„Ohne Vertrauenspersonen wird es sehr schwierig“

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24. Juni 2014

Welche Vorteile resultieren aus der Übernahme des Conergy-Werks?

Die Chint Gruppe hat mit der Übernahme ihre Fertigungskapazitäten um 30% erweitert. Wichtig ist darüber hinaus die regionale Lage des deutschen Standorts. Wenn ein Solarunternehmen von China nach Europa liefert, muss es die von der EU vorgeschriebenen Mindestpreise berücksichtigen. In Frankfurt/Oder dagegen liegen wir unter diesen Mindestpreisen und können damit an den Markt gehen. Vor allem aber hilft hier der Vorteil des Gütesiegels „Made in Germany“, auf das viele Kunden Wert legen. Mit Blick auf den europäischen Markt ist die Fertigung in Deutschland zudem deshalb von Vorteil, weil die Logistikkosten bei immer weiter sinkenden Preisen eine zunehmend wichtige Rolle spielen.

Was bietet wiederum der neue Eigentümer?

Zuvorderst hat er die Mittel zur Finanzierung des laufenden Geschäfts zur Verfügung gestellt. Wir können zudem beim Einkauf von Rohmaterial und einzelnen Komponenten jetzt besser mit chinesischen Lieferanten verhandeln und so die Kosten optimieren. Produktion und Arbeitsplätze bleiben erhalten. Die Forschung und Entwicklung soll Anfang 2015 wieder aufgenommen werden. 2014 dient dazu, erst einmal den Turnaround zu schaffen und die Produktionslinien weiter so aufzubauen, dass sie reibungslos funktionieren.

Wie entwickelt sich aktuell das Geschäft des Standorts Frankfurt/Oder?

Mitte Januar 2014 hat die Serienproduktion begonnen, wobei uns insgesamt fünf Produktionslinien mit einer Fertigungskapazität von 300 MW zur Verfügung stehen. Zunächst war geplant, 2014 mit drei Produktionslinien und einer Kapazität von 180 MW zu beginnen. Wegen der hohen Auslastung konnten wir aber schon im Mai die vierte Linie in Betrieb nehmen. Das große Fragezeichen steht allerdings hinter dem 1. August, ab dem das neue EEG in Deutschland gilt.

Worin sehen Sie die größten Herausforderungen bei M&A-Transaktionen zwischen China und Deutschland?

Im First Step. Wenn der Investor keine Vertrauenspersonen hat, wird es wegen der unterschiedlichen Kulturen, des Rechtsrahmens und der Sprachbarrieren sehr schwierig. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass es bei Conergy in der schwierigen Konstellation zwischen Insolvenzverwalter und chinesischem Investor ohne unseren Zwischenpart in dieser kurzen Zeit funktioniert hätte.

Beide Kulturen müssen aber auch im täglichen Geschäft zusammenfinden. Was gilt es da zu bewältigen?

Die ganze Managementebene der ehemaligen Conergy Solarmodul GmbH & Co. KG ist noch da, aber sie muss sich nun mit den chinesischen Kollegen zusammenraufen. In China ist z.B. das Reporting sehr viel detaillierter als in Deutschland. Da stellt sich die Frage, ob das wirklich alles gebraucht wird. Andererseits muss ich bei den deutschen Kollegen dafür werben, dass die Kollegen in China, eben weil sie nicht hier vor Ort sind, detaillierte Informationen brauchen. Meine Hauptaufgabe ist es jetzt, das gegenseitige Verständnis zu verbessern. Das gilt auch für die gesamte Managementkultur. In China ist beispielsweise alles sehr auf zentrale Entscheidungen in der oberen Hierarchie ausgerichtet, während wir in Deutschland die Eigenverantwortung auf verschiedenen Managementstufen kennen.

Herr Volz, vielen Dank für das Gespräch.

Zur Person

Thomas Volz ist Mitinhaber des Familienunternehmens Solmotion und Geschäftsführer der Astronergy Solarmodul GmbH mit Sitz in Frankfurt/Oder, seit Dezember 2013 ein Tochterunternehmen der chinesischen Astronergy. Diese ist Teil der Chint Gruppe mit Stammsitz im Yangtse Delta. Der 1984 gegründete Konzern gehört unter anderem zu den global führenden Unternehmen für Niederspannungstechnik und beliefert Kunden in mehr als 90 Ländern. Die Tochtergesellschaft Chint Electric ist seit Januar 2010 an der Börse in Shanghai notiert.www.astronergy.com