China wird laut FTSE Russell ab Oktober 2021 in den FTSE World Government Bond Index aufgenommen. Damit ist die Volksrepublik dann in den drei wichtigen globalen Rentenindizes vertreten. Aber gibt es noch andere Gründe für eine Allokation in chinesischen Staatsanleihen – und warum könnte jetzt ein günstiger Einstiegszeitpunkt sein?
Zuerst einmal stellt sich die Frage, was für chinesische Staatsanleihen spricht. Das sind bei genauerer Betrachtung eine Reihe von Punkten: Chinesische Staatsanleihen bieten bei vergleichbarer Laufzeit gegenüber Staatsanleihen aus Industrieländern einen attraktiven Renditeaufschlag. Das gilt selbst dann, wenn man den jüngsten weltweiten Zinsanstieg berücksichtigt (siehe Grafik 1). Darüber hinaus sind die Renditen der chinesischen Staatsanleihen weniger volatil als andere ähnlich eingestufte Staatsanleihenmärkte.
Zum Vergleich: Die Renditen von US- und britischen Staatsanleihen mit vergleichbarer Laufzeit sind seit Jahresbeginn um 74 Basispunkte beziehungsweise 56 Basispunkte gestiegen (1), während die 10-jährige chinesische Staatsanleihe einen Anstieg um 17 Basispunkte verzeichnete.
Ein weiterer Punkt sind die potenzielle Diversifikationsvorteile im Portfolio. Schließlich korrelieren chinesische Staatsanleihen nur wenig mit den großen globalen Rentenindizes und mit US- und chinesischen Aktien.
Davon abgesehen ist China schlicht zu groß, um ignoriert zu werden. Die Volksrepublik hat weltweit den zweitgrößten Onshore-Anleihenmarkt und den drittgrößten Markt für Staatsanleihen. Ihr Markt allein ist größer als die Märkte von Deutschland, Frankreich und Spanien zusammen.
Warum ist jetzt der richtige Zeitpunkt für chinesische Staatsanleihen?
Der Zeitpunkt ist jetzt günstig, da eine Reihe von Finanzmarktreformen dazu beigetragen hat, dass sich die Liquidität an den Sekundärmärkten für chinesische Staatsanleihen verbesserte. Das hat sich auch schon in den letzten Jahren in höheren Handelsvolumina niedergeschlagen. Gleichzeitig hat sich das Spektrum an Absicherungsinstrumenten, die ausländischen Anlegern zur Verfügung stehen, ausgeweitet. Ob und wie diese Möglichkeiten genutzt werden können, hängt jedoch davon ab, wie Anleger auf den einheimischen Markt für chinesische Staatsanleihen zugreifen (siehe Grafik 2).
Mittlerweile haben die Währungshüter in China eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, um Chinas Anleihenmärkte für ausländische Anleger zu öffnen (siehe Grafik 3). Dennoch beläuft sich der Anteil ausländischer Inhaber chinesischer Staatsanleihen nur auf 10 %. (2) Das ist, gemessen an der wirtschaftlichen Größe Chinas, bescheiden. Es entspricht außerdem auch nur etwa einem Drittel der Präsenz ausländischer Anleger am US-Staatsanleihenmarkt, die 29 % beträgt. (3) Die Aufnahme der chinesischen Staatsanleihen in Indizes, fortlaufende Verbesserungen in der Funktionsfähigkeit, Liquidität der Märkte sowie die breitere Verfügbarkeit von Absicherungsinstrumenten werden unserer Ansicht nach in den kommenden Jahren weiter zu Zuflüssen von sowohl passiven als auch aktiven Anlegern führen. Die Anpassung von Währungsreserven an Chinas Gewichtung im Korb der Sonderziehungsrechte des Internationalen Währungsfonds (IWF) wird einen zusätzlichen Impuls für potenzielle Zuflüsse an den chinesischen Staatsanleihenmarkt setzen.
Quellen:
1 Stand: 26. März 2021.
2 Quelle: Barclays; Stand: Januar 2021.
3 Quelle: Bloomberg; Stand: September 2020.
James Ashley
James Ashley ist Leiter Market Strategy Team und Strategic Advisory Solutions bei Goldman Sachs Asset Management. Hier verantwortet er die Bereitstellung von internationalen Kapitalmarktforschungsdaten, Makrostrategie und die Ableitung entsprechender Maßnahmen fürCIOs, Fondauswahl-Teams und Institutionelle Investoren in EMEA und APAC.