Lockruf des schwachen Euro

Sonderfaktor Antikorruptionskampagne

„Chinas Staatsunternehmen dürften erstmal eine Pause bei den Auslandsakquisitionen einlegen“, erwartet Carsten Klante von Plumbohm & Co. Angesichts der Transparenzoffensive der neuen Regierung vermeiden die Manager alles, was Aufmerksamkeit erregen könnte. Weil die chinesischen Behörden bei M&A-Vorhaben im Ausland genau hinschauen, verhalten sich die Staatsbetriebe nach Klantes Einschätzung defensiv. Sie wollen im Zweifel keine Prüfer ins Haus locken. An der grundsätzlichen Aufgeschlossenheit von Staat und Unternehmen gegenüber Auslandsinvestitionen ändert das aber nichts. Peking fördert Auslands-M&A mit günstigen Krediten, damit die chinesische Wirtschaft auf den Weltmärkten moderne Technik und Managementmethoden einkaufen kann. „Für chinesische Unternehmen sind internationale Zukäufe ein Weg, legal Vermögen im Ausland anzulegen“, erklärt Klante. Denn trotz internationaler Liberalisierung des Renminbi kontrolliert die Regierung Geldabflüsse aus der heimischen Wirtschaft streng. Zwar sei das Akquisitionsbudget chinesischer Staatsunternehmen laut EY-Partnerin Sun gestiegen. Doch diese schicken nach ihrer Beobachtung wegen der Antikorruptions- und Transparenzpolitik weniger Delegationen nach Deutschland und Europa. Das soll touristisch motivierte Reisen auf Staatskosten verhindern.

FAZIT

Der niedrige Eurokurs macht es derzeit für chinesische Investoren leichter, in Deutschland Unternehmen aufzukaufen. Doch handelt es sich nicht um spontane Entscheidungen. Die Unternehmen aus dem Reich der Mitte orientieren sich an langfristigen Zielen: Sie wollen sich auf dem europäischen Markt etablieren und fokussieren sich auf die hochspezialisierten Produkte und Technologien des deutschen Mittelstands. Ihr Interesse gilt dem nachhaltigen Wert ihrer Investitionen. Diese grundlegende Haltung wird auch nach einem Wiedererstarken des Euro Bestand haben und den deutsch-chinesischen M&A-Markt weiter antreiben.

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