Chinesische Zentralbank senkt Leitzinsen

Während viele Länder auf der Welt inflationsbedingt in der Geldpolitik die Zügel anziehen, betreibt Chinas Zentralbank eher eine offensive Geldpolitik mit Zinssenkungen. Zum zweiten Mal in diesem Jahr hat sie die Zinssätze von mittelfristigen Darlehen (MLF Medium Term Lending Facility) und von Rückkaufvereinbarungen (Reverse Repos) um 10 Basispunkte gesenkt. Mit einem klaren Ziel für die Wirtschaft. Von GEORG VON STEIN

Den Zinssatz für einjährige MLFs an Finanzinstitute senkte die Zentralbank von 2,85 Prozent auf 2,75 Prozent. Damit sollen die Kreditkosten für Firmen verringert und die Konjunktur angekurbelt werden. MLFs wurden bereits 2014 für die Liquidität von Geschäfts- und politischen Banken eingeführt. Durch sie können diese bei der Zentralbank Geld leihen und Wertpapiere als Sicherheit dafür einsetzen.

Rückkaufvereinbarungen

Parallel dazu gab die Chinesische Zentralbank 2 Mrd. Yuan für siebentägige Rückkaufvereinbarungen in den Markt zu einem Zinssatz von 2 Prozent – eine Absenkung um 10 Basispunkte zum Vorniveau von 2,1 Prozent. Bei Rückkaufvereinbarungen erwirbt die Zentralbank durch Gebote Wertpapiere von Geschäftsbanken verbunden mit der Vereinbarung, sie den Geschäftsbanken später wieder zurückzuverkaufen.

Durch die stimulierende Geldpolitik soll die Binnennachfrage erhöht und die Dynamik der wirtschaftlichen Erholung gefestigt werden. Natürlich sollen damit auch die Finanzierungskosten für die Realwirtschaft weiter sinken. Dies scheint umso wichtiger zu sein, da gemäß den Juli-Daten die Geldmenge zwar ausreichend groß ist, die Finanzierungsnachfrage der Realwirtschaft aber immer noch schwach, so eine Aussage von Zhou Maohua, Analyst bei der China Everbright Bank gegenüber Invest in China.

Die chinesische Führung betonte Ende Juli, dass die Geldpolitik dazu beitragen solle, eine angemessene Liquiditätsversorgung aufrechtzuerhalten und die Kreditunterstützung für Unternehmen zu erhöhen. Diesem Ziel dienen auch neue Kredite von den politischen Banken in China und deren Finanzierung bei Infrastruktur Projekten.

Ähnliches war von der chinesische Banken- und Versicherungsaufsichtsbehörde verlautbart worden – nämlich dass der Realwirtschaft, einschließlich den Bereichen Infrastruktur und Fertigung, vermehrt Kredite gewährt werden sollen. Und man wolle die Dienstleistungen für neue Bewohner in Städten verbessern sowie besondere Unterstützungen für die Bereiche Bildung, Gesundheitsversorgung und Altenpflege bieten.

Ob allerdings das von der Regierung ausgegebene Wachstumsziel von 5,5 Prozent für dieses Jahr gehalten werden kann, bleibt aufgrund der restriktiven Corona Politik und des schwächelnden Immobiliensektors in China offen.

Quelle: https://investinchina.chinaservicesinfo.com/s/202208/17/WS62fc9f9d498ea274927a1110/chinas-central-bank-cuts-policy-interest-rates-to-bolster-real-economy.html

Georg von Stein

Dipl.-Kfm. Georg von Stein arbeitet seit 28 Jahren als Journalist. In dieser Zeit hat er Beiträge für die unterschiedlichsten Medien (Wirtschaft, IT, Lifestyle) publiziert und viele Persönlichkeiten der deutschen Wirtschaft und Politik interviewt - Bundespräsidenten, Unternehmer, CEOs. Seit 2004 arbeitet er für den Goingpublic Verlag und als Nachfolger für Stefan Gätzner wirkt er seit 2019 als Chefredakteur der Investment Plattform China Deutschland.