansiedlung überzeugt.

Steigende Investitionen ausländischer Unternehmen

Germany Trade & Invest (GTAI) vermarktet den Wirtschafts- und Technologiestandort Deutschland im Ausland und begleitet zugleich ausländische Unternehmen bei der Ansiedlung in Deutschland. Insgesamt registrierte die GTAI vergangenes Jahr rund 1.200 Investitionsprojekte in Deutschland und damit einen neuen Rekord. Damit verbunden sind mindestens 16.000 Arbeitsplätze und ein Investitionsvolumen von über 3,2 Mrd. EUR. Mit 190 Projekten kamen die meisten Greenfield-Investitionen aus China, gefolgt von den USA (168) und der Schweiz (130). Rechnet man die Fusionen und Übernahmen deutscher Firmen durch ausländische Investoren mit ein, gab es im vergangenen Jahr fast 1.700 ausländische Investitionen in Deutschland – ebenfalls ein neuer Rekord. Im Bereich M&A lagen die USA auf Platz eins mit 114 Transaktionen. China schaffte es 2014 mit 27 M&A-Transaktionen auf den siebten Platz – ein deutlicher Sprung nach oben im Vergleich zum Vorjahr (Platz 14). Im Jahr 2013 wurden in Deutschland lediglich sieben Übernahmen chinesischer Herkunft von GTAI registriert.

Chance für den Mittelstand, Chance für Pfaff

Anna Ereth, GoingPublic Media, Cornelia Mast, Geschäftsführerin Pfaff, und Dr. Christoph Thiermann, Pöllath + Partners (v.l.n.r.)/(左起)GoingPublic Media 股份公司的安娜·埃雷、百福公司负责人科妮莉亚·马斯特和Pöllath + Partners律师事务所的克里斯托夫·迪尔曼博士

Pfaff stand im Jahr 2008 kurz vor dem Aus. Für die Restrukturierung tritt Cornelia Mast in den Vorstand. Ihr Auftrag lautete, einen Investor zu finden. Fündig wurde sie beim chinesischen Investor SGSB Group Co. (ShangGong Europe Holding). Ihren ganz persönlichen Erfahrungsbericht schilderte Cornelia Mast auf der Veranstaltung „Chinesische Investoren in Deutschland – Erfahrungen aus der Übernahme der Pfaff GmbH“, das am 15. Juli bei P+P Pöllath + Partners in München stattfand.

„Die Finanzspritze aus China war die letzte Option“, so Cornelia Mast, heutige Geschäftsführerin von Pfaff. Der Druck war enorm, das Unternehmen hatte nicht nur dringenden Kapitalbedarf, sondern auch hohe Schulden beim Land Rheinland-Pfalz. Die Banken waren nicht mehr bereit weiteres Kapital zu bewilligen, der Verkauf von Assets wäre nur eine kurzfristige Lösung und auch eine Anleihe hätte das Problem nur zeitlich verlagert. Auch ein Joint-Venture wurde anfangs in Frage gezogen, aber welcher Partner würde dafür in Frage gekommen? Deswegen hat das deutsche Traditionsunternehmen den großen Schritt zum Unternehmensverkauf gewagt, den einzigen Schritt mit Perspektive. Am 6. März 2013 war es dann soweit: Das Unternehmen wurde an die chinesische ShangGong Group verkauft. „Es war eine schwere Entscheidung, der Druck war hoch, so Mast. Hoch waren auch die Erwartungen an einen neuen strategischen Partner. Unzählige Stakeholder waren in den Fall involviert und die Angst vor einem neuen Investor wurde geschürt. Der Anforderungskatalog war lang, ein Finanzinvestor wurde gefunden und sprang wieder ab. Das Land Rheinland-Pfalz machte Druck, die Lieferanten verunsichert durch verzögerte Zahlungen und auch die Kunden waren im Unklaren über die Zukunft von Pfaff. „In dieser Zeit habe ich täglich Lieferanten angerufen und versucht Vertrauen zu schaffen,“ sagt Cornelia Mast. Vertrauen ist ein Begriff, der in ihrem Vortrag oft fällt.

Familienunternehmen Benteler fasst mit Joint Venture in China Fuß

Der ehemals deutsche Automobilzulieferer Benteler Automotive mit Sitz in Österreich und das staatseigene chinesische Unternehmen Chang‘an Automobile Group haben ein strategisches Joint Venture in China gegründet.

Beide Unternehmen weisen einen gleichhohen Anteil von 50% an der neuen Kooperation auf, welches seine Hauptniederlassung in Chongqing hat. Benteler JianAn Automotive (Chongqing) soll die wirtschaftliche und technologische Zusammenarbeit zwischen beiden Parteien stärken. Gemeinsam möchte sich die beiden Joint-Venture-partner verstärkt auf Forschung, Entwicklung sowie Fertigung von Querträgern konzentrieren.

Wie die Unternehmen mitteilten plant das Joint-Venture neben der Hauptniederlassung in Chongqing die Errichtung eines Forschungs- und Entwicklungszentrums in Chengdu sowie von Produktionsstätten in Chongqing, Harbin und Shenzhen. Laut Angaben der Unternehmen erwartet das Joint-Venture einen Umsatz von etwa 322 Mio. Dollar.

Benteler blickt auf eine über 130-jährige Erfolgsgeschichte zurück und befindet sich heute in vierter Generation in Familienbesitz. Das Traditionsunternehmen beschäftigt 30.000 Mitarbeiter an 170 Standorten in 38 Ländern. 2014 wurde ein Umsatz von 7,5 Mrd. Euro erzielt.
Die Chang’an Automobile Group zählt zu Chinas „Big Four“ unter den Autoherstellern. Das Staatsunternehmen hat fünf Produktionsstätten in China und eine jährlichen Gesamtproduktion von 300.000 Einheiten.

Spinnmaschinen nach schweizerisch-chinesischer Art

Oerlikon Barmag ist bekannt für die Herstellung von Spinnanlagen für Chemiefasern. /欧瑞康巴马格以生产化工领域的聚缩设备著称

Oerlikon hat für das Segment Manmade Fibers ein Joint-Venture mit dem chinesischen Privatkonzern Huitong Chemical Engineering Technique Co., Ltd. unterzeichnet. Das Joint Venture stärke Oerlikons Position im wachsenden Geschäft in der Entwicklung und Herstellung hochproduktiver und innovativer Spinnanlagen und Texturiermaschinen, heißt es dazu in einer Mitteilung des Industriekonzerns vom Freitag.

Oerlikon investiert in die strategische Entwicklung seines Portfolios und in die Stärkung seiner Best-in-Class-Geschäfte. Das Joint Venture, in dem Oerlikon eine Beteiligung von 60 % hält, stärkt die Engineering- und Servicekapazität des Segments und ermöglicht diesem, das Geschäft mit den Polykondensationsanlagen in China und weltweit verstärkt voranzutreiben. Huitong mit Hauptsitz in Yangzhou in der Provinz Jiangsu ist eines der führenden Polyester-Engineering-Unternehmen in China und bietet Technologien und Engineering-Lösungen im Polyester-, Wasserstoffperoxid- und Nylongeschäft an. Mit einem Umsatz von mehr als 300 Mio. Renminbi beschäftigt der Privatkonzern rund 480 Mitarbeiter.

Oerlikon Barmag und Huitong arbeiten seit 2007 zusammen und haben gemeinsam bereits verschiedene internationale Projekte realisiert. Der Schweizer Konzern hat sich weltweit ein globales Netz von über 200 Niederlassungen in 36 Länder aufgebaut. Mit dem strategischen Joint-Venture will Oerlikon nun verstärkt den wichtigsten Absatzmarkt in Asian weiter erschließen.