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Besser starten als warten

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Mit „Weniger China wagen“ hat die GTAI kürzlich ihre SWOT-Analyse zu China überschrieben. Der Titel spiegelt wohl mehr die politische Stimmung und den Stand der öffentlichen Diskussion wider als die wirtschaftliche Realität. Trotz COVID-Lockdowns und Risiken ist Chinas Wirtschafts­entwicklung nämlich stabil. Die prognostizierten 4% Wirtschaftswachstum 2022 sind in absoluten Zahlen sogar mehr als die knapp 7% im Jahr 2017. Dabei setzt sich auch in der deutschen Politik langsam die Erkenntnis durch, dass die Entkoppelung von China für die deutsche Wirtschaft weder machbar noch sinnvoll ist. Zu viele Zukunftssektoren können rein praktisch betrachtet nur in wirtschaftlicher Kooperation bearbeitet werden. Damit werden sich 2023 vielerlei Chancen für Investitionen in und mit China eröffnen.

Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen sich gerade exportorientierte Unternehmen verstärkt mit einem Engagement in China und Asien auseinandersetzen, insbesondere wenn sie derzeit nur über Händlerstrukturen vor Ort agieren. Wurden die deutschen Unternehmen früher vor allem durch niedrige Lohnkosten motiviert, mit eigenen Niederlassungen nach China zu gehen, war es später der oft große, aber in jedem Fall wachsende Binnenmarkt für zumeist B2B-Produkte des deutschen Mittelstands.

Heute wird China zunehmend als Innovationsstandort gesehen – oder zumindest als Ideengeber für Produktwünsche anderer asiatischer Kunden und als Standort für die Bearbeitung des Weltmarkts. Man kann also seine Wettbewerbsfähigkeit im innovativen Umfeld Chinas sowie durch die Bearbeitung des wachsenden asiatischen Markts mit 2,3 Milliarden Einwohnern, die im Durchschnitt deutlich jünger als in der westlichen Welt sind, massiv stärken.

World Average of robot density more than doubles compared to six yeras ago; Quelle: World Robotics 2022, www.ifr.org

Bereits heute gibt es Branchen, in denen China weltweit hinsichtlich Produktionskapazität die Führungsrolle übernommen hat, immer öfter aber auch in technologischer Hinsicht.

Wachstumsmarkt Photovoltaik

Ein Beispiel ist die Photovoltaik-(PV-) Industrie (PV). Die EU-Kommission verfolgt das politische Ziel, die installierte PV-Leistung bis 2025 auf 300 GW auszubauen, bei derzeit <10 GW Produktionskapazität in der EU. Die Photovoltaik erlebt gegenwärtig ein rasantes Wachstum von +50% im dritten Quartal 2022 verglichen mit dem Vorjahreszeitraum (Export: +110%, 35 Mrd. USD, >100 GW).

Nach einer Analyse von Apricum planen 20 chinesische Firmen den Aufbau von PV-Fertigungskapazitäten von 380 GW innerhalb Chinas in den nächsten zwei Jahren. Der Vergleich zu dem vom EU-Kommissar Thierry Breton ausgegebenen Ziel eines Aufbaus von 20 GW PV-Fertigungskapazität bis 2025 in Europa zeigt die ­Dimension des chinesischen Vorsprungs, aber auch die Chancen für Anlagenbauer als Marktteilnehmer in China.

Deutschland hat schlicht verpasst, dort als Komplettsystemanbieter zu agieren, obwohl hier ein erheblicher Teil technologischer Vorarbeit in Europa geleistet wurde. Aus der Sicht mittelständischer Unternehmen mit Technologieführerschaft in Nischensegmenten, muss man in jedem Fall in China sein, um diese bedienen zu können sowohl mit lokaler Produktion als auch mit lokalem Service vor Ort.

Nehmen wir die Firma centrotherm, die 2018 ­eine Fertigung in China aufbaute. Sie ist mit ihrer Tochter in Kunshan ansässig. Vor Ort stellt man erfolgreich thermische Anlagen zur Solarmodulherstellung mitsamt Peripherie her und vertreibt sie sehr erfolgreich in China für ein oberes Marktsegment. Auf dieser Grundlage kann stetig im chinesischen Markt weiter expandiert werden.

Roboterindustrie zeigt Weg in die ­Zukunft

Eine weitere Branche unter hohem Augen­merk Beijings ist die Roboterindustrie. Hier hat China in der Roboterdichte 2021 noch einmal beachtlich zugelegt und liegt nach Angaben der International Federation of Robotik (IFR) nun bei 322 Robotern auf 10.000 Beschäftigte (2020: 246/10.000). Damit überholt China erstmals die USA in der Roboterdichte, die dort mit 274 Robotern auf 10.000 Beschäftigte angegeben wird (Deutschland: 397/10.000).

Für die Roboterherstellerindustrie stellt sich die Situation aber anders dar als bei Photovoltaik oder Wasserstofftechnik. Ausländische Hersteller wie ABB, FANUC oder Yaskawa beherrschen nach wie vor den Markt, während große chinesische Hersteller wie SIASUN, EFORT oder Estun relativ stabil mit circa 30% Marktanteil operieren.

Quelle: World Robotics 2022, Quelle: A new Centre of Gravity, RCEP and ist Trade Effects, UNCTAD, Dezember 2021

Übrigens sind die chinesischen ­Roboterhersteller bisher überwiegend auf dem Heimatmarkt aktiv mit Exportquoten unter10%. Nur vereinzelt agieren sie unter eigener Marke in Europa wie beispielsweise Estun, die seit 2017 mit einem R&D-Zentrum in Italien ansässig sind. Umgekehrt gilt für europäische Unternehmen: Wer nicht vor Ort ist, wird die Entwicklungen und Kundenanforderungen verschlafen, die derzeit im chinesischen Markt – nicht zuletzt – dank reduzierter Reglementierung – bei kollaborativen Robotern, dem Einsatz von künstlicher Intelligenz oder automatisierter optischer Erkennung forciert werden. Und bevor chinesische Unternehmen die westlichen Märkte intensiv zu bespielen beginnen – in manchen Zweigen des Maschinenbaus und bei der E-Mobilität ist dies bereits spürbar –, sollte man seinen Wettbewerb und dessen Technologien kennen!

Von China aus in den Weltmarkt

30% der Weltwirtschaftsleistung und der Weltbevölkerung sind in Japan, China, Südkorea, Australien und Neuseeland sowie den ASEAN-Mitgliedsstaaten zu Hause. Die Möglichkeiten, den asiatischen Markt aus China heraus zu bearbeiten, sind mit Inkrafttreten des asiatischen Handelsabkommens RCEP (ASEAN plus die fünf genannten Länder, ohne Indien) Anfang 2022 noch einmal deutlich gewachsen. Durch das Abkommen sinken die Zölle auf im RCEP-Raum (hauptsächlich) produzierte Waren und Güter nach Einschätzung der Vereinten Nationen (UNCTAD) um 92%!

Die UNCTAD erwartet eine Zunahme der Warenexporte innerhalb des RCEP-Raums um 42 Mrd. USD mit Zuwächsen für Japan, China, Südkorea und Australien, während die rein exportfokussierten Unternehmen aus der EU heraus mit -8,3 Mrd. USD die großen Verlierer sein werden. Insofern erscheint eine in Asien lokale Wertschöpfung unausweichlich, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Die GTAI hat in diesem Zusammenhang Beispiele erarbeitet, die die hohe Relevanz auch für deutsche Mittelständler und ihre Exportprodukte zeigen. Für den Import eines Verbrennungsmotors von Japan nach China muss beispielsweise kein Zoll entrichtet werden, wenn >40% der verarbeiteten Teile aus Japan kommen. Um diese 40% und damit den Zollfreistatus zu erreichen, macht es einen Unterschied, ob ein Zulieferteil (z.B. ein Kolben) aus einem Nicht-RCEP-Land wie Deutschland kommt oder innerhalb des RCEP-Raums produziert wurde – da die 40% auch kumuliert aus RCEP-Ländern stammen dürfen, um die Zollpräferenz in diesem Fall Japan zu erfüllen.

Die ­Ursprungslandquoten sind je nach Produkt unterschiedlich. Klar ist, dass ein Erreichen der erforderlichen Voraussetzungen für europäische Komponenten schwieriger wird , während Hersteller in Asien strategisch darauf achten werden, die Quoten sicher zu erfüllen.

China kommt dabei für die deutsche Industrie eine Schlüsselrolle zu, denn das Land bietet nach wie vor eine sehr gute Basis für die Erschließung asiatischer Märkte: Tiefe Zulieferketten, qualifizierte Arbeitnehmer, eine steigende, aber noch moderate Kostenstruktur, ein regulatorisch einheitlicher Binnenmarkt und oft bereits vorhandene Unternehmensstrukturen.

FAZIT

Um im asiatischen Markt und im Wettbewerb mit chinesischen Unternehmen zu bestehen, müssen viele mittelständische deutsche Unternehmen sich zukünftig in China Südostasien stärker engagieren. Das Risiko, sich dem Wettbewerb und der Innovationskraft nicht vor Ort zu stellen, wird man spätestens dann begreifen, wenn bislang noch weitgehend unbekannte asiatische Hersteller mit ihren Technologien nach ­Europa drängen. Die Versäumnisse im Aufbau der Batterietechnik, in der Südkorea und China inzwischen globale Technologieführer sind, sollten uns Lehre und Motivation genug sein. Im Jahr 2023 sollten Unternehmen die Weichen für ihre Zukunft stellen und intelligent mehr China wagen.

www.startupfactory-china.de

Bringt der Hase, was er verspricht?

Deutschland China CAI

In wenigen Tagen wird der Tiger vom Hasen davongejagt. Was so unglaublich klingt, geschieht in der Nacht zum 22. Januar: Das Jahr des Hasen löst das Jahr des Tigers ab.

Hasen sind, so heißt es, talentiert, umsichtig, ehrgeizig, auch elegant. Auf Eleganz lässt sich verzichten, wenn es gelingt, das neue Jahr mit Talent und Ehrgeiz zu gestalten, und umsichtig zu handeln.

Nach dem unerwarteten und abrupten U-Turn in der chinesischen Corona-Politik Anfang Dezember und der kompletten Wieder-Öffnung des Landes 30 Tage später ist die Zeit gekommen, erneut durchzustarten, anzuknüpfen an Altem, sich aber auch dem veränderten internationalen Umfeld zu stellen. Lieferketten müssen wieder funktionieren, der persönliche Austausch muss wichtiger als Video-Calls werden, um Unstimmigkeiten schneller aus dem Weg zu räumen und Gemeinsamkeiten zu finden. Dialog mit – und nicht übereinander – das sollte in den Mittelpunkt gerückt werden. Im Kleinen wie im Großen. Im alltäglichen Geschäft wie in der sogenannten „großen“ Politik. Vertrauen muss wiedergewonnen, Zuversicht gestärkt werden.

So sollten wir, in das Jahr des Hasen startend, zuallererst gegenseitige Schuldzuweisungen hintanstellen. Keinem hilft, den anderen zu belehren, was „wissenschaftlich begründet“ oder was „nicht angemessen“ ist. Dass die Pandemie noch nicht vorbei ist, auch wenn sie hier und da bereits als endemisch betrachtet wird, sollte allen klar sein. Es bleibt ein Vor und Zurück. Vorkehrungen zu treffen, damit wir nicht wieder im Jahr 2020 landen, ist nur zu selbstverständlich. Überall auf der Welt. Nachdem die Chinesen vergangenes Jahr fast täglich zum PCR-Test „getrieben“ wurden, dürfte es auch keine große Hürde sein, sich vor dem Besteigen eines Flugzeuges testen zu lassen, letzten Endes zur eigenen Sicherheit. Darüber lamentieren – wozu? Ab und an ist es besser, einmal zu schweigen.

Denn entscheidend ist, dass Geschäftsleute wieder zusammenkommen können, ob in China oder Europa. Entscheidend ist, gemeinsam Ideen zu entwickeln, um die Herausforderungen der Zeit zu lösen. Entscheidend ist auch, Strategien zu formulieren, die nicht darauf zielen, einen Konkurrenten auszuschalten. Es muss darum gehen, die Kraft des Wettbewerbs zu nutzen, um Stärken zu stärken, gemeinsam im gemeinsamen Interesse. Politische Entscheidungen, die einschränken, anstatt Kräfte zu entfesseln, schaden nicht nur der Wirtschaft, sondern gefährden auch den gesellschaftlichen Wohlstand. Sogenannte wertebasierte Wirtschafts- und Außenpolitik sollte immer auch berücksichtigen und akzeptieren, dass Werte anderswo anders betrachtet werden.

Globalisierung mag manchem als gescheitert erscheinen, in die Tage gekommen. Doch wer sich oder andere abkoppelt, manövriert sich nur ins Abseits. Die Globalisierung muss auf neue Füße gestellt werden, innovativer werden. Kein exklusiver Club, sondern ein Modell internationalen wirtschaftlichen Handelns, an dem jedes Land partizipiert – und profitiert.

Illusorisch wäre es zu glauben, nach drei Jahren Pandemie dort fortsetzen zu können, wo Ende 2019, Anfang 2020 vieles zum Stillstand gekommen ist. Nein, der Hase muss schon große Sprünge im neuen Jahr machen. Möge er aber nicht zu viele Haken schlagen –damit es ein gutes Jahr wird.

Peter Tichauer ist ausgewiesener China-Experte. Nachdem er mehr als 20 Jahre das Wirtschaftsmagazin ChinaContact aufgebaut und als Chefredakteur geleitet hat, ist er seit 2018 im Deutsch-Chinesischen Ökopark Qingdao (www.sgep-qd.de) für die Kommunikation mit Deutschland verantwortlich.

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Schon unsere brandneue Jahresausgabe ‚Anleihen 2022‘ (11. Jg., Erscheinungstermin Dez 2022) gesehen?

Die Ausgabe 3/2022 Biotechnologie 2022 der Plattform Life Sciences ist erschienen. Die Ausgabe kann bequem als e-Magazin oder pdf durchgeblättert oder heruntergeladen werden.

! Neu ! Investment Guide 2023 erschienen

Was aktuell im deutsch-chinesischen Investmentgeschehen wichtige Entwicklungen sind, dafür liefert Ihnen unser jährlicher Investment Guide 2023 mit vielen Experten-Beiträgen und -Analysen Antworten.

Hier können Sie ihn schon vorab als digitale Version erhalten, zum Chinese New Year Ende Januar erscheint er in einer nochmals erweiterten Version wie gewohnt als gedruckte Auflage.

Für 2023 zeigen sich am M&A-Horizont Signale für eine vermehrte chinesische Beteiligungsaktivität in Deutschland. Allen voran dürfte die Öffnung Chinas nach dem Lockdown (‚Null-Covid-Strategie‘) positiv wirken, aber auch das ungebrochene Interesse chinesischer Unternehmen an deutschen Targets in Branchen wie Industrie, Gesundheit oder Chemie.

Der Kauf eines Bereichs von ams-OSRAM durch Inventronics aus Hangzhou oder der Kauf der Krüger & Sohn GmbH durch die Sinoseal Holding sind nur zwei der Beispiele dafür aus diesem Jahr. Die M&A Aktivitäten deutscher Unternehmen in China hingegen erreichen gar trotz schwieriger politischer Stimmung gegenüber China nahezu Rekordniveau, allen voran sei die Milliardenbeteiligung von VW bei CARIAD Horizon Robotics genannt.

Was sind nun für das kommende Jahr die wichtigen Faktoren und Rahmenbedingungen im deutsch-chinesischen Investmentgeschehen? Den vertiefenden und hoffentlich erhellenden Blick dafür finden Sie im neuen Investment Guide 2023.

Aus dem Inhalt des Investment Guide 2023

US-Gesetzesvorhaben bedroht deutsche Chinainvestitionen
– Was für China als Standort spricht: Innovationen, Talentpool und Infrastruktur
Lieferketten China-Deutschland: Probleme, Trends, Chancen für Unternehmen und Investoren
Rechtstrends 2023 für Unternehmen, Investitionen und HR
– deutsch-chinesischer M&A Korridor – quo vadis?
– Herausforderungen für Investitionsvorhaben in China: Investoren bekommen Zollbefreiungen und Steuererleichterungen
– Interview „Der M&A-Markt hat bei chinesischen Investoren Nachholbedarf“
– Interview „Ich glaube an mehr chinesische Investitionen in Deutschland“
Joint Ventures als Königsweg für den Gang in den chinesischen Markt
– Unternehmen in China 2023 starten: von China aus in den Weltmarkt
Compliance Tools in China: Softwarelösungen und Hinweisgebersysteme
– wichtige Werkzeuge, die man im Chinageschäft kennen sollte
– Interview „Lokale Wertschöpfungsketten gewinnen in China an Bedeutung
Top-Five-Herausforderungen für die China-Asien-Expansion
Zahlungsverkehrslösungen zwischen China und Deutschland
Währungsabsicherung bringt Planungssicherheit bei Transaktionen
– Rückschritt nach vorne? Expertenumfrage zur Einschätzung der deutsch-chinesischen Investitionen 2023

! Link zum e-Magazin – bitte hier klicken !

Dieses und anderes mehr finden Sie in der aktuellen Ausgabe des Investment Guide 2023. Das e-Magazin zum interaktiven Durchblättern kann natürlich auch als pdf heruntergeladen werden – über Weiterleitungen des Links freuen wir uns genauso wie über Interaktionen in den üblichen Social-Media-Kanälen !

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Cross-Media-Empfehlungen:

Schon die brandneue Jahresausgabe ‚Anleihen 2022‘ (11. Jg., Erscheinungstermin Dez 2022) gesehen? – bequem als pdf zum Downloaden, teilen oder weiterleiten.

Die Ausgabe 3/2022 Biotechnologie 2022 der Plattform Life Sciences ist da. Die Ausgabe kann bequem als e-Magazin oder pdf durchgeblättert oder heruntergeladen werden.

Post M&A-Restructuring: Herausforderung für chinesische Investitionen

Symbolbild. Gavel und Geld.
Quelle: Adobe Stock © thodonal

Chinesische Investitionen in deutsche Unternehmen erfolgen für gewöhnlich durch den Erwerb von Geschäftsanteilen/Aktien und/oder Finanzierungen durch Ausreichung von Darlehen. Gerät die Zielgesellschaft in die Krise, gefährdet dies den Wert der Beteiligung und der Darlehensrückzahlungsansprüche, denn die Gesellschafterdarlehen sind typischerweise nachrangig. Neben dem Verlust des Investments können sich auch noch Haftungsfolgen für den chinesischen Investor sowie den chinesischen Geschäftsführer ergeben.

Verlust des Investments

Das deutsche Insolvenzrecht kennt als oberste Maxime die bestmögliche Gläubigerbefriedigung. Wenn einmal das Insolvenzverfahren eingeleitet worden ist, richtet sich die Entscheidung, ob das Unternehmen liquidiert oder fortgeführt wird oder die Assets des Unternehmens als Going Concern verkauft werden können, danach, welcher Weg für die bestmögliche Gläubigerbefriedigung der vorzugswürdige ist. In dieser Hinsicht sind besonders Situationen gefährlich, in denen der chinesische Investor Gesellschaftsanteile erwirbt und zugleich Gesellschafterdarlehen ausreicht. Im Insolvenzverfahren der deutschen Zielgesellschaft sind Gesellschafterdarlehen nachrangig: Sie werden erst bedient, wenn alle gesicherten und einfachen Insolvenzgläubiger vollständig befriedigt wurden.

Insolvenzanfechtungen von Rückzahlungen von Gesellschafterdarlehen

Darüber hinaus sind auch Zahlungen, die ein Gesellschafter aufgrund eines Gesellschafterdarlehens im Zeitraum von einem Jahr vor der Stellung des Insolvenzantrags erhalten hat, durch den Insolvenzverwalter anfechtbar und müssen in die Insolvenzmasse zurückgeführt werden. Noch weiter zurück reicht die Insolvenzanfechtung von Sicherheiten, die ein Gesellschafter für ein Gesellschafterdarlehen erhalten hat – hier beträgt die Anfechtungsfrist sogar zehn Jahre. Die konkrete Ausgestaltung des Ausreichens von Gesellschafterdarlehen sowie deren Rückzahlungen kann entscheidend sein, um die Haftungsfolgen zu minimieren. So kann es z.B. besser sein, wenn der Gesellschafter erst auf die Sicherheit verzichtet, bevor ein Darlehen zurückgezahlt wird.

Ein Gesellschafter muss auch stets zahlen, wenn er einem Dritten für dessen Darlehen eine Sicherheit gestellt hat – sei es durch Mithaftung, Bürgschaft, Sicherungsübereignung oder andere Personal- oder Realsicherheiten. Diese Haftung des Gesellschafters gilt im Ergebnis unabhängig davon, ob die Gesellschaft den Dritten im Zeitraum von einem Jahr vor dem Insolvenzantrag befriedigt hat oder ob die Gesellschaft dazu nicht mehr in der Lage war.

Vorsicht ist auch bei der Ausreichung von Darlehen und Sicherheiten durch konzernverbundene Unternehmen geboten, die nicht selbst direkt Gesellschafter sind, denn nicht nur der Gesellschafter selbst ist von den erwähnten Regelungen betroffen, sondern auch mit ihm horizontal oder vertikal verbundene Unternehmen.

Schuld bei der Beihilfe zur Insolvenzverschleppung

Ebenso birgt das ungeprüfte Ausreichen von (weiteren) Darlehen durch den chinesischen Investor in der Krise des deutschen Zielunternehmens nicht unerhebliche Risiken. Ein Darlehensgeber kann sich unter Umständen der Beihilfe zur Insolvenzverschleppung schuldig machen, wenn die Gesellschaft im Zeitpunkt der Darlehensvergabe insolvenzreif war, der Darlehensnehmer dies wusste oder sich leichtfertig der entsprechenden Erkenntnis verschloss und so das Hinausschieben des gebotenen Insolvenzantrags bewirkt oder geduldet wird. Vor diesem Hintergrund empfiehlt es sich für den chinesischen Investor, umfassende Informationen einzuholen und sorgfältige Dokumentationen anzufertigen, damit im späteren Streitfall die finanzielle Situation des Zielunternehmens sowie die Intentionen des chinesischen Gesellschafters nachvollziehbar und belegbar sind.

Haftung des Gesellschafters aus Patronatserklärungen

Einen Durchgriff auf das Vermögen des chinesischen Gesellschafters sieht das deutsche Recht bei Kapitalgesellschaften per se nicht vor. Eine Haftung des chinesischen Investors für Verbindlichkeiten des deutschen Zielunternehmens kann aber aus vertraglichen Regelungen resultieren, insbesondere aus Unternehmensverträgen und Patronatserklärungen. Gerade Letztere werden oftmals unüberlegt und weder in zeitlicher noch betragsmäßiger Begrenzung ausgereicht. Häufig werden sie auch „vergessen“ und nicht beseitigt, wenn die Gesellschaft sie eigentlich nicht mehr benötigt. Im Insolvenzfall sind sie für den chinesischen Investor besonders riskant, zumal eine Kündigung erstens zulässig sein muss und zweitens nur für die Zukunft Wirkung hat. Zu empfehlen ist daher, Patronatserklärungen z.B. nur für die Geltung jeweils eines Jahres und idealerweise der Höhe nach begrenzt auszureichen, damit stets neu und bewusst entschieden werden kann, ob und in welchem Umfang die deutsche Zielgesellschaft finanziell gestützt werden soll.

Herausforderungen für chinesische Geschäftsführer

Zusätzliche Risiken bestehen dann, wenn auch die Geschäftsführung durch den chinesischen Investor besetzt wird. Nach dem deutschen Insolvenzrecht obliegt der Geschäftsführung durchgängig die Pflicht zur Überprüfung einer etwaigen Insolvenzantragspflicht. In der Krise und späteren Insolvenz kann dabei häufig eine Art Generalverdacht bestehen, dass die Geschäftsführung nur oberflächlich und fehlerhaft durchgeführt worden ist, wenn der Geschäftsführer seinen Sitz im Ausland hat und typischerweise nicht immer vor Ort am Sitz der Gesellschaft tätig ist. Es können sich persönliche Haftungsrisiken ergeben, insbesondere wegen Insolvenzverschleppung, Zahlungen ab Eintritt der Insolvenzreife, Nichtabführen von Sozialversicherungsbeiträgen und Steuern sowie Eingehungsbetrugs, wenn klar ist, dass das Unternehmen einen Vertrag durchzuführen nicht mehr imstande sein wird. Eine Inanspruchnahme von – auch ausländischen – Geschäftsführern scheuen die Insolvenzverwalter nicht. D&O-Versicherungen bieten hierbei ebenfalls keinen umfassenden Schutz.

Dabei trifft die persönliche Pflicht zur Insolvenzantragsstellung (so denn eine solche zu bejahen ist) jeden einzelnen Geschäftsführer oder Vorstand, unabhängig von statutarischen Vertretungsregelungen, internen Geschäftsverteilungsplänen oder Ressortverantwortlichkeiten. Nötigenfalls muss der einzelne Geschäftsführer oder Vorstand den Insolvenzantrag allein stellen; weder ist eine Zustimmung des Gesellschafters dabei erforderlich noch befreit eine Gesellschafterweisung vom Befolgen der Antragspflicht.

Gerade einem chinesischen Geschäftsführer, der vielleicht nicht dauerhaft vor Ort ist, fällt die Überwachung der Insolvenzantragspflichten aber oftmals schwer. Zum Teil liegt die Schwierigkeit an mangelnder Kenntnis der tatsächlichen Finanzlage der Zielgesellschaft – schließlich überlässt der chinesische Investor häufig der deutschen Geschäftsführung einen wesentlichen Teil des täglichen Managements nach der Transaktion. Zudem sind einem chinesischen Geschäftsführer solche Überwachungspflichten zur Vermeidung der Insolvenz häufig auch unbekannt. Ihnen fehlt darüber hinaus meistens auch die entsprechende Erfahrung, wie ein entsprechender Insolvenztest technisch umzusetzen ist. Die aus der Pflichtverletzung resultierende Haftung kennen sie regelmäßig nicht.

Halbleiterindustrie: China und Indien setzen zum Überholen an

computer chips over digital background with china flag. vector illustration

Die Halbleiterindustrie wächst rasant, getrieben von der steigenden Nachfrage nach Elektronik und Fortschritten in KI und maschinellem Lernen: Indien und China blinken auf die Überholspur.

Eine Zusammenfassung des aktuellen Kommentars von Marcus Weyerer, CFA, Senior ETF Investment Strategist, EMEA Franklin Templeton ETFs

Der globale Halbleitermarkt wurde 2022 auf 573,44 Mrd. USD geschätzt und könnte bis 2029 um 12% jährlich auf 1,38 Bio. USD anwachsen.

Indien strebt nach einer Spitzenposition

Indien plant, innerhalb von fünf Jahren zu den fünf größten Chipherstellern der Welt zu gehören. Die Regierung fördert dies durch das Production-Linked Incentive-Programm, das Investitionen anzieht. So hat die Tata Group in Zusammenarbeit mit Taiwans Powerchip Semiconductor Manufacturing Corporation ein Joint Venture für eine 28-Nanometer-Produktionsanlage angekündigt.

Indien: wird Indiens Halbleiterindustrie zur Druckmaschine?!
Indien: wird Indiens Halbleiterindustrie zur Druckmaschine?!

Mit einem Investitionsvolumen von 11 Mrd. USD sollen über 20.000 Arbeitsplätze entstehen. Die Produktion fokussiert sich auf energieeffiziente Prozessoren, die in Smartphones, Fernsehern und Wearables eingesetzt werden. 2024 war Indien der zweitgrößte Mobiltelefonhersteller weltweit und deckte 97% seiner Nachfrage. Zudem verfolgt ein Großteil der indischen Unternehmen bereits KI-Projekte und zählt damit zu den globalen Vorreitern.

Chinas Aufholjagd in der Halbleiterproduktion

Auch China verzeichnet große Fortschritte in der Halbleiterindustrie. Nach den US-Exportbeschränkungen für moderne Chips und Ausrüstung im Jahr 2022 steigerte China die Importe von Lithographieanlagen um 450%. 2023 kamen bereits 14% der für die Chipproduktion benötigten Maschinen aus China selbst, was einer Verfünffachung in fünf Jahren entspricht. Trotz Sanktionen stellte Huawei in Zusammenarbeit mit SMIC den 7-Nanometer-Chip Kirin 9000S vor. Dieser Erfolg wurde mit Tief-Ultraviolett-Lithographie (DUV) erzielt, einer weniger präzisen Technologie als die EUV-Systeme von ASML. Chinas Produktionskosten sind hierdurch um 40%-50% höher, und die Effizienz ist geringer.

TrendForce berichtete 2024, dass China möglicherweise bereits in die Massenproduktion von 5-Nanometer-Chips eingestiegen ist, was wirtschaftlich zwar weniger effizient, aber technologisch bemerkenswert ist. Darüber hinaus entwickelt China innovative Technologien außerhalb der traditionellen Chipfertigung. So präsentierten Forscher der Tsinghua University Ende 2023 den ACCEL, einen rein analogen KI-Chip, der Lichtsignale nutzt und bis zu 3.000-mal schneller sein könnte als herkömmliche Modelle wie der A100 von NVIDIA. Diese Technologie könnte in der Bilderkennung, Sprachverarbeitung und im autonomen Fahren eingesetzt werden, auch wenn sie noch in der Experimentierphase ist.

Indien und China zeigen, dass die Halbleiterindustrie trotz technologischer Hürden und geopolitischer Herausforderungen dynamisch wächst und weiterhin von innovativen Ansätzen profitiert.

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Ausgabe 3/2023
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Die Kaufprämie ist es nicht

Vor allem eine Bemerkung bleibt hängen: China verteile eine Kaufprämie für den Erwerb von Fahrzeugen mit alternativen Antrieben. Von Peter Tichauer

Dieser Tage strahlte die Tagesschau einen Beitrag zum Absatz von Elektroautos in China aus. Die Schlussbemerkung bleibt vor allem im Gedächtnis hängen: China verteile eine Kaufprämie für den Erwerb von Fahrzeugen mit alternativen Antrieben. Ausländische Hersteller hätten da keine Chance. Eine Halbwahrheit.

Richtig ist: Auch zwei Jahre nach dem Ende der Corona-Pandemie stottert Chinas Konsum noch immer. Seiner gewünschten Rolle als Triebkraft für das Wachstum wird er nicht gerecht. Die Konsumenten halten sich angesichts eines merklich schwieriger werdenden wirtschaftlichen Umfeldes zurück. Dem will die Regierung begegnen. Mit Kaufprämien.

Alt gegen Neu wird monetär belohnt. Nicht nur bei Autos, egal ob mit Elektroantrieb oder Verbrennungsmotor, sondern auch bei Konsumgütern, Haushaltselektronik in erster Linie. Falsch ist aber, dass suggeriert wird, nur einheimische Hersteller profitierten davon. Ob das neue Auto ein Geely ist oder ein Volkswagen, spielt keine Rolle. Entscheidend ist, einen alten Wagen gegen einen neuen zu tauschen. Mehr nicht. Gerade uns Deutschen sollte dies nicht unbekannt sein, wurden doch die Autobauer in Zeiten der globalen Finanzkrise vom Staat kräftig unterstützt. Abwrackprämie hieß das 2008, als Beitrag für den Umweltschutz deklariert.

Fahrzeuge mit alternativen Antrieben werden in China in der Tat immer populärer. Wer sich heutzutage – aus den unterschiedlichsten Gründen – für einen Verbrenner entscheidet, muss sich unter Freunden und Bekannten zuweilen harten Fragen stellen. Ich spreche aus Erfahrung. Laut Chinesischer Vereinigung der Autohersteller CAAM wurden in den ersten sieben Monaten 5,226 Mio. Elektroautos verkauft. Das sind knapp 40% aller verkauften Pkw. Im Vergleich zum selben Zeitraum des Vorjahres lag das Plus bei 34%.

Kaufprämie? Es gibt auch andere gute Argumente.
Kaufprämie? Es gibt auch andere gute Argumente.

Ein entscheidender Grund für diese Entwicklung dürfte sein, dass es in immer mehr Megametropolen schwieriger wird, Fahrzeuge mit traditionellem Motor zuzulassen – im Interesse der Umwelt. Gleichzeitig wird die Ladeinfrastruktur flächendeckend ausgebaut, wozu unter anderem auch Entwicklungen gehören, die es erlauben, Batterien an bestimmten Punkten auszutauschen, anstatt auf das Laden zu warten. Dem Argument zu geringer Reichweite wird damit die Luft aus den Segeln genommen.

In dem Tagesschau-Beitrag wurde dies ebenso erwähnt wie die technischen Raffinessen, mit denen chinesische Hersteller dem ‚Spieltrieb‘ der Autofahrer im Lande entgegenkommen. Ganz nebenbei ist vieles weniger Spielerei, denn Tool für mehr Sicherheit beim Fahren, wenn etwa bestimmte Befehle per Voice-Kommunikation erteilt werden, anstatt durch Kurbeln oder Drücken den Fahrer abzulenken. Diese Eigenschaften sind längst nicht nur den Elektrofahrzeugen made in China vorbehalten.

Am Ende ist letzteres der springende Punkt, der Chinas Autobauern derzeit einen Vorteil bietet. Patriotismus hin oder her, wer immer hört, ich stamme aus Deutschland, lobt deutsche Technologie, schwärmt von deutschen Autos. Hätten Volkswagen & Co. die Entwicklung nicht verschlafen und eher den Trend erkannt, der chinesische Verbraucher mehr anspricht als deutsche, sie könnten in Chinas Konzert der E-Mobilität vielleicht nicht die erste Geige, aber doch eine wichtige Partitur spielen. Der Zug ist längst noch nicht abgefahren. Aufzuspringen ist immer noch möglich. Am besten in Kooperation mit chinesischen Partnern.

Fotos: @PT

China zwischen Deflation und Preiswachstum

Die Aufmerksamkeit richtet sich zunehmend auf China und die dortige Preisdynamik, nachdem in den USA die Berichtssaison fast durch ist. Von Jean-Paul van Oudheusden, eToro*

Während die Inflation in den USA und Europa in den letzten Jahren verteufelt wurde, kämpft China derzeit mit dem Gegenteil: einer zu niedrigen Inflation. Im Juni betrug die Inflationsrate nur 0,2% im Jahresvergleich. Zudem verzeichnete China in den letzten beiden Monaten sogar eine Deflation im Monatsvergleich, also sinkende Preise. Schwache Konsumausgaben und der angeschlagene Immobilienmarkt bremsen die wirtschaftliche Erholung des Landes.

Vor zwei Wochen überraschte die People’s Bank of China (PBoC) mit einer unerwarteten Zinssenkung, um das Wachstum anzukurbeln. Die gute Nachricht ist, dass die Deflationsrisiken nachlassen sollten.

China muss Gas gebenEin weiterer Härtetest steht bevor: Am 15. August veröffentlicht Alibaba seine Quartalszahlen, die Aktionärsversammlung findet am 22. August statt. Alibaba dient als wichtiger Indikator für den Konsum in China, sodass die Ergebnisse weitreichende Einsichten in die wirtschaftliche Lage des Landes bieten werden. Der Umsatz in China übertrifft den internationalen Anteil um das Vierfache. Die Lage ist angespannt: Haushaltsersparnisse sind gestiegen, während das Verbrauchervertrauen eingebrochen ist.

Seit dem Rekordhoch im Jahr 2020 hat die Alibaba-Aktie um rund 75% nachgegeben, notiert jedoch über allen wichtigen gleitenden Durchschnitten (50-, 100- und 200- Tage-Linie). Gleichzeitig haben sich mehrere fundamentale Bewertungskennzahlen, wie das Kurs-Umsatz-Verhältnis, das Kurs-Buchwert-Verhältnis und das Kurs-Gewinn-Verhältnis, historischen Tiefstständen angenähert.

Im Geschäftsjahr bis Ende März 2024 erzielte Alibaba einen Umsatz von rund 60 Mrd. USD. Zum Vergleich: Amazon, der größte Rivale, übertraf Alibaba allein im zweiten Quartal deutlich mit einem Nettoumsatz von 148 Mrd. USD. Die größten Risiken für Alibaba sind weiterhin ein schwaches Wachstum in China, steigende Lebenshaltungskosten und eine zunehmende Deglobalisierung durch Handelskonflikte, möglicherweise verschärft durch einen Sieg von Trump im November. […]

eToro

Jean-Paul van Oudheusden, eToro

eToro ist eine Social-Investing-Plattform, die Menschen befähigt, ihr Wissen und ihren Wohlstand als Teil einer globalen Gemeinschaft erfolgreicher Anleger zu vergrößern. eToro wurde 2007 mit der Vision gegründet, die globalen Märkte zu öffnen, damit jeder auf einfache und transparente Weise investieren kann. Heute ist eToro ein globales Netzwerk von mehr als 30 Mio. registrierten Nutzern, die ihre Anlagestrategien mit der Community teilen.

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Chinas Zentralkomitee laboriert noch immer an der Weichenstellung

Bildnachweis: 2ragon – stock.adobe.com.

Vivian Lin Thurston* zu den Ergebnissen des 3. Plenums des 20. Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas in Peking: Weichenstellung.

Chinas 3. Plenum brachte wenig Überraschungen, sowohl in Bezug auf die Aussagen als auch auf die detaillierten politischen Maßnahmen. Es scheint offensichtlich, dass Chinas Führung den Schwerpunkt weiterhin von Wirtschaftswachstum und Entwicklung auf nationale Sicherheit und soziale Gleichheit verlagert. Dies könnte die strukturelle Verlangsamung des chinesischen Wirtschaftswachstums in Zukunft noch verstärken.

Es gab auch eine Verlagerung in Richtung High-End-Produktion und technologische Eigenständigkeit. Das 3. Plenum betonte weiterhin die Entwicklung der ‚Neuen Qualitäts-Produktivkräfte‘ und legte acht Branchen als Schwerpunkt fest, darunter KI, Neue Energie, Neue Materialien, High-End-Ausrüstung, Biomedizin und Quantentechnologien.

Die Verlagerung auf die fortschrittliche Fertigung als Haupttreiber des Wirtschaftswachstums könnte bedeuten, dass der Schwerpunkt in Zukunft weniger auf dem Inlandsverbrauch liegt und die Abhängigkeit von den Exporten zunimmt. Dies führt tendenziell zu einem geringeren strukturellen Wachstum mit höherer Zyklizität, hohen externen Risiken und geringerer Beständigkeit und Qualität.

Weichenstellung: wohin soll die Reise gehen für Chinas Wirtschaft?
Weichenstellung: wohin soll die Reise gehen für Chinas Wirtschaft?

Chinas Wirtschaft befindet sich in einem lang anhaltenden zyklischen Abschwung, der durch ein historisch niedriges Verbrauchervertrauen angeführt wird, das durch die strukturelle Neuausrichtung (insbesondere den strukturellen Rückgang des Immobilienmarktes) und steigende geopolitische Risiken noch verschärft wird. Dies stellt ein sehr schwieriges Umfeld für chinesische Aktien dar. Der Deflationsdruck ist offensichtlich, und ohne sinnvolle politische Unterstützung könnte es schwierig werden, das Verbrauchervertrauen wiederzubeleben und die Wirtschaft anzukurbeln.

Eine positive Entwicklung des 3. Plenums ist, dass die Zentralregierung zunehmend bereit zu sein scheint, den Konsum zu unterstützen und den lokalen Regierungen Mittel zur Verfügung stellen, um den Konsum stärker zu fördern. Es besteht die Möglichkeit, dass wir gegen Ende des Jahres, wenn der Zinszyklus der US-FED sicherer wird und die US-Präsidentschaftswahlen gelaufen sind, eine sinnvollere politische Unterstützung sehen werden.

Vivian Lin Thurston

*) Vivian Lin Thurston, CFA, ist Partner und Portfoliomanager der William Blair Emerging Markets Growth-, China A-Shares Growth-, China Growth-, und Emerging Markets ex China Growth Strategien.

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China und Europa pushen sich wirtschaftlich

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Während sich in Europa wie in China die Erholung etwas stabilisiert, zeigte die US-Wirtschaft zuletzt weniger Dynamik – wenn auch auf hohem Niveau.

„Für die Portfolios heißt das, dass wir die Aktien-Übergewichtung in den USA und auch bei Techwerten auf neutral setzen, weiterhin aber stabile Kursentwicklungen erwarten“, berichtet Carsten Gerlinger, Managing Director und Head of Asset Management bei Moventum AM, über die Ergebnisse der Asset-Allocation-Konferenz.

Bei der Betrachtung der Märkte stehen die Entwicklung der Teuerungsraten, mögliche Folgen für den weiteren geldpolitischen Kurs der Notenbanken, die geopolitischen Spannungen sowie die im November anstehende US-Präsidentschaftswahl im Fokus. „Während in Europa und Asien und hier insbesondere in China die Wirtschaft einen leichten Erholungspfad einschlägt, deutet die US-Wirtschaft von einem höheren Niveau leichte Abschwächungstendenzen an.“

Einen weiteren Impuls zur konjunkturellen Belebung in Europa liefern die Zuwächse bei den Reallöhnen, die eine Stütze für den Konsum sind. Unterstützt wird Europa auch durch die am 6. Juni beschlossene Leitzinssenkung der EZB um 25 Basispunkte. Dies dürfte die Kreditkonditionen von Unternehmen verbessern. „Die jüngsten Inflationsdaten sind zwar mit plus 2,6% im Vergleich zum Vorjahresmonat wieder etwas höher ausgefallen, aber ausschlaggebend für die Entscheidung zur Zinssenkung dürfte für die Notenbanker der längerfristige Rückgang der Inflation in den vergangenen Monaten gewesen sein“, so Gerlinger. Weitere Zinsschritte durch die EZB im weiteren Jahresverlauf scheinen möglich, doch hängt dies vor allem von der Inflationsentwicklung ab.

In Asien ist ebenfalls eine erfreuliche, wenn auch nur überschaubare wirtschaftliche Erholung sichtbar, was besonders für China gilt. „Nach der Abkühlung im Zuge der Covid-Pandemie und der Krise des Immobiliensektors, die immer noch schwelt, waren schon im letzten Quartal kleine Anzeichen einer Verbesserung sichtbar“, so Gerlinger. Diese haben sich nun weiter verstärkt. „Die fiskalpolitischen Maßnahmen zur Stützung der Wirtschaft scheinen zu wirken, ein Wachstum von bis zu fünf Prozent scheint möglich zu sein.“

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Die positiven Tendenzen in Europa und China könnten sich aufgrund der großen Handelsverflechtungen gegenseitig verstärken. „Doch bei allen positiven Wirkungen: Einzelne Länder oder Sektoren in Europa könnten auch unter Chinas zunehmend stärkerer Positionierung auf dem Weltmarkt leiden“, meint Gerlinger. Dazu zählen in Deutschland etwa der Maschinenbau, aber auch die Automobilindustrie, der die EU mit Zöllen bei der Einfuhr chinesischer Fahrzeuge unter die Arme greifen will.

Im Gegensatz zum positiven Bild in Europa und China lässt die wirtschaftliche Stärke der USA von einem hohen Niveau aus wieder leicht nach. „Zwar zeigt sich der Arbeitsmarkt nach wie vor sehr resilient; vor allem, weil im Mai 2024 wieder deutlich mehr Stellen als erwartet geschaffen wurden“, erläutert Gerlinger. Auch die Anzahl illegaler Migranten aus Mexiko stützt das BIP erheblich, Schätzungen liegen bei einem Plus von 0,7% pro Jahr allein aus diesem Grund. In der Folge sorgt dies weiter für ein relativ hohes Lohnwachstum, einer möglicherweise wieder steigenden Inflation und damit auch steigenden Zinsen. „Weitere große Unsicherheit bringt die anstehende Wahl des nächsten US-Präsidenten Anfang November“, so Gerlinger. „Insofern ist es ratsam, die US-Positionen etwas neutraler zu gewichten.“

Carsten Gerlinger

Moventum

Moventum S.C.A. als unabhängiger Financial Service Partner bietet Finanzdienstleistern wie Beratern und Vermögensverwaltern sowie institutionellen Kunden aus aller Welt seit mehr als 20 Jahren eine Heimat. Die digitale Plattform „MoventumOffice“ ermöglicht Zugang zu mehr als 10.000 Fonds, ETFs und weiteren Wertpapieren. Moventum Asset Management S.A. (Moventum AM) ist eine hundertprozentige Tochter der Moventum S.C.A. In der Management Company, in der sich seit Jahresbeginn 2019 die Expertise des Asset Managements von Moventum konzentriert, werden die Moventum-eigenen Dachfonds sowie die individuellen Mandate im Rahmen der Vermögensverwaltungsportfolios gemanagt.

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Ausgabe 3/2023
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Wirtschaft in China rudert fast im Leerlauf

Duisburger Drachenbootregatta:Das Boot mit dem Duisburger Oberbürgermeister Sören Link (vorne) im Duell mit dem des chinesischen Generalkonsuls Haiyang Feng; © Hudong Xu

Im zweiten Quartal fiel das Wachstum der Volksrepublik China mit 0,7% enttäuschend aus. Von Carsten Mumm*

Im Juni stiegen die Anlageinvestitionen (im Vergleich zum Vorjahr) um 3,9%, die Industrieproduktion um 5,3 % sowie die Exporte um 8,6%. Dies signalisierte eine Stabilisierung im verarbeitenden Gewerbe, von der auch die Industriegüternachfrage bei deutschen Unternehmen stärker profitieren könnte.

Weiterhin schwach entwickelte sich hingegen der private Konsum: So legten die Einzelhandelsumsätze nur um 2,0% zu, während die Importe um 2,3% nachgaben.

Neben einem verhaltenen Ausblick auf die künftige Entwicklung des Arbeitsmarkts und der Einkommen sorgen sich viele Menschen um die seit Mitte 2022 immer stärker sinkenden Haus- und Wohnungspreise. Einer der wichtigsten Hauspreisindizes gab zuletzt um 4,5% (im Vergleich zum Vorjahr) nach, der stärkste Einbruch seit rund neun Jahren.

Trübe Aussichten in China

Vor diesem Hintergrund rückt diese Woche das dritte Plenum der Kommunistischen Partei Chinas in den Fokus. Allerdings rechnen wir dabei eher mit Entscheidungen zu langfristigen Wachstums-, und Technologieplänen, Reformvorhaben zur Bekämpfung der stark steigenden Verschuldung oder des ungünstigen demografischen Wandels. Mit kurzfristigen Stützungsmaßnahmen dürfte sich die chinesische Regierung hingegen weiter zurückhalten.

Zwar möchte man einen weiteren Immobilienpreisverfall begrenzen und den Konsum anregen, dadurch aber kein erneutes Aufblähen von Preisblasen befeuern. Angesichts der niedrigen Inflation von 0,2% und eines sehr schwachen Wachstums der Kreditvolumina könnten zur Verhinderung deflationärer Tendenzen zudem geldpolitische Maßnahmen initiiert werden. Die Peoples Bank of China dürfte jedoch ebenfalls nur zögerlich die Leitzinsen senken, um eine zu deutliche Abwertung der chinesischen Währung Yuan zu verhindern und keine größere Kapitalflucht zu befeuern.

Carsten Mumm, Donner & Reuschel

Fazit

Insgesamt bleiben die Wachstumsperspektiven Chinas verhalten. Die Kernproblemfelder – wie der schwächelnde Immobiliensektor, die flaue Konsumbereitschaft und die alternde Gesellschaft – dürften die Wirtschaft vorerst weiter ausbremsen. Auch die zunehmende Machtkonzentration auf die Person Xi Jinping und damit hohe politische Risiken sowie eine fehlende Reformbereitschaft werden sich kurzfristig wohl kaum ändern.

*) Carsten Mumm ist Chefvolkswirt bei der Privatbank DONNER & REUSCHEL

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Fortschritt nur durch Wettbewerb

Bundesverkehrsminister Volker Wissing soll kürzlich, so wurde mir erzählt, bei einem Empfang in Peking gesagt haben, ‚wir brauchen Wettbewerb‘.

So richtig wollte ich es nicht glauben. Eine Binsenweisheit ist es, so sollte man meinen. Und doch entsteht in jüngster Zeit zunehmend der Eindruck, in der EU ist Wettbewerb nicht mehr en vogue. Jedenfalls nicht dann, wenn Länder Wettbewerber sind, die wie China ihr Handwerk zum großen Teil von Unternehmen aus entwickelten Industrieländern gelernt haben und nun hier und da einen Schritt weiter sind. Wenn der Lehrling besser als der Meister wird.

Zu erleben ist dies gerade bei Elektroautos, deren Anteil auf europäischen Straßen deutlich steigen muss, um die sogenannte grüne Wende zum Erfolg zu bringen. Aber bitte nicht made in China. Chinesische Hersteller von Fahrzeugen mit alternativen Antrieben würden gerade die europäischen Märkte fluten, wird behauptet, auch wenn Europas Statistiken etwas anderes aussagen. Danach stammten im vergangenen Jahr 19,5% aller in der EU verkauften Elektrofahrzeuge aus China. Davon waren wiederum nur 7,9% chinesische Marken. Diese scheinen bei Europas Autofahrern aber zunehmend beliebt zu werden, weil sie in Technik und Design Fahrzeugen europäischer Hersteller in Nichts nachstehen, sie hier oder dort sogar ausstechen – und für ‚Otto-Normalverbraucher‘ erschwinglich sind.

Das ist das Problem. Und das Urteil in der Europäischen Kommission steht auch fest: Erschwinglich können die chinesischen Autos nur sein, weil sie vom Staat ‚ungerechtfertigt‘ subventioniert werden. Dass Investitionen in technologische Innovationen zu günstigeren Herstellungskosten führen, diese einfache Logik wird ausgeblendet. Denn es kann nicht sein, was nicht sein soll.

Wettbewerb statt Einigelung
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Entsprechend die Reaktion der EU: Zölle auf in China hergestellte Elektrofahrzeuge, damit sie auf dem europäischen Markt nicht günstiger angeboten werden können als Fahrzeuge, die in Europa vom Band rollen. Als ‚Strafzölle‘ betrachtet sie China. Ein ‚Aufschlag‘ sei dies lediglich, so der deutsche Wirtschaftsminister gegenüber seinem chinesischen Amtskollegen vor einigen Wochen.

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Welcher Name auch immer dem Kinde gegeben wird, ob Strafzoll oder Aufschlag, den Siegeszug der chinesischen Produktion von Fahrzeugen mit alternativen Antrieben einschließlich der gesamten Zulieferindustrie wird das nicht aufhalten. Wie sich dereinst japanische und koreanische Hersteller Widerständen europäischer Traditionsfirmen zum Trotz auf dem europäischen Markt behauptet haben, wird dies in den kommenden Jahren auch chinesischen gelingen. Prophet muss man dazu mitnichten sein. Der chinesische Vorteil ist zudem, dass sie nicht traditioneller Technologie die Stirn bieten, sondern mit neuer sich einen Platz erobern wollen.

Eigentlich müsste die Europäische Kommission, anstatt in die Mottenkiste der Sanktionen welcher Art auch immer zu greifen, dafür sorgen, dass die Rahmenbedingungen in Europa optimiert werden, dass Innovation gefördert wird, dass technischer Fortschritt eine Chance hat und für die Allgemeinheit erschwinglich ist. Nicht das Verhindern sollte das Motiv sein, sondern Fördern, und zwar den Wettbewerb. Wir sollten uns wieder stärker darauf besinnen, dass Fortschritt nur im Wettbewerb zu erreichen ist. Deshalb müssen Binsenweisheiten eben doch öfter wiederholt werden. In dieser Frage hat Volker Wissing jedenfalls Recht.

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China Markführer auch bei Kartenzahlungen: dieses Jahr wohl rund 20 Bio. USD Umsatz

GlobalData prognostiziert, dass der chinesische Markt für Kartenzahlungen im Jahr 2024 fast 20 Bio. USD erreichen werde.

Der chinesische Markt für Kartenzahlungen werde voraussichtlich um knapp 4% wachsen und im Jahr 2024 einen Wert von 141,1 Bio. CNY (= 19,9 Bio. USD) erreichen. Dies werde durch eine stetige Verlagerung der Verbraucher hin zu bargeldlosen Zahlungen unterstützt, so GlobalData, einem führendes Daten- und Analyseunternehmen.

Shivani Gupta, Senior Banking and Payments Analyst bei GlobalData: „China ist gemessen am Transaktionswert der weltweit größte Markt für Zahlungskarten und liegt weit vor entwickelten Ländern wie den USA. Chinesische Verbraucher nehmen zunehmend Zahlungskarten an, angetrieben durch eine starke Bankbevölkerung, Regierungsinitiativen zur Förderung des digitalen Zahlungsverkehrs, eine steigende Vorliebe der Verbraucher für elektronische Zahlungen und den Ausbau der Infrastruktur für die Zahlungsakzeptanz im Land.“

Das Wachstum von Kartenzahlungen wurde auch durch staatliche Initiativen zur Förderung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs unterstützt. Im April 2024 gab die People’s Bank of China, die Zentralbank des Landes, zusammen mit dem Ministerium für Kultur und Tourismus, der staatlichen Devisenbehörde und der staatlichen Behörde für Kulturerbe eine Bekanntmachung zur Förderung der Akzeptanz elektronischer Zahlungen im Land heraus.

Gupta: „Die Entscheidung der Zentralbank, den Raum für Kartenzahlungen, der bisher vor allem von China UnionPay beherrscht wurde, für internationale Anbieter wie American Express und Mastercard zu öffnen, wird es diesen ermöglichen, inländische Kartenzahlungen abzuwickeln und so für mehr Wettbewerb zu sorgen.“

Unter den Kartentypen werden Debitkarten gegenüber Kredit- und Charge-Karten bevorzugt und machen im Jahr 2023 einen Anteil von 60% am Gesamtwert der Kartenzahlungen aus. Debitkarten werden in zunehmendem Maße für Zahlungen verwendet, insbesondere für Transaktionen mit geringem bis mittlerem Wert. Dies ist auf das steigende Bewusstsein der Verbraucher, das Angebot kontaktloser Debitkarten durch die Banken und den Ausbau des POS-Netzes im Land zurückzuführen.

Kartenzahlungen in ChinaDie Verbraucher nutzen Kredit- und Charge-Karten vor allem, um Mehrwertdienste wie Prämienpunkte, Ratenzahlungsmöglichkeiten und Rabatte von Banken in Anspruch zu nehmen.

„Es wird erwartet, dass der chinesische Zahlungskartenmarkt seinen Aufwärtstrend fortsetzen wird, unterstützt durch staatliche Initiativen, die steigende Präferenz der Verbraucher für digitale Zahlungen und die Verbesserung der Infrastruktur für die Kartenakzeptanz. Infolgedessen wird erwartet, dass der Wert der Kartenzahlungen zwischen 2024 und 2028 mit einer CAGR von 5,8% wächst und im Jahr 2028 ca. 177 Bio. CNY (= 25,0 Bio. USD) erreicht.“

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China wehrt sich gegen den wirtschaftlichen Abschwung

Das besser als erwartet ausgefallene BIP hat der Regierung in China bislang Spielraum für maßvollere Konjunkturmaßnahmen verschafft. Von Magdalena Polan*

Die starke Verlangsamung der chinesischen Industrieproduktion im März (-3,5% gegenüber dem Vorjahr) unterstreicht die Notwendigkeit weiterer staatlicher Unterstützung zur Ankurbelung des Wachstums. Die Aussicht auf erneute Anreize könnte jedoch zu weiteren Überkapazitäten führen, wie die sinkende Kapazitätsauslastung in der Automobilindustrie zeigt.

Nach dem unerwarteten Rückgang der Kreditvergabe in absoluten Zahlen trotz des soliden Anstiegs des chinesischen BIP-Wachstums im ersten Quartal (+5,3%), könnte der Wunsch nach einer Trendumkehr stärker ausgeprägt sein.

Das besser als erwartet ausgefallene BIP hat der Regierung bislang Spielraum für maßvollere Konjunkturmaßnahmen verschafft und eine weitere Abwertung des Chinesischen Renminbi Yuan (CNY) verhindert, während darauf gewartet wird, dass sich die Zinsdifferenz zwischen den Renditen von Staatsanleihen und den Renditen von inländischen Unternehmensanleihen normalisiert hat.

Smog in China

Nach den Äußerungen von Präsident Xi Ende April, dass „China so bald wie möglich ultralange Schatzanleihen emittieren und die Emission von Sonderanleihen der Regierung beschleunigen wird, um die notwendige Intensität der Haushaltsausgaben aufrechtzuerhalten“, scheint jedoch ein umfassender Stimulus bevorzustehen.

Die seltene Emission dieser Staatsanleihen besteht aus Tranchen mit Laufzeiten von 20, 30 und 50 Jahren, wobei der Preis für die 30-jährige Tranche für Freitag erwartet wurde. Es gibt auch Spekulationen, dass die chinesische Zentralbank ihre Geldpolitik lockern könnte, um Liquidität freizusetzen und Anleihekäufe, insbesondere durch Banken, zu erleichtern.

Aufgrund der gestiegenen Finanzierungskosten sind chinesische Privatunternehmen bei der Aufnahme von Fremdkapital im Ausland zurückhaltend. In der Folge ist die Emissionstätigkeit auf dem asiatischen Dollarmarkt deutlich zurückgegangen.

Magdalena Polan, PGIM

Gleichzeitig bevorzugt die chinesische National Development and Reform Commission (NDRC) weiterhin Sektoren bei der Onshore-Finanzierung, die von der Regierung strategisch gefördert werden (z.B. Elektrofahrzeuge) zulasten von anderen privaten Unternehmen. Auch die Zuflüsse aus ausländischen Direktinvestitionen sind gering angesichts der Unsicherheit ausländischer Investoren über den politischen Kurs und die zunehmenden Handelsspannungen mit den USA und anderen Ländern.

*) Magdalena Polan ist Head of Emerging Market Macroeconomic Research, PGIM Fixed Income.

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China bleibt unverzichtbarer Absatzmarkt für deutsche Konzerne

Jegliche Anzeichen für einen breiteren Abkopplungsversuch sind nicht vorhanden: Deutsche Direktinvestitionen in China erreichten 2023 ein neues Rekordhoch.

In den vergangenen Jahren wurde die Inflation verteufelt, und das aus gutem Grund. Sie erreichte in Deutschland rasch erschreckende Ausmaße, mit einem Anstieg auf über 10%. Diese Entwicklung drosselte die Kaufkraft der Verbraucher, erhöhte den Margendruck für Unternehmen und zwang zu drastischen Zinserhöhungen als Gegenmaßnahme.

Im Gegensatz dazu blieb die Inflation in China moderat, mit teilweise sogar deflationären Tendenzen im vergangenen Jahr. Dennoch kann eine leicht erhöhte Inflation durchaus wünschenswert sein, da sie die Wirtschaft ankurbelt.

Am kommenden Samstag werden die April-Daten für die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt veröffentlicht, und Analysten erwarten eine Inflationsrate von 0,1% im Vergleich zum Vorjahresmonat. Der Bericht ist für Anleger am deutschen Aktienmarkt von Bedeutung und ein entscheidender Teil des großen Puzzles.

China bleibt nach wie vor einer der größten Absatzmärkte für viele DAX-Konzerne. Infineon zieht beispielsweise 31% seines Umsatzes aus China, während BMW auf 26% kommt. Bei Adidas sind es 15% und bei BASF 13%. Und jegliche Anzeichen für einen breiteren Abkopplungsversuch sind schlicht nicht vorhanden: Die deutschen Direktinvestitionen in China erreichten 2023 ein neues Rekordhoch.

Infineon mit Fokus auf ChinaEine schrittweise Überwindung der Immobilienkrise, eine Steigerung der Exporte und eine Ankurbelung der inländischen Nachfrage bilden die Grundpfeiler für dynamischere Wachstumsraten in China.

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Einfach mal die Perspektive ändern

Deutschland China CAI

Wie wäre es denn damit, einfach mal die Perspektive zu ändern? Angebracht wäre es, anstatt immer wieder dieselbe Leier wie eine Monstranz vor sich herzutragen?

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock ist gerade im Südpazifik unterwegs. In Suva, der Hauptstadt der Fidschi-Inseln, auf denen Deutschland vor einem Jahr die erste Botschaft in der Südsee eröffnet hat, stellt sie fest, andere hätten Botschaften, die zehnmal größer sind. Klar, die anderen sind die Chinesen. Sie spricht es nicht direkt aus. Ihre Klage über den wachsenden Einfluss der Chinesen auch in dieser Region ist aber laut genug und impliziert ziemlich unverblümt die Vorstellung, diese Rolle stehe eigentlich Deutschland zu.

Nun ist ja grundsätzlich nichts daran auszusetzen, dass sich auch Deutschland im Indo-Pazifik engagiert. Beispielsweise beim Klimaschutz, der ja wesentlicher Teil der sogenannten grünen Außenpolitik ist. Wie wäre es aber, mit konkreten Vorhaben voranzugehen und durch geeignete politische Maßnahmen deutsche Unternehmen zu unterstützen, am anderen Ende der Welt Erfolg zu haben, anstatt als erstes zu postulieren, wer ausgebremst werden soll? Wie wäre es auch damit, zu schauen, ob Akteure, die längst in der Region aktiv sind, als Partner gewonnen werden können. Andocken und gemeinsam Fortschritt gestalten – das wäre doch die bessere, die schlauere Herangehensweise.

Dasselbe ließe sich von der deutschen Diskussion um chinesische Elektroautos sagen. Erstaunlich ist ja, dass gerade in den grünen Reihen die Lieferung der umweltfreundlichen Fahrzeuge aus China auf Kritik stößt. Eigentlich müssten sie es doch begrüßen, wenn BYD & Co. dazu beitragen, Umweltziele in Deutschland und global zu erreichen, während deutsche Autobauer noch ein wenig hinterherhinken. Nein, eher wird geklagt, Chinas Hersteller würden den deutschen Markt fluten. Das Fluten hat aber eine Voraussetzung: Es müssen Abnehmer da sein.

Die wird es sicherlich auch geben, wenn sie sich von der Qualität der Fahrzeuge überzeugen, und vom wettbewerbsfähigen Preis, der, so die Hersteller, dank intensiver Entwicklung möglich ist. Den deutschen (und europäischen) Wettbewerbshütern ist der Preis ein weiterer Dorn im Auge. ‚Subventioniert‘, so der Vorwurf, als ob es das in Europa gar nicht gebe. Und die einzig denkbare Antwort: Strafzölle.

Zugegeben, es ist schwer einzuschätzen, was von der Erklärung der chinesischen Behörden zu halten ist, das Land habe derzeit genug wirtschaftliche Herausforderungen zu meistern und keine Möglichkeit, privatwirtschaftlichen Unternehmen Mittel zuzustecken. Der Siegeszug chinesischer Elektrofahrzeughersteller, die in den kommenden Jahren mit Sicherheit einen Prozess der Konsolidierung und Reinigung durchlaufen werden, wird mit europäischen Strafzöllen nicht aufzuhalten sein. Deutschen Autoherstellern helfen sie ebenso wenig, die Lücke zu schließen.

Vielmehr müssten die Anstrengungen auf die Schaffung eines europäischen Umfeldes gelegt werden, das Innovation leichter macht. Und: Anstatt denjenigen buchstäblich ein Bein stellen zu wollen, die inzwischen einen Schritt weiter sind, sollte überlegt werden, wie Partnerschaften gefördert werden können, wie voneinander noch mehr profitiert werden kann. Im Grunde sind Deutschlands Autobauer längst diesen Schritt gegangen. Kluge Wirtschaftspolitik, die sich noch dazu das Label ‚Grün‘ gibt, sollte das befördern, nicht behindern. Eine andere Perspektive tut Not.

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Die Verantwortung der Politik im Verhältnis zu China

US-Finanzministerin Janet Yellen appellierte am Ende ihres Staatsbesuchs in China sehr deutlich an die Regierung. Von Carsten Mumm*

China solle die Weltmärkte nicht mit billigen Produkten aus hoch subventionierter chinesischer Produktion – vor allem Solarpaneelen, Batterien und Elektrofahrzeugen –überschwemmen und stattdessen die Binnennachfrage stärken. Neben chinesischen Importen, die Jobs und Industrien gefährden, sorge sich die US-Regierung auch um Exporte nach China.

So wurde die Lieferung von Hochleistungschips eingeschränkt – mit der Begründung, dass diese zu militärischen Zwecken genutzt werden könnten. China hingegen wirft den USA vor, dessen wirtschaftlichen Aufstieg behindern zu wollen und schränkt die Nutzung von US-Produkten und Dienstleistungen sowie die Lieferung wichtiger Rohstoffe ein.

Peking, ChinaDoch die Liste der US-chinesischen Streitthemen geht weit über wettbewerbs- und handelsrelevante Aspekte hinaus: Darunter ein mögliches Verbot der chinesischen Social Media Plattform TikTok in den USA, fundamentale Uneinigkeiten beim Ukrainekonflikt und in der Taiwanfrage, die aus China stammenden Bestandteile der Droge Fentanyl sowie verschiedene Sichtweisen zu den Themen Klimawandel und Künstliche Intelligenz.

Es ist offensichtlich, dass diese Themen noch lange Gegenstand der Rivalitäten Chinas und der USA sein werden, denn ganz grundsätzlich geht es um die Herausforderung der jahrzehntelagen technologischen und wirtschaftlichen Vorherrschaft der USA durch China. Damit kann man positiv festhalten, dass es nach dem Tiefpunkt der US-chinesischen Beziehungen Mitte 2023 zumindest wieder einen regelmäßigen und ausführlichen Austausch auf verschiedenen Ebenen gibt.

So konsultieren sich verschiedene Kabinettsmitglieder, die Präsidenten Joe Biden und Xi Jinping telefonierten kürzlich und auf militärischer Ebene erfolgen Gespräche über sicherheitsrelevante Aspekte. Die Verhinderung einer Eskalation dürfte in beiderseitigem Interesse sein und Yellen sprach von einer besonderen Verantwortung der beiden weltgrößten Volkswirtschaften.

Ein andauernder und immer stärkerer Protektionismus, Sanktionen oder gar militärische Auseinandersetzungen hätten auch wirtschaftlich fatale Folgen. Schon heute klagen US-Chipproduzenten über verlorene Marktanteile, fehlende Umsätze und Gewinne aus dem Chinageschäft. In China hingegen werden die staatlich unterstützten Bemühungen verstärkt, um den technologischen Rückstand aufzuholen und weniger abhängig von kritischen Produkten aus der US-Produktion zu sein.

Für alle Beteiligten bedeutet der Verzicht auf komparative Kostenvorteile internationaler Arbeitsteilung jedoch steigenden Inflationsdruck und den Verlust von Wohlstand. Aufgrund der weiter hohen Abhängigkeiten von China bei Rohstoffen, in der Chemie, Elektronik und bei Medikamenten, ist für Deutschland ein kritischer, aber konstruktiver Austausch wichtig.

Mit Blick auf eine mögliche Wiederwahl Donald Trumps und einer drohenden Verschlechterung des US-chinesischen Verhältnisses bleibt es für Deutschland und Europa auch eine Frage der nationalen Sicherheit.

Carsten Mumm

*) Carsten Mumm ist Chefvolkswirt der Privatbank Donner & Reuschel.

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