Vorsicht vor zu viel Optimismus in China

Die aktuelle Einschätzung von Dr. Johannes Mayr, Eyb & Wallwitz

China and Germany flags on chess pawns on a chessboard. 3d illus

In China lockert die Regierung die strengen COVID-Restriktionen. Dies kann zu einer Entspannung in den globalen Wertschöpfungs- und Lieferketten beitragen. Von Dr. Johannes Mayr*

Es besteht allerdings das Risiko, dass die inländische Nachfrage ungewollt stark anspringt und die globale Inflation einen weiteren Schub erhält. Hier sollte China nicht die Fehler der US-Geld- und Fiskalpolitik wiederholen.

Die chinesische Administration hat einen 10-Punkte-Plan zur Lockerung der COVID-Restriktionen vorgelegt. Damit reagiert sie vor allem auf den Druck der Bevölkerung, aber auch die zunehmende konjunkturelle Schwäche und die Risiken für das Wachstumsziel 2023.

Zu den Lockerungen gehören Erleichterungen für die Quarantäne und die Testpflicht sowie weniger strikte und weniger umfangreiche Lockdowns. Im internationalen Vergleich hat China bis zuletzt deutlich strengere COVID-Restriktionen eingesetzt und damit die Konjunktur und den Inflationsdruck eingebremst, gleichzeitig aber auch erheblichen Widerstand in der Bevölkerung in China provoziert. Entsprechend groß ist nun das Lockerungspotenzial.

Aussichten für Anleger

Zentral für Investoren ist die Frage, ob die Angebots- oder die Nachfrageseite der Wirtschaft rascher und stärker auf die Lockerungen reagiert. Auf der einen Seite dürften die Maßnahmen zu einer deutlichen Entspannung in den globalen Wertschöpfungs- und Lieferketten beitragen. Davon würde vor allem auch die europäische Wirtschaft profitieren, wo die Angebotsengpässe – anders als in den USA – nach wie vor erheblich sind.

Auf der anderen Seite werden die Lockerungen die inländische Konsumnachfrage in China steigern. Hier dürften zunächst vor allem die personennahen Dienstleistungen profitieren. Entscheidend für die Frage, wie stark der Nachfrageschub und damit der Preisauftrieb ausfällt, ist der Kurs der Wirtschaftspolitik. Hier sollte die chinesische Administration nicht die Fehler in den USA wiederholen und auf ein „Zuviel des Guten“ sowohl im Bereich der Fiskal- als auch der Geldpolitik verzichten.

Bisher sieht es danach aus. Zwar hat der Kreditimpuls in den vergangenen Monaten wieder nach oben gedreht. Ein starker monetärer Boom, der sich in einem Inflationsschub entladen könnte, ist bisher aber nicht auszumachen. Sollte dies so bleiben, dann dürften auch aus Investorensicht die positiven Aspekte der COVID-Lockerungen dominieren.

Dr. Johannes Mayr

Über Eyb & Wallwitz

Die Eyb & Wallwitz Vermögensmanagement GmbH mit Hauptsitz in München und einem Standort in Frankfurt ist einer der größten unabhängigen Vermögensverwalter in Deutschland. Das 2004 gegründete Haus ist bekannt für seine Phaidros Funds, und bietet darüber hinaus auch individuelle Lösungen in Form von Mandaten oder Spezialfonds an. Weitere Informationen finden Sie auf www.eybwallwitz.de

*) Dr. Johannes Mayr ist Chefvolkswirt bei Eyb & Wallwitz

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Falko Bozicevic ist Mitglied des Redaktionsteams sowie verantwortlich für das Anleiheportal BondGuide (www.bondguide.de)