In den letzten zwei Jahren hat die Coronapandemie die Weltwirtschaft maßgeblich mitgeprägt. Viele Branchen hatten mit Problemen zu kämpfen und die von diesen Branchen abhängigen Länder versuchen nun ihr Comeback. Trotz der starken wirtschaftlichen Erholung 2021 sieht der Kreditversicherer Credendo die finanziellen Schwierigkeiten noch nicht überwunden, Rückschläge sind weiterhin möglich. Viele Länder kämpfen mit einer steigenden Schuldenlast, einer hohen Inflation und, derzeit besonders aktuell, geopolitischen Spannungen. Credendo sieht daher vier Herausforderungen für die Weltwirtschaft 2022.
1. Konjunkturabschwächung
Viele Länder haben in der Pandemie ihre Wirtschaft massiv finanziell gestützt. Die Weltwirtschaft erlebt einen Aufschwung, aber es bleibt abzuwarten, wie lange dieser anhalten wird. Eine neue Covid-19-Welle könnte die wacklige Erholung schnell beenden. Als Beispiel nennt der Kreditversicherer China, wo sich das Wachstum abschwächt. Das Land erlebte in den letzten Monaten mehrere Virusausbrüche, worauf die Regierung mit weitreichenden Beschränkungen reagierte. Die Krise belastet auch den wichtigen Immobiliensektor. Global wird sich die Verlangsamung auf Chinas Handelspartner und auf die Rohstoffpreise auswirken.
2. Steigende Schuldenlast
Eine zweite Folge der Pandemie und der aufgelegten Konjunkturpakete ist ein enormer Anstieg der Staatsverschuldung. Dies ist ein Problem besonders für Schwellenländer, in denen die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie dank der vorübergehenden Aussetzung des Schuldendienstes für die Ärmsten unter ihnen etwas abgemildert wurden. Die Folgen der Aufhebung dieser Maßnahme bleiben abzuwarten. Aber nicht nur Regierungen trifft eine steigende Schuldenlast. Auch Unternehmen der Privatwirtschaft befinden sich in der gleichen Situation, vor allem in Dienstleistungsbereichen wie Tourismus, Kultur oder Luftfahrt. Sorgen bereiten darüber hinaus Unterbrechungen globaler Lieferketten, steigende Rohstoffpreise und hohe Warentransportkosten.
3. Inflation
Eine dritte Herausforderung für die Weltwirtschaft ist die Inflation, die zum Teil auf anhaltende Versorgungsprobleme und eine steigende Nachfrage infolge des Wiederauflebens der Wirtschaft zurückzuführen ist. Produktknappheit geht mit höheren Preisen einher. Als Reaktion auf den Inflationsdruck beabsichtigt die amerikanische Notenbank, ihre Geldpolitik zu straffen. Zuvor hatte sie angekündigt, dass sie voraussichtlich im März die Zinssätze erhöhen wird – zum ersten Mal seit Dezember 2018. Infolgedessen besteht die Gefahr eines erschwerten Zugangs gefährdeter Länder zum Kapitalmarkt. Es ist nicht ausgeschlossen, dass auch die Europäische Zentralbank die Zinsen anhebt. Hinzu kommt, dass viele Unternehmen Schwierigkeiten haben, ihre Preise zu erhöhen, was bedeutet, dass ihre Gewinnmargen erheblich sinken. Höhere Lebenshaltungskosten können auch soziale Unruhen auslösen.