Kaffee stimuliert Investitionen in China

Asian woman drinking coffee and thinking at desk

Chinas zunehmend urbanisierte und wohlhabende Bevölkerung trinkt mehr Kaffee denn je zuvor. Von 2018–19 bis 2020–21 stieg laut USDA 2022 der Kaffeekonsum in China um 140 %. Die daraus resultierenden Marktchancen spiegeln sich auch in den Aktivitäten von Investoren wider. Von Georg von Stein

Die Kaffeeindustrie Chinas erreichte 2021 einen Marktvolumen von 381,7 Mrd. Yuan, so Zhang Ruidong, Direktor des Alibaba New Service Research Center gegenüber China Daily. Dies entspräche einem Anstieg von 27,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. 2025 solle der gesamte chinesische Kaffeemarkt gar die Marke von 1 Bio. Yuan überschreiten. Dabei wirkt insbesondere Online als starker Treiber, denn die Zahl der Online-Konsumenten wuchs von 2019 auf 2021 besonders stark an, nämlich um 150 Prozent. Aber auch importseitig zeigt sich der Kaffeeboom. Mit 122.800 Tonnen Kaffeebohnen stieg die Einfuhr im Jahresvergleich um 74 Prozent.

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Chinesische Kaffeeimporte von 2018 bis 2021
https://www.austrade.gov.au/news/insights/insight-coffee-s-growing-popularity-in-china-brews-export-opportunities
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Chinesische Kaffee-Importe, Produktion und Konsum (in Mio 60-kg-Säcken Kaffee)
https://www.austrade.gov.au/news/insights/insight-coffee-s-growing-popularity-in-china-brews-export-opportunities

Die Dynamik drückt sich ebenfalls in der Zahl neuer Kaffeeunternehmen aus. 25.900 Firmen wurden im Kaffeebereich im vergangenen Jahr landesweit in China eröffnet -ein Anstieg von 12,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Gleichzeitig expandieren auch bestehende Kaffeemarken schnell durch weitere neue Filialen.

Koffein für Investoren

Der Kaffeeboom schlägt sich auf der Investitionsseite nieder. So befindet sich das 2017 gegründete chinesische Unternehmen Luckin Coffee auf Expansionskurs. Im Mai diesen Jahres meldete man einen Umsatzsprung von fast 90 % und einen ersten Gewinn trotz herausfordernder Covid-Sperren. Insgesamt unterhält Luckin Coffee 6.580 Geschäfte auf dem chinesischen Festland, und betreibt mit in etwa 5.650 Filialen mehr als Starbucks in China.

Der japanische Kaffeeeinzelhändlers Lucky Ace International Ltd., bzw. der chinesische Betreiber seiner Kaffeekette in China, % Arabica, ist auf Expansionskurs. Man erwägt eine neue Finanzierungsrunde von etwa 300 Mio USD und hat sich bereits an potenzielle Investoren für die Runde gewandt. Für das Geschäft im Land strebt % Arabica dabei eine Bewertung von bis zu 1,2 Mrd. USD an.

Auch bei Manner Coffee, einer Kaffeekette aus Shanghai hatte man bereits für März die Eröffnung von 200 neue Cafés in 10 Städten China gemeldet: Shanghai, Peking, Wuhan, Chengdu, Nanning, Haikou, Shenzhen, Suzhou, Hangzhou und Chongqing.

In Shanghai boomt das Kaffeegeschäft

Auch in Shanghai trägt man dem Kaffee Boom also Rechnung. Dort wurde am 4. August der Hongqiao International Coffee Harbour als Kaffeehandels- und Ausstellungsplattform zertifiziert. Ab 2025 – bis zum Ende des 14. Fünfjahresplans (2021-25)- soll dort ein jährliches Handelsvolumen von 10 Mrd. Yuan (1,47 Mrd. USD) erreicht werden, so Zhu Jing, stellvertretender Geschäftsführer der Shanghai Hongqiao International Import Commodity Exhibition and Trade Co. Parallel hofft man auch, dass in Shanghai ein Preisindex für Kaffeebohnen eingerichtet wird, um eine einflussreichere Rolle in der weltweiten Kaffeeindustrie zu bekommen.

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https://stir-tea-coffee.com/tea-coffee-news/usda-strong-demand-for-coffee-imports-in-china/

Am 4. August wurde auch die Shanghai Coffee Industry Association ins Leben gerufen. Sie will künftig Talenttrainingsveranstaltungen und Barista-Qualifikationswettbewerbe abhalten, um das Niveau des Shanghaier Kaffeesektors auf unterschiedlichen Ebenen zu verbessern. Mao Fang, Vizepräsident von Meituan sagt unter Berufung auf einen Bericht gegenüber China Daily, dass die Zahl der Cafés in Shanghai am 30. Juni 7.857 erreicht habe. Angesichts dieser großen Anzahl von Cafés in Shanghai würden mehr als 23.000 Baristas in der Stadt benötigt, so Xia Yuan, General Manager des Geschäftsbereichs Innovation von Tim Hortons China.

Verglichen mit den Vereinigten Staaten und Japan hinkt der Konsum bei frisch gebrühtem Kaffee in China aber noch weit hinterher. Der jährliche Konsum von frisch gebrühtem Kaffee liege, so Mao Fang, auf dem chinesischen Festland derzeit bei 1,6 Tassen pro Person. Für Chinesen, die in Städten der ersten und zweiten Reihe leben, sei die Zahl mit 3,8 Tassen pro Person etwas höher. In Japan und den USA liegen die Zahlen aber bei 176 bzw. 313. Insofern bietet der wachsende chinesische Appetit auf Kaffee nun interessante Chancen für Investoren.

Vgl. http://www.chinadaily.com.cn/a/202208/17/WS62fc3fc9a310fd2b29e729e2.html

Georg von Stein

Dipl.-Kfm. Georg von Stein arbeitet seit 28 Jahren als Journalist. In dieser Zeit hat er Beiträge für die unterschiedlichsten Medien (Wirtschaft, IT, Lifestyle) publiziert und viele Persönlichkeiten der deutschen Wirtschaft und Politik interviewt - Bundespräsidenten, Unternehmer, CEOs. Seit 2004 arbeitet er für den Goingpublic Verlag und als Nachfolger für Stefan Gätzner wirkt er seit 2019 als Chefredakteur der Investment Plattform China Deutschland.