Deutsche Industrie bleibt China treu

Das Matching stimmt: Die deutsche Industrie sieht in China nach wie vor gute Marktperspektiven. 匹配是合适的:德国工业仍看好中国市场发展前景。Bildquelle: Adobe Stock; © rawf8

China ist nach wie vor der wichtigste Standort für neue Investitionsprojekte der deutschen Industrie außerhalb der Europäischen Union. Fast zwei Fünftel der Industriebetriebe planen Investitionen im Reich der Mitte. Nordamerika und die USA, die im letzten Jahr an Beliebtheit mit China gleichauf lagen, fielen indes wieder hinter China zurück. Die Vereinigten Staaten haben aufgrund der politischen Unsicherheiten als Standort an Attraktivität eingebüßt. In China hingegen sehen die deutschen Unternehmen eine Verbesserung der Konjunktur und Marktperspektiven. Dies ist das Ergebnis einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) unter rund 5.200 Unternehmen.

Der Anteil deutscher Industriebetriebe, die im Reich der Mitte investieren wollen, steigt aktuell im Vergleich zum Vorjahr um zwei Prozentpunkte auf 39%. Ein wichtiger Faktor für den wieder positiveren Blick auf China ist die konjunkturelle Entwicklung: Das BIP-Wachstum lag mit offiziell 6,9% im Gesamtjahr 2017 so hoch wie seit acht Jahren nicht mehr. Die chinesische Mittelschicht wächst und die Löhne steigen. Dadurch eröffnen sich weitere Chancen für den Absatz hochwertiger Konsumgüter und der für das Wachstum nötigen Maschinen und  Ausrüstungen.

Motive im Wandel

Bei der ersten Befragung im Jahr 2005 und den Jahren danach dominierte noch ein ganz anderes Leitmotiv für Investitionen in China: die niedrigeren Kosten. In Folge der steigenden Löhne verlor dieser Faktor in den vergangenen Jahren an Bedeutung. Aktuell gewinnt das Land durch eine geplante Steuerreform jedoch kostenseitig wieder etwas an Attraktivität. Das chinesische Finanzministerium kündigte an, dass ausländische Unternehmen unter bestimmten Bedingungen ihre Gewinne vorerst nicht mehr versteuern müssten, wenn sie diese wieder in China selbst investierten.

Risikofaktoren

Dennoch: Der Anteil der Unternehmen, die in China investieren wollen, bleibt deutlich unter dem Höchstwert von 45% im Jahr 2015. Aufgrund der Turbulenzen an den chinesischen Aktienmärkten sank der Wert im Folgejahr deutlich auf 37%. Die Unsicherheit über die Tragfähigkeit des Systems bleibt hoch. So wird nach Ansicht der deutschen Industrie der Abbau der Überkapazitäten in China nicht in erforderlichem Maße angegangen, was die langfristigen Risiken erhöht. Zudem wird das Wachstum weiterhin von erheblichen staatlichen Stützungsmaßnahmen getragen, wie einer sehr lockeren Kreditvergabepolitik der Banken an bestimmte Unternehmenssektoren. Dies geht unter anderem mit einer hohen internen Verschuldung des Privatsektors einher. Die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen und die Rechtsunsicherheit stellen aus Sicht der deutschen Unternehmen vor Ort zunehmend ein Risiko dar.

USA verlieren an Attraktivität

Nordamerika verliert als Investitionsstandort für deutsche Unternehmen im Vergleich zum Vorjahr etwas an Attraktivität (35% nach 37%). Die neue US-Administration sorgt für Verunsicherung bei deutschen Unternehmen. Der protektionistische handelspolitische Kurs könnte internationale Produktionsketten kappen. Investitionen in den USA sind daher aktuell schwerer planbar. So stellt etwa die Neuverhandlung des NAFTA-Abkommens den Freihandel in der gesamten Region in Frage – und damit eine zentrale Prämisse zahlreicher Investitionsprojekte in Nordamerika. Ein Lichtblick gibt es aber auch dort für die deutschen Unternehmen: die zum Jahreswechsel angekündigte US-Steuerreform.

Die DIHK-Studie kann hier auf Deutsch und Englisch heruntergeladen werden.

Dieser Post ist auch verfügbar auf: Vereinfachtes Chinesisch