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Von Mannheim bis Qingdao: Neue Güterzuglinie errichtet

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Vor kurzem ist der erste Güterzug von Mannheim nach Qingdao gestartet, nur einen Tag später konnte in Qingdao die Abfahrt des Güterzugs nach Mannheim gefeiert werden. Damit fiel der Startschuss für eine neu eingerichtete Güterzugverbindung zwischen Mannheim und seiner Partnerstadt im Osten der Volksrepublik China.

Mit einer Transitzeit von 18-21 Tagen für die 12.300 km lange Strecke durch sechs verschiedene Länder ist die neue Bahnverbindung eine wichtige Ergänzung zum Seeverkehr und zur Luftfracht. Die Route des Mannheims-Qingdao-Shuttles verläuft über Polen, Belarus, Russland und die Mongolei nach Qingdao. Betrieben wird die neue Zuglinie von der China Ocean Shipping (Group) Company, kurz COSCO.

Seitens der Stadt Qingdao genießt die neue Güterzuglinie besonders hohe Priorität. Sie ist Bestandteil einer Plattform zur Stärkung der internationalen Zusammenarbeit und soll zur Diversifizierung der Infrastruktur- und Handelsnetze beitragen. Das betonte auch Xue Qingguo,  Vizebürgermeister der Stadt Qingdao in seiner Ansprache.

Güterzugverbindung stärkt Logistikstandort Mannheim

Mannheim wiederum ist einer der bedeutendsten Verkehrsknotenpunkte in Europa. Einer der größten Binnenhäfen, ein leistungsfähiger Rangierbahnhof und die zentrale Lage auf der wichtigsten europäischen Eisenbahnverbindung, die von Rotterdam im Norden bis Genua im Süden reicht, zeichnen Mannheim aus. Die neue Güterzugverbindung soll den Logistikstandort Mannheim sowie die Metropolregion Rhein-Neckar stärken.

Die Möglichkeiten für Güterzuglinien von China nach Europa hätten sich erheblich verbessert. Zudem hätten Güterzüge gegenüber dem Schiffstransport neben der schnelleren Beförderung der Waren auch noch den Vorteil günstigerer Transportkosten.

Im Juli vergangenen Jahres ist zum ersten Mal ein Güterzug aus China auf direkten Weg in Deutschland angekommen. Der Zug startete aus der ostchinesischen Stadt Hefei und traf schließlich im Tiefwasser-Hafen JadeWeserPort in Willhelmshaven ein.

Ebner Stolz berät Hunan Vathin beim Erwerb des Medizintechnikherstellers MGB Endoskopische Geräte GmbH Berlin

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Stutt­gart, 2. März 2022 – Die Prüfungs- und Be­ra­tungs­ge­sell­schaft Eb­ner Stolz hat Hunan Vat­hin Me­di­cal In­stru­ments Co., Ltd. (Hunan Vat­hin) beim Er­werb von MGB En­do­sko­pi­sche Geräte GmbH Ber­lin (MGB) be­ra­ten.

Hunan Vat­hin Me­di­cal In­stru­ments Co., Ltd. ist auf For­schung und Ent­wick­lung, Pro­duk­tion und Ver­mark­tung von fle­xi­blen Ein­weg-En­do­sko­pen spe­zia­li­siert. Die Pro­dukte des Un­ter­neh­mens kom­men vor al­lem in den Be­rei­chen Re­spi­ra­tion, Gastro­en­tero­lo­gie und Or­thopädie so­wie bei ano­rek­ta­len Un­ter­su­chun­gen zum Ein­satz. Durch die Über­nahme von MGB op­ti­miert Hunan Vat­hin sein Pro­dukt­port­fo­lio und stärkt seine stra­te­gi­sche Po­si­tion auf dem Welt­markt. Eb­ner Stolz un­terstützte Hunan Vat­hin im Rah­men ei­ner Fi­nan­cial und Tax Due Di­li­gence.

MGB wurde 1896 in Ber­lin gegründet und ist ei­ner der ers­ten Her­stel­ler von En­do­sko­pen in der Ge­schichte der mi­ni­mal-in­va­si­ven Chir­ur­gie. Durch die Über­nahme von MGB op­ti­miert Hunan Vat­hin sein Pro­dukt­port­fo­lio für en­do­sko­pi­sche Un­ter­su­chun­gen und stärkt da­mit seine Po­si­tion auf dem Welt­markt für Geräte zum Ein­satz in der mi­ni­mal-in­va­si­ven Chir­ur­gie. Eb­ner Stolz un­terstützte die Trans­ak­tion durch die Er­stel­lung ei­ner Fi­nan­cial so­wie ei­ner Tax Due Di­li­gence.

Chinas EV-Verkäufe 2021 übertreffen die globale Gesamtmenge von 2020

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In den letzten zehn Jahren ist der weltweite Absatz von Elektrofahrzeugen (EV) enorm gestiegen. Von etwa 130.000 verkauften EV-Einheiten im Jahr 2012 sind heute bis zu 16 Millionen Fahrzeuge weltweit im aktiven Dienst. Ein Teil dieses Wachstums ist auf sinkende Preise für Lithium-Ionen-Akkus zurückzuführen, die für ihre Stromversorgung von entscheidender Bedeutung sind. Darüber hinaus hat das globale Bewusstsein für nachhaltige Transportmittel zugenommen.

BanklessTimes hat die globalen EV-Verkaufstrends untersucht. In einer aktuellen Datenprojektion zeigt die Website, dass die weltweiten EV-Verkäufe im Jahr 2021 die 6,6-Millionen-Marke erreicht haben. Diese Zahl entspricht etwa 9% der weltweiten Autoverkäufe in diesem Jahr. Darüber hinaus ist es doppelt so hoch wie die 3M EVs, die 2020 verkauft wurden, und das Dreifache der 2,2 Millionen Einheiten, die 2019 verkauft wurden.

Darüber hinaus schätzt BanklessTimes, dass der jährliche Stromverbrauch der 16 Millionen Elektrofahrzeuge, die unsere Straßen befahren, etwa 30 Terawattstunden (TWh) beträgt. Das entspricht der jährlichen Stromerzeugung in Irland. Diese sind ein wichtiger Verbündeter im Kampf gegen CO2-Emissionen, da sie den Verbrauch fossiler Brennstoffe gesenkt haben.

China ist führend bei der Einführung von Elektrofahrzeugen

Die Zusammenstellung von BanklessTimes zeigt den Dezember als den Monat, der die meisten EV-Verkäufe anzog. In den drei führenden EV-Märkten hat sich der Umsatz im Dezember im Januar mehr als verdoppelt. Auch hier übertrafen die monatlichen EV-Einzelhandelsgeschäfte 2021 die Zahlen der entsprechenden Monate von 2020 um mindestens 50%.

Die Daten zeigen, dass China der größte EV-Markt der Welt ist. Im Jahr 2021 verkaufte es 3,4 Millionen Einheiten. Das war mehr als die Summe aus dem Rest der Welt im Jahr 2020. Um dorthin zu gelangen, hatte es den Umsatz dieses Jahres fast verdreifacht.

China steht seit einiger Zeit an der Spitze der Einführung von Elektrofahrzeugen. Seit 2015 hatte es die schnellsten jährlichen Steigerungen in diesem Bereich. Der EV-Markt ist auf dem besten Weg, das von der Regierung gesetzte Ziel eines Anteils von 20% an der jährlichen Kraftfahrzeugproduktion bis 2025 zu erreichen.

 

 

 

Heidelberg Pharma und Huadong geben strategische Partnerschaft mit Kapitalbeteiligung bekannt

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Die Heidelberg Pharma AG (FWB: HPHA) und Huadong Medicine Co., Ltd., Hangzhou, China, (SZ 000963; Huadong) gaben heute bekannt, dass die Unternehmen mit der Unterzeichnung einer exklusiven Lizenzvereinbarung sowie einer Investitionsvereinbarung eine strategische Partnerschaft eingegangen sind. Die Vereinbarungen wurden von hundertprozentigen Tochtergesellschaften von Huadong, einem der führenden pharmazeutischen Unternehmen in China mit Schwerpunkt auf Onkologie und ADC-Forschung, Entwicklung und Vermarktung abgeschlossen.

Heidelberg Pharma gewährt Huadong eine exklusive Lizenz für die Entwicklung und Kommerzialisierung von HDP-101 (ein BCMA -Antikörper-Amanitin-Konjugat) und HDP-103 in Asien, zusätzlich exklusive Optionen auf zwei weitere Portfoliokandidaten, mit einem Gesamtwert von bis zu 930 Mio. USD (825 Mio. EUR).

Huadong beteiligt sich auch an einer Bezugsrechtsemission und übernimmt Anteile des derzeitigen Aktienbesitzes von bestehenden Aktionären, einschließlich der Hauptaktionärin dievini, in Höhe von insgesamt 105 Mio. EUR. Demnach wird Huadong zweitgrößter Aktionär; dievini bleibt Hauptaktionärin.

Heidelberg Pharma gewährt Entwicklungs- und Vermarktungsrechte

Huadong beabsichtigt zudem eine Kapitalbeteiligung an Heidelberg Pharma in Höhe von 105 Mio. EUR, was 35 % der vorhandenen Aktien nach Vollzug der Transaktion entspricht. Die Beteiligung setzt sich aus einer Kapitalerhöhung mit Bezugsrechtsemission und einer Aktienübertragung zusammen.

Heidelberg Pharma gewährt Huadong exklusive Entwicklungs- und Vermarktungsrechte für die ATAC(R)-Kandidaten HDP-101 (BCMA-ATAC) sowie HDP-103 (PSMA-ATAC) für Asien1 und hat im Rahmen des Vertrags Anspruch auf eine Vorabzahlung in Höhe von 20 Mio. USD (17,5 Mio. EUR) und Meilensteinzahlungen von bis zu 449 Mio. USD (400 Mio. EUR), sowie gestaffelte Umsatzbeteiligungen im einstelligen bis niedrigen zweistelligen Prozentbereich für jeden Kandidaten.

Contargo North France beschleunigt Lieferkette aus und nach China

perspective view of containers at containers yard with forklift and truck

Seit über einem Jahr treffen an dem französischen Terminal Container aus China ein, die über die neue Seidenstraße per Bahn in Duisburg ankommen und dann mit dem Binnenschiff nach Valenciennes gelangen. Dank eines eigenen Zollagers kann Contargo dort auch gleich die Zollformalitäten abwickeln. Nun bietet das Unternehmen auch Exporte nach China ab Valenciennes an.

Neue Seidenstraße

Das von Contargo betriebene Escaut Valenciennes Terminal, das sich am Kai von Bruay-sur-l’Escaut/Saint-Saulve in der Nähe von Valenciennes befindet, ist einer der neueren Akteure auf der Seidenstraße zwischen China und Europa. Seit etwas mehr als einem Jahr bietet Contargo dort eine alternative Route, die Eisenbahn und Binnenschifffahrt kombiniert. Die Container erreichen Nordfrankreich nach einem Bahn-Binnenschiff-Umschlag am Duisburg Intermodal Terminal. Ab sofort können französische Verlader ihre Container auch über Valenciennes nach China transportieren lassen.

Der Transport der Container auf dem Landweg ist eine ernstzunehmende Konkurrenz für den Seeweg, da sie nur halb so lange wie auf dem Seeweg unterwegs sind, was infolge der gestörten internationalen Lieferketten auf dem Seeweg noch schwerer wiegt. Innerhalb von weniger als 20 Tagen erreichen die Container aus China Valenciennes. Dort kann Contargo North France dank seines vom französischen Zoll zugelassenen Zolllagers gleich alle Zollformalitäten für den Endkunden in Frankreich übernehmen. Die Container sind somit innerhalb weniger Stunden nach ihrer Entladung verzollt und verfügbar.

 

 

3.Investment-Dialog: Herausforderungen und Chancen im China-Geschäft 2022

Am 23.02.2022 fand das dritte Online-Event der Veranstaltungsreihe „Investment-Dialog“ ab, dieses Mal mit dem Titel: „Herausforderungen und Chancen im China-Geschäft 2022.“

In vier Vorträgen erfahrener China-Experten von DLA Piper, Ernst & Young, OCO Global und dem selbstständigen Aufsichtsrat, Günter Frölich, wurden die aktuellen Ereignisse um das China-Geschäft 2022 beleuchtet und ein Blick auf die zukünftige Entwicklung geworfen. Georg von Stein, Redaktionsleiter der Investment Plattform China/Deutschland, führte die rund 100 Zuschauer durch das Programm.

China-Geschäft unter neuer Regierung

Den Auftakt der Veranstaltung machte Dr. Nils Krause. Der Partner bei DLA Piper gab in seiner Präsentation einen Überblick über die bilateralen Handels-und Investitionsbeziehung zwischen China und Deutschland. Dabei ging Krause auf die bisherige sowie die zukünftige Position der Parteien in der neuen Koalitionsregierung gegenüber China ein und besprach zudem welche Auswirkungen aktuelle globale Ereignisse auf die Beziehung zwischen den Ländern haben kann. „China ist ein sehr selbstbewusstes Land und hält es auch aus, wenn man es ein wenig in die Mangel nimmt.“

Finden Sie hier einen Artikel von Dr. Krause und Dan Li zum Thema „EU-China CAI: Hoffnungsträger der bilateralen M&A-Praxis.

Chinesische Greenfield Investments

Im Anschluss analysierte Yi Sun, Partner und Leader Greater China Business Service Europe West bei Ernst & Young, die chinesischen Auslandsinvestitionen seit Pandemie-Beginn. So zeige der kurzfristige Trend, dass Auslandsaktivitäten von chinesischen Unternehmen seit 2020 aufgrund der rigorosen Reise-Beschränkungen signifikant verlangsamt wurden. Auf lange Sicht jedoch, meinte Sun, dass „going abroad“ weiterhin ein Fokus für Enterprises innerhalb Chinas bleibe. Sun ergänzte, dass in den vergangenen Monaten eine Entwicklung in Richtung vermehrter Greenfield-Investitionen zu erkennen war. „Wir beraten derzeit viele E-Autohersteller und Batterie-Produzenten aus China, die in Europa ihr Geschäft aufziehen wollen.“

Vorhersagen sind schwierig

Aus Unternehmensperspektive schilderte Günter Frölich, aktuell Aufsichtsrat und ehemaliger CEO der Tristone Flowtech Group seine Erfahrungen zu verschiedenen M&A-Transaktionen innerhalb Chinas. Frölich, der in der Vergangenheit auch einen Geschäftsbereich bei der Continental AG geleitet hat, zufolge ist der Erfolg einer M&A-Transaktion wesentlich geprägt durch sorgfältige Due Diligence im Vorfeld der Kaufvertragsunterzeichnung und im Post Closing durch die Integration des Targets in die Käufergruppe. Passend dazu zitierte Frölich den dänischen Physiker Nils Bohr: „Vorhersagen sind schwierig, insbesondere über die Zukunft.“

Investitionstrends ausländischer Unternehmen in China

Den Abschluss der Vortragsreihe machte Dr. Joachim Arnold, Chief Operation Officer und Head of OCO Germany, mit einer Präsentation über die Investitionstrends ausländischer Unternehmen in China anhand einer Fallstudie aus Deutschland. Während der absolute Anteil von Greenfield-Investitionen nach China zwischen 2010 und 2021 gesunken ist, nahm prozentual der Anteil der europäischen FDI-Projekte innerhalb der Volksrepublik zu. Als Hauptmotiv für das Wachstum nannte Arnold die zunehmende Signifikanz der Markt-und Kundennähe für ausländische Unternehmen. „China ist ein riesiger, eigenständiger Markt, der nicht nur wegen seinen Technologie-und Produktinnovationen, sondern auch Business-Model-Innovationen interessant bleibt für Unternehmen.“

In der anschließenden Diskussionsrunde beantworteten die Referenten Fragen aus dem Publikum bezüglich der Lösung von Interessenkonflikten zwischen deutschen und chinesischen Firmen, Greenfield-Investments in Deutschland und gaben zu Abschluss einen persönlichen Ausblick für das laufende Geschäftsjahr.

Nach schwachen ersten Quartal stehen in China die Zeichen auf Wachstum

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Die Union Bancaire Privée (UBP) erwartet, dass es schon bald durch geld- und fiskalpolitische Stimuli zu einer wirtschaftlichen Trendwende in China kommt, die Aktien Auftrieb verleiht. „Auf dem Parteikongress im März dürfte die chinesische Führung ein Wachstumsziel von mindestens 5,0 % verkünden. Nach dem Rückgang des Wirtschaftswachstums auf voraussichtlich 3,0 % im ersten Quartal 2022 erfordert eine Beschleunigung auf 5,0 % eine deutlich andere Gangart“, schreibt Carlos Casanova, Senior Economist für Asien bei UBP, in einem aktuellen Marktkommentar.

Aufgrund der Anti-Covid-Maßnahmen habe sich Chinas Wirtschaftswachstum deutlich verlangsamt. Davon betroffen seien der von Reisebeschränkungen gebeutelte Dienstleistungssektor, die Konsumnachfrage und auch die Industrieproduktion. „Die drakonischen Anti-Covid-Maßnahmen haben ihren Preis. Auch wenn die Zahlen des Nationalen Statistikbüros für Januar und Februar wegen des chinesischen Neujahrsfests erst im März veröffentlicht werden, deuten alle Kurzfrist-Indikatoren auf ein schwaches erstes Quartal“, sagt UBP-Experte Casanova.

Nachdem die Chinesische Zentralbank ihre Position offiziell von „zyklus-übergreifenden Anpassungen“ auf „antizyklische Stützung“ umgeschwenkt hat, ist dem Experten zufolge noch im ersten Quartal mit weiteren geldpolitischen Lockerungsmaßnahmen zu rechnen. Darüber hinaus rechnet er noch Anfang März vor Beginn des Parteikongresses mit der Bekanntgabe fiskalpolitischer Maßnahmen, die auf Infrastrukturinvestitionen abzielen.

Vor diesem Hintergrund sieht die UBP ab dem zweiten Quartal ein positives Umfeld für chinesische Aktien. Zum einen seien die Bewertungen im Vergleich zu globalen Aktien wieder attraktiver. Daneben dürften Geld- und Fiskalpolitik den Aktienmarkt stützen, zumal in anderen Teilen der Welt, die Liquidität zurückgefahren werde. Es sei auch kaum noch mit schärferen Regulierungsmaßnahmen zu rechnen. Diese seien außerdem von den Märkten weitgehend eingepreist. Casanova rechnet auch nicht mit Lockerungen im Häusermarkt: „Rund 60 % des Privatvermögens in China entfallen auf Immobilien und der Ansatz, den Druck aus dem Markt zu nehmen, dürfte dazu führen, dass Vermögen von Immobilien in Festlandaktien umgeschichtet werden.“

Allerdings gebe es weiterhin Risiken, die von der „Zero-Covid“-Strategie des Landes und den Spannungen mit den USA herrühren und zu erhöhter Volatilität führen könnten.

Die Weichen werden gestellt

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Bildnachweis: Tomasz Warszewski – stock.adobe.com.

Dieser Artikel ist die aktualisierte Version des Artikels „Die Weichen werden gestellt“ aus Januar 2022 und ist auch im Investment Guide 2022 enthalten.

In 2020 exportierte Deutschland einen Warenwert von etwa 97 Mrd. EUR nach China und China von etwa 116,5 Mrd. EUR nach Deutschland. Die Exporte laufen, bei den Direktinvestitionen zeigt sich die Situation weniger positiv. Auch wenn sich 2020 laut Institut der deutschen Wirtschaft Köln 23 chinesische Beteiligungen in Deutschland auf einen Wert um die 9 Mrd. EUR kumulierten, liegt der „offizielle“ Wert von sieben bekannten Transaktionen doch lediglich bei 707 Mio. EUR. Gleichzeitig finden deutsche Unternehmen in China ein von Optimismus für das kommende Jahr geprägtes Umfeld mit starkem Bekenntnis zum lokalen Markt vor, so das Ergebnis der Geschäftsklimaumfrage der AHK China in 2021. Dafür, welche Ausrichtung die deutsch-chinesischen Investitionsaktivitäten in 2022 einnehmen werden, sind einige weitere Einflussfaktoren zu beleuchten. VON GEORG VON STEIN

Was waren abgesehen von Corona die größten Veränderungen in den letzten beiden Jahren
mit Blick auf die Investments zwischen China und Deutschland?

Mathias H. Müller, Partner und Leiter der China Practice München, Rödl & Partner
Als Erstes zu nennen ist das viele Jahre verhandelte, kurz vor Weihnachten 2020  unterzeichnete Comprehensive Agreement on Investment mit China (CAI). Fragen des Marktzugangs, des Arbeitnehmerschutzes sowie des Technologietransfers- und -schutzes
waren plötzlich geklärt. Gleichzeitig schloss China das Freihandelsabkommen RCEP mit Australien, Japan, Südkorea und ASEAN-Staaten ab, aber ohne die USA und Indien. Mit der Wahl von Joe Biden kamen aber auch aus den USA positive Signale. Dennoch wurde 2021 nicht das erhoffte gute Investmentjahr. Dafür gibt es mehrere Gründe: Erstens erschweren die seit 2020 rigorosen Einreisebestimmungen der VR China noch immer die dortigen Neuinvestitionen. Zweitens wurden Mahnungen an China lauter und traten auch durch das im Juni 2021 verabschiedete deutsche Lieferkettengesetz, das auch die Menschenrechtssituation im Blick hat, in den Vordergrund. VW musste sich gar wegen seiner Fabrik in Xinjiang verteidigen. Investitionen von Chinesen in die Bundesrepublik wurden zudem durch Devisenkontrollen aufseiten Chinas behindert und durch die EU-Screening-Verordnung bzw. die deutsche Investitionskontrolle nach dem Außenwirtschaftsgesetz erschwert. Unter all diesen Faktoren leiden Handelsbeziehungen
und Investitionsumfeld.

Mirko Wormuth, Manager, China Digital Leaders Fund                                            Neben Covid haben die Politik – und drei Themen im Besonderen – das Investmentgeschehen beeinflusst: erstens der 14. Fünfjahresplan vom März 2021, zweitens das 100-jährige Bestehen der Kommunistischen Partei (KP) im Juli 2021 und drittens der Regulatory Crackdown der chinesischen Technologieunternehmen insbesondere im Segment der digitalen Ökonomie. Man kann fast behaupten, die Partei hat 2021 nahezu eine Regulationslawine losgetreten, in deren Folge Techunternehmen in ihren Geschäftsbereichen massiv erschüttert wurden, ihre Börsenbewertungen ins fast Bodenlose sanken. Mit den Antimonopolbestrebungen will die KP die Macht von Internetgiganten wie Alibaba, Tencent, Baidu, Meituan aufbrechen und Missstände etwa bei der Preisgestaltung, Umgang mit den Plattformteilnehmern sowie bei Akquisitionen von kleineren Wettbewerbern beseitigen, um Händler und Verbraucher zu schützen. Andererseits haben Alibaba oder Tencent Sonderfonds von bis zu 100 Mrd. RMB für Transferleistungen in Richtung ärmerer Menschen und benachteiligter Regionen aufgelegt. Die Common Prosperity spielt für Xi Jinping eine große Rolle. Für die Wirtschaft wird auch das Thema Daten relevant. China schaut sehr genau, wer Zugang zu welchen Daten aus der Volksrepublik hat und sie wie nutzt. So hat der Fahrdienstleister DiDi sein Delisting von der New Yorker Börse initiiert, da er mit hochwichtigen Daten operiert, auf die der US-Regulierer – so die Sorge – zugreifen könnte. China will in puncto Daten einen Strategievorteil gegenüber den USA aufbauen. 2022 werden wir vermehrt die Umsetzung des People Personal Information Protection Law, des Cyber Security Law und des Data Security Law sehen. Schließlich sehe ich noch sektorspezifische Veränderungen wie z.B. in der Bildung. Hier hat der Staat Unternehmen mit Profitabsicht vom schulpflichtigen Bereich nahezu ausgeschlossen und will kostengünstigere Bildungsangebote ermöglichen.

Dr. Dominic Köstner, LL.M. Rechtsanwalt und Partner, GvW Graf von Westphalen
Das Investitionsumfeld der letzten beiden Jahre war sehr ambivalent. Der Elefant im Raum ist hier natürlich die Corona-Pandemie. Die seither bestehenden äußerst strikten Einreisebeschränkungen in die Volksrepublik China machen Neuansiedlungen bzw. direkte Unternehmenszukäufe extrem schwierig. Gleichzeitig haben die Unterbrechungen internationaler Lieferketten sowie der Nachfrageboom im chinesischen Markt, der vonseiten der Produzenten aus dem Ausland nur teilweise befriedigt werden konnte, die Notwendigkeit eigener Produktionskapazitäten in China für den chinesischen Markt nochmals unterstrichen. Im Zuge des Erlasses überarbeiteter Negativlisten haben wir zugleich in dieser Zeit einen weiteren Abbau zentraler Investitionsbeschränkungen gesehen, etwa im Bereich der Automobilindustrie und (zumindest auf dem Papier) im Finanzsektor. Dem steht ein zunehmend komplexes regulatorisches Umfeld mit sich daraus ergebenden höheren Compliance- und Organisationskosten gegenüber. Hinzu kommen
eine sich auch unter der neuen USRegierung fortsetzende Systemrivalität sowie eine zunehmende Politisierung der Wirtschaft, die multinationale Unternehmen zusehends in einen Spagat zwischen den Ansprüchen und Befindlichkeiten der beiden größten Volkswirtschaften der Welt zwingt.

Dr. Christian Haug, Partner und Deutschlandgeschäftsführer, Startup Factory China
Die COVID-Situation hat zunächst einmal deutlich gemacht, wie wenig Resilienz deutsche Firmen besitzen, die den chinesischen Markt rein über Exporte aus Deutschland heraus bedienen. Die Schwäche zeigt sich derzeit, wenn Servicetechniker zu Reparaturen und
Inbetriebnahmen nicht mehr einreisen können, aber auch, wenn Vertrieb überwiegend aus den Mutterhäusern und ohne direkten Kontakt zum Kunden gemacht wurde. Der Aufbau von stärkeren Strukturen und lokaler Expertise in China wird Investments des deutschen Mittelstands treiben, wenn man erfolgreich bleiben will. Eine weitere, langfristigere Veränderung ist das nun in Kraft getretene Handelsabkommen RCEP im asiatisch-pazifischen Raum, durch das die größte Freihandelszone der Welt entsteht, mit 2,2 Mrd. Bewohnern und 30% des globalen BIP. Der aktuell noch etwas unter dem Radar laufende Zugang zu diesen Märkten wird eine zunehmend wichtige strategische Rolle für produzierende Unternehmen und für Investoren spielen. China bietet dafür mit seiner entwickelten Industriestruktur beste Startbedingungen. In einer Sinolytics-Umfrage gaben 40% der deutschen und Schweizer Maschinenbauer an, künftig vermehrt aus China heraus ausländische Märkte zu beliefern.

Welche Faktoren werden nächstes Jahr für die Investments zwischen China und Deutschland bestimmend sein?

Mathias H. Müller
Von Reisebeschränkungen abgesehen ist die Pandemie kein Hindernis mehr. Ich glaube, die bestimmenden Faktoren sind die politischen Spannungen zwischen den USA und der VR China, aber auch zwischen Russland und der Ukraine. Eine Zuspitzung des Ukraine-Konflikt und die damit einhergehenden Sanktionen könnten dazu führen, dass China für Russland der „Preferred Supplier“ für Technologien wird, oder auch dazu, dass China vermehrt Rohstoffe aus Russland ordert, insbesondere Gas und Öl, was Rohstoffpreise erheblich verteuern und deutsche Produzenten benachteiligen würde. Ein – nur diplomatischer – Boykott der Olympischen Spiele in Peking dürfte zur weiteren nicht wünschenswerten Polarisierung führen, mit ggf. negativen Auswirkungen auf Lieferketten und Handel. Gutes Supply Chain Management liefert deshalb über 2022 hinaus Schlüssel zum Erfolg.

Mirko Wormuth                                                                                                         Im Abschlussbericht der Central Economic Work Conference 2021 kamen Worte wie Stabilität 25-mal vor – denn der Aufschwung nach Corona ist erlahmt, die PBOC spricht von „downward pressure“, Preise für Waren des täglichen Bedarfs sind in die Höhe geschnellt, die Binnennachfrage ist zu gering und der chinesische Immobiliensektor erlebt eine große Krise. Die Politik wird also viele Stimulus- und Steuerpakete schnüren. Der Fokus liegt dabei auf Technologiethemen wie Advanced Manufacturing oder Green Energy und hier insbesondere auf mittelständischen Unternehmen. Gleichzeitig haben Unternehmen an den Börsen in Shenzhen und Shanghai sowie KMU aus dem CSI 1000 oder dem ChiNext ein hervorragendes Jahr hingelegt, mit Wertsteigerungen von bis zu 25%. Zusätzlich wird der Staat 2022 die Binnennachfrage ankurbeln. Die ersten Zinssenkungen seitens der PBOC gab es bereits. Die Ausgangsbedingungen für deutsche Unternehmen sind für 2022 also gut, ihre Produkte und Technologien werden in China gefragt bleiben. Die politischen Rahmenbedingungen haben sich aber geändert und China wird den deutschen Managern vor Ort viel mehr Fingerspitzengefühl als zuvor abverlangen.

Dr. Dominic Köstner, LL.M.
Wir werden in Bezug auf Investments in China wohl auch 2022 eine Fortsetzung der Trends der beiden vergangenen Jahre sehen. Einer Zunahme beim Ausbau vorhandener Produktions- und Vertriebskapazitäten vor allem größerer ausländischer Investoren wird ein weiterer Rückgang von Greenfield-Investments (jedenfalls außerhalb einiger Hochtechnologiebereiche) gegenüberstehen. Ein attraktiver und sich während der Pandemie als äußerst robust erweisender Binnenmarkt sowie der Trend zu einer stärkeren Lokalisierung der Wertschöpfungsketten sind die Treiber für die Investitionsaktivitäten von bereits in China ansässigen, ausländisch investierten Unternehmen. Demgegenüber werden u.a. drei Themen die Hürden für ausländische Investoren, die bislang über keine (nennenswerte) Präsenz im chinesischen Markt verfügen, weiter hochhalten: die voraussichtlich im Jahr 2022 anhaltenden Einreisebeschränkungen nach China, ein immer komplexeres regulatorisches Umfeld sowie ein insgesamt schwieriges politisches und gesellschaftliches Klima. Diese Faktoren werden vor allem mittelständische Unternehmen von Markteintritt oder -expansion zunehmend abhalten.

Dr. Christian Haug
Wir befassen uns vor allem mit den Investments deutscher produzierender Mittelständler in China. Aufgrund der Covid-bedingten Reisebeschränkungen sind für sie persönliche Treffen und Besuche zwischen China und Deutschland nahezu unmöglich. Entsprechend wird die Entwicklung bei diesem Thema das Investitionstempo deutscher Firmen in China bestimmen. Abgesehen davon wird derzeit viel in die Erweiterung bestehender Organisationen und Fertigungen investiert, nachdem sich die Wirtschaft in China sehr schnell erholt hat und deutsche Niederlassungen oft gute Ergebnisse erzielt haben. So erwarten chinesische Niederlassungen deutscher Maschinen und Anlagenbauer gemäß einer VDMA Befragung nach einem schwierigen 2020 ein Umsatzwachstum von 17% für 2021, während Exporte aus Deutschland heraus rückläufig sind. Weitaus schwieriger ist die Lage für Firmen, die bisher nicht mit eigener Firma vor Ort sind. Hier sind die Investitionsentscheidungen stark verzögert. Gleiches gilt übrigens auch für chinesische Unternehmen, die in Deutschland starten und investieren wollen.

In welchen Branchen und Bereichen werden wir Ihrer Meinung nach im kommenden Jahr die meiste Aktivität bei den Investments zwischen China und Deutschland sehen?

Mathias H. Müller
Mit etwas Geschick kann die neue Bundesregierung die erneuerbaren Energien wieder zum Exportschlager werden lassen – umso mehr, weil man auch in China ESG-Investitionen tätigen will. Die zweite Entwicklung ist Chinas Dual-Circulation-Doktrin und die damit verbundene lokal eigenständigere Produktion der VR China. Deutsche KMU sollten deshalb unter Umständen flexible Produktionslinien parallel in China/Europa und der nordamerikanischen Wirtschaftszone aufbauen bzw. bestehende Produktionen flexibler gestalten. Maschinenbauer und Fabrikausrüster sollten daher vor Ort in China sein, da sie aktuell nicht per Touristenvisum eingeflogen werden können. Zuletzt ein Trend, der sich mehr und mehr abzeichnet: Langjährige chinesische/Joint-Venture-Vertriebspartner versuchen, ihre Geschäftsverbindungen möglichst gewinnbringend zu realisieren, d.h., sie bieten ihre Kundenstämme zum Kauf an. Deshalb muss die zukünftige Präsenz in China strategisch betrachtet werden und frühzeitig begonnen werden, die eigene Organisation entsprechend zu gestalten.

Mirko Wormuth                                                                                                      China will sich für innovative Produkte weiter öffnen. Von strategischer Wichtigkeit sind Advanced Manufacturing, Hard Tech, 5G, KI. Massive staatliche Investitionen erfolgen gerade ins Thema Quantum Computing, und bei Halbleitern will man Autarkie sowohl bei Design wie auch bei der Fertigung herstellen. Dann der Bereich Lehre, Forschung und Bildung, wo ein Trend zum deutschen Modell besteht. Trotz über zehn Millionen Uniabsolventen jedes Jahr in China gibt es fast keine guten Berufsausbildungsgänge. In dem Bereich schaut man nach dem deutschen Modell. Und After-School-Tutoring-Fimen sollen sich nun auf Berufsausbildung fokussieren; ihr Geschäft ist ihnen wie geschildert komplett entzogen worden. Die Bildungsoffensive soll auch Chinas Bewegung weg von Monopolisten zu viel mehr innovativen Marktteilnehmern gerade auch im Mittelstand stärken.

Dr. Dominic Köstner, LL.M.
China wird den bereits eingeschlagenen Weg hin zu technologischer Selbstständigkeit und möglichst weitgehender Autarkie konsequent weitergehen. Der 14. Fünfjahresplan sieht in diesem Zusammenhang die Förderung ausländischer Investitionen in einer Reihe von Schlüsseltechnologien etwa beim Aufbau von F&E-Zentren und High-End-Produktionsstätten vor. Ausländische Investoren werden daher z.B. in den Bereichen Halbleiter und Chips, Robotik, KI und Umwelttechnologien in China gute Investitionsbedingungen vorfinden. Zudem dürften wir allgemein im Maschinenbau und in der Automobilindustrie eine weitere Zunahme der Lokalisierungsbemühungen durch Aufbau bzw. Erweiterung von Produktionskapazitäten sehen. Die Anzahl der Unternehmenskäufe chinesischer Unternehmen in Deutschland wird sich dagegen wohl bis auf Weiteres kaum erholen.

Dr. Christian Haug
China hat in seinem neuen 14. Fünfjahresplan einmal mehr klare strategische Ziele definiert, die die Investitionstätigkeit mitbestimmen werden. Denn in den zu bespielenden Feldern werden sich auch weiterhin große Geschäftschancen für deutsche Firmen in China auftun. Auch die M&A Tätigkeiten von chinesischen Firmen werden sich an den Fokusthemen orientieren. Da ist als erstes zu nennen die Transformation der Produktion hin zu mehr Digitalisierung, Automatisierung, auch unter dem demografischen Druck zurückgehender arbeitender Bevölkerung. Weitere Zielbranchen in denen auch deutsche Firmen eine starke Position haben sind Medizintechnik und Biotechnologie. Schließlich  entfalten auch die im Fünfjahresplan genannten neuen Fokusbranchen viel Potential zur Zusammenarbeit, darunter die Umwelttechnologie, erneuerbare Energien, Energiespeichertechnik und neue Materialien. Kurz gesagt: China und Deutschland stehen beide vor großen Transformationsschritten, die sie in Zusammenarbeit besser meistern werden.

Grenzüberschreitender Datentransfer von China ins Ausland

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China schlägt ein neues Kapitel im Bereich Datenschutz auf und zeigt der Welt seine Entschlossenheit für einen besseren Datenschutz durch zahlreiche Gesetze und deren Umsetzungsmaßnahmen im Jahr 2021. Die Unternehmen müssen nun mit einer strengeren Regulierungsaufsicht rechnen. VON Christoph Schmitt und Biying Dong

Dies ist ein Beitrag aus unserem Investment Guide 2022

2021 könnte als Datenschutzjahr in Chinas Geschichte eingehen. Mit der Veröffentlichung zweier wichtiger Gesetze und mehr als zehn damit zusammenhängender Ausführungsbestimmungen wurde für den Datenschutz ein klarerer Rechts- und Regulierungsrahmen geschaffen. Der grenzüberschreitende Datentransfer rückt dabei als zentrales Thema in den Fokus.

Neuer Rechtsrahmen geschaffen

Den aktuell gültigen Rechtsrahmen für grenzüberschreitenden Datentransfer bestimmen das „Cybersecurity Law“ von 2017 und die 2021 in Kraft getretenen „Data Security Law“ und „Personal Information Protection Law“. Diese Gesetze sehen erstmals ein grundlegendes Sicherungssystem für wichtige und personenbezogene Daten vor, auch wenn noch vielerlei Fragen offenbleiben. Wie bei fast allen chinesischen Gesetzen sind viele Anforderungen sehr allgemein gehalten und dienen lediglich als Rahmen für die Regulierungstätigkeit verschiedener Stellen. Ein vollständiges Bild erlangt man erst über weitere, konkretisierende Ausführungsbestimmungen. Zu den Ausführungsbestimmungen zählt der von der Cyberspace Administration of China (CAC) veröffentlichte Gesetzentwurf „Measures for Data Export Security Assessment (Draft for Comments)“, der für die Datenübermittlung ins Ausland als spezielles Regelwerk mit Bestimmungen gilt. Mit ihm werden die drei übergeordneten Gesetze konsolidiert und in mehrfacher Hinsicht ergänzt.

Definition grenzüberschreitenden Datentransfers

Gemäß §2 des Entwurfs liegt ein grenzüberschreitender Datentransfer vor, wenn sich der Empfänger der Daten außerhalb Chinas befindet, wofür die folgenden Konstellationen infrage kommen:

  1. Die Daten werden vom Datenverarbeiter direkt ins Ausland transferiert.
  2. Die Daten sind innerhalb Chinas gespeichert, Datenempfänger im Ausland haben aber Zugriff auf die Daten.
  3. In China tätige Unternehmen verarbeiten Daten (z.B. von Kunden, Mitarbeitern, Bewerbern) auf Servern externer Dienstleister und die Server befinden sich außerhalb Chinas.

Ob sich aus Geschäftstätigkeiten ein grenzüberschreitender Datentransfer ergibt bzw. ob die folgenden Anforderungen auf Unternehmen anwendbar sind, ist anhand dieser Konstellationen zu prüfen.

Zweistufiges System für die Bewertung

Für den Auslandsdatentransfer wird ein zweistufiges Sicherheitssystem eingeführt, bestehend aus der Selbstbewertung der Datenverarbeiter und der Sicherheitsbewertung der zuständigen Behörden.

Bewertung durch die Unternehmen selbst

Alle Datenverarbeiter, die Daten außerhalb Chinas bereitstellen, müssen sich vor der Datenübermittlung einer Selbstbewertung unterziehen. Im Entwurf stehen sechs Aspekte der Selbstbewertung im Mittelpunkt, so u.a.:

  • Rechtmäßigkeit, Notwendigkeit und Sicherheit des Datentransfers,
  • Zweck der zu exportierenden Daten,
  • Methode der Datenübermittlung,
  • Pflichten der Datenempfänger und deren Sicherheits- und Abhilfemaßnahmen,
  • Verträge zwischen Datenverarbeitern und Datenempfängern sowie
  • Datenschutzniveau des Landes, in dem sich die Datenempfänger befinden.

Neben der Selbstbewertung kann auch eine von der CAC genehmigte Sicherheitsbewertung erforderlich werden.

Erforderliche Sicherheitsbewertung

Eine derartige Sicherheitsbewertung ist durchzuführen, wenn einer der folgenden Umstände zutrifft:

  1. Die vom Betreiber kritischer Informationsinfrastrukturen gesammelten und generierten Daten sind wichtige und/oder personenbezogene Daten.
  2. Die zu exportierenden Daten enthalten wichtige Daten.
  3. Datenverarbeiter, die mehr als eine Million personenbezogene Daten verarbeiten, übermitteln die Daten ins Ausland.
  4. Die Informationen betreffen bei personenbezogenen Daten mehr als 100.000 Personen und bei sensiblen personenbezogenen Daten mehr als 10.000 Personen.
  5. Andere Umstände, in denen nach den Vorschriften der CAC eine Sicherheitsbewertung erforderlich ist.

Zur Einstufung wichtiger Daten gab es bislang keine rechtsverbindliche Definition. Im September 2021 hat China dann einen Entwurf über die Leitlinien zur Identifizierung wichtiger Daten veröffentlicht. Wichtig sind demzufolge Daten, deren Missbrauch die nationale Sicherheit gefährdet oder die das öffentliche Interesse betreffen. Die Identifizierungsmethoden und -merkmale wichtiger Daten werden im Entwurf sehr detailliert vorgestellt.

Datenlokalisierung

Neben der Selbst- und Sicherheitsbewertung könnte für Unternehmen die Pflicht zur Datenlokalisierung bestehen. Gemäß §40 des „Personal Information Protection Law“ sind Betreiber kritischer Informationsinfrastrukturen und Verarbeiter, deren Datenverarbeitung bestimmte Schwellenwerte überschreitet, verpflichtet, die personenbezogenen Daten innerhalb Chinas zu speichern. Den hier unklar definierten Schwellwert hat der Entwurf konkretisiert (siehe oben Punkte c und d).

Handlungsempfehlungen und Fazit

Beim grenzüberschreitenden Datentransfer kann eine Pflichtverletzung bei der Einhaltung der Regularien beim Datenexport empfindliche Bußgelder nach sich ziehen. Ein schwerwiegender Verstoß kann gar die Aussetzung oder Einstellung des Geschäftsbetriebs bedeuten. Daher sind Vorbereitungsmaßnahmen zu empfehlen:

  1. Um Datenströme rund um Erhebung, Verarbeitung, Übermittlung und Anwendung der Daten zu dokumentieren und kontrollieren zu können, sollte ein ausgefeiltes Datenmanagement eingerichtet werden. Die ausführliche Dokumentation datenschutzrechtlich relevanter Prozesse und Handlungen oder die Durchführung eines Data Mapping können dazu beitragen, die aktuelle Datensicherheitslage zu veranschaulichen.
  2. Unternehmen sollten ausreichende Sicherheitsmaßnahmen ergreifen. Dazu zählt ein Notfallplan mit Präventionsmaßnahmen, um im Falle von Datenschutzpannen gut vorbereitet und schnell reagieren zu können.
  3. Unternehmen wird dringend geraten, die weitere Entwicklung der Gesetzgebung zu verfolgen und sich umfassend mit den geltenden Vorschriften auseinanderzusetzen, um Maßnahmen und Vertragsgestaltungen darauf abstellen zu können. Dies gilt besonders für Branchen unter spezieller Beobachtung, wie die Automobilindustrie, das Finanzwesen sowie die Gesundheits- und Pharmabranche.

Die weiteren Entwürfe und unterstützenden Ausführungsmaßnahmen werden 2022 noch mehr Klarheit für die grenzüberschreitenden Datentransferaktivitäten bringen.

Quelle: China Academy for Information and Communications Technology

„Chinesische Finanzinvestoren in Deutschland – eine Bestandsaufnahme“

(c)sezerozger - stock.adobe.com
(c)sezerozger - stock.adobe.com

Vor Corona haben chinesische Private-Equity-(PE-)Investoren bzw. PE-Investoren mit Chinafokus im deutschen Transaktionsmarkt eine zunehmende Rolle gespielt. 2020 und 2021 waren die Aktivitäten dann viel verhaltener, was neben der Pandemie andere Ursachen hat. Aber ist diese Entwicklung für 2022 und darüber hinaus wegweisend? Von Moritz Freiherr Schenck und Fabian Walisch

Dies ist ein Beitrag aus unserem Investment Guide 2022

Entfaltung des chinesischen PE-Sektors in den letzten Jahren

In den ersten Jahren der vergangenen Dekade wurden in China überwiegend Venture-Capital-(VC-)Fonds aufgelegt, deren Anzahl und Wert kontinuierlich stieg. Ab 2015 kam es mit zunehmender Reife des lokalen Markts auch zu einem sprunghaften Anstieg der Fundraising-Aktivitäten von knapp 300 aufgelegten Fonds anno 2014 auf knapp über 400 im Jahr 2015. 2016 stieg die Anzahl der neu aufgelegten Fonds gar auf nahe 500. Diese Fundraising-Rally wurde aber nach 2018 durch eine neue Regulatorik in China stark ausgebremst und hat 2021 aufgrund der Corona-Pandemie mit einem Volumen von 89 Mrd. USD einen vorläufigen Tiefpunkt gefunden – verglichen mit den 117 Mrd. USD von 2014. Insbesondere First-Time-Fonds haben es in China zunehmend schwer, signifikante Geldbeträge einzusammeln. Diese Entwicklung führt mittlerweile zu der höheren Durchschnittsgröße der Fonds von 360 Mio. USD. Derartige Fondsgrößen werden im Wesentlichen von etablierten PE-Spielern wie CITIC, Hillhouse Capital oder PAG Asia aufgelegt.

2020 eingesammelte Gelder wurden dabei zu knapp 50% in Unternehmen aus vier chinesischen Metropolregionen investiert: Peking, Shanghai, Guangzhou und Shenzhen. Dennoch geht der Trend der letzten Jahre in Richtung der breiteren regionalen Streuung, da der Anteil der vier Regionen an den Transaktionen abnimmt. Große Transaktionen werden allerdings immer noch eher in den „Big-Four-Regionen“ getätigt.

Unter den Sektoren, die chinesische PE-Investoren bevorzugen, lassen sich klare Favoriten ausmachen: Der Medizinsektor, vor allem Pharma, führt die Beliebtheitsskala aktuell an. Gestiegen sind auch die Investitionen in die Halbleiterindustrie – von 2019 auf 2020 wuchs ihre Zahl von 275 auf 403. Die Zeit, in der ein neu gegründetes Chipunternehmen Geld für den Bau einer Chipfabrik einsammelt, liegt derzeit im Schnitt bei einem Jahr und vier Monaten. Die Industriestrategie der chinesischen Regierung kombiniert mit einer starken Weltmarktnachfrage nach Halbleitern entfacht die hohe Investitionsdynamik. Weitere Fokussektoren finden sich in der High-End-Fertigung und der künstlichen Intelligenz. Im KI-Sektor nahmen die Transaktionen von 2018 bis 2020 allerdings stark ab – von 648 auf 338. Ursächlich dafür ist u.a. eine neu eingeführte Regulatorik, die die Attraktivität für den PE-Sektor im Allgemeinen mindert und insbesondere die Exitmöglichkeiten über ausländische Kapitalmärkte beschränkt.

Investitionen außerhalb Chinas spielen in der chinesischen PE-Industrie allerdings nach wie vor eine untergeordnete Rolle – schließlich bietet der Heimatmarkt mehr als ausreichend Investitionsmöglichkeiten. Dennoch ist selbst der im Verhältnis zum gesamten PE-Markt überschaubare Anteil an Auslandsaktivitäten von PE-Fonds aufgrund der absoluten Größen nicht zu unterschätzen. Für PE-Fonds bieten Investitionen außerhalb Chinas die Möglichkeit, die Chinakompetenzen in Equity Stories einzubringen und in Sektoren zu investieren, die im Heimatmarkt deutlich stärker reguliert und damit weniger attraktiv sind, also insbesondere im Tech-/Digitalbereich. Gleichzeitig eröffnen sie eine breitere Auswahl an Exitmöglichkeiten, gerade am Kapitalmarkt.

Transaktionsaktivitäten chinesischer Investoren in Deutschland

Die Zahl der M&A-Transaktionen chinesischer Investoren in Deutschland ist zwischen 2016 und 2018 um knapp 40% gefallen. Seit 2019 steigt sie wieder allmählich, sodass das Transaktionsvolumen 2021 nur noch 25% unter dem Niveau von 2016 liegt. Dieses Wachstum ist vor allem auf Transaktionen im VC-Umfeld zurückzuführen. Im Vergleich zu nur einer einzigen VC-Transaktion anno 2016 haben sie vor allem 2021 mit insgesamt elf Transaktionen sprunghaft zugenommen, angeführt von den Beteiligungen von Tencent an Clark, Gorillas, N26, Scalable Capital sowie der PIPE-Transaktion im Zuge der SPAC von Lilium. Ohne die VC-Transaktionen liegt die Transaktionsanzahl 2021 aber fast 50% unter dem Niveau von 2016. Insbesondere die Aktivität von PE-Fonds hat in Deutschland signifikant nachgelassen. Verglichen mit sechs Transaktionen anno 2016 und sogar zehn im Jahr 2017 waren es 2021 lediglich noch drei. Bei den Zielbranchen haben vor allem der Automobil- und der Industriesektor über die Jahre an Relevanz für PE-Fonds verloren. Der Konsumgütersektor hingegen erfährt seit 2019 größeres Interesse.

Nachlassende Aktivitäten

Prozentual noch stärker verringert als die Zahl der PE-Transaktionen hat sich jene der Transaktionen chinesischer Unternehmen mit Staatsbeteiligung (von 17 im Jahr 2016 auf fünf anno 2021). Auch die Aktivität von Unternehmen in privater Hand hat spürbar nachgelassen (von 20 im Jahr 2016 auf 14 anno 2021).

 

Bei den Transaktionswerten zeichnet sich ein ähnliches Bild ab. So betrug der Wert der veröffentlichten Transaktionen aller chinesischer Investoren in Deutschland 13,7 Mrd. EUR im Jahr 2016 und 10,7 Mrd. EUR 2017. 2020 erreichte er – auch coronabedingt – mit knapp unter 1,2 Mrd. EUR einen Tiefpunkt. Eine leichte Erholung lässt sich 2021 mit 4,6 Mrd. EUR erkennen. Sie wird allerdings fast ausschließlich durch VC-Transaktionen im Wert von 4,0 Mrd. EUR getragen, was ca. 86% des Werts aller Transaktionen im Jahr 2021 entspricht. Allein die Series-C-Finanzierung von Gorillas sowie die Series E von N26 erreichten je einen Wert von ca. 800 Mio. EUR. Neben Tencent unterstützten weitere globale Investoren beide Finanzierungsrunden, sodass eigentlich nur ein Bruchteil der Beträge anrechenbar ist. Aktiv im VC-Bereich ist auch Hillhouse Capital, das sich 2019, 2020 und 2021 an Finanzierungsrunden von Agile Robots beteiligt hat und auch an der Series-A+-Finanzierung von GritWorld 2019 sowie der Series-D-Finanzierung von Omio bzw. GoEuro 2018. Im Jahr 2021 waren nun einige andere Investoren in Deutschland aktiv:

  • Wuxi VC sowie CMBC Capital bei GritWorld
  • Geely bei Volocopter
  • CreditEase bei wefox
  • Skynet Trading bei holoride
  • DST Global und MSA Capital zusammen mit Tencent bei Finanzierungsrunden von Gorillas
  • Sequoia Capital China, Xiaomi und Foxconn zusammen mit Hillhouse Capital bei der Series-C-Finanzierung von Agile Robots 2021

Während 2016 mit knapp 2,1 Mrd. EUR für PE-Fonds zum Rekordjahr avancierte, wurden 2021 für gerade einmal drei PE-Transaktionen in Deutschland weniger als 200 Mio. EUR investiert, darunter in die Beteiligung von Kwanyan Investment aus Hongkong an der Hawema Werkzeugschleifmaschinen GmbH. Den größten Rückgang beim Transaktionswert verzeichnen allerdings SOEs (Unternehmen in Staatsbesitz): von 2,6 Mrd. EUR im Jahr 2016 auf ca. 30 Mio. EUR im Jahr 2021, gefolgt von POEs (Unternehmen in Privatbesitz) mit einem Rückgang von 8,9 Mrd. EUR auf ca. 0,5 Mrd. EUR.

Cluster chinesischer Finanzinvestoren in Deutschland

Wie im Schaubild zu erkennen, lassen sich verschiedene Cluster chinesischer bzw. chinafokussierender Finanzinvestoren ausmachen, die in Deutschland entweder bereits aktiv waren oder künftig Fuß fassen wollen. Im klassischen PE-Bereich (Gruppe eins bis vier) mit einem Wert von lediglich 34 Transaktionen in den letzten sechs Jahren waren vor allem Investoren aus der Gruppe eins und zwei aktiv. So hat sich Cathay Capital 2019 an medifa beteiligt und 2021 eine Rekapitalisierung zusammen mit Partnern durchgeführt (siehe Steckbrief I), um das internationale Wachstum insbesondere auch in China voranzutreiben. 2020 hat das PE-Haus zudem eine Series-B-Finanzierung des medizinischen Jobportals Medwing als Lead-Investor unterstützt, 2018 den Metallverarbeiter E. Winkemann und 2016 WST Präzisionstechnik, Hersteller von Fräs- und Drehteilen, erworben, um das Asiengeschäft auszubauen. AGIC Capital sowie Guoxin International haben 2016 ChemChina dabei unterstützt, den Hersteller von Kunststoffverarbeitungsmaschinen KraussMaffei von Onex zu kaufen. Für AGIC Capital war es die erste Transaktion in Deutschland.

Aus der Gruppe zwei hat CITIC sich 2017 zweimal beteiligt: am Dienstleister für die Automobilindustrie Formel D zusammen mit 3i, am Offshore-Windpark OWP Butendiek zusammen mit Itochu. Bei Formel D diente die Beteiligung als Co-Investor vor allem der Risikodiversifikation des Hauptinvestors 3i, aber auch dem weiteren Wachstum in China. Bei OWP Butendiek ging es um den Zugang zu Know-how deutscher Windparktechnologie. Ein anderes Ziel verfolgte Fosun 2021 mit dem Kauf des Bankhauses Lampe durch das Portfoliounternehmen Bankhaus Hauck & Aufhäuser: Die Fusion beider Banken soll die Position in Deutschland und international stärken (siehe Steckbrief II). Bereits 2020 hatte der Mischkonzern Fosun Tom Tailor erworben, um die Marke in China zu vertreiben, und 2019 die FFT Produktionssysteme, um Zugang zu Fertigungslösungen zu bekommen, die u.a. durch andere Portfoliounternehmen von Fosun genutzt werden können. Ebenfalls 2019 erwarb Fosun weitere Anteile am Hamburger Fintechunternehmen Naga Group, um das Geschäft in Südostasien auszubauen. Ebenso hat China Renaissance Capital Investment zusammen mit Estun Automation 2019 die Carl Cloos Schweißtechnik gekauft und sich mit der Zhengzhou Coal Mining Machinery Group 2018 an SEG Automotive beteiligt. Die Partner sind in beiden Fällen in Sachen internationale Zukäufe unerfahrene chinesische Strategen. Sie sollen unterstützen, um das Geschäft des erworbenen Unternehmens in China auszubauen und in bestehende Strukturen zu integrieren.

Schließlich gibt es noch Finanzinvestoren, die einzelne Transaktionen in Deutschland durchgeführt haben. So hat sich Mandarin Capital (Gruppe eins) 2020 80% der Anteile an KLAPP Cosmetics gesichert, um u.a. Potenziale beim Zugang zum chinesischen Markt zu heben. Hillhouse Capital (Gruppen zwei und fünf) hat 2016 H. von Gimborn aus dem Bereich Heimtierprodukte gekauft, um mit Portfoliounternehmen aus dem Bereich Tierfutter den chinesischen Markt zu bedienen. Dies passt auch zur Strategie von Hillhouse Capital, das 18 Mrd. USD anno 2021 für drei neue Fonds für Buy-out, Growth Equity und VC aufgenommen hat. Neben Hillhouse Capital war im VC-Umfeld in den letzten Jahren vor allem Tencent (Gruppe fünf) umtriebig. Seine weltweiten Start-up-Beteiligungen sollen einen Wert von über 250 Mrd. USD erreicht haben und künftig weiter ausgebaut werden.

FAZIT

Die M&A-Aktivitäten von chinesischen PE-Fonds, wie auch von SOEs und POEs, im deutschen Markt haben in den letzten Jahren abgenommen. Dieser Trend ist weniger von Restriktionen im Außenwirtschaftsgesetz getrieben, sondern weitaus mehr der Corona-Situation, der damit verbundenen Unsicherheit und den Reisebeschränkungen geschuldet. Zugenommen haben andererseits die VC-Investitionen chinesischer Investoren in Deutschland. Ihre Transaktionen unterstreichen die Attraktivität des deutschen Markts bei Digitalisierungsthemen und zeigen die Verschiebung des Fokus weg von klassischen Investitionsfeldern wie dem Automobil- und dem Industriesektor. Neben der Attraktivität digitaler Geschäftsmodelle dürfte für chinesische Investoren eine Rolle spielen, dass das regulatorische Umfeld sowie die Exitmöglichkeiten in diesen Fällen außerhalb Chinas flexibler und attraktiver als im Heimatmarkt sind. Nach den Bremswirkungen der Corona-Pandemie erwarten wir für die Zukunft nun wieder eine Zunahme der Aktivitäten. Nicht nur bietet die deutsche Wirtschaft attraktive Unternehmen und Geschäftsmodelle für chinesische PE-Investoren, sondern auch die Möglichkeit, in einem stabilem Wirtschafts- und Kapitalmarktumfeld zu investieren.

 

ACG finanziert Volocopter-Flugtaxiflotte für 1 Milliarde USD 

VoloPort atop urban building with VoloCity and VoloConnect

Das deutsche Flugtaxi-Unternehmen Volocopter und die Aviation Capital Group LLC (ACG) haben eine Vereinbarung für Finanzierungslösungen getroffen. Damit soll der Verkauf von Volocopter-Fluggeräten in Höhe von bis zu 1 Milliarde USD (870 Millionen EUR) unterstützt werden. 

Leasing über Finanzierungsmodelle ermöglichen

Die Vereinbarung hat zum Ziel, Kunden von Volocopter das Leasing der Fluggeräte über Finanzierungsmodelle zu ermöglichen. Mit der Auslieferung soll nach der Zulassung durch Behörden wie der Agentur der Europäischen Union für Flugsicherheit (EASA) oder der Federal Aviation Administration (FAA) begonnen werden. „Dieser Vertrag wird es uns ermöglichen, unmittelbar nach der Zulassung mit dem kommerziellen Betrieb durchzustarten“,  so Florian Reuter, Chief Executive Officer von Volocopter.

Weltweite Mischung aus strategischen und Finanzinvestoren

Die Partnerschaft mit Aviation Capital Group (ACG) baut auf der bestehenden Partnerschaft zwischen Volocopter und der Muttergesellschaft von ACG – Tokyo Century – auf, einem frühen Investor von Volocopter. Die Gesellschafterstruktur bildet insgesamt eine weltweite Mischung aus strategischen und Finanzinvestoren ab. Im September 2019 führte der chinesische Automobil- und Motorradhersteller Geely aus Hangzhou eine Finanzierungsrunde an, die Volocopter 50 Millionen EUR an privaten Investitionen für Volocopter einbrachte.

Die Transaktion zwischen ACG und Volocopter steht noch unter dem Vorbehalt weiterer Verhandlungen und der Unterzeichnung einer endgültigen Vereinbarung sowie der üblichen Abschlussbedingungen.

 

 

Chinas Märkte reif für Neuausrichtung – Vier Gründe

Bildquelle: Fotolia; © xtock

Zweifellos war 2021 ein volatiles Jahr für asiatische Aktien und Schwellenländer im Allgemeinen. Bedenken in Bezug auf die Omikron-Variante, pandemiebedingte Lieferstörungen und das Durchgreifen der Behörden in China addierten sich zu einem Cocktail aus Herausforderungen, der die Anleger verunsicherte. Vier Gründe sprechen dafür, dass die Märkte reif für eine Neuausrichtung sind.

1. Chancen bei den wichtigsten asiatischen Aktienthemen

Asiatischen Aktien bieten sich Chancen bei drei gemeinsamen Themen: der vom Konsum getragenen Binnennachfrage, der anhaltenden Digitalisierung / digitalen Innovation und dem Übergang zur Kohlenstoffneutralität. Das sind langfristige Trends, die von Zeit zu Zeit von kurzfristigen Themen gestört werden könnten – zum Beispiel von Regulierungen, neuen Covid-19-Varianten, die vorübergehend Kontaktbeschränkungen erfordern, und geopolitischen Spannungen. Diese langfristigen Trends sollten sich jedoch auf Sicht von mehreren Jahren durchsetzen.

2. Das Wachstum des Onlinemarketings in China

Chinas digitaler Marketingsektor geriet zwar 2021 unter Druck, erscheint aber langfristig aufgrund neuer Trends wie Live-Streaming und der Förderung der Digitalwirtschaft durch die Regierung vielversprechend. Nach Angaben von PWC entfielen im Jahr 2020 75 Prozent des Gesamtvolumens der Werbebudgets in China auf digitale Medien, gegenüber 60 Prozent im weltweiten Durchschnitt. Gründe dafür sind der starke Konsum digitaler Medien durch chinesische Erwachsene und die gestiegene Marktdurchdringung des Online-Detailhandels.

3. E-Commerce-Boom in der Region ASEAN

Voraussichtlich tragen Quarantäne und die pandemiebedingten Reisebeschränkungen in Teilen der Region ASEAN dazu bei, dass Konsumenten weiterhin online einkaufen. Bain & Company schätzt die Wirtschaftsleistung der Digitalwirtschaft der Region ASEAN auf USD 363 Milliarden im Jahr 2025 und USD 1 Billionen im Jahr 2030. Covid-19 beschleunigte die Digitalisierung, und die Branche bleibt nicht nur in China, sondern in ganz Asien auf Wachstumskurs.

4. Metaversum

Das Metaversum bedeutet inzwischen mehr als nur die aktuellen VR-Headsets oder AR-Brillen (VR: virtuelle Realität; AR: erweiterte [augmented] Realität) und bietet Chancen für Anleger in Bezug auf die eingesetzte Technologie, die ein besseres immersives Erlebnis ermöglichen soll. Diese Technologie könnte in den Bereichen Sensorik, Anzeigetechnik oder künstliche Intelligenz angesiedelt sein.