Lockruf des schwachen Euro

„Das steigende Währungsgefälle macht Targets in Deutschland für chinesische Käufer deutlich günstiger.“ Sun Yi, EY
„Das steigende Währungsgefälle macht Targets in Deutschland für chinesische Käufer deutlich günstiger.“ Sun Yi, EY

Neue Branchen im Fokus

Neben dem technologiestarken deutschen Mittelstand erscheinen dabei weitere Branchen als interessante Ziele. „Das steigende Währungsgefälle macht Targets in Deutschland für chinesische Käufer deutlich günstiger“, bekräftigt Yi Sun, Partner und Leiterin des Bereichs Greater China Business Services bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY. Das führe zu vielen gerade anstehenden Akquisitionen. Nicht nur technologiestarke Unternehmen stehen laut Sun auf der Einkaufsliste der Chinesen, auch Immobilienprojekte sowie Krankenhausketten im deutschsprachigen Raum. In diesen Bereichen seien noch in diesem Jahr teils spektakuläre Deals mit Käufern aus China zu erwarten.

 

 

 

Inbound mit angezogener Bremse

„In China gibt es nur wenige für deutsche Investoren geeignete Übernahmekandidaten.“ Jens-Peter Otto, PwC
„In China gibt es nur wenige für deutsche Investoren geeignete Übernahmekandidaten.“ Jens-Peter Otto, PwC

In China gibt es nur wenige für deutsche Investoren geeignete Übernahmekandidaten

Während das Währungsgefälle zwischen Euro und Renminbi chinesische Übernahmen in Deutschland beflügelt, bremst es die M&A-Aktivitäten deutscher Unternehmen in China aus. Die Wechselkursentwicklung ist aber nicht der Hauptgrund, aus dem sich deutsche Unternehmenskäufer im Reich der Mitte schwer tun. „In China gibt es nur wenige für deutsche Investoren geeignete Übernahmekandidaten“, sagt PwC’s China-Experte Jens-Peter Otto. Bei M&A-Geschäften stünden andere Themen im Vordergrund als die Währungseffekte. Trotzdem wirken diese Effekte als Bremse. „Bei Inbound-Deals nach China sind die Anfragen um 30% bis 40% gesunken“, berichtet Ulrich Plumbohm, Chairman von Plumbohm & Co. Corporate Finance Consulting in Shanghai. Das derzeitige Wechselkursverhältnis sollte sich nach Einschätzung von Plumbohm auf Sicht von sechs bis neun Monaten allerdings wieder ändern. Bis dahin ist die Auswirkung aber deutlich zu sehen. „Die Schwäche des Euro hat die Preise für Übernahmen in China aus deutscher Sicht um 20% bis 25% in die Höhe getrieben“, sagt Plumbohms Managing Partner Carsten Klante. Zwar sei der Währungskurs nicht das einzige Argument bei strategischen Deals, er zügele aber erstmal die Phantasie. Betroffen von der Kursbremse sind deutsche Unternehmen, die mit ihrem China-Investment aus China heraus exportieren wollen. Wer dagegen auf den chinesischen Binnenmarkt abzielt, kann das Währungsthema gelassen sehen. Denn der starke Renminbi verteuert nicht nur die Übernahmepreise und Betriebskosten, sondern wertet auch die mit chinesischen Kunden erzielbaren Umsätze auf.    

Dieser Post ist auch verfügbar auf: Vereinfachtes Chinesisch