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Svolt errichtet Batteriefabrik in Deutschland

Svolt kommt nach Deutschland
Symbolbild. Quelle: Adobe Stock; © Sergii

Bildnachweis: Sergii.

Wie am Dienstag durch Vertreter von Svolt sowie der Saarländischen Landespolitik bekannt gegeben wurde, wird der chinesische Automobilzulieferer ab voraussichtlich 2022 mit der Produktion von Batterien für bis zu 500.000 Elektrofahrzeuge beginnen. Als erstes entsteht eine Fabrik für Hochvoltspeichersysteme und Module bei Heusweiler. Parallel errichtet Svolt bis 2023 eine Zellfabrik in der Nähe von Überherrn.

Beide Werke zusammen belaufen sich auf eine Investitionssumme von ca. 2 Milliarden Euro und werden bis zu 2.000 Arbeitsplätze generieren. Die Entscheidung von Svolt stellt die größte Ansiedlung eines Unternehmens im Saarland seit 30 Jahren dar. Svolt würde so schlagartig zum größten Arbeitgeber des bundesweit kleinsten Flächenlands.

Svolt mit Engagement in Europa

Dass Svolt eine eigene Batterieproduktion in Europa etablieren wird, hatte das Unternehmen bereits auf der IAA 2019 bekanntgegeben. Zu dem Zeitpunkt hatte sich der Automobilzulieferer mit Sitz in Wuxi, nahe Shanghai, noch nicht für einen Standort entschieden. Insgesamt waren 30 Bewerber aus ganz Europa im Rennen, aber am Ende hatte das Saarland mit seiner zentralen Lage und guten Infrastrukturanbindung die Nase vorne.

Batterien ohne Kobalt

Hatte Svolt auf der IAA 2019 noch überwiegend Lithium-Ionen-Batterien mit hoher Energiedichte vorgestellt, stehen seit der Ankündigung im Mai seine kobaltfreien Produkte im Mittelpunkt des Interesses. In Kooperation mit dem chinesischen Autohersteller Great Wall Motors fahren bereits Testfahrzeuge mit der neuen Batterietechnologie. Angestrebt werden Reichweiten bis 800 km, wodurch die Batterien zu den konventionellen Verbrennermotoren aufschließen würden.

Die Kooperation mit Great Wall Motors ist nicht überraschend. Svolt besteht erst seit 2012 und war ursprünglich Teil des Automobilherstellers. Die Ausgliederung des Unternehmenszweiges erfolgte 2018. Der zuletzt verkündete Durchbruch bei der Herstellung kobaltfreier Batterien ist nicht nur unter Umweltgesichtspunkten interessant, sondern stellt auch einen Technologievorsprung gegenüber dem amerikanischer Elektrofahrzeughersteller Tesla dar. Dieser arbeitet ebenfalls an kobaltfreien Batterien, wird sie aber erst nach Svolt zur Marktreife bringen.

Laut Ankündigung vom Mai werden die ersten Serienfahrzeuge von Great Wall Motors bereits im zweiten Quartal 2021 mit bis zu 600 km Reichweite erhältlich sein. Das reichweitenstärkere Modell mit der angestrebten Reichweite von 800 km wird dann in der zweiten Jahreshälfte auf den Markt kommen.

Dual Circulation – Aus eins mach zwei

Dual Circulation – Chinas zwei Kreisläufe
Quelle: Adobe Stock; © eyetronic, koseb

Im Mai verkündete der chinesische Präsident, Jinping Xi, erstmals die neue Wirtschaftsausrichtung der zwei Kreisläufe (Dual Circulation). Der hohe Konsum von Chinas Bevölkerung soll künftig viel mehr durch Waren und Dienstleistungen aus der chinesischen Binnenwirtschaft befriedigt werden. Gleichzeitig will China sich zu einer nachfrage- und innovationsgetriebenen Wirtschaft für den Außenwirtschaftskreislauf umbauen. Dafür will man nicht nur ganze Wertschöpfungsketten selbst abdecken, sondern bisher dem Ausland überlassene High Tech Produktion nun übernehmen und so den chinesischen Export ankurbeln. 

Die Wiedergeburt Chinas als eine führende Nation begann mit den Wirtschaftsreformen Xiaoping Dengs. Der große kleine Mann aus Paifang in Sichuan setzte nicht nur auf mehr Privateigentum und Eigenverantwortung mit seinem Programm der „Vier Modernisierungen“ (für Landwirtschaft, Industrie, Verteidigung sowie Wissenschaft und Technik) prägte er das Wirtschaftsmodell der Volksrepublik langfristig. Dabei half ihm auch ein großer Trend, der sich Ende der 1970er-Jahre zu etablieren begann: das Konzept der Erstausrüster oder Original Equipment Manufacturer (OEMs). Großkonzerne lagerten Teile der eigenen Produktion via Lizenzverfahren aus, um so von niedrigeren Löhnen und attraktiveren Produktionsbedingungen in anderen Weltregionen zu profitieren.

Weil China sich zu diesem Zeitpunkt nicht nur öffnete, sondern auch höchst attraktive Bedingungen für ausländische Direktinvestitionen bot, wurde das Land in der Folge zur „Werkbank der Welt“. Der Wirtschaftsanalyst Jian Wang prägte für das stark exportorientierte Wirtschaftsmodell den Begriff des großen internationalen Kreislaufs (Great International Circulation). Die nächsten Jahrzehnte waren eine einzige Erfolgsgeschichte und inzwischen ist China dabei, die USA als größte Volkswirtschaft der Welt abzulösen. Das Bruttosozialprodukt – im Jahr 1980 noch bei bescheidenen 300 Mrd. USD – stieg im vergangenen Jahr auf über 15 Bio. USD. Das Gesamthandelsvolumen wuchs im selben Zeitraum von 50 Mrd. auf rund 4,7 Bio. USD an.

Grenzen des Wachstums

Doch dieses Modell geriet in den letzten zehn Jahren zunehmend an seine Grenzen. Die Löhne in China stiegen, sodass sich aus Kostenperspektive immer öfter Alternativen für ausländische Auftraggeber auftaten – insbesondere weil der Erfolg Chinas natürlich auch Nachahmer fand. Malaysia, Indonesien und viele andere lernten vom Vorbild und begannen, das Geschäftsmodell zu kopieren. So verlagert beispielsweise die Möbelindustrie ihre Produktionsstandorte von China zunehmend nach Vietnam. Ähnliches lässt sich von der Lederindustrie berichten. Günstigere Löhne und weniger strenge Umweltbedingungen machen die südostasiatischen Nachbarn zunehmend attraktiver.

Auch ganz allgemein waren die Konsequenzen spürbar: Die in China produzierten Güter sanken im Preis, während ihre Herstellungskosten stiegen. Zudem rief der enorme Export der Volksrepublik protektionistische Tendenzen hervor. Auch in allgemeinen Zahlen schlägt sich diese Entwicklung nieder: Die Wachstumsraten gehen bereits seit Jahren zurück und auch die positive Handelsbilanz sinkt. Hatte der Nettoexport im Jahr 2008 noch rund 10% des BIP betragen, so sank er auf rund 1% im Jahr 2018. Peking ist sich dieser Entwicklung bewusst und versucht bereits seit Jahren, das rein exportorientierte Wirtschaftsmodell durch ein mehr vom Binnenkonsum getriebenes Modell zu ersetzen.

Dual Circulation - Chinesischer BinnenkonsumSchon im 11. Fünfjahresplan von 2006 formulierten die Verantwortlichen: „Chinas Wachstum sollte auf der Inlandsnachfrage basieren, insbesondere auf dem Konsum. Die Antriebe für das Wirtschaftswachstum sollten vom Wachstum der Investitionen und Exporte auf ein ausgewogenes Wachstum von Konsum und Investitionen sowie ein ausgewogenes Wachstum der Inlands- und Auslandsnachfrage verlagert werden.“


Chinas Bedeutung für die Weltwirtschaft wird mit den zwei Kreisläufen weiter wachsen, unsere Verbindungen zu ihr werden enger werden.

                                                          Jinping Xi
Präsident der Volksrepublik China


Jinping Xis Konzept der zwei Kreisläufe

Bisher allerdings gelang diese Transformation nur bedingt. Insofern überrascht es wenig, dass Staatspräsident Jinping Xi im Mai einen neuen Vorstoß unternahm. Während des monatlichen Treffens des Politbüros stellte er erstmals sein Konzept der zwei Kreisläufe (Dual Circulation) in Anlehnung an die von Wang geprägte Formulierung vor. In seiner Rede forderte Xi, die angebotsseitigen Strukturreformen zu vertiefen, Chinas übergroße Marktvorteile und das Inlandsnachfragepotenzial voll auszuschöpfen sowie „ein neues Entwicklungsmuster aufzubauen, in dem sich der nationale und internationale Kreislauf gegenseitig fördern“.

Auch bei Dual Circulation handelt es sich, wie so oft bei neuen Governance-Konzepten in China, nicht um ein bereits vollständig ausgestaltetes Programm, sondern eher um eine grobe Skizzierung. Das stellt auch Anna Holzmann, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei MERICS, fest: „Noch ist das Konzept relativ schwammig und schwer greifbar. Wie die konkrete Ausgestaltung dann tatsächlich aussehen wird, ist derzeit auch innerhalb Chinas Teil einer breiten Diskussion.“ Aber schon jetzt ist klar, dass die zwei Kreisläufe den wirtschaftspolitischen Rahmen des 14. Fünfjahresplans bilden werden, der im März 2021 vom nationalen Volkskongress verabschiedet werden wird.

Worum geht es?

Gemäß Xi soll nun dem „externen“ Kreislauf, also der exportorientierten Wirtschaft, ein weiterer, interner hinzugefügt werden. Das Ziel ist es dabei, den chinesischen Binnenmarkt zu stärken, und zwar vornehmlich den Konsum. Dessen Beitrag zum chinesischen BIP bewegt sich seit Jahren im Bereich zwischen 35% und 38% – wenig im Vergleich zu entwickelten Volkswirtschaften, bei denen der Wert bei 50% bis 60% liegt; in den USA ist er sogar noch höher. Aber dieses Ziel der zwei Kreisläufe steht nicht im leeren Raum. Die Ankurbelung der Binnennachfrage soll China ebenfalls in die Lage versetzen, sich neue Exportmärkte zu erschließen. Mit der Verlagerung zu einer nachfrage- und innovationsgetriebenen Wirtschaft will Peking das Land in die Lage versetzen, die gesamte Bandbreite der Wertschöpfungskette abzudecken, sich aber vor allem auch am oberen Ende derselben besser zu positionieren.


Anna Holzmann, MERICSDer chinesische Binnenmarkt soll als zentrale Drehscheibe für den globalen Handel etabliert werden.

Anna Holzmann
Wissenschaftliche Mitarbeiterin, MERICS


 

Dual Circulation ist die Fortsetzung von „China 2025“

Bei der abwandernden Möbelindustrie etwa bedeutet dies, dass China die entsprechenden Maschinen zur Herstellung liefert anstatt wie bisher die Möbel. Damit schließt sich das Konzept der zwei Kreisläufe an die im Mai 2015 von Keqiang Li formulierte Strategie „Made in China 2025“ an, welche bis zum Jahr 2025 eine chinesische Marktführerschaft in zehn strategischen Branchen vorsieht. Auch hier liegt der Fokus auf den Hochtechnologie- und Zukunftsbereichen.

Tatsächlich ist die Ausgangslage für „Dual Circulation“ günstig. Chinas Pro-Kopf-BIP liegt inzwischen bei über 10.000 USD und die Urbanisierung beträgt rund 60%. Knapp 400 Mio. Menschen sind der Mittelschicht zuzurechnen. Der Zeitpunkt der Veröffentlichung der Initiative trägt aber auch zwei weiteren Faktoren Rechnung, die den so oft beschworenen Umbau der chinesischen Wirtschaft immer dringlicher werden lassen: zum einen der Corona-Pandemie und zum anderen dem Handelskonflikt mit den USA, der im Vorfeld der US-Wahl zumindest rhetorisch wieder an Schärfe gewann.

Auswirkungen der EU-Screening-Verordnung und verschärften Investitionskontrolle

Die EU-Screening-Verordnung und verschärfte Investitionskontrolle
Quelle: Adobe Stock; © BillionPhotos.com

Bildnachweis: BillionPhotos.com.

Seit dem 11. Oktober 2020 gilt die neue EU-Screening-Verordnung zur Schaffung eines Rahmens für die Überprüfung ausländischer Direktinvestitionen. Gleichzeitig wurden auch in Deutschland in jüngster Zeit mehrere Änderungen im Außenwirtschaftsgesetz vorgenommen. Zudem zeigt das kürzlich erlassene Verbot der Bundesregierung in Bezug auf die China-Aktivitäten des Hightech-Unternehmens Mynaric, dass mit einer erweiterten Investitionskontrolle zu rechnen ist. Der folgende Beitrag stellt die aktuellen Neuerungen vor, erörtert die Auswirkungen auf M&A-Transaktionen und gibt praktische Handlungsempfehlungen.

Inkrafttreten der EU-Screening-Verordnung

Bisher war die Kontrolle ausländischer Direktinvestitionen innerhalb der EU Sache der einzelnen Mitgliedsstaaten. Mit der sogenannten EU-Screening-Verordnung („Verordnung (EU) 2019/452 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 19. März 2019“) wurde ein Rahmen für die Überprüfung ausländischer Direktinvestitionen geschaffen. Die neue Verordnung gilt ab dem 11. Oktober 2020 und folgt der nationalen und europaweiten Tendenz hin zu verschärften Investitionskontrollen. Ein eigenständiges europäisches Investitionskontrollverfahren – zum Beispiel nach Vorbild des EU-Beihilfenrechts – wird durch die EU-Screening-Verordnung jedoch nicht geschaffen. Die Mitgliedsstaaten sind nun allerdings verpflichtet, Rahmenbedingungen für die Überprüfung und Kontrolle von Direktinvestitionen in wichtigen Schlüsselsektoren und in Bezug auf kritische Infrastrukturen zu schaffen und bei der Kontrolle mit den anderen EU-Ländern und der Europäischen Kommission zusammenzuarbeiten. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) hat dafür eine Kontaktstelle für die EU-weite Kooperation eingerichtet und fungiert als Bindeglied zwischen europäischen und nationalen Organen.

Informationen über Überprüfungen von Transaktionen sollen so bald wie möglich der Kommission und den Mitgliedstaaten bereitgestellt werden (Art. 6 Abs. 1). Ein Mitgliedsstaat kann innerhalb von 35 Tagen nach Kenntnis der Transaktion Kommentare an die Kommission und den jeweiligen Mitgliedstaat richten. Gesetzt den Fall, er ist der Überzeugung, dass die Transaktion seine Sicherheit oder öffentliche Ordnung gefährdet (Art. 6 Abs. 6). Wenn zusätzliche Informationen zur Transaktion angefordert werden, kann sich diese Frist entsprechend verlängern. Die finale Entscheidung über die Zulässigkeit einer geplanten Transaktion verbleibt jedoch auch weiterhin bei den jeweils zuständigen nationalen Behörden, in Deutschland somit beim BMWi. Das BMWi hat die Kommentare der anderen Mitgliedsstaaten aber angemessen zu berücksichtigen. Die EU-Screening-Verordnung hat zudem Einfluss auf Verfahrensregeln und Fristen nach dem Außenwirtschaftsgesetz bzw. der Außenwirtschaftsverordnung (AWG/AWV), sodass es auch in Deutschland zu Verzögerungen bei M&A-Transaktionen kommen kann.

Erste Novelle des Außenwirtschaftsgesetzes seit 2013

Während der Gesetzgeber die deutschen Außenwirtschaftsverordnungen (AWV) in den letzten Jahren mehrmals verschärft hat, fand beim Außenwirtschaftsgesetz (AWG) seit der letzten Neufassung vor sieben Jahren bis zu diesem Jahr keine Änderung statt. Die Neuregelungen, die am 17. Juli 2020 in Kraft getreten sind, verschärfen nunmehr den Prüfungsmaßstab für Investitionsprüfungen nach dem Außenwirtschaftsgesetz. Bislang waren die Investitionsprüfung sowie die Anordnung bestimmter Maßnahmen erst bei einer „tatsächlichen Gefährdung“ der öffentlichen Sicherheit und Ordnung der Bundesrepublik Deutschland bei beabsichtigten ausländischen Investitionen in Deutschland möglich. Seit Juli 2020 reicht nunmehr eine „voraussichtliche Beeinträchtigung“ der öffentlichen Sicherheit und Ordnung der Bundesrepublik Deutschland oder eines anderen Mitgliedsstaates der EU. Somit kommt es nun auf das gesamte Gebiet der EU an. Es wird davon ausgegangen, dass durch das Herabsetzen des Prüfungsmaßstabes in Form einer Präventivkontrolle in Zukunft wesentlich mehr Investitionen überprüft werden. Die Bundesregierung selbst rechnet mit einem Anstieg von rund 20 Verfahren pro Jahr.

Eine weitere wichtige Änderung für Unternehmen ist die Einführung eines umfassenden Vollzugsverbotes. Für die Dauer des Prüfungsverfahrens besteht für ein Unternehmenserwerb oder Teilerwerb ein Vollzugsverbot. Damit sind alle meldepflichtigen Unternehmenserwerbe bis zum Abschluss des Prüfungsverfahrens durch das BMWi schwebend unwirksam, dürfen somit nicht vollzogen werden. Mit der Änderung soll verhindert werden, dass Unternehmenserwerbe während des Prüfverfahrens vollzogen werden und damit das Ziel der Prüfung unterlaufen wird. Verkäufer dürfen während des Vollzugsverbots potentiellen Käufern auch keine sicherheitsrelevanten Informationen des Unternehmens zur Verfügung stellen. Wer das Verbot missachtet, kann mit einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren oder mit einer Geldstrafe sanktioniert werden. Fahrlässiges Handeln kann entsprechende Bußgelder nach sich ziehen.

Investitionskontrolle kritischer Technologien

Die Gesetzesnovelle regelt zusätzlich die Prüfungs- und Anordnungsfristen des BMWi neu. Die bisherige Frist von drei Monaten im Bereich der sektorübergreifenden Prüfung beträgt nur noch zwei Monate ab Kenntnis des Erwerbs. Für die sektorübergreifende und die sektorspezifische Investitionsprüfung gelten damit nun einheitliche Fristen. Innerhalb dieser vereinheitlichten Frist muss das BMWi entscheiden, ob es eine Investitionsprüfung eröffnet. Weitere Änderungen bezüglich der Außenwirtschaftsverordnung sind geplant. So ist beabsischtigt, die Sektoren Biotechnologie, Halbleiter, KI, Robotik, Quantentechnologie als kritische Technologien zu definieren. Das bedeutet, dass ein Erwerb von mindestens 10 Prozent der Stimmrechte mit einer Meldepflicht für Investoren aus Drittstaaten verbunden wäre.

„Corona“-Novelle

Aufgrund der Corona-Krise und den damit einhergehenden Befürchtungen, dass europäische Unternehmen leichtere Übernahmeziele aus dem Ausland und speziell aus China sind, hat die EU-Kommission außerdem am 26. März 2020 Leitlinien zum Schutz strategisch wichtiger Technologien und Konzerne (z.B. in den Bereichen Gesundheit, medizinische Forschung, Biotechnologie und Infrastruktur) veröffentlicht. Es handelt sich dabei aber nicht um rechtlich verbindliche Regelungen. Sie sind lediglich Appelle an die EU-Mitgliedstaaten, die bestehenden Mechanismen zu nutzen. Mitgliedsstaaten ohne Prüfmechanismen sind dazu aufgefordert, entsprechende Instrumente einzuführen. Vor diesem Hintergrund hat auch Deutschland seine Investitionskontrolle weiter verschärft und am 03. Juni 2020 eine sogenannte „Corona“-Novelle (15. Novelle der AWV) erlassen. Seitdem gelten Impfstoff- und Antibiotikahersteller, Hersteller medizinischer Schutzausrüstungen sowie Hersteller medizinischer Güter zur Behandlung hochansteckender Krankheiten als besonders sicherheitsrelevant.

Erweiterte Investitionskontrolle beim Export von Einzelgütern – der Fall Mynaric

Es kommt nur sehr selten vor, dass die Bundesregierung aufgrund von übergeordneten nationalen Interessen die Geschäfte von Unternehmen mit China verbietet. Seit Ende Juli 2020 ist allerdings bekannt, dass das junge Hightech-Unternehmen Mynaric seine Geschäfte mit China unterbinden muss. Der Spezialist für Laser-Satellitentechnik hat aufgrund nationaler Sicherheitsinteressen einen Unterlassungsbescheid erhalten. Mynaric hatte beabsichtigt, die Geschäfte mit China durch einen Buy-out zu veräußern.

Das Unternehmen war sich der strategischen Bedeutung seiner Produkte bewusst. Deshalb hatte Mynaric im Vorfeld um die Freigabe eines Ausfuhrvorhabens an seinen chinesischen Kunden gebeten. Daraufhin erhielt das Unternehmen die Rückmeldung, dass der beabsichtigte Export von Lasertechnik an den Kunden in China mittels eines sogenannten Einzeleingriffs auf Grundlage des AWG Artikel 6 Abs. 1 in Verbindung mit Artikel 4 Abs. 1 offiziell untersagt wird. Mynaric verkündigte umgehend in einer Pressemitteilung, dass es den einzig laufenden Vertrag mit seinem Kunden in China in Höhe von 1,7 Mio. Euro rückabwickeln und alle Geschäftsaktivitäten mit China sofort einstellen wird. Die Verhandlungen hinsichtlich des geplanten Buy-outs wurden abgebrochen.

Über den Umweg der Exportkontrolle wurde dadurch der Verkauf eines Geschäftsbereichs ins EU-Ausland untersagt, auch wenn der Verkauf per se nicht unter die Regelungen zur Investitionskontrolle zu subsumieren war. Anhand dieses aktuellen Beispiels kann nicht ausgeschlossen werden, dass auch in Zukunft die Exportbeschränkungen nach dem AWG als weiteres Hindernis für ausländische Direktinvestitionen hinzukommen.

Fazit

Die EU und Deutschland verschärfen stetig ihre Investitionskontrollen. Ein ausländischer Unternehmenserwerb in Deutschland wird zwar weiterhin nach den Vorgaben des deutschen Investitionsrechts beurteilt, allerdings sind aufgrund der erhöhten Komplexität durch die EU-Screening-Verordnung längere Verfahrensdauern einzukalkulieren. Ausländische Investoren sollten sich daher rechtzeitig informieren, ob ihr geplanter Unternehmensankauf Auswirkungen in mehreren EU-Staaten haben könnte (mögliche AWV-Meldepflichten sollten unbedingt Gegenstand der Due Diligence sein). Längere und aufwändigere Prüfverfahren im Rahmen der Investitionskontrolle sind der Transaktionsplanung und -sicherheit nicht zuträglich, sodass es beim Closing zu Verzögerungen kommen kann.

Unternehmen sollten deshalb wegen der EU-Screening-Verordnung mehr Zeit und einen höheren Kostenaufwand für die Transaktion einplanen. Gleichzeitig kann die fehlende Transaktionssicherheit zu Nachteilen für Bieter aus Nicht-EU Staaten bei Auktionsverfahren führen. Neue und teilweise unbestimmte Rechtsbegriffe und erweiterte Prüfkriterien (siehe oben z.B. „voraussichtliche Beeinträchtigung“) verstärken die Rechtsunsicherheit für ausländische Investoren. Da die verschärfte Investitionskontrolle im Rahmen der EU-Screening-Verordnung insbesondere chinesische Investoren in ihrem Expansionsdrang einschränken, werden wir in Zukunft möglicherweise mehr Greenfield Investments aus China sehen.

Nachbericht zum 10. Luther M&A-Forum

Der vorangegangene Artikel von Philipp Dietz und Dr. Shen basiert auf ihrem gemeinsamen Vortrag „Angst vor China? – Berlin verschärft schon wieder die Investitionskontrolle“ beim diesjährigen Luther M&A Forum. Für weitere Informationen zum Luther M&A-Forum kontaktieren Sie gerne die Autoren dieses Beitrags.

Vortragende zum Thema EU-Screening-Verordnung und Investitionskontrolle
Philipp Dietz und Dr. Yuan Shen bei ihrem Vortrag anlässlich des 10. Luther M&A Forums.
Quelle und ©: Luther Rechstsanwaltsgesellschaft mbH

Das Luther M&A-Forum wird jedes Jahr an mehreren deutschen Standorten der Luther Rechtsanwaltsgesellschaft veranstaltet und hat sich in den letzten Jahren zu einem festen Termin im Kalender von CEOs und Führungskräften zahlreicher Unternehmen und M&A-Abteilungen etabliert. Im Jubiläumsjahr fand das 10. Luther M&A-Forum am 29. September 2020 statt und musste aufgrund von Covid-19 ausnahmsweise online stattfinden. Dennoch gab die virtuelle Veranstaltung, wie in den Vorjahren, durch Vorträge und Paneldiskussionen einen umfassenden Überblick über die aktuellen Möglichkeiten und Herausforderungen am M&A-Markt in Deutschland und Europa.

Neben den Rechtsexperten von Luther und Best-Friends-Kanzleien referierten und diskutierten Unternehmensvertreter und Berater von Bosch, Boston Consulting, Falkensteg und NCF Corporate Finance zu Themen wie Wachstumschancen für die Automobilindustrie, Investitionen in krisengeschüttelte Unternehmen oder Risiken bei Cross-Border-M&A in Europa. Praktische Hinweise für Carve-outs und die Bedeutung von W&I-Versicherungen vor dem Hintergrund der Pandemie standen ebenso im Fokus wie die neue EU-Screening-Verordnung und die weiteren Verschärfungen bei ausländischen Direktinvestitionen.

 

PE-/VC-Transaktionen in Chinas TMT-Branche ziehen an

PE-/VC-Transaktionen Chinas TMT-Branche
Quelle: Adobe Stock; © THINK b

Bildnachweis: THINK b.

Nach einem Rückgang im Jahr 2020 haben sich die Private-Equity-(PE-) und Venture-Capital-(VC-)Investitionen in Chinas Telekommunikations-, Medien- und Technologiebranche (TMT) im zweiten Quartal erholt. Dennoch kam es sowohl beim Investitionsvolumen als auch beim Investitionswert zu einem Dreijahrestief. 1.187 PE-/VC-Transaktionen wurden in Chinas TMT-Branche im ersten Halbjahr 2020 verzeichnet, 34% weniger als im zweiten Halbjahr 2019.

Die Transaktionen mit offengelegtem Investitionswert beliefen sich auf insgesamt 13,967 Mrd. USD, 32% weniger als im Vorjahreszeitraum. Insgesamt kam es auch nur zu 25 Geschäften mit einem Geschäftswert von über 100 Mio. USD. Unter den vier Teilsektoren verzeichnete die Technologiebranche das höchste Investitionsvolumen, da China in den letzten Jahren Maßnahmen zur Generierung von Wachstum sowie zur Unterstützung von Technologie und Innovation vorgestellt hat.
Im ersten Halbjahr 2020 wurden insgesamt 760 Transaktionen mit einem Wert von 7,919 Mrd. USD abgeschlossen, 14 Einzelgeschäfte mit einem Volumen von jeweils über 100 Mio. USD. Im Gegensatz dazu fielen in den Teilsektoren Internet und mobiles Internet die Transaktionen und der Investitionswert auf ein neues Dreijahrestief.  380 Internet- und Mobiles-Internet-Deals mit einem Volumen von knapp 4,8 Mrd. USD bedeuten einen Rückgang von 33% bzw. 56% gegenüber dem zweiten Halbjahr 2019. Möglicherweise warten Anleger hier auf bessere Investitionsmöglichkeiten.

Im Teilsektor Telekommunikation schließlich kam es zu 19 Transaktionen; interessanterweise stieg der Gesamtinvestitionswert hier deutlich auf 1,085 Mrd. USD. Im Bereich der PE-/VC-Transaktionen in Chinas TMT-Branche litt der Teilsektor Unterhaltung und Medien unter den verheerendsten Auswirkungen der COVID-19-Pandemie. In ganz China wurden aufgrund er Pandemie Filme, Unterhaltungsshows, Sportwettbewerbe und kulturelle Aktivitäten ausgesetzt, wodurch die Nachfrage nach Werbung schrumpfte. Hier wurden 28 Transaktionen mit einem Investitionswert von 1,72 Mio. USD verzeichnet, was einem Rückgang von 71% bzw. 52% gegenüber dem zweiten Halbjahr 2019 entspricht.

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Goodix übernimmt Dream Chip Technologies

Goodix übernimmt Dream Chip Technologies
Quelle: Adobe Stock; © Edelweiss

Bildnachweis: Edelweiss.

Die Shenzhen Goodix Technology Co Ltd, Anbieter für Software- und Hardware-Halbleiterlösungen, übernimmt die Dream Chip Technologies GmbH (DCT) aus Garbsen in Niedersachsen. DCT beschäftigt aktuell mehr als 100 Ingenieure in Deutschland und in den Niederlanden. Das Unternehmen mit 25 Jahren Erfahrung in der Mikroelektronikindustrie ist auf auf automobile Systeme, insbesondere Sichtsysteme, fokussiert. DCT soll Goodix dabei unterstützen, Lösungen für Automobilanwendungen und intelligente Mobilgeräte bereitzustellen. Dabei soll das auf die Entwicklung von Chip- und Embedded-Lösungen spezialisierte Bildsignalverarbeitungsteam von DCT für ein erweitertes Technologieangebot von Goodix sorgen. Insbesondere anwendungsspezifische integrierte Schaltungen (ASICs) für autonomes Fahren und Komfortausstattungen in Fahrzeugen dürften dabei interessant sein.

Goodix ist eine Marke der an der Börse Shanghai notierten Shenzhen Huiding Technology. Goodix bietet biometrische Technologien wie Fingerabdruckscanner für Smartphones und Tablets an und gilt als weltweit größter Lösungsanbieter für biometrische Authentifizierungsverfahren für Android-Geräte. Zuletzt hat das Unternehmen Design-Wins für automobile Anwendungen von großen Herstellern wie Hyundai  und Lynck & Co. erzielt. Goodix übernimmt Dream Chip Technologies mit dem Ziel, seine Position in diesem Markt weiter zu stärken.

DCT wurde 1990 als Sican durch die Landesregierung Niedersachsen gegründet. Danch ging das Unternehmen durch mehrere Hände, bevor 2010 die Dream Chip Technologies GmbH im Rahmen eines Management-buy-outs gegründet wurde. Heute liegen die größten Stärken des Unternehmens in der Bildsignalverarbeitung, Geräte-Internetworking sowie in autonomen Systemen.

CSSC findet Interesse an Rheinhold & Mahla

CSSC findet Interesse an Rheinhold & Mahla
Quelle: Adobe Stock; © Mariusz Blach

Bildnachweis: Mariusz Blach.

Die China State Shipbuilding Corporation (CSSC) ist im Begriff, die Rheinhold & Mahla GmbH (R&M), Industriedienstleister für den Innenausbau von Schiffen, zu erwerben. Die CSSC ist der weltweit größte Schiffbauer und beschäftigt rund 310.000 Mitarbeiter. Das 1999 gegründete Staatsunternehmen produziert hauptsächlich Frachter und Tanker aber auch Fahrzeuge für die Meerestechnik und die chinesische Marine. Die Werften befinden sich in Guangzhou und Shanghai. 2019 wurde die ebenfalls chinesische China Shipbuilding Industry Corporation (CSIC) mit der CSSC verschmolzen, um ein Gegengewicht zu anderen Großwerften wie der südkoreanischen Hyundai Heavy Industries zu bilden.

Die 1887 gegründete Rheinhold & Mahla GmbH mit Sitz in Hamburg und Wismar zählt mit 550 Beschäftigten und 137 Mio. EUR Umsatz zu den etablierten Ausstattern von Schiffen der deutschen Marine, Fähren und Kreuzfahrtschiffen. So hat sie beispielsweise bei mehreren AIDA-Kreuzfahrtschiffen die Innenausstattung übernommen.

Seit vier Jahren gehört R&M, die 2012 das 125 jährige Bestehen der R&M Group feierten, mehrheitlich der Deutschen Beteiligungs AG. Wegen der Krise der Kreuzfahrtbranche befinden sich derzeit rund 20% der deutschen Belegschaft in Kurzarbeit. Der Einstieg der CSSC bei Rheinhold & Mahla könnte demgegenüber weitere Optionen auf dem strukturell wachsenden chinesischen Markt ergeben. Laut R&M-Chef Thomas Töpfer seien Investitionsprojekte in Deutschland und China bereits in Planung. CSSC will die Übernahme bis zum Jahresende abschließen; unter anderem stehen noch Kartellgenehmigungen aus.

 

China auf dem Weg zur Digitalwährung

China auf dem Weg zur Digitalwährung
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Bildnachweis: Sikov.

China könnte als erstes großes Land seine Währung als Central Bank Digital Currency (CBDC) auf den Markt bringen. Ziel dabei ist, das im Umlauf befindliche Geld besser kontrollieren zu können. Das würde den Status des Yuan als globale Reservewährung erhöhen. Ziel ist, dass er den US-Dollar als weltweite Leitwährung irgendwann ablösen könnte. „Es hätte bedeutende Auswirkungen darauf, wie Geldpolitik in Zukunft betrieben werden kann“, sagt David Wang, Leiter der chinesischen Wirtschaft bei der Credit Suisse, gegenüber S&P Global Market Intelligence. Seiner Einschätzung nach wird CBDC in China wahrscheinlich die erste Digitalwährung sein, die von einer offiziellen Währungsbehörde eingeführt wird.

„Chinas CBDC wird es traditionellen Finanzinstituten wie Banken ermöglichen, besser mit Drittanbietern von Zahlungsnetzwerken wie Alipay oder WeChat zu konkurrieren, die in China über 90% aller mobilen Zahlungstransaktionen ausmachen“, sagt Galen Law-Kun vom Kryptowährungsteam von PricewaterhouseCoopers. Bereits Anfang dieses Jahres hat die Volksbank von China den digitalen Yuan in vier großen Städten getestet. Dieser Testlauf diente in Teilen auch der Vorbereitung auf die Olympischen Winterspiele 2022 in Peking. Bisher hat die chinesische Zentralbank aber noch keinen offiziellen Termin für die Einführung der digitalen Währung bekannt gegeben.

Im Januar hat die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich einen Bericht veröffentlicht, der auch die Pläne der Zentralbanken hinsichtlich digitaler Währungen enthält. Laut dem Bericht wird China vielleicht das erste Land mit einer Digitalwährung sein, andere Länder werden aber bald folgen. Aktuell planen 20% aller Zentralbanken in den nächsten sechs Jahren eine eigene digitale Währung einzuführen.

apt Group geht an Mengtai Group

apt Group geht an Mengtai Group
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Die chinesische Mengtai Group aus Ordos in der Inneren Mongolei, China, übernimmt den Monheimer Aluminiumteilehersteller apt Group von den aktuellen Eigentümern: der GP Holding, dem Family Office des Finanzinvestors Guido Pühse, dem ehemaligen Geschäftsführer Frans Kurvers und der Yinglei Wang Holding.

Der Übernahme der apt Group durch die Mengtai Group ging ein Bieterverfahren voraus. Über den Kaufpreis haben die Parteien Stillschweigen vereinbart. Die apt Group beschäftigt zuletzt an drei Standorten in Deutschland und je einem in den Niederlanden und Tschechien etwa 1.000 Mitarbeiter. Sie entwickelt und fertigt Produkte aus Aluminium unter anderem für die Bau- und Autoindustrie sowie den Transportsektor. 2019 erwirtschaftete sie rund 250 Mio. EUR Umsatz.

Zuvor hatte sie sich bereits in chinesischer Hand befunden: 2015 hatte sich die Sedant Group aus Peking bei der apt Hiller GmbH eingekauft.  Die 1999 gegründete Gruppe setzt mit rund 1.000 Mitarbeitern fast 500 Mio. EUR um. Sedant zählt in China zu den führenden Herstellern von energieeffizienten und klimafreundlichen Komponenten für die Bauindustrie. Darüber hinaus ist sie in den Bereichen Immobilienentwicklung, Pkw-Distribution und Financial Investments aktiv. Die apt Hiller GmbH wiederum zählt zu den großen unabhängigen Herstellern in Europa und beliefert Marktführer aus den Segmenten Bau und Architektur sowie Automotive und Industrie. Fortan lautete der Firmenname Sedant-Roba Technology.

Diese Mehrheitsbeteiligung von 69,9% wurde dann 2019 durch die GP Holding übernommen. Damals verblieben 25% beim ehemaligen CEO Frans Kurvers, 5,1% bei der Düsseldorfer Yinglei Wang Holding.

Bayern fördert Ansiedelung von Unternehmen aus China

Bayern fördert Ansiedlung von Unternehmen aus China
Quelle: Adobe Stock; ©stockpics

Die Partnerschaften zwischen Bayern und China manifestieren sich im Besonderen in Kooperationen innerhalb von Branchenclustern. Deren Bildung unterstützt die bayerische Staatsregierung daher in hohem Maße. Für die Cluster hat man mittlerweile ein engmaschiges Netzwerk mit intensivem Wissens- und Technologietransfer zwischen Unternehmen, Universitäten und Forschungsinstituten aufgebaut. Typische Cluster finden sich in Schlüsseltechnologien wie Automotive, Mechatronik und Automation, Sensorik oder Umwelttechnologien. Als Folge davon kooperieren beispielsweise das bayerische Chemie Cluster und dessen Unternehmen mit dem chinesischen Petrochemiestandort Dongying aus der Provinz Shandong.

Bayern
Fläche 70.550 km², 20% von Deutschland
Bevölkerung* 13,1 Mio., 15% von Deutschland
Patente* 14.064, Nummer zwei in Deutschland
BIP* 633 Mrd. EUR, BIP-Wachstum (2000 bis 2018): 74,3%
Exportvolumen* 189,9 Mrd. EUR, 33,9 Mrd. EUR davon mit China
BIP pro Kopf* 48.323 EUR, Deutschland: 41.342 EUR
In Bayern angesiedelte
chinesische Unternehmen
über 400
*2019

Hinzu kommen Organisationen im Bereich Forschung und Entwicklung: neun staatliche Universitäten, 17 Hochschulen für angewandte Wissenschaften, 13 Max-Planck-Institute sowie drei dazugehörende Serviceeinrichtungen, zwei Zentren und drei Institute der Helmholtz-Gemeinschaft, zehn Institute der Fraunhofer-Gesellschaft, zwölf weitere Forschungseinrichtungen und rund zehn Forschungsverbünde.

Der Freistaat investiert jährlich ca. 3% seines BIPs in Forschung und Entwicklung. Dabei kommen auch aus China immer mehr Unternehmen, die in Bayern forschen und gemeinsam mit bayerischen Firmen Projekte entwickeln. So betreibt Huawei Technologies mehrere Standorte in Bayern, Alibaba hat sein deutsches Headquarter in München aufgebaut und der Elektroautohersteller Nio dort gar sein europäisches Headquarter. FAW gründete in München sein erstes ausländisches F&E-Center überhaupt, während Catarc, die größte staatliche Forschungsstelle für Autos in China, seit 2018 ein Testing-und-Certification-Center in Erding bei München betreibt.

SF Express, eines der größten Logistikunternehmen in China, ist durch seine Investition in Amazilia Aerospace GmbH in Bayern präsent. Dort beschäftigt man sich mit digitalen Flugsteuerungs- und Flugmanagementlösungen für zivile bemannte und unbemannte Flugzeuge. Doch auch zahlreiche Start-ups aus China sind nach Bayern gekommen, so z.B. Mech-Mind Robotics Technologies oder LiangDao, ein Unternehmen für intelligente Fahrzeugtechnologie. All das lässt darauf schließen, dass sich die chinesisch-deutschen Kooperationen in den nächsten Jahren nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ erhöhen werden.

China und Bayern Zahlen und FaktenChina führt bei Direktinvestitionen in Bayern

China liegt seit Jahren auf Platz eins bei den ausländischen Direktinvestitionen in Bayern. Vor allem chinesische Unternehmen aus den Bereichen Automotive, Maschinenbau, erneuerbare Energien, ICT und Medizin fühlen sich in Bayern besonders wohl. Die Namen reichen von Nio und Byton über Alibaba bis hin zu Luye Pharma. Die meisten Anfragen kommen aus Südostchina, nämlich zwischen Shanghai und Guangdong. Entsprechend hatte der Freistaat Bayern bereits 1997 auch seine erste Repräsentanz in Shandong gegründet, als 2013 ein zweites Verbindungsbüro in Guangdong hinzukam. Im Juli 2018 eröffnete der Freistaat sogar noch ein drittes Standbein in der zentralchinesischen Stadt Chengdu.

Auch ist China der wichtigste Handelspartner Bayerns: 2019 mit einem Handelsvolumen in Höhe von 33,9 Mrd. EUR. Entsprechend haben sich über 400 chinesische Unternehmen haben sich im Freistaat angesiedelt, mehr als 2.000 bayerische klein- und mittelständische Unternehmen unterhalten eine enge Zusammenarbeit mit China. Für die bayerischen Global Players wie Siemens, Allianz, BMW, Audi, MAN stellt China einen absoluten Schlüsselmarkt dar. Jährlich finden zahlreiche Messen und Veranstaltungen in Bayern und China statt, bei denen sich Unternehmen austauschen können. Das reicht beispielsweise von der BAU China 2020, veranstaltet von der Messe München, bis hin zum Nürnberger Kongress „Seidenstraße – Handeln in neuen Märkten“. Auch die Partnerschaften zu chinesischen Städten werden von 18 bayerischen Städte und Gemeinden gepflegt, so z.B. Nürnberg und Shenzhen, Regensburg und Qingdao. Mittlerweile leben denn auch knapp 22.500 chinesische Staatsbürger im Freistaat – etwa ein Drittel von ihnen im Großraum München.

Unterstützung von Beginn an

Unternmen aus China in BayernDamit chinesische Unternehmen schnell in Bayern Fuß fassen können, bahnt „Invest in Bavaria“, die Ansiedlungsagentur des Freistaats Bayern, Kontakte zu lokalen Netzwerken an, klärt Förder- und Finanzierungsfragen und unterstützt bei der Standortwahl. Sie begleitet Unternehmen aus China und aller Welt, die Teil des Forschungs- und Entwicklungsnetzwerks in Bayern werden oder dort eine Basis in aufbauen wollen, von der sie beispielsweise den europäischen Markt erschließen. Die Agentur unterstützt chinesische Unternehmen von der Vorbereitung bis zur Umsetzung einer Ansiedlung mit einem Portfolio an Dienstleistungen: von gewünschten Informationen über Standorte und Branchen bis hin zu weitergehenden Hilfen wie z.B. der Identifikation von Greenfield- oder Brownfield-Standorten oder geeigneten Büros.

Man berät chinesische Unternehmen aber auch dabei, wie sie Fördergelder des Staats Bayern erhalten können, oder bringt sie mit den geeigneten Experten des Steuer- oder Wirtschaftsrechts zusammen – genauso wie mit lokalen Akteuren oder anderen Unternehmen der chinesischen Community. Chinesische Unternehmen, die sich mit der Idee einer Ansiedlung in Bayern tragen, finden hier also eine Anlaufstelle, die ihnen Investitionswege ebnet.

Chinesische Regulatorik treibt Megadeals an

Chinesische Megadeals
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Bildnachweis: Worawut.

Im dritten Quartal 2020 hat sich der Wert der M&A-Deals in Asia Pacific mit 236,9 Mrd. USD und 819 Deals überaus positiv entwickelt. Das Volumen entspricht einer Steigerung um 76,3% gegenüber dem Vorjahr. Für die ersten drei Quartale 2020 insgesamt betrug der M&A-Dealwert 492,8 Mrd. USD bei 2.406 Transaktionen. Dabei standen chinesische Megadeals im Vordergrund, was vor allem auch durch die Umstrukturierung von Chinas Wirtschaft hin zu einem stärker marktorientierten System begründet ist. Acht Deals allein generierten 124,3 Mrd. USD.

Zu den zwei größten Transaktionen im dritten Quartal zählte der ChemChinaSinochem-Deal: Er lässt einen Energiegiganten von 146,6 Mrd. USD entstehen. Ermöglicht wurde der Deal durch die Liberalisierungen der chinesischen Regierung im Öl- und Gassektor. Die Reformen sollen auch den Marktzugang für kleine, nicht-staatliche Öl- und Gasproduzenten und Händler verbessern.

Chinesische Megadeals in der Ölindustrie

Gleichzeitig führten sie auch dazu, dass nationalen Ölgesellschaften Vermögen an die neu geschaffene PipeChina übertrugen. Daraus resultierte dann der größte chinesische Megadeal 2020: der Verkauf der wichtigsten Pipeline-Vermögenswerte von PetroChina in Höhe von 49,1 Mrd. USD an PipeChina. Zudem kündigte das Öl- und Chemieunternehmen Sinopec an, drei seiner Öl- und Gaspipeline-Unternehmensteile an PipeChina für jeweils 6,7 Mrd., 5,9 Mrd. und 4,4 Mrd. USD zu verkaufen. PipeChina hat dabei von sechs seiner Aktionäre eine Kapitalzuführung von 34,8 Mrd. USD erhalten; unter den Aktionären sind die China Chengtong Holdings Group, der National Council for Social Security Fund und die China Reform Holdings.

Neue Life-Science-Brücken zwischen China und NRW

China und NRW schmieden Life-Science-Brücken
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2019 stieg der Umsatz der Life-Science-Branche in Deutschland laut EY um 10% auf 4,87 Mrd. EUR, wovon allein in NRW etwa 42% erwirtschaftet wurden; die Beschäftigtenzahl legte um 16% auf 33.706 zu und die Ausgaben für Forschung und Entwicklung kletterten um 21% auf 1,79 Mrd. EUR. Auch das Handelsvolumen zwischen China (ohne Hongkong, Macao und Taiwan) und NRW ist enorm und stieg 2019 auf etwa 42,73 Mrd. EUR an. China ist somit der zweitgrößte Handelspartner NRWs. Mehr als 1.200 chinesische Firmen haben sich hier niedergelassen – etwa die Hälfte aller chinesischen Unternehmen in Deutschland, darunter z.B. Huawei (Hauptsitz Westeuropa), ZTE, Sany Heavy Industry oder Air China. Außerdem besitzen mehr als 2.700 Unternehmen aus NRW Repräsentanzen in China, sind dort investiert oder eingerichtet, was etwa 25% aller deutschen Investitionen in China ausmacht. Dabei werden zahlreiche Brücken zwischen chinesischen und nordrhein-westfälischen Unternehmen gerade im Bereich der Life Science gebaut, wie auch von BIO.NRW.

Vielfältige Unterstützung für chinesische Life-Science-Unternehmen

Klares Ziel von BIO.NRW ist der nachhaltige Ausbau der Stärken der nordrhein-westfälischen Biotechnologie. Dafür unterstützt man Start-ups und KMU, ist Ansprechpartner für den Wissenschaftsnachwuchs, stärkt den Technologietransfer, baut das Netzwerk zwischen Unternehmen und Wissenschaft aus und fördert die Beziehungen zu Life-Science-Unternehmen und Ansprechpartnern in China. Um den Austausch anzuregen, führt BIO.NRW verschiedene Veranstaltungsformate durch, so z.B. die Plattformtreffen von BIO.NRW.red, die BIO.NRW-Fördermittelveranstaltungen, den BIO.NRW Business Angel Congress, das MEDICA-Forum sowie die NRW-Repräsentanz auf der BIO USA und der BIO-Europe. All diese Veranstaltungen helfen beim Ausbau des nordrhein-westfälischen Life-Science-Netzwerks. Eine besonders wichtige Rolle für das Netzwerk spielt China:
Tragfähige Geschäftskooperationen zur Volksrepublik und seinen Life-Science-Unternehmen können NRW helfen, die Standortentwicklung bei den Life Sciences stark voranzutreiben.

Dafür arbeitet BIO.NRW mit der BIO Clustermanagement NRW GmbH (kurz: BIO CM) zusammen. Zudem hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung BIO.NRW und BIO CM 2017 mit dem Partnerland China für sein Programm „Internationalisierung von Spitzenclustern“ ausgewählt und das Projekt „ChInValue“ (innovative Life-Science-Wertschöpfungsketten China-NRW) finanziert, wodurch erfolgreich neue Branchenkooperationen initiiert wurden. Häufige wechselseitige Delegationsbesuche zwischen nordrhein-westfälischen und chinesischen Life-Science-Unternehmen haben die Geschäftsaktivitäten zusätzlich angekurbelt.

Sino German Investors Day Life Science, Schloss Benrath
Seit 2009 unterstützt BIO.NRW aktiv Biotech- und Life-Science-Start-ups aus NRW, Deutschland und der EU bei der Kapitalbeschaffung. Ob Anschubfinanzierungen für junge Start-ups, oder spätere Finanzierungsrunden bei reiferen Unternehmen, BIO.NRW ermöglicht den Zugang zu den Investoren aus seinem Netzwerk – zu Business Angels, Risikokapitalgebern, Unternehmensunternehmen, staatlichen Entwicklungsbanken, Family Offices und anderen Eigenkapitalgebern und -formen. So haben Unternehmen bei den „BIO.NRW Business Angel Circle Meetings“ vier bis fünf Mal im Jahr die Möglichkeit, sich und ihre Geschäftsideen diesen Investorengruppen vorzustellen. Nach mittlerweile 10 Jahren mit mehr als 130 präsentierenden Unternehmen und zahlreichen initiierten Finanzierungsabkommen hat BIO.NRW 2019 beschlossen, das Format der „Circle Meetings“ auch für chinesische und internationale Investoren zu öffnen. In der Folge konnten während der MEDICA 2019 zwölf kapitalsuchende Firmen beim chinesisch-deutschen Investorentag Life Science im „Schloss Benrath“ in Düsseldorf Kontakt zu potentiellen Investoren finden.

 

Langjährige Partnerschaften zwischen China und NRW

Insgesamt reicht die Geschichte der Partnerschaften zwischen NRW und chinesischen Provinzen sogar mehr als drei Jahrzehnte zurück. Dieser Tradition folgend streben BIO.NRW und BIO CM heute langfristig erfolgreiche Kooperationen im Bereich der Life Sciences an. Dabei setzt BIO CM auf chinesische Mitarbeiter, die mit ihrem Know-how und Verbindungen direkt auf chinesische Netzwerke und Informationsquellen zugreifen können. So werden NRW-basierte und chinesische Life-Science-Unternehmen optimal bei der Geschäftsentwicklung unterstützt. Als Dienstleister organisiert BIO CM zusätzlich Business-Workshops in NRW und China sowie Delegationsreisen inklusive Messestandpaketen bei Schlüsselveranstaltungen im Reich der Mitte und hilft beim Identifizieren potenzieller Partner. Eine interessante Unterstützung bieten auch Unternehmensstudien.
BIO CM erstellt diese für chinesische und deutsche Unternehmen nach Anforderungen – darunter Hightechentwicklungsstudien in NRW, Markt- und Technologiestudien und vor allem Markteintrittsstudien in China. Wer also Bedarf im Rahmen des Austauschs zwischen dem chinesischen und dem nordrhein-westfälischen Life-Science-Sektor hat, findet vielzählige Anlaufstellen.

Sichere Geschäfte mit China und den USA in Zeiten des Handelskriegs
Bio.NRW Cyber Security WorkshopAm 8. Oktober 2020 fand der zweite Cyber Security Workshop von BIO CM, unterstützt durch BIO.NRW, statt, und zwar mit dem Thema: „Wie lassen sich Geschäfte mit den USA und China dieser Tage auf sichere Art und Weise durchführen?“ Bei dem Onlineevent ging es zunächst um den sich vertiefenden Graben zwischen den USA und der Volksrepublik China. Hierzu beleuchtete Torsten Riecke vom Handelsblatt die Auswirkungen für deutsche Unternehmen in seinem Vortrag „USA vs. China: Das Duell des 21. Jahrhunderts“. Seine
These: Die wirtschaftlichen Risiken und Abhängigkeiten deutscher Unternehmen Richtung China und den USA haben sich durch Corona weiter verschärft.Vor dem Hintergrund von Decoupling, also dem Exodus westlicher Unternehmen aus China, und dem „Tech War“, der sich am chinesischen Hersteller HUuawei entzündet hat, rät Riecke zu Resilienz als neuem Joker in der Geopolitik. Bis zu 40% der befragten Unternehmen wollen in Zukunft näher an ihren Märkten produzieren. Widerstandsfähige
Lieferketten stünden ganz oben bei den Unternehmen. China als Markt bleibe aber unbestritten wichtig, wenngleich sich der Status vom Partner zum „systemischen Rivalen“ gewandelt habe. Immer noch hätten ausländische Unternehmen in China weniger Rechte und Möglichkeiten bei der Markterschließung als ihre chinesischen Pendants.
Es herrsche weiterhin eine massive Intransparenz bei Staatssubventionen an chinesische Unternehmen, mit denen sie Mitbewerber verdrängen oder aufkaufen.In der auf den Vortrag folgenden Podiumsdiskussion kam Dr. Thomas Pattloch, Partner bei Taylor Wessing, auch zu dem Schluss, dass sich Europa in einem klaren Systemwettbewerb mit der Volksrepublik befinde. Die chinesische Führung vertrete ihre Positionen mittlerweile ähnlich offensiv wie die USA. Das Decoupling sei im Gange – allerdings nicht aus politischen, sondern aus wirtschaftlichen Erwägungen. So sei die Textilindustrie angesichts in China steigender Löhne und Kosten weitergewandert. Wichtig sei nun die Sicherung von Patenten, da China hier sehr aktiv sei.

Deutschland muss sich nicht für eine Seite entscheiden

Volker Wagner, Vorstandsvorsitzender des ASW-Bundesverbands, führte dazu aus, dass deutsche Unternehmen wegen des Handelskriegs nicht vor eine „Entweder-USA-oder-China-Entscheidung“ gestellt seien. Man könne Huawei aufgrund von begründeten Sicherheitsbedenken vom 5G-Ausbau ausschließen, andererseits aber durchaus Solarpanele aus China kaufen. Insofern plädiert er in Anlehnung an den US Security Council für eine Institution auf europäischer Ebene, die diese Abwägungsentscheidungen verpflichtend für die EU treffen solle. Die zunehmende Abschottung der USA gegenüber China könne dabei eine Chance für deutsche Anbieter sein, weil sie in die entstehenden Lücken stoßen könnten. Gleichzeitig nahm er eine differenzierte Betrachtung der IT-Sicherheitsrisiken vor, denen sich deutsche Unternehmen in China aussetzen, so z.B. bei der neuen verpflichtenden Steuersoftware Chinas, die Sicherheitslücken und Hintertüren enthalte. Die Risiken müssten erkannt, eingegrenzt und kontrollierbar gemacht sowie als Kostenfaktor eingepreist werden, bevor man den ganzen Markt aufgebe.

Über die Hürden jener Life-Science-Unternehmen, die gleichzeitig Partner in den USA und China haben, sprach schließlich Dr. Peter Johann, Managing General Partner der NGN Capital LLC. Er warnte, dass die immer schärferen Kontrollen die Weitergabe detaillierterer Informationen an Zulassungsbehörden erfordere, die dann teils wiederum von potenziellen Partnern oder Mitbewerbern abgefragt werden könnten.

Auch wenn die Referenten die schwerer werdenden Rahmenbedingungen aufgrund der politischen Entwicklungen in den beiden weltgrößten Life-Science-Märkten diskutierten, bleibt für BIO.NRW klar: Man baut sein Chinanetzwerk konsequent aus und wird deshalb die nordrhein-westfälischen Unternehmen durch die Einbindung der richtigen lokalen und regionalen Partner beim Markteintritt und -ausbau in China passgenau unterstützen.

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Robo-Advisors wachsen in China

Quelle: Adobe Stock; © NicoElNino

Bildnachweis: NicoElNino.

Verbraucher in China zeigen großes Interesse an Robo-Advisors. Laut einer aktuellen Umfrage von Kagan nutzen derzeit rund 38% der befragten erwachsenen Internet-User in China Robo-Advisor für Finanzanlagen – und sogar unter den Nichtnutzern zeigten 68% Interesse an ihnen. Während Unternehmen wie Betterment LLC und Wealthfront Corp. in den USA bereits seit 2008 agieren, entstanden die ersten Robo-Advisor-Firmen in China erst nach 2015. Neben Fintechs als Betreibern finden sich mittlerweile auch chinesische Banken und Broker im Markt.

Robo-Advisors in ChinaDabei sind die in China ansässigen Robo-Advisors etwas eingeschränkter: Sie geben in der Regel zwar Portfolioempfehlungen, aber die Anlageentscheidungen müssen von den Benutzern letztendlich aufgrund regulatorischer Einschränkungen getroffen werden. Laut dem China News Service haben mindestens 18 Finanzinstitute Beratungslizenzen für Investmentfonds erhalten, die inländischen Anlegern angeboten werden können. Ende Juli hatten chinesische Bürger rund 17,7 Bio RMB (2,6 Bio. USD) in öffentlich angebotene Investmentfonds investiert (basierend auf Daten der Asset Management Association of China).

So haben auch die Vanguard Group Inc. und die Ant Group Co. Ltd. letztes Jahr ein Joint Venture gegründet, um den Robo-Advisor Bangnitou zu starten, bei dem man seine Investitionen über Alipay laufen lassen kann, sodass seine Beratung mehr als 1 Mrd. Alipay-Nutzern zur Verfügung steht. Die Mindestinvestitionsschwelle liegt dafür bei nur 800 RMB (116 USD). Allein innerhalb der ersten 100 Tage investierten hier 200.000 Benutzer insgesamt 2,2 Mrd. RMB (318 Mio. USD). Das entspricht wiederum mehr als dem Doppelten des von Polaris von Pintec Technology Holdings Ltd. verwalteten Vermögens (die bereits seit 2016 auf dem Markt agieren). Im August startete nun auch die Fondsvertriebseinheit von Tencent Holdings Ltd., Teng An Fund, eine Testversion seiner Fondsberatungsdienste. Sie werden nach dem offiziellen Start in Tencents Messaging-App WeChat für über 1,1 Mrd. Nutzer verfügbar sein.