Günstige Gelegenheit genutzt

Kurzfristige Chance

Das Gemeinschaftsunternehmen zwischen Grammer und Yuhua trat erfolgreich in den Markt ein. „Die Kunden fragen immer mehr technologisch hochwertige Sitze nach“, so Müller. Gab es auch Probleme bei dem Joint Venture? China war für Grammer kein Neuland, seit über 20 Jahren ist man dort aktiv und produziert an fünf Standorten für den lokalen Pkw- und Nutzfahrzeugmarkt. „Die Zusammenarbeit mit unserem Partner war geprägt von hoher Professionalität und gegenseitigem Vertrauen“, betont Müller. „Deshalb gab es keine ernsthaften Probleme oder große Anlaufschwierigkeiten.“ Im Januar 2015 übernahm der Autozulieferer den 40%igen Anteil von Grammer Seating und wurde alleiniger Eigentümer des Gemeinschaftsunternehmens. „Mit 60% hatten wir bereits die Mehrheit an dem Joint Venture“, erläutert Müller. Außerdem war geplant, langfristig die restlichen Anteile unseres chinesischen Partners vollständig zu übernehmen. „Jetzt ergab sich kurzfristig die Möglichkeit, die restlichen Anteile zu attraktiven Konditionen zu erwerben. Diese Chance haben wir genutzt.“

Mehr unternehmerische Freiheit

Die Gründe für solche Alleingänge sind unterschiedlich. „Ein Unternehmen zu lenken, ist ohne einen Joint Venture-Partner um einiges leichter“, sagt Andreas Feege von KPMG. Auch geschäftspolitische Fragen wie Compliance oder interne Kontrollen lassen sich so einfacher umsetzen. „Oft ist es nur ein einfaches Rechenexempel, welche Renditen man ohne zu teilen einstreichen könnte“, weiß Feege. Zudem gibt es weitere Vorteile: „Die Eigenständigkeit verschlankt das Unternehmen, da bei Joint Ventures für die gleiche Position oft zwei Personen zuständig sind“, erläutert Feege. Ohne die Rücksichtnahme auf andere Interessen lassen sich Entscheidungen schneller treffen. Allerdings kann die vollständige Joint-Venture-Übernahme auch negative Folgen haben. „Zum Beispiel beim Zugang zu den Vertriebsnetzen, wenn es um öffentliche Ausschreibungen geht oder wenn ein lokales chinesisches Unternehmens im Genehmigungsverfahren vermisst wird“, warnt Feege.

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