Chinesische Konjunktur: Ende der Talfahrt?

MARKTKOMMENTAR

Konjunktur
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In China zeigen die Oktober-Ergebnisse der Einzelhandelsumsätze und der
Industrieproduktion, dass die Konjunktur zu Beginn des vierten Quartals wieder etwas
Schwung gewonnen hat. Für Investoren wie auch für exportorientierte Unternehmen in
Europa sind das gute Nachrichten. Denn die binnenwirtschaftlichen Bremsfaktoren sind im
Schlussquartal erheblich. In dieser Woche blicken Investoren nun gespannt auf die
Geschäftsentwicklung der großen Technologieunternehmen in China, meint Dr. Johannes
Mayr, Chefvolkswirt bei Eyb & Wallwitz.

Die Industrieproduktion lag im Oktober 3,5% über Vorjahr (Sept: 3,1%). Der Konsens hatte einen leichten Rückgang der Dynamik erwartet. Die verarbeitende Industrie leidet zwar weiter unter Materialengpässen. Im Energiesektor und bei den Versorgern haben sich zuletzt aber einige Problemstellen und Knappheiten verbessert. Die Einzelhandelsumsätze sind im Oktober um 4,9% zum Vorjahr gestiegen (September: 4,4%) und haben damit die
Erwartungen deutlich übertroffen. Zu einem erheblichen Anteil geht der Anstieg auf höhere
Preise zurück. Dabei haben sich die Umsätze im PKW-Handel nach der Schwäche der
vergangenen Monate etwas erholt. Besonders stark expandierte erneut der Umsatz im Onlinehandel, der im Oktober 17,4% über Vorjahr lag.

Oktober-Ergebnisse geben Hoffnung

Nach den zuletzt enttäuschenden Konjunkturdaten nähren die Oktober-Ergebnisse zu
Produktion und Einzelhandel die Hoffnung, dass die chinesische Wirtschaft im
Winterhalbjahr wieder etwas Dynamik gewinnt. Das wäre auch für die exportorientierten
europäischen Industrieunternehmen wichtig, denn in den kommenden Monaten droht die
heimische Nachfrage stärker durch die Folgen der neuen COVID-Welle gebremst zu werden.
Konjunkturell wachsen die Bäume auch in den kommenden Monaten allerdings nicht in den
Himmel, denn die Wirtschaftspolitik steht nach wie vor auf der Bremse und zielt auf einen
Abbau der hohen Verschuldungsquoten der Unternehmen. Das zeigt der Verlauf des chinesischen Kreditimpulses, der bis zuletzt tief im negativen Bereich lag. Im Laufe der Woche geht der Blick nun auf die Quartalsergebnisse der groß

Im Laufe der Woche geht der Blick nun auf die Quartalsergebnisse der großen chinesischen
Technologieunternehmen. Mit Alibaba, Baidu, und JD berichten gleich drei Schwergewichte
über die Geschäftsentwicklung in den vergangenen Monaten. Am diesjährigen „Singles
Day“, an dem die chinesischen Online-Händler traditionell mit großen Rabattaktionen
enorme Umsätze erzielen, erreichten die Ergebnisse zwar neue Hochs. Die Zuwachsraten fielen aber etwas geringer aus als in den Vorjahren.

Dr. Johannes Mayr
Dr. Johannes Mayr
Chefvolkswirt at Eyb & Wallwitz

Vor seinem Wechsel zu Eyb & Wallwitz war Mayr seit 2011 bei der Bayern LB beschäftigt. Als Leiter Volkswirtschaft lag sein Fokus bis 2017 auf der Geldpolitik der EZB und der Konjunktur im Euro-Raum sowie auf strategischen Research-Themen wie der Analyse von Megatrends. Mitte 2017 übernahm er die Leitung der Abteilung Investment Research. Dort verantwortete er die Analyse globaler Kapitalmärkte und betreute institutionelle Kunden in den Bereichen Makro, Renten, Aktien, Währungen und Rohstoffen. 2019 sagte er als Sachverständiger vor dem Bundesverfassungsgericht zum QE-Programm der EZB aus.

 

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