Sachsen-Anhalt: Investieren an der Wiege deutscher Ingenieurskunst

Map and flag of Saxony-Anhalt (Sachsen-Anhalt), German federal state, on wooden background, 3D illustration.
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Sachsen-Anhalt als Kernland deutscher Geschichte ist Teil der stärksten Volkswirtschaft in Europa. Chinesische Investoren legen sehr großen Wert auf Deutschlands weltweit führende Technik und die Qualifikation seiner Ingenieure. Dieses Potenzial ist ein ­Hauptgrund, warum das Bundesland Sachsen-Anhalt als Standort ausgesucht wird und Unternehmen aus China hier gerne Geschäfte machen. Von THOMAS EINSFELDER

Ingenieursleistungen aus Sachsen-Anhalt sind nach der deutschen Wiedervereinigung wieder weltweit präsent – sogar auf dem Mond. Dafür sorgt beispielsweise die Firma Krebs & Aulich GmbH. Tatsächlich sind die ­Motoren, die in der Kleinstadt Wernigerode am Fuße des Harzes entwickelt werden, echte Exoten unter den Antrieben. Manche von ihnen werden in der Tat für eine Reise zum Mond gebaut. Ein kleiner Motor zum Beispiel soll in wenigen Jahren ein Bohrgerät antreiben, das die Zusammensetzung des Mondgesteins erforschen wird.

Garant für ingenieurtechnische ­Spitzenleistungen

Ein anderes Beispiel ist die INKOMA Maschinenbau GmbH. Das global agierende Traditionsunternehmen entwickelte und fertigte den Elevationsantrieb für das weltweit größte in Bau befindliche Radioteleskop, das Square Kilometre Array (SKA), das in Südafrika installiert wird. An der Organisation des Projektes sind die Mitgliedstaaten Australien, Kanada, China, Italien, Neuseeland, Südafrika, Schweden, die Niederlande, Indien und das Vereinigte Königreich beteiligt. Der Teleskopantrieb ist ein Paradebeispiel für die ingenieurtechnischen Spitzenleistungen aus dem deutschen Hightechland Sachsen-Anhalt und zeigt gleichzeitig die erfolgreiche Verzahnung von Wissenschaft und Wirtschaft, die das Land für Investoren aus China immer ­interessanter werden lässt.

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Im Herzen Europas: Sachsen-Anhalt bietet chinesischen Investoren ideale Standortbedingungen
Illustration © Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt mbH

Lange Tradition im Maschinenbau

Sachsen-Anhalt blickt auf 150 Jahre Know-how im Maschinen- und Anlagenbau zurück, der sich besonders in und um die Landeshauptstadt Magdeburg zu einem tragenden Industriezweig entwickelt hat. Das Land ist die Wiege deutscher Ingenieurskunst: Die Gründung des Vereins Deutscher ­Ingenieure (VDI) erfolgte 1865 in ­Alexisbad. Otto von Guericke, Entdecker der Vakuumtechnik, und Hugo Junkers, Erfinder des ersten Ganzmetallflugzeugs, stammen aus Sachsen-Anhalt.

Wirtschaftspartner China

Wirtschaftliche Verbindungen Sachsen-
Anhalts bestehen zu Unternehmen aus aller Welt, auch zu China. Das Reich der Mitte ist drittwichtigster Handelspartner Sachsen-Anhalts. 2017 betrugen die Importe aus China fast 1,5 Mrd. EUR, die Exporte in die Gegenrichtung beliefen sich auf rund 780 Mio. EUR. Mehr als 50 Unternehmen aus der Volksrepublik China haben sich mit einem Investitionsvolumen von 350 Mio. EUR in Sachsen-Anhalt angesiedelt. Die positiven Standortfaktoren tragen dazu bei: Die starke Vernetzung zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, kurze Verkehrswege, politische und gesetzliche Stabilität, schnelle Genehmigungs- und Projektzeiten bei Ansiedlungen und Investitionen, eine hohe Arbeitsloyalität und der hohe Ausbildungsgrad der Arbeitnehmer sprechen ebenso für den Investitionsstandort wie moderate Produktions-, Grundstücks- und Immobilienkosten.

Investitionen aus dem Reich der Mitte

Ein Beispiel für eine äußerst erfolgreiche Ansiedlung chinesischer Unternehmen ist der Verpackungshersteller Greatview Aseptic Packaging, der in der zweitgrößten Stadt des Bundeslandes, Halle (Saale), seinen ersten Standort außerhalb Chinas eröffnet und kürzlich sein Werk erweitert hat, in dem jetzt mehr als vier Milliarden Getränkeverpackungen pro Jahr produziert werden. Auch M&A-Investitionen aus China gibt es: so bei KSM Castings in Wernigerode, der CST GmbH in Ilsenburg, der Solibro GmbH, Teil der Hanergy Group, in Bitterfeld-Wolfen oder der Shanghai Zemag Mindac Machinery Equipment Co. Ltd. Das chinesische Unternehmen Bohai Automotive Systems hat Ende vergangenen Jahres die Mehrheit des Aluminiumspezialisten Trimet gekauft, der Automobilhersteller mit Leichtbaukomponenten beliefert.

Duale Ausbildung für Shenyang

Dabei beschränkt sich das Interesse Chinas am Know-how hiesiger Unternehmen nicht auf Produktionsstandorte. Ein Konsortium aus Industrieunternehmen in Shenyang hat vor zwei Jahren die Teutloff Schulung und Schweißtechnische Bildung gemeinnützige GmbH gekauft. An deren Sitz in Schönebeck werden Ausbilder geschult, die ihr Wissen wiederum an einer Berufsakademie im deutsch-chinesischen Industriepark in Shenyang weitergeben. Dort wird die Ausbildung chinesischer Facharbeiter nach dem dualen Berufsausbildungssystem der Bundesrepublik erfolgen. Die Verbindung zwischen China und Sachsen-Anhalt wird auch kontinuierlich belebt durch zahlreiche Städtepartnerschaften, beispielsweise zwischen der Landeshauptstadt Magdeburg und Harbin oder der Stadt Halle mit Jiaxing.

Forschungskooperationen

Ihre erfolgreiche Entwicklung verdanken etliche der Unternehmen auch ihrer engen Zusammenarbeit mit den sieben Hochschulen des Landes und wissenschaftlichen Einrichtungen wie denen des Fraunhofer Instituts für Werkstoffmechanik (IMWS) oder des Max-Planck-Instituts. Sachsen-Anhalt fördert die Verknüpfung von Wissenschaft und Wirtschaft strategisch, etwa mit den 15 Forschungskooperationen mit China. Unter anderem arbeitet die Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg mit der Beijing Normal University oder der Jiangsu Teachers University of Technology zusammen, die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg kooperiert unter anderem mit der Süd-West-Universität für Politik und Rechtswissenschaft in Chongqing, die Hochschule Magdeburg-Stendal mit der Hebei University of Technology in Tianjin. Auch bei Studenten aus China ist Sachsen-Anhalt sehr beliebt. Etwa 1.700 junge Chinesen studieren, in der Regel dreisprachig, an den Universitäten und Fachhochschulen des Landes.

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Thomas Einsfelder

Thomas Einsfelder ist Geschäftsführer der Investitions- und Marketinggesellschaft des deutschen Bundeslandes Sachsen-Anhalt. Der Diplom-Volkswirt war zuvor bei der Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie GmbH als Bereichsleiter tätig. Die landeseigene Investitions- und Marketinggesellschaft begleitet die Außenwirtschaftsaktivitäten der Unternehmen im Lande und fungiert auch als erster Ansprechpartner für Unternehmen aus dem Ausland, die Interesse haben, in Sachsen-Anhalt zu investieren oder zu ­kooperieren. Die Gesellschaft wurde für ihre Arbeit bereits zweimal als eine der besten regionalen Wirtschaftsförderagenturen in Europa ausgezeichnet.

www.china-saxony-anhalt.com
WeChat: Sachsen-Anhalt_IMG

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