Wie chinesische Unternehmen ihren Standort in Deutschland finden

Im Herzen des Kontinents: Deutschland spielt eine wichtige Rolle für die Europastrategie. / 欧洲大陆的心脏:德国在欧洲举足轻重。Bildquelle: Fotolia; © beugdesign

Der Startschuss für chinesische Direktinvestitionen im Ausland fiel recht spät – deutsche Konzerne und Mittelständler waren da schon lange in China engagiert. Jetzt aber geben die chinesischen Unternehmen auch in Deutschland bei Greenfield- und M&A-Projekten Gas. Immer wieder stehen sie dabei vor der Frage, wie sie den optimalen Standort für ihr Projekt finden.

Vergangenes Jahr war China erstmals das Land mit den meisten Investitionsprojekten in Deutschland. Für die chinesischen Unternehmer ist Deutschland das attraktivste Zielland in Europa. Und es wird von ihnen als immer wichtiger angesehen. Gefördert durch die „Going out“-Strategie der Regierung in Peking zeigt sich bei den Investitionen der Unternehmen aus China eine differenzierte Entwicklung. So geht die Tendenz hin zu Fusionen und Übernahmen von gut laufenden deutschen Unternehmen, nachdem zuvor die Akquisition insolventer Betriebe im Fokus stand. Auch erweitert sich das Spektrum von M&A-Transaktionen über Branchen wie den Maschinenbau hinaus auf Bereiche wie IT und Telekommunikation sowie erneuerbare Energien und Umweltschutz.

Standortanalyse

Vor jeder Investition stellt sich den Unternehmen die Aufgabe einer Standortanalyse, die sowohl die Marktaussichten der Branche im Zielland als auch die Bedingungen am konkreten geografischen Ort der Investition einbezieht. Dies umfasst eine Analyse und Bewertung der Informationen zum Markt, des Angebots an Finanzdienstleistungen und Beratung sowie der Steuerpolitik. So ist die Gewerbesteuer bedeutender Faktor für die Standortwahl. Diese unterscheidet sich in Deutschland von Ort zu Ort. Ob sich ein chinesisches Unternehmen letztlich für einen bestimmten Standort entscheidet, hängt daneben häufig auch stark von den Bemühungen der örtlichen Verwaltung ab. Wenn man mehrere Städte als möglichen Standort zur Auswahl hat, werden das Investitionsumfeld, die gesamte Infrastruktur an öffentlichen Einrichtungen in der Nähe sowie die Reaktionsgeschwindigkeit und die unkomplizierte, effiziente und verlässliche Arbeitsweise einer Verwaltung oft zum Zünglein an der Waage.

Verteilung chinesischer Unternehmen in Deutschland

Die Entscheidung für einen Standort wird wesentlich vom Geschäftsfeld bestimmt. Traditionell lassen sich chinesische Unternehmen in drei Hauptgebieten nieder: Erstens, die Region Hamburg im Norden mit den Vorzügen einer Hafenstadt und günstiger Verkehrsanbindungen. Dieser Investitionsstandort ist bei der Handels- und Logistikbranche beliebt. Zweitens, das Ruhrgebiet mit seiner hohen Bevölkerungsdichte und seinen ausgereiften Wirtschaftsstruktur. Firmen mit chinesischem Kapital lassen sich dort vor allem in Düsseldorf und Köln nieder. Drittens, der Raum um Frankfurt, der Finanzhauptstadt mit dem Flughafen als Drehkreuz. Dies ist ein Gebiet, in dem sich Banken und Airlines aus China konzentrieren. In den letzten Jahren fand der Süden, insbesondere der Raum München, sowie Stuttgart mit einer hohen Dichte an mittelständischen Unternehmen und einem ausgeprägten Hightech-Sektor bei chinesischen Investoren immer mehr Beachtung. Beide Städte sind für den Aufbau von Forschung und Entwicklung wie auch als Produktionsstandorte für Unternehmen aus China zu bedeutenden Regionen geworden.

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