Hongkonger Börse will Hürden für Börsengänge senken

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Die Hongkonger Börse will die Umsatzschwelle für die Börsenlistung von Unternehmen mit fortschrittlichen und umweltfreundlichen Technologien senken. Die dafür nötigen neuen Notierungsregeln sollen bald eingeführt werden. Das Vorhaben kann sogar Unternehmen betreffen, die noch gar keine Umsätze erzielen. Hinter dem Plan steckt das Ziel, Hongkongs Liquidität zu erhöhen und das High-Tech-Wachstum voranzutreiben. Von Georg von Stein

Um öffentliche Meinungen zu den vorgeschlagenen neuen Regeln in den folgenden zwei Monaten einzuholen, hat die Hongkonger Börse bereits ein Konsultationspapier veröffentlicht. Schon im nächsten Jahr sollen die neuen Regeln dann umgesetzt werden.

Erwartet wird, dass die Börse die Einnahmebeschränkungen für vorkommerzielle Unternehmen aufhebt, wenn der Marktwert mindestens 15 Mrd. HK-Dollar (1,91 Mrd. USD) erreicht. Bei den vorkommerziellen Unternehmen geht es vor allem um hauptsächlich in Forschung und Entwicklung tätige Firmen, deren Einnahmen die Mindestschwelle von 250 Mio. HK-Dollar nicht erreicht haben -so eine Erklärung der Börse. Kommerzielle Unternehmen, deren Bewertungen mindestens 8 Mrd. HK-Dollar betragt, müssen hingegen 250 Mio. HK Dollar verdienen.

HK-Stock-Market
Jahr 2022

Genaugenommen sollen die neuen Regeln für Unternehmen aus fünf „spezialisierten Technologieindustrien“ gelten:

  1. Informationstechnologie der nächsten Generation
  2. Fortschrittliche Hardware
  3. Fortschrittliche Materialien
  4. Neue Energie und Umweltschutz
  5. Neue Lebensmittel- und Agrartechnologien

Bei den Sektoren Informationstechnologie der nächsten Generation und fortschrittliche Hardware geht es im Besonderen um künstliche Intelligenz, Cloud Computing und Halbleiter.

Bisher verlangen die Regeln von Unternehmen, die eine Notierung an der Hauptbörse anstreben, dass sie im letzten Jahr mindestens 35 Mio. HK$ und in den beiden vorangegangenen Jahren insgesamt mindestens 45 Mio. HK$ verdient haben.

Nach der neuen Regel dürfen Kleinanleger Aktien der neuen zugelassenen Unternehmen handeln, institutionellen Anlegern wird mindestens die Hälfte aller im Rahmen des IPO-Prozesses angebotenen Aktien zugeteilt.

Laut dem Konsultationspapier waren am 9. September mehr als 700 spezialisierte Technologieunternehmen in den Vereinigten Staaten und rund 450 auf dem chinesischen Festland mit Marktwerten von 85,4 Billionen HK$ bzw. 5,3 Billionen HK$ notiert. Hongkong liegt damit weit zurück, da zu diesem Zeitpunkt nur etwa 100 solcher Firmen an die Börse gegangen waren.

Entsprechend stehen die neuen Regelungen im Einklang mit Hongkongs Roadmap, internationales Innovations- und Technologiezentrum werden zu wollen. So wie es im 14. Fünfjahresplan (2021-25) als Entwurf für die soziale und wirtschaftliche Entwicklung Chinas vorgesehen ist.

Georg von Stein

Dipl.-Kfm. Georg von Stein arbeitet seit 28 Jahren als Journalist. In dieser Zeit hat er Beiträge für die unterschiedlichsten Medien (Wirtschaft, IT, Lifestyle) publiziert und viele Persönlichkeiten der deutschen Wirtschaft und Politik interviewt - Bundespräsidenten, Unternehmer, CEOs. Seit 2004 arbeitet er für den Goingpublic Verlag und als Nachfolger für Stefan Gätzner wirkt er seit 2019 als Chefredakteur der Investment Plattform China Deutschland.