Aus heutiger Sicht ist die milde Rezession hierzulande und in der Eurozone das wahrscheinlichste Konjunkturszenario – vor allem, weil eine Gasmangellage und damit Rationierungen von Energie voraussichtlich vermieden werden können. Ab dem Frühjahr wäre dann eine Stabilisierung des Wachstums und danach eine globale Erholung mit positiven Wachstumsraten zu erwarten. Und China?
Allerdings basiert dieses Szenario maßbeglich auf einer wirtschaftlichen Erholung Chinas, dem nach den USA zweitwichtigsten Abnehmerland deutscher Exporte und wichtigen Baustein im Rahmen internationaler Lieferketten. Jedoch ist China derzeit – anders als vor zwei Jahren – nicht das Zugpferd der Weltwirtschaft.
Und mit Blick auf die kommenden Monate nehmen die Sorgen weiter zu, denn die chinesische Volkswirtschaft hat aktuell zahlreiche Herausforderungen zu meistern. Das Vorhaben, den Binnenkonsum zu stärken – indem die Kaufkraft der Menschen weiter gesteigert und damit der Wohlstand ausgebaut wird – stockt aus verschiedenen Gründen.
Schon seit Monaten hat das Land eine massive Immobilienkrise zu verdauen, in deren Zuge viele Chinesinnen und Chinesen Vermögen verloren haben. Auch Aktienkurse befinden sich weiterhin im Korrekturmodus. Besonders schwer wiegen jedoch die Auswirkungen der anhaltend massiven Lockdowns im Rahmen der Null-COVID-Strategie der chinesischen Regierung.
Immer mehr, vor allem junge Menschen fordern ein Ende dieser Maßnahmen, teilweise durch öffentliche Kundgebungen und Proteste. Vor diesem Hintergrund ist nicht nur die Produktion massiv gestört, sondern auch der Konsum leidet erheblich, erkennbar an seit Monaten sehr schwachen Wachstumsraten für die chinesischen Einzelhandelsumsätze. Zuletzt signalisierten folglich auch die Einkaufsmanagerindizes eine abnehmende Produktion für die kommenden Monate.
Problematisch ist, dass es für die Regierung um Xi Jinping keinen einfachen Ausweg geben kann. Würde er keine Lockerungen zulassen, könnten die Proteste weiter zunehmen. Werden die Restriktionen hingegen zu stark aufgehoben, wären angesichts eines kaum vorhandenen Immunschutzes massive Infektionswellen zu erwarten.
Beide Szenarien würden die Wirtschaft zusätzlich schwächen. Zu erwarten ist daher, dass man einen Mittelweg aus Lockerungen und erneuten Impfkampagnen fahren wird, ggf. unter Zuhilfenahme von Impfstoffen aus dem Ausland. China dürfte damit aber vorerst als Stabilisator der Weltwirtschaft ausfallen.
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Falko Bozicevic ist Mitglied des Redaktionsteams sowie verantwortlich für das Anleiheportal BondGuide (www.bondguide.de)