Vermehrte Direktinvestitionen nach China

Compass needle point the counrty China with several other countries in grey around it, focus on the blue word. Concept for business investment or travel destination.

Das Volumen ausländischer Direktinvestitionen in China wächst. Auch der chinesische Außenhandel hat sich leicht erholt. Beides kann man den Zahlen des chinesischen Wirtschaftsministeriums (MOFCOM) für Mai 2022 entnehmen. Das ausländische investierte Kapital erreichte im Zeitraum von Januar bis Mai ein Volumen 87,8 Mrd. USD, was einem Anstieg von 22,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Dabei war das Wachstum im Mai allerdings etwas abgeflacht, vermutlich wegen der stärkeren Corona Maßnahmen. Die Analyse der Wachstumszahlen offenbart für Investoren weitere wichtige Gesichtspunkte.

>> Grafik zur Veranschaulichung des Wachstums ausländischer Direktinvestitionen in China

Wenn man die von MOFCOM veröffentlichten Wachstumsraten der ausländischen Direktinvestitionen nach Herkunftsländern betrachtet, zeigt sich, dass ausländische Direktinvestitionen aus Südkorea im Vergleich zu denen aus Deutschland und den USA einen überproportionalen Anteil einnehmen:

  • 21,4 Prozent Wachstum bei den ausländischen Direktinvestitionen aus Deutschland
  • 27,1 Prozent Wachstum der ausländischen Direktinvestitionen aus den USA
  • 52,8 Prozent Wachstum der ausländischen Direktinvestitionen aus Südkorea

China bleibt dabei eines der Top-Investitionsziele für ausländische Unternehmen. Fast 60 Prozent deutscher Unternehmen in China hatten von einer verbesserten Geschäftstätigkeit in 2021 berichtet, so ein Bericht der Deutschen Handelskammer in China und der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG. Demzufolge planten auch 71 Prozent weitere Investitionen in dem Land. Gleichzeitig gibt es wegen der strikten Lockdown-Politik und Rechtsunsicherheiten für ausländische Unternehmen auch kritische Stimmen.

Hightech-Sektor im Fokus

Bei der Betrachtung der Investitionstätigkeit nach Bereichen zeigt sich: Viele Direktinvestitionen fließen in Hightech-Sektoren, wohingegen sich die Wachstumsrate bei ausländischen Direktinvestitionen in den Dienstleistungssektor im Mai verlangsamt hat. Mit 10,8 Prozent bzw. 6,3 Mrd. USD (42,3 Mrd. RMB) fällt sie geringer aus als im Jahr 2021, in dem 16,7 Prozent erreicht wurden.

Quelle: Chinesisches Wirtschaftsministerium

Weitere Öffnung für Auslandsinvestitionen

Dass gleichzeitig die Regierung an vermehrten ausländischen Direktinvestitionen interessiert ist, zeigt sich beispielsweise durch das vom chinesischen Staatsrat am 31. Mai 2022 veröffentlichte “Maßnahmenpaket zur Stabilisierung der Wirtschaft” (mit 33 Maßnahmen). Neben anderen Zielen will man damit große ausländischer Investitionsprojekte fördern und mehr ausländische Investitionen anziehen. So soll der Katalog der für Auslandsinvestitionen geförderten Branchen beschleunigt überarbeitet werden. Die Zahl der geförderten Industrien war bereits im Entwurf des Katalogs für 2022 um 16 Prozent erhöht worden. Auch Premierminister Li Keqiang hat Vorschläge unterbreitet, um mehr ausländische Investitionen anzuziehen, darunter:

  • Den Kommunikationsmechanismus mit ausländisch finanzierten Unternehmen zu verbessern, Probleme zeitnah verstehen und bei angemessenen Bedürfnissen unterstützen
  • Stärkeres regulatorisches Unterstützen beim Verlagern des produzierenden Gewerbes in weniger entwickelte Regionen (Zentral- und Westchina)
  • Erweitern des Katalogs geförderter Branchen für ausländische Investitionen in der verarbeitenden Industrie in den zentralen und westlichen Regionen

FAZIT

Ausländische Direktinvestitionen in China dürften auch 2022 deutlich wachsen. Besonders wird der Hightech Bereich anvisiert. Neue Investitionsmöglichkeiten dürften auch aus dem Katalog der für Auslandsinvestitionen geförderten Branchen für 2022 resultieren. Er soll im Laufe dieses Jahres fertiggestellt werden.

In welchem Maße Investitionen aus der EU und Deutschland im Verhältnis zu asiatischen Ländern wie Südkorea oder den USA kommen, wird sich zeigen. Dabei gilt es zu beobachten, ob sich kritische Stimmen wegen der harten Lockdown-Politik und regulatorischer Einschränkungen für nicht chinesische Unternehmen mehren oder sich die positive Entwicklung von ausländischen Direktinvestitionen sich weiter fortsetzt.

Quellen: mofcom.gov.cn, www.china-briefing.com/news

Georg von Stein

Dipl.-Kfm. Georg von Stein arbeitet seit 28 Jahren als Journalist. In dieser Zeit hat er Beiträge für die unterschiedlichsten Medien (Wirtschaft, IT, Lifestyle) publiziert und viele Persönlichkeiten der deutschen Wirtschaft und Politik interviewt - Bundespräsidenten, Unternehmer, CEOs. Seit 2004 arbeitet er für den Goingpublic Verlag und als Nachfolger für Stefan Gätzner wirkt er seit 2019 als Chefredakteur der Investment Plattform China Deutschland.