Wisco Tailored Blanks – nahtlos zusammengeschweißt

ThyssenKrupp gilt als Pionier der Tailored-Blanks-Technologie, eines Verfahrens zur Herstellung maßgefertigter Blechplatinen für die Automobilindustrie. Doch 2011 beschloss der deutsche Konzern den Verkauf des Geschäftsbereichs. Mit der Wuhan Iron and Steel Corporation fand sich ein zukunftsorientierter Interessent, der aber auch ganz eigene Vorstellungen in die Verhandlungen einbrachte. Seit 2013 führt der chinesische Stahlriese die Produktion unter dem Namen Wisco Tailored Blanks weiter. 

Schon der Name weist darauf hin, dass es um Maßarbeit geht. Tailored Blanks wurden ab Mitte der achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts von ThyssenKrupp entwickelt, um maßgeschneiderte Blechplatinen aus Werkstoffen unterschiedlichster Beschaffenheit herzustellen. Durch das Zusammenschweißen mittels Laserstrahlen entstehen dabei breitere Bleche als sie die früher üblichen Schweißverfahren erzeugen konnten. Neben den breiten Blechplatinen gehört heute auch das Zusammenschweißen aus schmaleren Stahlbändern abgerollter und zu neuen Werkstoffen zusammengeschweißter Bleche zu den Kernprodukten. Zielgruppe ist die Automobilindustrie, die diese Produkte für den Karosserie- und Fahrzeugbau nutzt und dabei aufgrund der maßgeschneiderten Formung der Bleche von Gewichts- und Kosteneinsparungen profitiert. „Wir bieten Leichtbaulösungen aus unterschiedlichen Werkstoffen an, wobei der Schwerpunkt auf Stahl liegt und unsere Zielkundschaft die Automobilindustrie ist. Von daher sehen wir uns nicht als klassische Stahlverarbeiter, sondern als Automobilzulieferer“, sagt Dirk Aikes, Geschäftsführer der Wisco Tailored Blanks Gruppe.

Strategische Neuausrichtung des Alteigentümers

Weil das so ist, wurde Tailored Blanks vor vier Jahren vom damaligen Mutterkonzern ThyssenKrupp nicht mehr als Kerngeschäft identifiziert und im Rahmen eines großen Desinvestitionsprogramms zum Verkauf gestellt. An Interesse mangelte es nicht: In Frage kamen strategische Investoren ebenso wie Finanzinvestoren. Nach einer ersten Marktsondierung waren in den vom M&A-Bereich des ThyssenKrupp-Konzerns initiierten Auktionsprozess schließlich mehrere Unternehmen involviert. Europäische Hauptwettbewerber wie die Stahlkonzerne ArcelorMittal, Salzgitter und Voestalpine kamen aus strategischer Sicht allerdings nicht in Frage. Russische und US-amerikanische Stahlunternehmen wiederum waren zu dieser Zeit mit der Stabilisierung ihres Stammgeschäfts beschäftigt und sahen Europa zudem nicht als Kernmarkt. In die engere Wahl fiel deshalb der Verkauf an ein chinesisches Unternehmen. Einer der potenziellen Kandidaten wäre laut Aikes das Joint Venture Tagal von ThyssenKrupp mit der chinesischen Angang Steel gewesen. Das Joint Venture, das mit der Herstellung von hochwertigen feuerverzinkten Feinblechen in einem verwandten Produktionsbereich tätig ist, hatte jedoch nicht rechtzeitig die Genehmigung der chinesischen Behörden für die Teilnahme am Auktionsprozess eingeholt.

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