China auf dem Weg zum weltweit größten Luxusmarkt

Blonde woman and asian woman go shopping.

Rund 21 Prozent der weltweiten Konsumausgaben für Luxusgüter wurden 2021 auf dem chinesischen Festland getätigt. Bei der Unternehmensberatung Bain and Company schätzt man, dass China bis 2025 zum weltgrößten Luxusmarkt aufsteigen wird. In ihrem China Luxury Report 2021 beziffern die Unternehmensberater den Inlandsumsatz mit persönlichen Luxusgütern auf dem chinesischen Festland auf fast 471 Mrd. Yuan (etwa 74 Mrd. USD) im Jahr 2021 – ein Anstieg zum Vorjahr um 36 Prozent und im Vergleich zu 2019 nahezu eine Verdoppelung. VON GEORG VON STEIN

Unterschiedlich fiel das Wachstum für die einzelnen Luxusgütersegmente aus. Am stärksten wuchsen Verkäufe bei Lederwaren mit rund 60 Prozent, danach folgen Mode und Schmuck. Einen besonderen Schub gab den Luxusumsätzen das Offshore-Duty-Free-Shopping in der südchinesischen Inselprovinz Hainan. Dort entfielen etwa 95 Prozent des zollfreien Verkaufsvolumens 2021 auf persönliche Luxusgüter. Kosmetika aus dem Luxussegment machten mehr als die Hälfte der verkauften Luxusgüter aus. Auch der Online-Verkauf von Luxusgütern stieg 2021 in China um etwa 56 Prozent und damit schneller als der stationäre Verkauf, der für die Luxusindustrie immer noch der traditionelle und wichtigste Vertriebskanal ist.

Dass dabei mehr als 90 Prozent der Verbraucher in China Käufer für Luxusgüter auf dem chinesischen Festland tätigten, ist der COVID-19-Pandemie und den damit verbundenen Reisebeschränkungen geschuldet.

Luxusartikel als Feld für Investoren

Laut der von Consultancy Agility veröffentlichten Luxury Brand Affinity Rankings 2021 rangierten Chanel, Dior und Hermès als die drei beliebtesten Marken für die kaufkräftigen chinesischen Kunden. Ebenfalls unter den Top 10 rangierten Louis Vuitton, Rolex und Cartier. Luxuskäufer sehen insbesondere nach den Pandemie-Lockdowns die Luxusartikel als Investition, um sie mit erhöhtem Wert wieder verkaufen zu können. Beim Kauf achten sie verstärkt auf den langfristigen Investitionswert der Luxusgüter.

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Quelle: https://www.bain.com/insights/from-surging-recovery-to-elegant-advance-the-evolving-future-of-luxury/

Laut dem China Secondhand Luxury Industry Overview 2021, der vom chinesischen Forschungsinstitut und der Datenbank LeadLeo veröffentlicht wird, geben dabei 73 Prozent der Secondhand-Luxuskonsumenten dem Kauf prestigeträchtiger Luxusmarken den Vorzug, 62 Prozent entscheiden sich bei diesen Luxusmarken für die klassischen Artikel.

Laut der Secondhand Plattform Hongbulin sind denn auch die fünf rentabelsten Investitionen in Luxusartikel die goldene Doppel-C-Vintage-Halskette von Chanel, die orangene Hermès-Birkin-Tasche, die Hermès-Kelly-Tasche mit grauem Litschi-Elefantenmuster, die goldene Vintage-Uhr von Vacheron Constantin und die schwarze Hermès Kelly Handtasche. Jeder dieser Artikel erziele beim Wiederverkauf einen Gewinn von mindestens 10.000 RMB (ca. 1.500 USD), wobei einige Verkäufer mit dem Chanel-Doppel-C gar bis zu 37.000 RMB (ca. 5.500 USD) verdienen würden. Dass insbesondere junge Menschen zunehmend Luxusgüter aus zweiter Hand bewusst als „neue Finanzprodukte“ kaufen und verkaufen würden, ist ein weiteres Ergebnis der Analysen von Hongbulin. In Zukunft dürften nun immer mehr Artikel in höhere Wertsteigerungsregionen vorstoßen.

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Quelle: https://www.bain.com/insights/from-surging-recovery-to-elegant-advance-the-evolving-future-of-luxury/

„Insgesamt erwarten wir, dass sich die Käufe persönlicher Luxusgüter von chinesischen Konsumenten zwischen Ende 2022 und der ersten Hälfte des Jahres 2023 wieder auf das Niveau vor der COVID-19-Pandemie erholen werden“, so Xing Weiwei, Partner bei Bain and Company und Mitautor des Berichts.

(gemäß der Nachrichtenagentur Xinhua)

Georg von Stein

Dipl.-Kfm. Georg von Stein arbeitet seit 28 Jahren als Journalist. In dieser Zeit hat er Beiträge für die unterschiedlichsten Medien (Wirtschaft, IT, Lifestyle) publiziert und viele Persönlichkeiten der deutschen Wirtschaft und Politik interviewt - Bundespräsidenten, Unternehmer, CEOs. Seit 2004 arbeitet er für den Goingpublic Verlag und als Nachfolger für Stefan Gätzner wirkt er seit 2019 als Chefredakteur der Investment Plattform China Deutschland.