„Ein Großteil der Ängste ist nach kurzer Zeit verschwunden“

Bleiben die Arbeitsplätze an den deutschen Standorten erhalten?

Die Befürchtungen, dass der chinesische Investor bevorzugt an unserem Know-how interessiert sei, gab es auch bei unseren Mitarbeitern. Doch ein Großteil dieser Ängste ist schon nach relativ kurzer Zeit verschwunden. Und das nicht nur, weil es eine Beschäftigungszusage bis 2018 gibt. In unserem Fall existieren nahezu keine inhaltlichen Überlappungen zwischen dem übernehmenden Unternehmen und dem Zielunternehmen. Der Investor will hier nichts ausschlachten, sondern mit diesem Management und seinen Mitarbeitern samt ihrer Innovationsbereitschaft am Markt auftreten. Er weiß, was er an uns hat. Wir werden, wie gesagt, neue Mitarbeiter einstellen, administrative Funktionen übernehmen und mit Blick auf die Aktivitäten der Muttergesellschaft TMT nach Ausweitungsmöglichkeiten unserer Märkte suchen.

Welche Perspektiven sehen Sie mit dem neuen Eigentümer für das internationale Geschäft?

Wir sind heute mit unserem Portfolio schon die Nr. 3 im Weltmarkt und die Chinesen sind bereit, uns den Einstieg in weitere Länder zu ermöglichen. Aktuell diskutieren wir aufgrund der Wünsche unserer Abnehmer intensiv den Markt in Mexiko. Auch Indien hat Bedeutung und wird ebenso ein Thema werden wie in Zukunft Thailand, Mexiko oder Russland. TMT exportiert die Produkte für die Bahnindustrie schon stark in Regionen wie Südamerika oder weite Teile Asiens, ist aber außerhalb Chinas noch nicht operativ vertreten. Es gibt also auch die Überlegung, das Marktpotenzial für Bahntechnik und Autotechnik gemeinsam zu erschließen. Wenn etwa ein großer Auftrag für TMT aus einem Land kommt, in dem wir schon mit einem Werk vor Ort sind, können wir die operative Abwicklung inklusive möglicher Lokalisierung unterstützen.

Kann Ihnen der Investor neue Wege zum chinesischen Markt ebnen?

Er hat einen sehr guten Zugang zu den rein lokalen Autoherstellern, die bislang nahezu ausschließlich auf chinesische Zulieferer setzen. Da können wir jetzt Türen öffnen und langfristig ein großes Potenzial erschließen.

Herr Dr. Bremer, vielen Dank für das Gespräch.

 

Zur Person

Dr. Torsten Bremer ist Diplom-Physiker und leitet seit 2007 das Geschäftsfeld „Gummi & Kunststoff“ der ZF Friedrichshafen AG. Das Geschäftsfeld ist ein weltweit führender Zulieferer von Gummimetall- und Kunststoffkomponenten für Fahrwerk und Antriebstechnologie vor allem im Automobilbereich. 2010 wurde das Geschäftsfeld durch Verschmelzung ein Teil der ZF-Division Pkw-Fahrwerktechnik. en.trp.com.

 

 

 

Deal Informationen

Käufer: Times New Material Technology (TMT), (Bloomberg 600458:CH)
Branche: Fahrwerktechnik
MarketCap: ca. 660 Mio. EUR
Mutterkonzern: China Southern Rail (CSR) (Bloomberg 1766:HK)
Branche: Bahntechnik
Umsatz 2013:  11,3 Mrd. EUR

 

Unternehmenssitz: Friedrichshafen
Umsatz 2013: ca. 700 Mio. EUR
Mitarbeiter:  3.300
Deal-Volumen: 290 Mio. EUR (geschätzt)

www.zf.com, www.trp.com.cn

Norbert Hofmann ist Gastautor.

Dieser Post ist auch verfügbar auf: Vereinfachtes Chinesisch