Ausblick
Ein zentrales Ergebnis der Studie lautet: Es gibt keine typische Übernahme, die Einzelfälle sind zu verschieden und die Stimmen zu vielschichtig. Außerdem begreift sich die Untersuchung eher als „eine Momentaufnahme in einer noch jungen Entwicklung, die allerdings an Tempo gewinnen wird“. Doch einige Kernerkenntnisse ließen sich dessen ungeachtet ableiten:
- Der Standort Deutschland wird durch Übernahmen gestärkt, denn die Chinesen sind abhängig von der deutschen Innovationskraft und werden es auf absehbare Zeit auch bleiben. Wahrscheinlich werden durch solche Übernahmen sogar neue Arbeitsplätze in Deutschland geschaffen werden – weniger im Bereich der Massenproduktion, dafür stärker im Bereich hochwertiger Aufgaben im Konzernverbund.
- Beide Seiten profitieren durch den Zusammenschluss: Die Chinesen erhalten eine überlegene Technologie, mit der sie ihre bestehenden Produkte optimieren können, und erleichterten Zugang zum europäischen Markt. Für die Deutschen wird der Zugang zu den Märkten in China und Asien leichter. Nach einer teilweisen Verlagerung der Produktion können sie außerdem (wieder) zu wettbewerbsfähigen Kosten produzieren.
- Die überwiegende Mehrzahl der Unternehmen sieht positiv in die Zukunft. Ihr Vertrauen in die Zukunft gründet sich auf die strukturellen Verbesserungen, die durch die Übernahme entstanden sind.
- Viele chinesische Investoren haben wenig Erfahrung im internationalen Management ihrer Investitionen. Sprachliche und kulturelle Unterschiede erschweren die Zusammenarbeit und den betriebswirtschaftlichen Prozess der Übernahme. Kulturelle Barrieren äußern sich im kommunikativen Umgang und im Entscheidungsverhalten des Managements. Diese Unterschiede anzuerkennen, mit der Andersartigkeit des Partners wertfrei umzugehen zu lernen und damit Barrieren konstruktiv zu überwinden, ist aber entscheidend für eine erfolgreiche Zusammenarbeit.
- Es ist erstrebenswert, weiter strukturiert auf der Sachebene zu arbeiten, aber zusätzlich intensiv in den Aufbau persönlicher Beziehungen mit den chinesischen Kollegen zu investieren. Das deutsche Management erscheint aufgrund seines fachlichen, technologischen und Management-Know-hows derzeit vielfach in der Lage, chinesische Manager auf Investorenseite anzuleiten, damit das deutsche Unternehmen künftig (weiterhin) Erfolg haben kann. Dabei ist aber vor allem eines gefragt: Diplomatie.
- Die jüngste Befragung chinesischer Unternehmensvertreter deutet darauf hin, dass die derzeit geringe Integrationstiefe in den chinesischen Konzern nur eine erste Stufe ist: Mit fortschreitender Erfahrung im internationalen Management wird auch die Integration voranschreiten.
Zur Person
Jens-Peter Otto ist als Wirtschaftsprüfer, Partner und Leiter der China Business Group bei PricewaterhouseCoopers in Frankfurt tätig. PwC bietet branchenspezifische Dienstleistungen in den Bereichen Wirtschaftsprüfung, Steuer- und Unternehmensberatung. Mehr als 184.000 Mitarbeiter in arbeiten in 157 Ländern weltweit. www.pwc.de
Jens-Peter Otto ist als Wirtschaftsprüfer, Partner und Leiter der China Business Group bei PricewaterhouseCoopers in Frankfurt tätig. PwC bietet branchenspezifische Dienstleistungen in den Bereichen Wirtschaftsprüfung, Steuer- und Unternehmensberatung. Mehr als 184.000 Mitarbeiter in arbeiten in 157 Ländern weltweit.
Dieser Post ist auch verfügbar auf: Vereinfachtes Chinesisch