Das andere Signal aus Quanzhou

Blick aus Qingdao - von Peter Tichauer

Mehr Symbolkraft konnte die Wahl des Konferenzortes nicht haben: Quanzhou in der südchinesischen Provinz Fujian, seit 2021 Unesco-Weltkulturerbe, war zu Zeiten der Song- und Yuan-Dynastien, also vor gut eintausend Jahren, Drehscheibe des internationalen Handels. Der damals größte Seehafen Chinas befand sich dort, Handelsrouten führten bis zur Arabischen Halbinsel.

Ein Schmelztiegel der Kulturen, ist die weltoffene Stadt mit ihrer aufstrebenden modernen Wirtschaft auch heute noch ein Brennpunkt des internationalen Austausches. Kurz vor dem Pfingstwochenende war Quanzhou Gastgeber des 3. Deutsch-Chinesischen Forums zu Wissenschaft und Technik, zu dem die Alumni-Vereinigung der chinesischen Auslandsstudenten eingeladen hat.

Während in Berliner und Brüsseler Amtstuben über Entkopplung, den Abbau von Risiken, beschrieben mit dem Wort ‚De-Risking‘, diskutiert und der Wirtschaftspartner China immer mehr als Rivale definiert wird, der in die Schranken gewiesen werden müsse, gingen von der Konferenz andere Signale aus. Deutlich wurde, es gibt noch ein anderes Deutschland, ein anderes, als das beim China-Besuch von Bundesaußenministerin Annalena Baerbock erlebte, so der Vorstandsvorsitzende des china-brücke e.V. und Präsident des Bundesverbandes für Wirtschaftsförderung und Außenwirtschaft e.V. , Michael Schumann.

Vertreter aus Verbänden und Unternehmen beider Länder, diejenigen, die, um es salopp zu formulieren, nicht palavern, sondern anpacken, tauschten sich aus, wie den gegenwärtigen Herausforderungen, vor denen sowohl Deutschland als auch China und die ganze Welt stehen, begegnet werden kann. Es ging darum, Wege für die Zukunft aufzuzeigen, die gemeinsam, nicht gegeneinander gegangen werden müssen. Und auch darum, wie deutsches und chinesisches Wissen noch besser miteinander verknüpft werden kann, damit es seine volle Wirkung entfaltet, ob im Bereich der effizienteren Nutzung von Ressourcen, bei der Entwicklung künstlicher Intelligenz oder in der Gesundheitsvorsorge und regenerativen Medizin.

Sich ergänzen, nicht abgrenzen, so die Devise, die deutsche und chinesisch Konferenzteilnehmer einte. Voraussetzung dafür ist, einander zuzuhören und zu verstehen. Eine Beziehung vertrage keine Belehrungen, sagte beispielsweise der frühere Parlamentarische Staatssekretär im Bundeskanzleramt, Otto Hauser, in seiner Grundsatzrede Richtung Auswärtiges Amt in Berlin. Beziehungen müssten gestaltet, Verständnis für den Partner gestärkt werden. Nicht Geld sei die Währung einer fruchtbaren Beziehung, sondern Vertrauen.

Blick aus Qingdao
Qingdao; Bild @Peter Tichauer

Ob die Signale aus Quanzhou im Berliner Auswärtigen Amt oder Bundeswirtschaftsministerium gehört wurden: Wer weiß? Zu wünschen wäre es. Denn bei den zweitätigen Beratungen in und außerhalb des Konferenzsaales ist eines sehr deutlich geworden: Die Unternehmen sind nicht bereit, sich durch einen Federstrich sogenannter wertebasierter Politik in Berlin die in Jahrzehnten aufgebauten Erfolge in und mit China kaputt machen zu lassen. Selbstverständlich ist hier und da, auf sich verändernde Bedingungen reagierend, ein Justieren im Geschäft erforderlich.

Das war schon immer so. Politischer Weisungen bedarf es dafür nicht. Unternehmerisch klug zu handeln, heißt eben auch, die Zusammenarbeit mit China auszubauen und den Wettbewerb durch chinesische Unternehmen nicht als Gefahr, sondern gemäß dem alten Motto ‚Konkurrenz belebt das Geschäft‘ als Chance zu sehen. Als Chance, besser zu werden. Gemeinsam.

Porträt Peter Tichauer
Peter Tichauer

Peter Tichauer ist ein ausgewiesener China-Experte. Nachdem er mehr als 20 Jahre das Wirtschaftsmagazin ChinaContact aufgebaut und als Chefredakteur geleitet hat, ist er seit 2018 im Deutsch-Chinesischen Ökopark Qingdao (www.sgep-qd.de) für die Kommunikation mit Deutschland verantwortlich.

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Peter Tichauer

Peter Tichauerist ein ausgewiesener China-Experte. Nachdem er mehr als 20 Jahre das Wirtschaftsmagazin ChinaContact aufgebaut und als Chefredakteur geleitet hat, ist er seit 2018 im Deutsch-Chinesischen Ökopark Qingdao (www.sgep-qd.de) für die Kommunikation mit Deutschland verantwortlich.