„Ein Musterbeispiel dafür, wie deutsche und chinesische Unternehmen zusammenarbeiten“

Aus E-Mag M&A China/Deutschland 2013

Der seit Kurzem börsennotierte Gabelstaplerhersteller KION verfügt mit Weichai Power über einen strategischen Ankerinvestor, der aktuell über eine Beteiligung von 30% verfügt. Im Interview mit der Unternehmeredition legt KION-Chef Gordon Riske dar, wie beide Unternehmen von der deutsch-chinesischen Partnerschaft profitieren können.

Unternehmeredition: Herr Riske, der chinesische Motorenhersteller Weichai Power hält seit vergangenem Jahr eine Minderheitsbeteiligung an KION. Was waren die Hintergründe für die Transaktion?

Riske: Beide Unternehmen kennen sich schon länger. Ich selbst hatte bereits zu meinen Zeiten als Vorstandsvorsitzender von Deutz Verbindungen zu Weichai Power. Der Anknüpfungspunkt für die Transaktion war nun der mehrheitliche Verkauf unserer Linde-Hydraulics-Sparte im vergangenen Jahr. Hier haben wir schon länger überlegt, wie wir dieses Geschäft gemeinsam mit einem Partner ausbauen können. In den Gesprächen sind wir dann zu der Lösung gekommen, dass wir eine strategische 30%-Beteiligung an Linde Hydraulics behalten und Weichai die Mehrheit übernimmt. Da beide Seiten die Partnerschaft für strategisch sehr sinnvoll halten, ist Weichai zudem die Minderheitsbeteiligung an der KION Group eingegangen.

Unternehmeredition: Bei Linde Hydraulics ist KION also mit einem Anteil von 30% Juniorpartner, während Weichai 70% hält. Wie genau kam es zu dieser Konstellation?
Riske: Linde Hydraulics erzielte 2012 einen Umsatz von gut 370 Mio. EUR, davon über 200 Mio. EUR durch konzerninterne Verkäufe. Das Unternehmen hat aber großes externes Wachstumspotenzial. Um es auszuschöpfen, ist allerdings viel Kapital und Zeit notwendig. Die Shandong Heavy Industry Group, zu der Weichai Power gehört, ist ein großer Abnehmer. Zudem ist China auch bei Hydraulics der größte Einzelmarkt der Welt. Insofern war das für uns eine sehr gute Kombination, Linde Hydraulics mit einem sehr starken Partner zusammenzubringen. KION bleibt mit 30% beteiligt. Zusammen mit dem auf zehn Jahre exklusiven Liefervertrag für unsere Stapler verfügen wir damit über die nötigen Sicherheiten. Diese Konstellation sehen wir als klassische Win-Win-Situation.

Unternehmeredition: Wo liegen für KION die Vorteile der Partnerschaft mit Weichai Power?
Riske: Der chinesische Markt macht mittlerweile rund ein Viertel des Weltmarkts aus. Damit ist der Anteil neun Mal so groß wie vor zehn Jahren. Dieses Wachstum wird sich in den nächsten Jahren – wenn auch nicht dauerhaft mit derselben Geschwindigkeit – fortsetzen. Da hilft uns natürlich die Partnerschaft mit einem der größten Maschinenbaukonzerne in China dabei, Zugang zu neuen Kunden zu finden. Zudem ist Weichai der größte chinesische Motorenhersteller und somit ein interessanter Zulieferer für uns. Und im unteren Marktsegment preiswerter Stapler besteht Potenzial für eine künftige Zusammenarbeit. Die Partnerschaft zwischen KION und Weichai Power ist strategisch und langfristig ausgelegt. Sie ist ein Musterbeispiel dafür, wie deutsche und chinesische Unternehmen zusammenarbeiten.

Unternehmeredition: Wie ist KION derzeit auf dem chinesischen Markt aufgestellt?
Riske: KION ist insgesamt an dritter Stelle hinter zwei chinesischen Herstellern. Unter den internationalen Unternehmen im Premium-Markt sind wir die klare Nummer eins. Wir sind mit der Marke Linde bereits seit 20 Jahren auf dem chinesischen Markt vertreten, mit eigener Entwicklung und Produktion sowie einem landesweiten Vertriebs- und Servicenetzwerk. Vor einigen Jahren haben wir zusätzlich die Marke Baoli im Volumensegment erworben und bauen sie aus. Insgesamt beschäftigen wir rund 3.500 Mitarbeiter in China.

Dieser Post ist auch verfügbar auf: Vereinfachtes Chinesisch