„Die größte Herausforderung ist und bleibt die schiere Fülle an Regularien“

    China wird sich also aus meiner Sicht bereits in kurzer Frist von der „Werkbank der Welt“ zum „Absatzmarkt der Welt“ wandeln – ein Trend, der gerade für deutsche mittelständische Unternehmen mit qualitativ hochwertigen Produkten strategisch besonders relevant bleiben wird. Daher rechne ich auch damit, dass weitere deutsche Unternehmen anspruchsvolle Stufen ihrer Wertschöpfungsketten nach China verlagern werden, um näher an ihren Kunden wie Produzenten, Großabnehmern und Endkunden operieren zu können.

    Unternehmeredition: Ausländische Unternehmen müssen bei ihren Investitionen in China zahlreiche Hindernisse überwinden. Wo sehen Sie die größten Herausforderungen?

    Weymayr: Die größte Herausforderung ist und bleibt aus meiner Sicht die schiere Fülle an Regularien, die ausländische Unternehmen in China zu berücksichtigen haben. Besonders problematisch sind dabei die umfangreichen Anforderungen an Dokumente, die einerseits in ihrem notwendigen Informationsgehalt nicht immer klar umrissen sind, andererseits aber mitunter auch die Offenlegung sensibler Unternehmensdaten verlangen – bis hin zur vollständigen Darstellung des eigenen Geschäftsmodells, inklusive Fertigungstechnologien, Kosten- und Ertragsstrukturen.

    Vor dem Hintergrund der politisch angestrebten Wachstumsziele für die chinesische Volkswirtschaft und des weiterhin verfolgten Know-how-Transfers nach China, hat die chinesische Zentralregierung die Bürokratie als Investitionshemmnis für ausländische Unternehmen in China erkannt und ergreift zunehmend Maßnahmen zur Liberalisierung des Marktes. Prominente Beispiele hierfür bilden die Einrichtung weiterer Freihandelszonen in China (zuletzt 2013 in Shanghai) sowie der Abschluss von Freihandelsabkommen mit der Schweiz und, geplant für 2015, mit den Märkten im Verbund der südostasiatischen Länder (ASEAN).

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