China zwischen Konfrontation und Kooperation

China zwischen Konfrontation und Kooperation
Quelle: Adobe Stock; © metamorworks

Begünstigt durch die Kontrolle der Pandemie und eine rasche Konjunkturerholung ist die Volksrepublik für die Weltwirtschaft so bedeutend wie noch nie. Mit dem daraus erwachsenden Selbstvertrauen sucht China zunehmend die Konfrontation mit dem Westen und setzt gleichzeitig auf Kooperation, indem das Land seine Märkte weiter für ausländische Anleger öffnet.

Zuletzt hat sich Chinas Image in Europa und den USA aufgrund der fehlenden Transparenz über den Ursprung der Gesundheitskrise verschlechtert. Als einzige Wirtschaftsmacht, die trotz Corona-Pandemie wachsen konnte, hat die Volksrepublik aber davon unbeeindruckt nun ein unerschütterliches Selbstvertrauen entwickelt. Man denkt, China sei bereit für die Rolle der Supermacht. So hat es auch Staatspräsident Xi Jinping vor dem Volkskongress Anfang März deutlich formuliert: „China ist nun auf Augenhöhe mit der Welt.“

China scheut die Konfrontation nicht mehr

Mehrere aktuelle Ereignisse verdeutlichen dieses neue Selbstbewusstsein. Nicht zuletzt das erste diplomatische Treffen zwischen Vertretern Chinas und der USA in der Biden-Ära. Auch hinsichtlich der Unabhängigkeit Hongkongs oder Taiwans, dem Schicksal der Uiguren oder der Souveränitätsfragen im Chinesischen Meer beharrt China auf seiner Position. Hier scheint kein Kompromiss mehr denkbar. Auf die europäischen Sanktionen infolge der Menschenrechtsverletzungen in Xinjiang antwortete China sogleich mit Vergeltungsmaßnahmen. Seit Neuestem wird die ideologische Schlacht auch an der Handelsfront geschlagen. So gibt es Boykottaufrufe gegen H&M, Nike und Adidas in Chinas Presse und den sozialen Netzwerken. Mittlerweile sind einzelne Marken schon nicht mehr in den großen App Stores gelistet. Hintergrund ist, dass sie auf Baumwolle aus Xinjiang verzichten. Diese steht im Verdacht, dass Zwangsarbeiter an der Produktion beteiligt sind. Die Antwort der chinesischen Regierung ist klar. Wer es wagt, sich gegen den chinesischen Drachen zu stellen, bekommt unmittelbar die Konsequenzen zu spüren.

Gleichzeitig sucht China die Kooperation

Wenngleich China seinen Kurs in gesellschaftlichen oder politischen Fragen bekräftigt und die Konfrontation nicht länger scheut, schlägt man auf finanzieller Ebene den umgekehrten Weg ein und setzt auf Kooperation. Die Öffnung der chinesischen Finanzmärkte war für ausländische Anleger noch nie so wichtig. Denn die chinesische Währung wird im Wirtschaftsverkehr oder als Reserve immer mehr zu einem weltweiten Maßstab. Egal ob Aktien oder Anleihen, der chinesische Wertpapiermarkt liegt in Sachen Gewicht und Vielfalt mit seinem US-Pendant nunmehr fast gleichauf.

Anleger auf der Suche nach Diversifizierung wären daher schlecht beraten, ein Engagement in dieser Region de facto auszuschließen. Denn sie war und wird wichtigster Motor des weltweiten Wachstums sein. Sowohl im Pandemie-Jahr mit seiner Rezession als auch in der kommenden Erholungsphase. Anleger, die davon profitieren wollen, haben zwei Möglichkeiten. Sie können unmittelbar in chinesische Titel investieren, oder mittelbar über westliche Unternehmen, die einen erheblichen Teil ihres Umsatzes in China erzielen, an der Entwicklung teilhaben.

Olivier de Berranger

Olivier de Berranger ist CIO und stellvertretender CEO bei LFDE. Die französische Fondsgesellschaft verfolgt seit ihrer Gründung 1991 einen aktiven Investmentansatz mit Fokus auf europäische und internationale börsennotierte Unternehmen. Das Unternehmen gehört zu den ersten Unterzeichnern der UN-Prinzipien für verantwortungsbewusste Investitionen in Frankreich und hat sich verpflichtet, aktiv am Aufbau einer Finanzwirtschaft mit positivem Impact mitzuwirken.