„Ein Musterbeispiel dafür, wie deutsche und chinesische Unternehmen zusammenarbeiten“

Unternehmeredition: Wie sind die weiteren Wachstumsperspektiven für KION in China?
Riske: Wir machen uns zwar keine Illusionen, dass wir die beiden großen chinesischen Unternehmen demnächst überholen. Sicherlich streben wir an, unseren Marktanteil prozentual weiter zu steigern. Die Voraussetzungen dafür sind sehr gut. Dazu wird auch die Zusammenarbeit mit Weichai Power beitragen.

Unternehmeredition: Hat Ihre Erfahrung auf dem chinesischen Markt die Verhandlungen mit Weichai erleichtert?
Riske: Ich selbst verfüge über eine bald 20-jährige Erfahrung auf dem chinesischen Markt und kenne viele große chinesische Maschinenbauunternehmen. Den Chairman von Weichai Power, Tan Xuguang, kenne ich seit dreizehn Jahren. So ist ein partnerschaftliches Verhältnis entstanden, das auf gegenseitigem Vertrauen beruht. Sollten Verhandlungen auf Arbeitsebene auf Schwierigkeiten stoßen, kann man auf dieser Grundlage einen Problemfall schneller beseitigen und beide Organisationen auf eine Linie bringen.

Unternehmeredition: Worauf gilt es bei Verhandlungen mit chinesischen Unternehmen besonders zu achten?

Riske: Was man immer wieder feststellt, ist der hohe Grad an Professionalisierung in der chinesischen Wirtschaft. Sie haben ihre Hausaufgaben gemacht: Die Unternehmen sind auf allen Ebenen – sei es die strategische Ausrichtung oder die juristische Seite – sehr gut aufgestellt. China ist auch bei M&A-Transaktionen inzwischen absolut vergleichbar mit anderen Wirtschaftsräumen.

Unternehmeredition: Wie funktioniert das Zusammenspiel ihrer Eigentümer – amerikanischen Finanzinvestoren auf der einen Seite und einem staatlich kontrollierten, chinesischen Industrieunternehmen auf der anderen?
Riske: Zuallererst sind wir ein börsennotiertes Unternehmen mit einer großen Vielzahl institutioneller und privater Anleger als Aktionäre. Wir haben zudem mit Weichai Power einen langfristig orientierten Ankerinvestor sowie zwei Finanzinvestoren, die ihren Anteil entsprechend ihrem Geschäftsmodell mittel- bis langfristig Schritt für Schritt reduzieren werden, so dass der Free Float steigen wird. Im Aufsichtsrat, der zuletzt von 12 auf 16 Mitglieder vergrößert worden ist, sind daher die beiden zentralen Positionen – die des Vorsitzenden des Aufsichtsrats und die des Prüfungsausschuss-Vorsitzenden – mit Herrn Feldmann und Herrn Ring von unabhängigen Vertretern besetzt. Von der Expertise der Vertreter von Weichai, KKR und Goldman Sachs können wir gleichermaßen profitieren. Die Governance folgt streng den Vorgaben für im Prime Standard notierte Unternehmen.

Unternehmeredition: Wie werden sich die Eigentumsverhältnisse Ihrer Erwartung nach in den nächsten Jahren entwickeln?
Riske: Es gehört ja zum Geschäftsmodell von Private Equity, dass die Investoren irgendwann aussteigen. Heutzutage sind allerdings die Zeiten vorbei, in denen Käufe und Verkäufe im Dreijahresrhythmus erfolgten. Das ist bei uns sicher nicht der Fall, weil die Investoren an der längerfristigen Wertsteigerung des Unternehmens interessiert sind. Goldman Sachs und KKR wissen um das große Potenzial, das in der KION Group steckt, und werden sicher noch einige Zeit beteiligt bleiben, wobei sie ihren Anteil voraussichtlich reduzieren werden. Das wird den Free Float erhöhen, was wir aus Unternehmenssicht auch begrüßen würden. Weichai Power hat die Option, innerhalb von sechs Monaten nach dem Börsengang seinen Anteil von 30 auf 33,3% zu erhöhen.

Unternehmeredition: Herr Riske, vielen Dank für das interessante Gespräch!

Das Interview führte Oliver Bönig.

 

Zur Person

Riske_kleinGordon Riske ist Vorstandsvorsitzender der KION Group AG. www.kiongroup.com

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