Wisco Tailored Blanks – nahtlos zusammengeschweißt

Verkauf mit Standortgarantie

Viele Vorurteile haben sich nicht bewahrheitet. „Wisco war zwar ein herausfordernder, aber letztendlich auch ein zuverlässiger Verhandlungspartner“, resümiert Geschäftsführer Aikes. Insbesondere mit Blick auf den Erhalt von Standort und Arbeitsplätzen hat die chinesische Seite sogar große Zugeständnisse gemacht. In einem Best-Owner-Agreement wurde ausdrücklich vereinbart, dass es innerhalb einer Zeitspanne von fünf Jahren keine betriebsbedingten Kündigungen geben wird und der Standort in Deutschland in dieser Zeit erhalten bleibt. In der Regel werden solche Jobgarantien allenfalls für einen Zeitraum von zwei bis drei Jahren gegeben. „Chinesische Käufer aber lassen sich stärker auf diese Themen ein, weil sie langfristig orientiert sind und zudem als Investor um Vertrauen werben wollen“, sagt Rechtsanwalt Krömker. Umgekehrt musste auch die deutsche Seite auf bestimmte Vorstellungen Rücksicht nehmen. So wird bei M&A-Transaktionen üblicherweise im Land des Targets verhandelt. Da aber Investoren aus China viel Wert auf Augenhöhe zwischen den Verhandlungspartnern legen, fanden die Gespräche zur Tailored-Blanks-Transaktion abwechselnd in beiden Ländern statt. „Das macht das Ganze dann aber auch viel aufwendiger“, sagt Krömker.

Integration in den Mutterkonzern

Nach dem im August 2013 erfolgten Closing der Transaktion hat nun die neue Zukunft für Wisco Tailored Blanks begonnen. Dazu gehört es, in der Kommunikation immer wieder einmal sprachliche Hürden zu bewältigen und sich an die Eigenheiten eines chinesischen Konzerns zu gewöhnen. Aktuell beispielsweise erstellt das Unternehmen einen Fünfjahresplan, der bei westlichen Firmen absolut unüblich ist. „Wir werden andererseits aber auch langsam und behutsam in den Konzern eingebunden“, betont Aikes die positiven Seiten der Anpassung. Zu dieser Einbindung wird es auch gehören, dass neben den jetzt noch vorwiegenden Zulieferungen von ThyssenKrupp künftig verstärkt Stahl vom neuen Mutterkonzern bezogen werden soll.

Ausblick

Wisco Tailored Blanks will die Marktposition in China stark aufbauen und gleichzeitig das Geschäft in Europa stabilisieren. „Der neue Eigentümer hat zudem eine große Investition in die Produktion genehmigt, die unter dem Dach von ThyssenKrupp so nicht zustande gekommen wäre“, sagt Aikes. Auch Befürchtungen hinsichtlich einer möglicherweise ablehnenden Haltung der Kunden haben sich nicht bestätigt. Im Gegenteil: Die deutschen Automobilhersteller freuen sich darüber, dass nun ein chinesisches Unternehmen für mehr Wettbewerb sorgt, der ihnen entgegenkommt.

Norbert Hofmann ist Gastautor.

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