Auch wenn viel am deutschen Bildungssystem herumgemäkelt wird: Das Land ist als Forschungs- und Entwicklungsstandort in Europa führend. 2016 wurden in Deutschland fast 32.000 Patente angemeldet – weit vor Frankreich, das mit knapp 13.000 Anmeldungen Platz zwei belegt. Die Qualität der deutschen Forschungslandschaft ist auch bei ausländischen Unternehmen anerkannt. Zahlreiche Tochtergesellschaften internationaler Konzerne haben hierzulande F&E-Zentren errichtet. Zu den aktivsten Nationen zählt China. 30% aller chinesischen Unternehmen in Deutschland betreiben hier eigene Forschung und Entwicklung. Dies geht aus einer neuen Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG hervor.
Laut dem KPMG-Report „Business Destination Germany 2018“ liegt das Reich der Mitte auf Platz drei unter den Nicht-EU-Ländern mit eigenen Forschungsaktivitäten in Deutschland. Die Spitzenposition nimmt die Schweiz ein. 43% der eidgenössischen Unternehmen betreiben bei ihrem nördlichen Nachbarn Forschung und Entwicklung. Den zweiten Rang belegen die USA mit 37%. Hinter China folgt dicht Japan mit 26%.
Polyzentrische Forschungslandschaft
Die Beliebtheit Deutschlands bei ausländischen Investoren als Forschungsstandort liegt in der spezifischen Bildungslandschaft begründet. Deren Stärke ruht auf mehreren Säulen. Neben den Universitäten und den stärker praxisorientierten Fachhochschulen sind vor allem die mehr als 150 außeruniversitären und staatlich geförderten Forschungsinstitute der Max-Planck-, Fraunhofer-, Helmholtz-, und Leibnitzgesellschaften zu nennen. Sie stehen für Spitzenforschung „Made in Germany“. Hinzu kommen zahlreiche regionale Exzellenzcluster in Branchen wie Biotechnologie oder Nano- und Mikroelektronik.
Zukunftsinvestitionen
China und andere außereuropäische Investoren wie Japan und die USA wollen bei ihren Forschungsaktivitäten in Deutschland einen Gang höher schalten. 58% der befragten Unternehmen aus diesen drei Ländern gab an, in den kommenden drei Jahren auf diesem Gebiet mindestens 10 Mio. EUR jährlich in die deutschen Niederlassungen investieren zu wollen. Das sind deutlich mehr als die 41% der europäischen Wettbewerber, die ihre Forschungs- und Entwicklungsausgaben hierzulande steigern möchten. Damit bekennen sich chinesische, japanische und amerikanische Unternehmen besonders deutlich zum Forschungsstandort Deutschland.
Chinas Modernisierung und Deutschlands Beitrag
Für China ist der Investitions- und Entwicklungsstandort Deutschland besonders attraktiv. Neben klassischen Sektoren wie dem Maschinenbau und der Automobilindustrie stehen im Rahmen der wirtschaftlichen Modernisierung des Reichs der Mitte Zukunftsbranchen wie Robotik, Medizintechnik und Biotechnologie besonders im Fokus. Die seit 2016 sprunghaft gestiegene Anzahl von Beteiligungen und Übernahmen an deutschen Unternehmen spricht eine eindeutige Sprache. „Die steigende Zahl von M&A-Deals verdeutlicht das große Interesse chinesischer Investoren an Deutschland im Zuge des Investitionsprogramms ‚Made in China 2025‘“, erklärt dazu Andreas Feege, Partner und Leiter der Country Practice China bei KPMG. „Zukunftsweisende Technologien machen Deutschland zu einem strategisch wichtigen Investitionsziel“, fasst Feege die Gründe für das hohe chinesische Engagement zusammen.
Für die KPMG-Studie „Business Destination Germany 2018“ wurden 529 CFOs privatwirtschaftlicher deutscher Tochtergesellschaften ausländischer Konzerne befragt. Es wurden nur Unternehmen für die Studie herangezogen, die eine Mindestumsatzgröße von 50 Mio. EUR pro Jahr in Deutschland aufweisen. Die Studie kann auf der Seite von KPMG heruntergeladen werden.
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