Am Ostufer des Perlflussdeltas erstreckt sich auf mehr als 40 Kilometern Bao’an. In anderen Ländern würde man hier von einer Metropole sprechen. In China ist Bao’an mit seinen 5,4 Mio. Einwohnern lediglich ein Bezirk der 12-Mio.-Einwohner-Megacity Shenzhen. Doch Bao’an ist ein entscheidender Impulsgeber für die Stadt und die ganze Großregion. Mit einem Bruttoinlandsprodukt von 345 Mrd. RMB (43 Mrd. EUR) steht der Bezirk für mehr als ein Fünftel der Wirtschaftsleistung Shenzhens. Dort werden Zukunftsbranchen wie Robotik, künstliche Intelligenz und Biotechnologie intensiv vorangetrieben. Und das Interesse an einer Zusammenarbeit mit Deutschland ist groß: Mehr als 2.000 Unternehmen unterhalten Geschäfts- und Handelsbeziehungen mit Deutschland, wie GAO Zhiyuan, stellvertretender Bezirksbürgermeister von Bao’an, auf einer Investmentveranstaltung in München betonte.
Unter dem Motto „Fly High in Shenzhen“ veranstaltete die Bezirksregierung Bao’an am 28. August in der bayerischen Landeshauptstadt ein Wirtschaftsforum mit rund 100 Teilnehmern. Vizebezirksbürgermeister Gao hob dabei die Perspektiven einer vertieften deutsch-chinesischen Kooperation hervor. Mittlerweile sind 29 deutsche Unternehmen in Bao’an präsent, während 20 Unternehmen aus dem Bezirk bereits direkt in Deutschland investiert haben. Die lokalen Behörden treiben gemeinsame Projekte intensiv voran. So befindet sich der chinesisch-deutsche Industriepark Bao’an mit mehr als 80.000 Quadratmetern an Büroflächen gerade im Aufbau.
Interesse an Zusammenarbeit
Besonders stark ist das Interesse an einer Zusammenarbeit im Bereich Industrie 4.0. In Bao‘an haben sich über 100 Anbieter aus den Bereichen Automatisierung und Robotik niedergelassen. Diese Branchen bilden auch einen Schwerpunkt der Arbeit der Chinesisch-Deutschen (Europäischen) Allianz für Industrielle Entwicklung und Zusammenarbeit in Bao’an – kurz BIDA. Die Allianz hat in Deutschland bereits mehr als zwanzig Kooperationspartner, darunter den Bundesverband der Deutschen Industrie und das Fraunhofer-Institut.
Dynamische Start-up-Szene
Bao’an und Shenzhen sind auch Hot Spots der quirligen chinesischen Start-up-Szene, wie Sabine Dietlmeier betonte. Die China-Expertin leitet von Karlsruhe aus die German Industry and Commerce Greater China GmbH, ein Beratungsunternehmen, das zum Netzwerk der deutschen Außenhandelskammern (AHK) gehört. 13 Unicorns – junge Unternehmen mit einer Bewertung von mehr als 1 Mrd. USD – stammen aus Shenzhen. So treten der Drohnenhersteller DJI und der Spezialsit für humanoide Roboter Ubtech von der südchinesischen Metropole aus ihren Expansionskurs auf dem heimischen und den weltweiten Märkten an. Das Investitionsumfeld für Start-ups ist im Perlflussdelta ideal. Die reformorientierten Lokalverwaltungen und die Provinzregierung von Guangdong fördern neue Investoren nach Kräften. In Shenzhen finden junge Unternehmen rund 300 Inkubatoren und 300 Makerspaces vor. Auch Deutschland hat den Trend und die Chancen in der Megacity erkannt: Im Mai eröffnete Bundeskanzlerin Merkel den AHK Innovation Hub in Shenzhen. Der Hub soll deutsche Unternehmen u.a. beim Technologie-Scouting vor Ort unterstützen.
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