Deutsch-Chinesischer Industriepark: Anlaufstelle für technologische Zusammenarbeit?

Der Sino-German Industrial Park liegt im Stadtteil Shunyi der chinesischen Hauptstadt und wurde im Dezember 2021 eröffnet. Mit Bosch, Mercedes-Benz und BMW haben sich dort etwa 80 deutsche Unternehmen angesiedelt, darunter Viessmann. Der deutsche Heizungstechnikhersteller betreibt in China ein Forschungs- und Entwicklungszentrum mit 40 Mitarbeitern, von denen nur einer aus Deutschland stammt, die anderen sind junge chinesische Talente. Werden bei den Kooperationsprojekten also immer mehr chinesische und kaum deutsche Mitarbeiter zu Einsatz kommen? Wie ist ein deutsch-Chinesische Industriepark aus Sicht eines investierenden Unternehmens zu bewerten? Von Georg von Stein

In der Ausstellungshalle der Viessmann Heating Technology Beijing Co Ltd im Sino-German Industrial Park sind neben verschiedensten Heizgeräten auch Trikot oder Souvenirs des FC Bayern München ein Blickfang. Als Sponsor des FC Bayern lieferte Viessmann Heizlösungen für die Allianz Arena. Aber vor allem nutzt Viessmann den Sino-German Industrial Park für sein China Geschäft: „Wichtiges Ziel von Viessmann in China ist eine lokalisierte Produktion, Forschung und Entwicklung“, sagt Andre Jautze, Geschäftsführer von Viessman in China. Dabei schätzt er die Standortvorteile vor Ort: „Als ich 2010 zum ersten Mal nach Shunyi kam, war der Bezirk längst nicht so modern wie heute. Die hervorragenden lokalen Bildungsressourcen, der bequeme Transport und die wunderschöne Naturlandschaft haben unser Leben hier bequemer und entspannter gemacht“, erklärt Jautze.

Der Beitritt Chinas zur Welthandelsorganisation im Jahr 2001 mag hier hilfreich gewesen sein. Damals entschieden sich einige deutsche Unternehmen für eine Niederlassung in Shunyi, das auch in der Nähe des Beijing Capital International Airport liegt. Shunyi strebt den Aufbau einer „3+4+1“-Industriestruktur an, d. h. die Erleichterung der Entwicklung der drei innovativen Industriecluster:

  • intelligente Fahrzeuge aus dem Bereich erneuerbarer Energie
  • Halbleiter der dritten Generation sowie
  • Luft- und Raumfahrtindustrie

und die Förderung von vier großen modernen Dienstleistungsbranchen wie

  • Flughafenwirtschaft
  • Industriefinanzierung
  • Geschäftsausstellung
  • Kulturtourismus und

die Beschleunigung der Entwicklung der „intelligenten Fertigung“.

Zu den im Industriepark angesiedelten Unternehmen zählt auch die Wilo Gruppe, einer der weltweit führenden Anbieter von Pumpen und Pumpensystemen. Die Gruppe hat mittlerweile eine Lieferkette mit etwa 450 Lieferanten in China aufgebaut und ihren chinesischen Hauptsitz im Sino-German Industrial Park in Peking. Alexandre Etienne, Direktor des Produktmanagements und der Koordinierung der Schwellenmärkte der Wilo-Gruppe schätzt dabei, dass die Unternehmen im Park intensiv miteinander kooperieren und sagt denn auch: „Wilo hat beschlossen, die Investitionen in Peking weiter zu erhöhen“.

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https://vbu-berater.de/blog/standortwahl-in-china

Ziel internationale Plattform

 Im Park selbst konzentriert man sich auf neue Energiefahrzeuge, intelligente Ausrüstung, digitale Wirtschaft, fortschrittliche Fertigung und die Dienstleistungsindustrie. Erklärtes Ziel ist, den Park zu einer internationalen Plattform für industrielle und technologische Zusammenarbeit zu entwickeln. Wer in diesen Sektoren das China Geschäft auf- oder ausbauen will, sollte auch den Sino-German Industrial Park auf seine Tauglichkeit dafür prüfen. Zumal der Park mit seinen angepeilten 50 Quadratkilometern genügend Raum für Expansion bietet, um Demonstrationsfabriken, intelligente Fabriken, Cloud-Fabriken und andere Modelle zu entwickeln. Im Park wurden mittlerweile auch Branchenverbände für CO2-Peaking, CO2-Neutralität und eine Roboter-Cyber-Union gegründet, um die Zusammenarbeit zwischen den Unternehmen zu fördern. Solche Zusammenarbeiten können aus Investorensicht interessante Chancen eröffnen.

Von der Kostenstruktur gibt es allerdings ggf. auch günstigere oder zielführendere Möglichkeiten der Ansiedlung, wie z.B. in der Startup Factory in Kunshan oder Gewerbepark Yancheng in Jiangsu. Hier sollte man vor der Ansiedlung eine genaue Analyse fahren.

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Georg von Stein

Dipl.-Kfm. Georg von Stein arbeitet seit 28 Jahren als Journalist. In dieser Zeit hat er Beiträge für die unterschiedlichsten Medien (Wirtschaft, IT, Lifestyle) publiziert und viele Persönlichkeiten der deutschen Wirtschaft und Politik interviewt - Bundespräsidenten, Unternehmer, CEOs. Seit 2004 arbeitet er für den Goingpublic Verlag und als Nachfolger für Stefan Gätzner wirkt er seit 2019 als Chefredakteur der Investment Plattform China Deutschland.