Gemeinsam Märkte erobern

Reibungsloser Übernahmeprozess

Überraschend ist, wie reibungslos die Übernahme trotz der unterschiedlichen Firmenstruktur auf beiden Seiten ablief. „Es war ein Bilderbuchprozess“, sagt Dietmar Thiele, Partner im Berliner Büro der auf Kunden aus dem Mittelstand spezialisierten M&A-Beratung Network Corporate Finance. Network hat KOKI und die bisherigen Gesellschafter mit einem dreiköpfigen Team beim Verkauf an die Chinesen beraten. Ende 2013 hatte die AVIC-Gruppe erstmals ihr Interesse an dem deutschen Mittelständler artikuliert, und schon im Juli 2014 waren die Verträge unterschrieben. Der Unternehmenskauf braucht jetzt nur noch die Genehmigungen durch die Kartellbehörden in Europa und Asien, im September soll dann das Eigentum an den KOKI-Anteilen auf AVICEM übergehen.

Die Reibungslosigkeit des M&A-Prozesses ist auch der Routine des chinesischen Investors zu verdanken. So besitzt die AVIC-Gruppe wegen ihrer zahlreichen Beteiligungen – allein zu AVICEM gehören 28 Tochtergesellschaften – bereits weitreichende Erfahrungen mit internationalen Fusionen und Übernahmen. In Deutschland hatte das Konglomerat zuvor bereits drei Mal zugekauft und den Flugzeugmotorenhersteller Thielert sowie die beiden Autozulieferer Hilite und Kokinetics übernommen. Kokinetics ist ein ehemaliges Schwesterunternehmen von KOKI.

„Aus Sicht des Managements ist die Auswahl der M&A-Berater und noch vielmehr der Rechtsanwälte entscheidend für den Erfolg einer Transaktion“, sagt Unternehmenschef Sonntag. Denn die Juristen müssten dafür sorgen, dass die gemeinsame Strategie von Käufer und Zielunternehmen in Verträge gegossen wird. „Das ist bei dieser Transaktion gelungen“.

KOKI passt ins Beuteschema

Bisher gehört KOKI, gegründet 1995, zwei Finanzinvestoren, die seit 2005 an Bord sind: der L-EigenkapitalAgentur, Beteiligungstochter der Baden-Württembergischen Staatsbank L-Bank, sowie Capiton, einem privaten Investmenthaus mit Sitz in Berlin. Zudem ist noch ein Einzelgesellschafter aus Gründertagen beteiligt. „Nun gehen wir den Weg mit einem strategischen Investor weiter“, sagt Rumberg. Die Finanzinvestoren haben während der fast zehnjährigen Haltedauer den Umbau des Unternehmens vom Teilefertiger zum Systemanbieter mit eigenem Innovationspotenzial begleitet. Die Chinesen können jetzt dank dieser Vorarbeit ein Unternehmen mit weit entwickelten technischen Fähigkeiten übernehmen. KOKI passt also perfekt in das Beuteschema chinesischer Investoren, die durch internationale Zukäufe von Technologieführern Entwicklungssprünge machen wollen und von ihrer Regierung auch gezielt dazu aufgefordert sind.

 

Aus E-Mag M&A China/Deutschland 02/2014

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