Fahrerlose Fahrzeuge in China im kommerziellen Einsatz

Futuristic Concept: Businessman in Glasses Reading Notebook and Watching News on Augmented Reality Screen while Sitting in a Autonomous Self-Driving Zero-Emissions Car.

Ein vollautomatisierter Busdienst kam in China im November letzten Jahres zum ersten Mal zum Einsatz. Jetzt geht man in Yongchuan in Chongqing einen weiteren Schritt. Dort fahren nun 14 selbstgesteuerte Taxis im kommerziellen Betrieb. Der Markt für autonomes Fahren bekommt Konturen. VON GEORG VON STEIN

Die 14 weißen Robotaxis von Baidu Apollo können auf der Western China Autonomous Driving Open Test Base genutzt werden – einer Fläche von 85 Quadratkilometern mit 220 km Straßen. Sie beherrschen das autonome Fahren der Stufe 4 und können somit unter den meisten Bedingungen ohne menschliche Einwirkung selbständig fahren. Aus Sicherheitsgründen gibt es im ersten Schritt zwar noch einen menschlichen Begleiter auf dem Fahrersitz, der vollständig fahrerlose Robotaxi-Service soll in Yongchuan, einem Stadteil von Chongqing, aber noch in diesem Jahr realisiert werden.

Als wichtiger Verbindungspunkt in der Wirtschaftszone Chengdu-Chongqing strebt man bis zum Ende des 14. Fünfjahresplans 2025 zusätzlich auch den Bau einer Test- und Demonstrationsbasis für autonomes Fahren auf nationaler Ebene an. Gerade die komplexen Landschaftsformen von Chongqing sollen autonomen Fahrzeugen gute Bedingungen bieten, um autonomes Fahren besser und schneller verbessern können.

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Wer die weißen Robotaxis buchen will, kann dies an mehr als 70 Abhol- und Abgabestellen tun (in Wohngebieten, Einkaufszentren über Industrieparks bis hin zu malerischen Orten) und nutzt dafür Handy-Apps wie Apollo Go, Baidu Maps und Yongchuan Public Service. Mit ihnen kann man die Robotaxis täglich von 7 bis 23 Uhr anhalten und bezahlen. Der Grundpreis für die Buchung beträgt 2,32 EUR (16 Yuan), der Fahrpreis wird mit 041, EUR (2,8 Yuan) pro km berechnet. Die zulässige Geschwindigkeit der Fahrzeuge beträgt nicht mehr als 60 km/h.

Erste Zulassungen bereits vorher erfolgt

Für Peking hatte man schon am 28. April den zwei Robotaxi-Betreibern, Baidu Inc. und Pony.ai, die ersten autonomen Fahrgenehmigungen Chinas für bestimmte öffentlichen Straßen in der Hauptstadt erteilt. Zwischenzeitlich hat Baidu Apollo am 30. Juni nach Beijing, Chongqing und Shanxis Yangquan auch kommerzielle Robotaxi-Ride-Hailing-Dienste in Wuhan in der Provinz Hubei eingeführt. Der gesamte autonome Fahrdienst habe im ersten Quartal bereits laut einer Sprecherin 196.000 Fahrten vermittelt. Von der technischen Verifizierung und Produktentwicklung ist China also in eine Phase der Kommerzialisierung übergegangen.

Laut der Marktberatung IHS Markit dürfte der Markt für autonome Autodienste in China sogar ein Volumen von 189 Mrd. EUR (1,3 Bio.) Yuan überschreiten, wobei man schätzt, dass der führende Dienstleister Baidu 40 Prozent des Marktanteils auf sich vereinigen wird. Neben chinesischen Unternehmen wie Baidu, Pony.ai und Huawei haben auch Technologiegiganten wie Google, Microsoft ihre Investitionen in den aufstrebenden Markt verstärkt. Das Rennen um Marktanteile hat also längst begonnen.

>> Weitere Grafiken zum Thema autonome Autodienste im Beitrag von McKinsey&Company

Georg von Stein

Dipl.-Kfm. Georg von Stein arbeitet seit 28 Jahren als Journalist. In dieser Zeit hat er Beiträge für die unterschiedlichsten Medien (Wirtschaft, IT, Lifestyle) publiziert und viele Persönlichkeiten der deutschen Wirtschaft und Politik interviewt - Bundespräsidenten, Unternehmer, CEOs. Seit 2004 arbeitet er für den Goingpublic Verlag und als Nachfolger für Stefan Gätzner wirkt er seit 2019 als Chefredakteur der Investment Plattform China Deutschland.