Joh. Friedrich Behrens geht an GreatStar Europe

Joh. Friedrich Behrens AG geht an GreatStar Europe AG aus China
Bild: Joh. Friedrich Behrens AG

Wie die Joh. Friedrich Behrens AG (Behrens AG) meldet, wurde der Investorenprozess zur Veräußerung des operativen Geschäftsbetriebs erfolgreich abgeschlossen. Der Gläubigerausschuss hat den Verkauf an eine Tochter der GreatStar Europe AG (GreatStar Europe), die wiederum zur Great Star Industrial Co. Ltd. aus China gehört, genehmigt. 

Das Unternehmen aus dem nordischen Ahrensburg musste im November überraschend Insolvenz anmelden, obwohl es bis zum letzten Tag nach einer erfolgreichen Refinanzierung der wenige Tage später fälligen Unternehmensanleihe ausgesehen hatte. Als Teil der Insolvenz in Eigenverwaltung hatte Behrens im Rahmen eines kompetitiven M&A-Prozesses aktiv ausgewählte Investoren angesprochen. Interessenten wurden eingeladen, Angebote für eine Übernahme des Herstellers von Befestigungstechnik für Holz abzugeben.

Den Zuschlag erhielt jetzt eine Tochtergesellschaft der GreatStar Europe. Sie setzte sich mit ihrem Kaufpreisangebot gegen die anderen Bieter durch und erwirbt die Behrens-Geschäftsaktivitäten im Zuge eines Asset Deals. GreatStar Europe selbst ist Teil des Industriekonzerns Great Star Industrial Co. Ltd. aus China. Das Unternehmen mit Sitz im ostchinesischen Hangzhou bei Shanghai ist auf seinem Heimatmarkt ein führender Hersteller von Werkzeugen und Gabelstaplern .

Der vorläufige Kaufpreis für den Asset Deal beträgt 27,9 Mio. EUR. Die genaue Höhe ist von der abschließenden Unternehmensbewertung nach vereinbarten Parametern zum Closing Stichtag abhängig. Der Vollzug des Vertrags und die Übernahme stehen aber noch unter verschiedenen Bedingungen. Insbesondere stehen die kartellrechtlichen und außenwirtschaftsrechtlichen Freigabe noch aus. Alle nötigen Freigaben vorausgesetzt, soll die Übertragung des Geschäftsbetriebs der Behrens AG an die GreatStar-Europe-Tochter und damit das Closing zum 01. Juni 2021 erfolgen.

GreatStar Europe erhält Behrens-Arbeitsplätze

Durch die Transaktion können alle 160 Arbeitsplätze am Hauptsitz in Ahrensburg erhalten und der Betrieb am Standort fortgeführt werden. Darüber hinaus bleiben auch die weiteren rund 290 Arbeitsplätze bei den elf internationalen Tochtergesellschaften erhalten. Gemeinsam ist es dem Team aus Vorstand, Sachwalter und den Restrukturierungs- und Sanierungsanwälten gelungen, das Vertrauen der Kunden und Lieferanten aufrechtzuerhalten und die Betriebsfortführung zu sichern. Aufgrund des hohen Engagements der Mitarbeiter konnte der Geschäftsbetrieb somit durchgängig aufrechterhalten und die Verpflichtungen gegenüber den Kunden erfüllt werden.

„Der geplante Erwerb des Geschäftsbetriebs durch den Investor ist eine hervorragende Sanierungslösung sowohl für das Unternehmen als auch für die Gläubiger“, so Dr. Tjark Thies, Insolvenzrechtsexperte von der Kanzlei Reimer Rechtsanwälte.

Die Gläubiger der Behrens AG dürfte das Interesse aus China freuen. Denn mit der erfolgreichen Umsetzung des Verkaufs an GreatStar Europe wird die Ausschüttung einer sogenannten Insolvenzquote möglich sein. Konkrete Angaben zur Quote können derzeit allerdings noch nicht gemacht werden, weil hierzu u.a. die Bestimmung der Passivseite noch aussteht. Hintergrund ist, dass der finale Kaufpreis von der weiteren Geschäftsentwicklung der Behrens AG bis zum Closing abhängig ist. Auch der Erfolg bei der Realisierung der Forderungen und Sonderaktiva bleibt noch abzuwarten. Aus jetziger Sicht gehen die Beteiligten jedoch von einer endgültigen Quote zwischen 40 und 65% und einer ersten Vorabausschüttung an die Gläubiger Ende 2021 aus. Das bedeutet, dass die Anleiheinvestoren zwar auf keine vollständige Entschädigung hoffen können, aber wohl mit einem bis zwei blauen Augen davon kommen werden.

Dieser Post ist auch verfügbar auf: Vereinfachtes Chinesisch