Aus E-Mag M&A China/Deutschland 01/2014
Die in Shanghai börsennotierte Zhuzhou Times New Material Technology Co. Ltd. (TMT) wird neuer Eigentümer des Geschäftsfelds Gummi und Kunststoff der ZF Friedrichshafen AG. Im Interview spricht Dr. Torsten Bremer, Leiter des Geschäftsfelds, über Chancen und Veränderungen.
Unternehmeredition: Herr Dr. Bremer, welches Interesse hat TMT als Tochter des weltgrößten Bahntechnikanbieters China Southern Rail (CSR), der sich überwiegend in Staatshand befindet, am ZF-Geschäftsfeld Gummi und Kunststoff?
Bremer: TMT ist der führende Hersteller von Schwingungstechnik und Gummi-Metall-Komponenten für die Bahntechnik, der bisher jedoch ausschließlich in China produziert. Die angestrebte Globalisierung soll über Akquisitionen vorangetrieben werden. Wir als weltweiter Zulieferer von Gummi-Kunststoffkomponenten für die Schwingungsdämpfung in Automobilen sind da eine sehr gute Ergänzung, um das TMT-Portfolio mit Blick auf die technische Leistungsfähigkeit, das Produktspektrum und den Kundenkreis zu komplettieren.
Wäre auch eine Beteiligung des chinesischen Investors eine Alternative gewesen?
Aus Sicht von ZF kann sich ein eigenständiges Unternehmen mit einem langfristigen strategischen Investor auch angesichts der Konsolidierung in der Gummi- und Kunststoffbranche deutlich besser positionieren. Der chinesische Investor wiederum hat von vornherein klargestellt, dass er den Bereich mit allen Standorten übernehmen möchte. Auf dieser Basis sind beide im zweiten Quartal 2013 in die Analysen und Verhandlungen eingestiegen, die dann im Dezember mit der Unterzeichnung des Kaufvertrags abgeschlossen wurden. Mittlerweile haben auch die Kartellbehörden grünes Licht für die Transaktion gegeben.
Sie waren bisher Leiter des Geschäftsfelds und werden auch Chef des neuen TMT-Tochterunternehmens sein. Zu welchen innerbetrieblichen Veränderungen wird es kommen?
Das Geschäftsfeld Gummi und Kunststoff war bisher Teil der ZF-Division PKW-Fahrwerktechnik und hat vor allem Entwicklung, Produktion und Vertrieb eigenständig betrieben. Bereiche wie Personal, IT, Finanzen wurden jedoch erheblich von ZF unterstützt und auch da müssen wir jetzt selbstständig werden. Zielkorridor ist die Jahresmitte. Wir werden dann mit TMT als Eigentümer aus einer Holding am Standort der bisherigen Zentrale in Damme die weltweiten Aktivitäten steuern. Darüber hinaus wird das Automobilgeschäft von TMT, das allerdings nur 5% von deren Umsatz ausmacht, bei uns eingegliedert.
Wie selbstständig werden Sie wirklich agieren können?
Es gibt ein klares Comittment in Richtung Öffentlichkeit und Kunden: Wir sind weiterhin ein deutsches Unternehmen mit einem Eigentümer aus China, der jedoch weitestgehend im Hintergrund bleibt. Die Führung ist komplett aus Deutschland und wird eigenständig von hier aus agieren.
Müssen dennoch kulturelle und sprachliche Barrieren überwunden werden?
Natürlich ist eine solche Veränderung auch mit Herausforderungen zwischen unterschiedlichen Kulturen verbunden. Wir haben zwar schon eigene Aktivitäten nach China gebracht. Aber die Gründung eines Standorts in China ist nicht zu vergleichen mit der Konstellation, in der ein weltweit agierender chinesischer Investor auf langjährig gewachsene deutsche Aktivitäten stößt. Wichtig ist, dass die Menschen die Chancen sehen und bereit sind, voneinander zu lernen. Wir werden zudem auch interkulturelle Seminare anbieten. Hinsichtlich der Sprache gilt, dass das Management natürlich Englisch spricht. Darüber hinaus nutzen wir Übersetzungsdienste und werden beispielsweise auch bevorzugt junge Chinesen, die an deutschen Unis studieren, an Bord holen.
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