“Börsenturbulenzen bringen Schwung in die M&A-Transaktionen“

Wird Deutschland für chinesische Unternehmen auch künftig ein beliebtes Zielland für Beteiligungen und Akquisitionen bleiben?

Deutsche Unternehmen sind für chinesische Unternehmen nach wie vor ein bewundertes Vorbild. Deren Marken, Technologien, Management und Tüftlergeist sind weltweit einzigartig. Das ist auch nichts, was man mit Geld einfach kaufen könnte. Ich glaube, der Trend, dass chinesische Unternehmen, sich an deutschen Firmen beteiligen bzw. sie aufkaufen und sie vor Ort weiter führen, ist ein langfristiger. Er wird über Jahrzehnte anhalten. Deutsche Unternehmen sind mit schöpferischem Geist gesegnet. Das ist eine Tatsache, die auf langer historischer Erfahrung beruht. Ich persönlich war mehrmals in Deutschland, habe an deutschen M&A-Foren teilgenommen und pflege zudem mit dem Bundesverband Mergers & Acquisitions einen engen Kontakt. Ich bin der Meinung, dass für den Austausch zwischen chinesischen und deutschen Unternehmen ein großer Spielraum vorhanden ist. Chinesische Unternehmer unterschätzen die nachhaltige Innovationskraft Deutschlands und das Zukunftspotenzial von Industrie 4.0. Deutsche Unternehmer unterschätzen gleichfalls den Marktbedarf in China an High-End-Produkten sowie die Begeisterung für eine Zusammenarbeit.

Der Automobilsektor und der Maschinenbau stehen bis dato als Zielbranchen im Vordergrund. Welche Branchen werden für chinesische Investoren in der Zukunft wichtiger werden?

China tritt gerade in eine Phase ein, in der die Ansprüche der Konsumenten steigen. Elemente des Lebensstils und Konsumverhaltens aus fast allen wohlhabenden Ländern breiten sich rasant auf dem chinesischen Markt aus. Alle möglichen Branchen werden auf das Interesse chinesischer Investoren stoßen. Die Investitionsnachfrage chinesischer Unternehmen in Deutschland ist in erster Linie auf die Automobilbranche und das produzierende Gewerbe beschränkt. Das ist bedauerlich. Die Kultur und auch die Medien in Deutschland sind durch eine übertriebene Reserviertheit gekennzeichnet. Es gibt zu wenige Kanäle, um die eigenen Produkte den Massen in China näher zu bringen. In der Folge hinterlässt Deutschland einen relativ schwachen Eindruck. Im Vergleich zum amerikanischen Marketing im Hollywood-Stil hat Deutschland noch einiges aufzuholen. Die China Mergers & Acqusitions Association hofft auf noch mehr Möglichkeiten zur Kooperation mit den entsprechenden Verbänden in Deutschland, um zusammen das gegenseitige Verständnis zwischen China und Deutschland zu vertiefen und den M&A-Markt weiter auszubauen.

Herr Wang, vielen Dank für das Interview.

 

Titelstory_Interview_Wang Wei_b150 WANG Wei ist Vorsitzender der China Mergers & Acqusitions Association (CMAA), Vorstandsvorsitzender der CIFCO International Group und Präsident des Chinesischen Finanzmuseums. Zuvor war für mehrere chinesische und internationale Finanzinstitutionen tätig. Er leitete bei mehreren Dutzend Großunternehmen die Umstrukturierung, den Verkauf sowie den M&A-Prozess und hat reichhaltige Erfahrung bei der Schaffung neuer Finanzinstrumente, der Reorganisation von Betrieben und der Integration von Branchen. Wang Wei ist seit Langem als Wirtschaftsberater der Regierung tätig. Außerdem ist er unabhängiges Mitglied der Unternehmensleitung bei mehreren börsennotierten Gesellschaften und Finanzinstitutionen.

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