Das 10. bayerisch-chinesische Frühlingfest des Chinaforum Bayern e.V.

Das 10. bayerisch-chinesische Frühlingfest des Chinaforum Bayern e.V.
v.l.: LI, Nan, Clemens Baumgärtner, ZHANG Yue, Hubert Aiwanger und Stefan Geiger. Bild: Chinaforum Bayern e.V.

Am 28.04. fand das bayerisch-chinesische Frühlingsfest des Chinaforum Bayern e.V. zum 10. Mal statt. Erstmalig aber in rein virtueller Form mithilfe einer aufwändigen Onlineplattform, die unter anderem unterschiedliche Bereiche für das Hauptprogramm, die Sponsoren und sogar eine virtuelle „Raucherecke“ zum Netzwerken bereitstellte.

Auftakt für das bayerisch-chinesische Frühlingfest des Chinaforum Bayern e.V.
Deng Xiaomei und das International Ensemble.
Bild: Chinaforum Bayern e.V.

Bereits zum Auftakt versammelten sich mehr als 150 Teilnehmer vor der virtuellen Bühne auf der das Fest durch das Deng Xiaomei International Ensemble eröffnet wurde. Eine Zahl, die im Laufe des Abends auf über 230 stieg.

Stefan Geiger, Geschäftsführer des Chinaforum Bayern e.V. führte mit Frau LI Nan durch das Programm und begrüßte die Teilnehmer sehr herzlich aus dem Haus der Bayerischen Wirtschaft, wo coronabedingt außer den Moderatoren, der Band und den Teilnehmern der Podiumsdiskussion dieses Jahr keine Teilnehmer vor Ort sein konnten.

China ist ein Rätsel innerhalb eines Geheimnisses, umgeben von einem Mysterium

Die Keynote für das bayerisch-chinesische Frühlingsfest hielt Jörg Wuttke, seit 1997 Geschäftsführer und Generalbevollmächtigter der BASF in China, von seiner zweiten Heimat in Peking aus. Thema seines Überblicks zu China im Jahr des Ochsen war: „China ist ein Rätsel innerhalb eines Geheimnisses, umgeben von einem Mysterium“. Ein Churchill-Zitat, das ursprünglich auf Russland gemünzt war, für ihn aber auch mit fast 40 Jahren Chinaerfahrung weiterhin den Reiz des Landes ausmacht.

LI Nan, Vorstandsmitglied des Chinaforum Bayern e.V.
Bild: Chinaforum Bayern e.V.

Gemäß dem chinesischen Zodiak steht das Jahr des Ochsen unter anderem für einen Neuanfang. Das deckt sich aus seiner Erfahrung auch mit dem vergangenen Jahr des Ochsen 2009, als China schon einmal der Weltwirtschaft aus der Krise half. Er verwies darauf, dass die Bedeutung der chinesischen Wirtschaft mit ihrem Anteil von 35 Prozent am globalen Wachstum in keiner Weise zu unterschätzen sei.
Für Herrn Wuttke offensichtlich besonders interessant ist die Entwicklung auf dem Chemiemarkt. Hier ist Chinas Anteil am Wachstum mit bald 60 Prozent noch einmal deutlich höher. Seine Schlussfolgerung: Ohne Präsenz auf dem chinesischen Markt könne man international nicht mehr erfolgreich sein. Das sei auch der Hintergrund für die Investitionen in Gesamthöhe von 10 Mrd. EUR, die die BASF in China mittlerweile getätigt habe. Das chinesische Wirtschaftswachstum werde sich seiner Einschätzung nach weiter fortsetzen.

Abschließend ging er aber auch auf die zuletzt angespannten Beziehungen zwischen Deutschland und China ein. Die zuletzt verhängten gegenseitigen Sanktionen hätten zu einer „unterirdischen“ Stimmung geführt. Besonders bedauerlich sei, dass unter diesen Umständen das Investitionsabkommen CAI mit seinem versprochenen „Level Playing Field“, 2021 wohl nicht mehr ratifiziert werden würde.
Er wünsche sich daher von der Politik mehr gegenseitigen Respekt und weniger Pathos im Umgang mit China.

Partner, Wettbewerber und strategischer Rivale

Im Anschluss an die Keynote tauschten sich Staatsminister Hubert Aiwanger vom Wirtschaftsministerium Bayern, Clemens Baumgärtner, Referent für Arbeit und Wirtschaft der Stadt München und der chinesische Generalkonsul in München, ZHANG Yue, in einer Podiumsdiskussion aus. Thema war das Zitat von Außenminister Heiko Maas, dass China „Partner, Wettbewerber und strategischer Rivale“ Deutschlands sei.

Herr Aiwanger betonte den partnerschaftlichen Aspekt und dass China Bayerns größter Handelspartner noch vor der Bundesrepublik sei. Gerade in dieser schwierigen Zeit sähen die bayerischen Exporte ohne den chinesischen Markt sehr viel schlechter aus. Gleichzeitig beobachte er aber auch, dass China mit seinem rasanten Aufholen in immer mehr Bereichen zum Wettbewerber werde. Mithilfe ihres großen Heimatmarktes könnten chinesische Anbieter oft effizienter und günstiger produzieren als Unternehmen in Bayern. Er sehe das aber durchaus sportlich und als Ansporn, dass die Unternehmen in Bayern und Deutschland noch einmal besser werden müssten. Einen Vorteil der chinesischen Einstellung sieht er in der Bereitschaft, nicht alles bis ins Letzte zu hinterfragen. Ihm gefalle, dass man in China auch einmal mit einer 90-prozentigen Lösung zufrieden sei, statt zu gar keiner Lösung zu kommen. So könnten wichtige Themen schneller und konsequenter vorangetrieben werden.

Für Generalkonsul Zhang wurde die Fragestellung auf das Verhältnis von China mit der Europäischen Union erweitert. Auch der Generalkonsul betonte die verbindenden Elemente und dass sich beide Seiten gegenseitig ergänzen würden. Daraus entstehe eine Win-Win-Situation und keine Rivalität. Vielmehr sei es auch jetzt in ihrem hundertsten Jahr weiter das Ziel der Kommunistischen Partei Chinas, die Lebensqualität der chinesischen Bürger zu verbessern. Die Frage, ob andere Länder systemische Rivalen seien, stelle sich dabei erst gar nicht. Andere Seiten als Rivalen zu sehen, würde keine Probleme lösen, sondern nur schaden. Auch die bereits angesprochenen Sanktionen seien eine Folge dieser Haltung.

Herr Baumgärtner wurde auf die Möglichkeiten der Stadt München angesprochen, chinesischen Unternehmen einen attraktiven Standort zu bieten. Er setzt dafür auf den ständigen gegenseitigen Austausch. Es sei wichtig, dass man miteinander im Gespräch bleibe und so die Bedürfnisse der chinesischen Partner verstehe. Wie schon Herr Aiwanger betonte er die Wichtigkeit der partnerschaftlichen Zusammenarbeit. Die Stadt München biete daher eigene Ansprechpartner, die nur für die Belange chinesischer Unternehmen zuständig seien. Hier arbeiteten die Stadt München, das bayerische Wirtschaftsministerium und auch das chinesische Generalkonsulat eng miteinander zusammen.
Auf die Frage, ob auf das bayerisch-chinesische Frühlingsfest denn dieses Jahr endlich wieder das Oktoberfest folgen würde, konnte er leider noch keine endgültige Antwort geben. München sei aber in jedem Fall eine Reise wert – ebenso wie China.

Was bringt das Jahr des Ochsen?

Stefan Geiger, Geschäftsführer des Chinaforum Bayern e.V. Bild: Chinaforum Bayern e.V.

An alle drei Herren richtete Stefan Geiger die abschließende Frage, was sie sich vom Jahr des Ochsen beruflich und privat erhoffen würden.
Für Herrn Baumgärtner wäre es das wichtigste, dass beide Seiten weiterhin im Gespräch blieben. Das sei der Schlüssel zu weiterhin guten Geschäften und Beziehungen.

Generalkonsul Zhang gab sich als in einem Jahr des Ochsen Geborener zu erkennen. Für ihn bedeute das Jahr, dass man ambitioniert sein solle. Gleichzeitig sei es gerade in diesem besonderen Jahr wichtig, bodenständig zu bleiben. Er schlug vor, dass die durch die Corona-Pandemie geltenden Einschränkungen auch zur Einkehr und Besinnung zu genutzt werden könnten.

Landwirt und Jäger Hubert Aiwanger sieht nach eigener Aussage im Ochsen das gutmütige Arbeitstier. Aus der Krise könne man sich nur mit einem langen Atem herausarbeiten. Wichtig sei, jetzt gute Arbeit zu leisten, damit die Saat am Ende aufgehe. Abschließend bedankte er sich sowohl bei Herrn Baumgärtner als auch Herrn Zhang für die stets gute Zusammenarbeit.

Nachdem das Programm mit dem traditionellen China-Bayern-Quiz offiziell beendet wurde, verteilten sich die Teilnehmer auf die verschiedenen virtuellen Räume. Hier konnten sie ungezwungen netzwerken oder sich an den „Ständen“ der Sponsoren informieren.
Der eine oder andere ließ das virtuelle bayerisch-chinesische Frühlingsfest dann ganz real mit einem im Teilnehmer-Paket enthaltenen Tsingtao-Bier ausklingen.

Dieser Post ist auch verfügbar auf: Vereinfachtes Chinesisch