M&A Trends 2014

Aus E-Mag M&A China/Deutschland 01/2014

Chinas Unternehmen haben Geschmack gefunden an Unternehmensübernahmen im Ausland (Outbound M&A). Weltweit belief sich das Volumen chinesischer Unternehmenskäufe 2013 bei 220 Transaktionen auf rund 50 Mrd. EUR (Quelle: Mergermarket/Squire Sanders). Nach einer EY-Studie waren es allein in Europa 120 Zukäufe. Allein in Deutschland verzeichnete man das zweite Jahr in Folge rund 25 Transaktionen.

Outbound weiter die dominierende Richtung

Die Experten sind sich einig, wie auch in der vorliegenden Ausgabe der „Plattform“ M&A China/Deutschland an vielen Stellen beschrieben: „Outbound“ wird die dominierende Investitionsrichtung bleiben. Das wurde auch deutlich am Rande der Shanghai Funding Conference im Mai 2014. „Wir sehen starkes Wachstum im Outbound-Geschäft, die Akteure sind Privatunternehmen (POEs) und Staatsunternehmen (SOEs) gleichermaßen“, so Patrick Becker, Gründer und CEO von Bexuco Investment Consulting sowie zum zweiten Mal Ausrichter der Konferenz. „2014 wird ein Rekordjahr werden, getrieben durch wachsende Erfahrung und Prozesskenntnisse chinesischer Käufer, aber auch die nochmals gesteigerte Untestützung der Regierung.“ Hinter den weltweiten Investitionen steht der Wunsch nach dem Erwerb von Rohstoffen, Know-how, geistigem Eigentum, Technologie, Marken und Marktzugang. Chinesische Unternehmen kommen dabei die in den letzten Jahren aufgebauten Cash-Bestände zugute, die nun im Erwerb strategischer Assets in den entwickelten Volkswirtschaften Nordamerikas und Europas, hier auch in Deutschland, ihre Verwendung finden. „Die Logik, den Marktzugang zum Absatzmarkt China und Asien mit führenden Technologien und Engineering-Expertise aus Deutschland zu kombinieren, ist in vielen Fällen bestechend. Deshalb wird der Markt aufgrund der verfügbaren finanziellen Ressourcen und der staatlichen Förderung eines technologischen Upgrades in den nächsten Jahren substanziell wachsen“, sagt Carsten Klante, Partner der Corporate – Finance-Beratung Plumbohm & Co., deren Gründer seit über zehn Jahren in Shanghai lebt.

Wettbewerbsfähigkeit in M&A-Prozessen wächst …

Einen echten Meilenstein markieren könnten die kürzlich verabschiedeten neuen Investmentregeln: Demnach wird beim Kauf von Unternehmen im Ausland bei einem Transaktionswert von unter 1 Mrd. USD (rund 725 Mio. EUR) künftig komplett die Genehmigung der National Development and Reform Commission (NDRC) entfallen. Damit werden chinesische Käufer nochmals wettbewerbsfähiger in globalen M&A-Prozessen. Denn gerade die staatlichen Genehmigungsverfahren waren in Bieterprozessen der vergangenen Jahre oft ein Hemmschuh.

… doch alte Themen bleiben

Trotzdem liegt noch ein weiter Weg der notwendigen Professionalisierung vor allen Beteiligten. „Die fehlende M&A Erfahrung vieler Unternehmer und Unternehmen, Management-Teams mit begrenzter internationaler Erfahrung und der ausgeprägte Opportunismus vieler Entscheider stellen heute immer noch eine große Herausforderung für den erfolgreichen Abschluss von M&A-Transaktionen dar“, so Plumbohm & Co.-Partner Klante. Bexuco-Gründer Becker erklärte auch noch einmal das in China und westlichen Ländern grundsätzlich verschiedene Verständnis von Verträgen, das sich trotz eines wachsenden Bewusstseins der handelnden Personen nur sehr langsam zusammenführen lässt und deshalb noch lange Zeit ein prinzipielles Problem darstellen wird (siehe Abbildung).

Weiterer Treiber: Finanzierungsbedingungen

Positiv sehen viele Marktteilnehmer die Entwicklung der Finanzierungsbedingungen für Unternehmenskäufe – In- wie Outbound. „Die Finanzierung einer Akquisition im Ausland scheint in China im Moment relativ einfach zu finden“, so Dr. Ole Brühl, Partner der Rechtsanwaltskanzlei Bird & Bird, gleichzeitig Mitausrichter der Shanghai Funding Conference. „Zur immer stärkeren Unterstützung regierungsnaher Stellen gesellt sich eine sehr aktive Private-Equity-Szene, die vermehrt Interesse zeigt an Engagements im Rahmen von Cross-Border-Investments.“ Venture-Capital-Gesellschaften und Buyout-Fonds wittern auch Morgenluft, weil die Exitmöglichkeiten sich nach der „staatlichen Wiederöffnung“ des IPO-Fensters an der Börse Shanghai nun wesentlich freundlicher darstellen. Generell lassen sich M&A-Vorhaben auch gut mit einem Börsengang verbinden. „Wir glauben an China, weil sich die designierte größte Wirtschaftsmacht der Welt zugleich auch in einem gesunden Konsolidierungsprozess zu einem gereifteren Kapitalmarkt befindet“, führt Alexander Tietze aus, Managing Director der Münchener Investmentboutique CM EquityAG, die bereits seit 2002 in den Kapitalmärkten der asiatische Emerging Markets in den Bereichen Eigenhandel und Corporate Finance aktiv ist.

Merger + IPO = neuer Königsweg?

Gerade zurück von der bereits zum dritten Mal selbst organisierten Reise mit institutionellen Investoren im Süden Chinas ist das Team der BankM. War man bisher als die beinahe letzte verbliebene Investmentbank bekannt, die sich trotz der zahlreichen Fehlentwicklungen noch um das Going und Being Public chinesischer Unternehmen in Deutschland kümmerte, sieht man jetzt auch im Bereich der grenzüberschreitenden Fusionen und Übernahmen Potenzial. „Auch deutsche Mittelständler werden zunehmend offener gegenüber strategischen chinesischen Investoren, die immer öfter selbst aus dem Mittelstand kommen. Die mögliche Kombination der Finanzierung eines Mergers mit einem späteren Börsengang ist dabei sowohl für die beteiligten Unternehmen als auch für die Investoren hochattraktiv“, so Thomas Stewens, Leiter der BankM-Repräsentanz. „Ein Bindeglied zwischen deutschem und chinesischem Unternehmer sowie dem europäischen Kapitalmarkt kann für alle Seiten erheblichen Mehrwert schaffen. Für den deutschen Unternehmer entsteht ein authentischer Zugang zum attraktivsten Konsum- und Industriemarkt weltweit und für das chinesische Unternehmen der Zugang zu Hochtechnologie und neuen Finanzierungsquellen. Idealerweise wird so das Beste beider Welten zu einer neuen starken Einheit verbunden. Wie gut dies funktionieren kann, sieht man bei Grohe, Putzmeister und bei Kion.“

FAZIT

China wandelt sich von einer exportgetriebenen zu einer Konsumentendominierten Wirtschaft, weil 200-300 Mio. Chinesen in einkommensstärkere Schichten hineinwachsen. Im Rahmen dessen wird immer mehr versucht werden, sich außer Landes Zugang zu Technologie, Know-how und zu den weltbesten Marken zu verschaffen. Die Erfahrungswerte chinesischer Privat- wie Staatsunternehmen in M&A-Prozessen nehmen zu, der Staat fördert die Investmenttätigkeit im Ausland weiter stark. 5 Trends und Prognosen für Outbound M&A 2014/2015:

1. Chinesische Käufer sind in Europa zunehmend willkommen

2. Chinesische Käufer werden in naher Zukunft auch bei großen Transaktionen, die in Bieterprozessen entschieden werden, den Zuschlag bekommen.

3. Das Zielspektrum wird breiter; auch neue Branchen geraten in den Investorenfokus

4. Gerade Privatunternehmen werden von den erleichterten Übernahmeregularien profitieren.

5. Die Kombination von M&A-Transaktionen mit anschließendem Börsengang erscheint zunehmend interessant.

 

Zur Person

Markus Rieger ist Gründer und Vorstand des Medienhauses GoingPublic Media AG. Zum Unternehmen (32 Mitarbeiter ca. 4 Mio. Euro Umsatz) gehören Fachzeitschriften, Online-Portale und Veranstaltungsformate. Die Plattform „M&A China Deutschland“ ist das jüngste Projekt der Firma. www.goingpublic.de

 

Markus Rieger ist Vorstand der GoingPublic Media AG.

Dieser Post ist auch verfügbar auf: Vereinfachtes Chinesisch