China als globaler Treiber von M&A im Chemiesektor

Startschuss in Italien: Mit Pirelli begann ChemChina seine Einkaufstour in Europa.从意大利启程:买下倍耐力,中国化工开启其欧洲采购之旅。Bild: Pirelli

Chinas Chemieindustrie weist die zweithöchste M&A-Aktivität der Branche weltweit auf. Während das Land vor zehn Jahren noch ein unbedeutender Player war, entfielen im vergangenen Jahr 21% der Deals auf Unternehmen aus dem Reich der Mitte. Als größter Markt liegen die USA nur noch mit einem Prozentpunkt vor den chinesischen Investoren. Weit abgeschlagen folgt Japan mit 12% auf Platz drei. Deutschland liegt mit 4% auf dem fünften Rang hinter Südkorea (6%). Diese Zahlen legt die Unternehmensberatung A. T. Kearney in ihrer Studie „Chemicals Executive M&A Review“ vor.

Das Jahr 2015 zeichnete sich nach Ansicht der Autoren vor allem durch die hohe Gesamtsumme der Transaktionen aus: Der Wert der abgeschlossenen M&A-Deals in der Chemieindustrie stieg im Vergleich zu 2014 um 30% auf 110 Mrd. USD. Ausschlaggebend für den Zuwachs sind Mega-Deals wie Mercks Übernahme von Sigma Aldrich – mit 17 Mrd. USD, aber auch ChemChinas Akquisition von Pirelli in Höhe von 9 Mrd. USD. Werden die angekündigte Fusion von DowChemical und DuPont und ChemChinas-Übernahme von Syngenta umgesetzt, die zusammen einen Wert von 173 Mrd. Dollar haben, könnte sich 2016 das Volumen des vergangenen Jahres verdoppeln. Außerdem prognostiziert A.T. Kearney für die gesamte globale Chemiebranche im laufenden Jahr eine weitere Konsolidierung. Dabei werden in der Studie folgende Haupttreiber für die starke Deal-Aktivität benannt: zunehmende Optimierung des Geschäftsportfolios, der steigende Druck durch aktivistische Investoren, die begrenzte Renditeerwartung aus organischem Wachstum, sowie die niedrigen Rohstoff- und Ölpreise.

Für die Cross-border M&A-Aktivitäten chinesischer Chemiekonzerne hingegen sehen die Autoren der Studie andere Motive als auschlaggebend an: Zum einen sind viele Unternehmen darauf aus, im Ausland weiteres Know-how zu erwerben. Zum anderen suchen die Investoren aus China angesichts der Abkühlung zuhause außerhalb des Heimatmarkts nach Kaufgelegenheiten. „Unterbewertete Ziele in reifen Märkten wie in Europa sind attraktive Übernahmeziele“, meint Dr. Joachim von Hoyningen-Huene, Partner bei A.T. Kearney und Co-Autor der Studie. Die verstärkten Aktivitäten der Großinvestoren aus der Volksrepublik haben globale Folgen. „Chinas Einfluss auf dem weltweiten M&A-Markt wird 2016 weiter zunehmen“, prognostiziert Hoyningen-Huene und verweist nochmals auf die besondere Rolle von ChemChina: „Erst Pirelli, dann KraussMaffei und nun Syngenta – diese Transaktionsserie von ChemChina verdeutlicht, mit welcher Entschiedenheit chinesische Unternehmen ihre strategischen Ziele verfolgen.“

Für den fünften Chemicals Executive M&A Review wurden die weltweiten Transaktionen im Chemiesektor von 2001 bis Ende 2015 untersucht und Führungskräfte von Chemiekonzernen und Investmentbanken zu ihren Einschätzungen für 2016 befragt. Eine Zusammenfassung der Studie kann hier heruntergeladen werden.

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