Direktinvestitionen in China drastisch gestiegen 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0 Investieren in China 8,6 8,4 8,1 7,2 7,4 6,3 6,3 5,1 4,1 3,9 3,3 10 5,7 2,7 2,4 2,3 2,1 1 0,8 0,8 1,3 1,2 2000 01 02 03 04 2005 06 07 08 09 2010 11 12 13 14 2015 16 17 18 0,1 19 2020 21 2022 (1. HJ) So Viele Milliarden Euro investierten deutssche Unternehmen pro Jahr zusätzlich in China; Quelle: Hawksford 3. Internationale Fertigungsbasis mit lokaler Charakteristik Auch wenn Produktion, um näher am Kunden zu sein, zunehmend ins Aus- land verlagert wird, so werden Ge- schäftsausrichtung und Strategie wei- terhin an der Basis entschieden. Lang- fristige Kundenbeziehungen und Konti- nuität sind dabei wichtiger als kurzfris- tiger Profit. Die Herausforderung für den Mittelstand ist, sich im mittleren Preissegment, in dem die Nachfrage ge- rade in Schwellenländern höher ist, zu etablieren, ohne gleichzeitig die Premi- umidentität der Marke zu verlieren. Kleinere Mittelständler können je nach Land eine gesonderte Strategie definie- ren, die auf den Erkenntnissen einer lokalen Marktstudie aufbaut. Größere Mittelständler hingegen könnten ihr Handeln lokal und überregional gleich- zeitig steuern, beispielsweise über eine Asienzentrale in Singapur und regionale Produktionsstandorte in ausgewählten Schwellenländern. 4. Diversifizierung der Produktpalette erleichtert Marktsegmentierung Wettbewerber aus China haben in Nischenmärkten aufgeholt und erobern sie nun. Wenn deutsche Hidden Champi- ons keine Strategie finden, wird ihr zukünftiges Wachstum stark reduziert. Die Entscheidung, ob man dieser Ent- wicklung mit Investitionen gegensteu- ern will, hängt von verschiedenen Fak- toren ab, wie der Größe des Unterneh- mens, dem Anteil am Premiumsegment, Eintrittsbarrieren, Kosten und der Stär- ke der lokalen Wettbewerber vor Ort. Eine Option ist dann z.B. die Erweite- rung der Produktpalette mit speziellen Produkten, die nur für Schwellenländer bestimmt sind. Dies bietet sich an, sofern die Nische relativ groß ist und für das Mid-Market-Segment ein starkes Wachstumspotenzial besteht. 5. Lieferkettenmanagement: Priorisieren und regionalisieren Für die Regionalisierung von Liefer- ketten punktet der asiatisch-pazifische Raum, allen voran China, mit einem klaren Standortvorteil: Er kann bereits seit vielen Jahrzehnten auf bequeme Handelsrouten und technologiegetrie- bene Lieferkettenmodelle zurückgrei- fen, was die Effizienz beim globalen Handel mit Waren und Dienstleistun- gen erhöht. Lokale Experten können dabei zu Lieferkettenrisiken und deren Chancen beraten. Kritische Komponen- ten werden künftig äußerst selten nur aus einem Land kommen. Diesbezüg- lich wird gerne von der Strategie „Chi- na+1“ gesprochen und damit von der Ausschau nach alternativen Zulieferern aus verschiedenen Regionen. Vor allem für arbeitsintensive Produktionsketten gestaltet sich diese Diversifizierung jedoch als schwierig, da sie sehr zeit- und kapitalintensiv sind. Inmitten der komplexen Veränderungen in globalen Lieferketten ist es für Supply Chain Manager daher wichtiger denn je, über die Mapping- und Transparenzfunktio- nen zu ver fügen, die genau zeigen, wo die von den direkten Lieferanten und Auftragsfertigern verwendeten Mate- rialien und Komponenten hergestellt werden. Fazit Die internationale Geschäftsexpansion erfordert strategische Planung, Zeit und Ressourcen, um langfristig in Asien zu wachsen. Ein Aktionsplan unter Berücksichtigung der oben genannten fünf Herausforderungen mindert viele Anfangsschwierigkeiten. Besonders regionale Produktionsstandorte sind hilfreich dafür. Auch die Produktpräfe- renzen der stark heranwachsenden Mittelschichten, vor allem in China und Indonesien, dürften in den nächsten Jahrzehnten die globale Produktent- wicklung und die damit in Verbindung stehenden Fertigungsketten stark be- einflussen. Daher sollte man die Pro- duktentwicklung strategisch bereits früh auf den Bedarf der Zukunftsmärkte ausrichten. ■ Investment Guide 2023 | 43