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Der ‚Instrumentenkasten‘ aus Berlin

Deutschland China CAI

Das mehr als 60 Seiten starke Dokument ‚China-Strategie‘ soll offenbar als Instrumentenkasten verstanden werden – um auf aktuelle Entwicklungen schneller reagieren zu können.

Nun ist die Katze aus dem Sack. Am gestrigen Donnerstag hat Bundesaußenministerin Annalena Baerbock im ‚wichtigsten Forschungsinstitut‘ zu China, Merics, die am Vormittag im Bundeskabinett beschlossene ‚China-Strategie‘ präsentiert. Ein Herzensanliegen der Ministerin, wie es scheint, das schon vor Monaten angekündigt wurde, nun, kurz vor der parlamentarischen Sommerpause auf dem Tisch liegt und im Herbst von den Parlamentariern im Bundestag beraten werden soll. Denn Deutschland sei ja glücklicherweise eine Demokratie, in der die Regierung nicht wie in anderen Ländern Direktiven verabschieden könne, die umzusetzen seien.

Der Hieb hat gesessen.

Deutschland werde sich nicht von China abkoppeln, sagte die Ministerin. Die Strategie sieht es auch nicht vor. Zu wichtig ist China als Handelspartner, der auch gebraucht wird, um globale Probleme zu lösen. Ganz oben steht dabei der Klimaschutz.

Selbstverständlich erklärte Baerbock, China baue nach wie vor Kohlekraftwerke und sorge damit für eine weitere Zunahme globaler CO2-Emissionen. Sie konnte aber nicht umhin, anzuerkennen, dass das Land bei der grünen Energiewende vorangeht: Bei der Installation von Solar- und Windkraftanlagen könne Deutschland, könne Europa nicht mithalten.

Offenbar ist das ein Problem. China ist nicht mehr der ‚Bittsteller‘, der mit offenen Händen auf den ‚Regen‘ westlicher Technologie wartet, sondern in vielen Bereichen globaler Schrittmacher. So auch beim grünen Umbau des Verkehrs: Elektromobilität, gepaart mit einem intensiven Ausbau der notwendigen Infrastruktur und einer leistungsfähigen Batterie-Entwicklung und -Produktion.

Partner u/o Wettbewerber? – der Instrumentenkasten soll Werkzeuge an die Hand geben im Umgang mit China

Partner zu sein und Wettbewerber – in einer Wirtschaftswelt, die darauf zielt, technischen Fortschritt voranzubringen und Wohlstand für alle zu sichern, ist das eine ideale Kombination. Sich gegenseitig anzutreiben, um gemeinsam zu profitieren, was kann es Besseres geben?

Nun kommt aus deutscher und europäischer Sicht ein dritter Aspekt hinzu: der systemische Rivale. Denn China habe sich in den vergangenen zehn Jahren deutlich verändert, erklärt die Ministerin. Selbstbewusst trete es auf, so lautet der Vorwurf, den Lauf der globalen Entwicklung wolle es beeinflussen.

Es gab eine Zeit, lange vor Baerbock & Co., als China genau das Gegenteil vorgeworfen wurde: Seine wirtschaftliche Stärke nutze es nicht, um international Verantwortung zu übernehmen. Nun tut es China, und es ist wieder falsch, wie etwa die jüngste Aufregung um die chinesische Rolle in den Vereinten Nationen zeigt, die China unterwandere.

Instrumentenkasten für alle Eventualitäten

Im Übrigen wird in der Kritik am chinesischen Selbstbewusstsein ein Kern westlichen Denkens sichtbar, wonach die Richtung der Entwicklung nur von einer Seite vorgegeben werden kann. Die Formel ‚Wandel durch Handel‘, die ja nach Einschätzung vieler deutscher Politiker gescheitert ist, macht dies mehr als deutlich. China setzt dagegen auf wirtschaftliche Überzeugung, nicht auf den Export von Modellen. Mit unfairen Mitteln, wird in Berlin behauptet, was dazu führe, dass beispielsweise Brasilien, wie Annalena Baerbock ausführte, in Größenordnungen mehr nach China als nach Deutschland exportiert.

An dieser Stelle schlug sie den Bogen zu den Selten-Erden, die global vornehmlich aus China bezogen werden. Lieferketten sichern und neu ausrichten, Abhängigkeiten minimieren – darum geht es im künftigen Umgang mit China. Risiken sollen minimiert werden, um in Krisen nicht durch einseitige Abhängigkeiten die Stabilität der eigenen Wirtschaft zu gefährden.

Im Grundsatz folgt Deutschland damit China, das längst auf dem Weg ist, geo- und handelspolitischen Turbulenzen auszuweichen. Indem etwa eine eigene leistungsstarke Halbleiter- und Chip-Produktion aufgebaut wird. Insofern sollte die Strategie auch in Peking eher mit kühlem Kopf bewertet werden, zumal das mehr als 60 Seiten starke Dokument offenbar als Instrumentenkasten verstanden werden soll, der künftig genutzt wird, um auf aktuelle Entwicklungen schneller reagieren zu können.

Um die Ausgestaltung wird es in den kommenden Wochen gehen müssen – gemeinsam mit den Akteuren, die es besonders betrifft. Mit den Unternehmen, für die China beziehungsweise der chinesische Markt Rückgrat ist. Breche es aus politischen Erwägungen, bliebe dies nicht ohne Folgen für den Wohlstand in Deutschland. Das sollte jedem Akteur in dem ‚Spiel‘ bewusst sein. Gleichwohl darf davon ausgegangen werden, dass deutsche Unternehmer die Weisheit haben, wirtschaftliche Risiken einzuschätzen und entsprechende strategische Entscheidungen zu treffen. Die chinesischen ebenso.

Rechte in China vertreten und durchsetzen

EU-China CAI: Hoffnungsträger der bilateralen M&A-Praxis
Quelle: Adobe Stock; © Onur

Ein chinesisches Sprichwort lautet ‚Wissen ist ein Schatz, der seinen Besitzer überallhin begleitet‘. Da zwischen Deutschland und China jährlich Waren im Wert von 300 Mrd. EUR gehandelt werden, ist dies sogar wörtlich zu verstehen – denn viel Geschäft bedeutet auch großes Risiko. Und gerade, wenn es einmal nicht so läuft wie geplant, ist es von großem Wert zu wissen, was zu tun ist. Im Interview erläutern Dr. Elske Fehl-Weileder[1] und Rainer Burkardt[2], welche Möglichkeiten deutsche Unternehmen in einem solchen Fall besitzen. Das Interview führte Eva Rathgeber für die UnternehmerEdition.

Frau Dr. Fehl-Weileder, Herr Burkardt, gerade das „Krisenjahr“ 2022 hat gezeigt, wie fragil die Handelswege von und nach China mitunter sind. Welche Vorsorgemöglichkeiten haben deutsche Unternehmen als Kunden chinesischer Lieferanten?
Burkardt: Eine Option ist, die Lieferantenbasis durch neue und zusätzliche Lieferanten und Bezugsquellen in China zu erweitern. Eine Produktion in China mit einem eigenen Tochterunternehmen klingt für deutsche Unternehmen verlockend, ist jedoch alles andere als einfach: Denn der Markteintritt oder -ausbau – im Fall der Fälle auch der Marktaustritt – sind in China keine leichte Aufgabe. Nicht nur die rechtlichen, sondern auch die praktischen Rahmenbedingungen in China unterscheiden sich zum Teil erheblich von denen in Deutschland. In bestimmten Fällen kann es daher für deutsche Unternehmen zielführender sein, mit chinesischen Geschäftspartnern zusammenzuarbeiten, die die Produktion der gewünschten Güter beispielsweise im Rahmen einer Auftragsfertigung übernehmen, sich aber auch auf den Fall der Fälle vorzubereiten. So lässt sich verhindern, dass im Krisenfall das Land des Lächelns in wirtschaftlicher Hinsicht für den deutschen Geschäftspartner zum Land des Weinens wird.

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Was können deutsche Unternehmen denn zum Beispiel machen, wenn ein chinesischer Lieferant seiner vertraglichen Verpflichtung nicht nachkommt oder sie nicht erfüllen kann?
Elske Fehl-Weileder: In einem solchen Fall haben deutsche Geschäftspartner die Möglichkeit, den Vertrag zu kündigen – gerade mit dem Blick auf mögliche Zahlungsverpflichtungen ohne Gegenleistung oder Warenlieferung. Allerdings müssen sie für diese Option vertraglich eindeutige Liefer- und Kündigungsfristen sowie auch Vertragslaufzeiten vereinbaren. Dadurch wird es dem zuständigen Gericht in Deutschland oder in China erleichtert, den Fall im Sinne des klagenden deutschen Unternehmens zu entscheiden, wobei sich bei der Wahl des Gerichtsstands oder alternativ als Ort der Schiedsgerichtsbarkeit China anbietet, da es zwischen der Volksrepublik und Deutschland keine bi- oder multilateralen Abkommen zur Vollstreckung von ordentlichen Gerichtsurteilen gibt.

Fast alle chinesischen Lieferanten – insbesondere kleinere, finanzschwache Hersteller – verlangen eine Anzahlung von mindestens 20% des Kaufpreises. Welche Möglichkeiten bestehen bei diesen Anzahlungen im Fall einer Vertragskündigung?
Burkardt: Das ist in der Tat eine besondere Herausforderung – denn auch mit einer rechtmäßigen Vertragskündigung steht der deutsche Kunde vor dem Problem, sich seine geleistete Anzahlung zurückholen zu müssen. Vor einer Anzahlung sollten deutsche Unternehmen daher Wert darauflegen, die Bonität ihres chinesischen Geschäftspartners zu prüfen. Eine solche Prüfung ist in den vergangenen Jahren aber leider immer schwieriger und sensibler geworden, da die chinesische Regierung verhindern möchte, dass insbesondere Finanzdaten von chinesischen Unternehmen ausländischen Interessenten zugänglich gemacht werden.
Fehl-Weileder: Zu einer Bonitätsprüfung gehört aber auch, zu prüfen, ob das chinesische Unternehmen unter Umständen bereits insolvent ist. Dabei ist der Punkt wichtig, dass es in China keine Insolvenzantragspflicht gibt. Kann ein chinesisches Unternehmen seine Verbindlichkeiten nicht mehr begleichen, hat das für die handelnden Personen keine unmittelbaren Folgen. Sie müssen, anders als in Deutschland, keinen Insolvenzantrag stellen – dieser Umstand kann dazu führen, dass das Vermögen des Unternehmens möglicherweise komplett verschwindet, ohne dass es zu einer geordneten Abwicklung kommt.

Welche Optionen haben deutsche Unternehmen, wenn ein chinesischer Geschäftspartner seine Rechnung nicht bezahlt?
Fehl-Weileder: Deutsche Unternehmen haben in einem solchen Fall mehrere Optionen. So können sie etwa einen Insolvenzantrag gegen das chinesische Unternehmen stellen, gegen das sie eine offene Forderung haben. Das ist allerdings mit einigen Hürden verbunden, denn je nach Größe des Unternehmens ist es nicht einfach, das zuständige Gericht für das Schuldnerunternehmen und den möglichen Insolvenzantrag ausfindig zu machen. Das richtige Gericht zu kennen ist aber von großer Bedeutung, denn nur dort kann der Antrag mit den Nachweisen über die fällige und nicht oder nicht vollständig beglichene Forderung begründet werden. Allerdings müssen sowohl der Antrag als auch die Nachweise in chinesischer Sprache eingereicht werden. Kann das Unternehmen, gegen das der Antrag gestellt wurde, nicht nachweisen, dass kein Insolvenzgrund vorliegt, wird ein Insolvenzverwalter eingesetzt. Bei diesem kann der deutsche Gläubiger dann seine Forderung zur Insolvenztabelle anmelden. Ob sich eine Forderungsanmeldung angesichts der damit einhergehenden Kosten lohnt, sollten deutsche Unternehmen als Gläubiger allerdings genau prüfen.

Wieso?
Burkardt: Die Unterlagen, die für die Forderungsanmeldung notwendig sind, müssen in chinesischer Sprache eingereicht werden. Das macht es erforderlich, dass sich ein mit den entsprechenden Rechtstermini vertrauter Übersetzer – vorzugsweise ein Rechtsanwalt – damit befasst. Auch angesichts der bereits dargestellten Hürden und Kosten sowie der niedrigen Quoten in einem möglichen Insolvenzverfahren sind Maßnahmen von Gläubigerseite bereits bei Zahlungsverzögerungen oder -ausfällen außerhalb einer Insolvenz eine empfehlenswerte Alternative und sollten vor einem Insolvenzantrag ein- und umgesetzt werden.

Welche Maßnahmen sind das?
Burkardt: Als Gläubiger können deutsche Unternehmen ausstehende Zahlungen zum Beispiel mit dem entsprechenden Titel eines chinesischen Gerichts durch eine Zwangsvollstreckung eintreiben – allerdings nur, solange noch kein Insolvenzantrag gegen das chinesische Unternehmen gestellt wurde. Geschwindigkeit und Vorbereitung sind hierbei also Trumpf! Denn für eine erfolgreiche Zwangsvollstreckung muss der Gläubiger zunächst einmal eine Zahlungsklage beim zuständigen Gericht in China einreichen und anschließend den Prozess möglichst schnell vorantreiben und zu seinen Gunsten entscheiden.
Fehl-Weileder: Die Zwangsvollstreckung hat für deutsche Unternehmen als Gläubiger einen nicht zu unterschätzenden Vorteil: Findet sie rechtzeitig und erfolgreich statt, können die Gläubiger das durch die Zwangsvollstreckung erlangte Geld in der Regel auch dann behalten, wenn das chinesische Unternehmen oder einer der anderen Gläubiger später einen Insolvenzantrag stellt – und das sogar dann, wenn die Zwangsvollstreckung erst kurz vor dem Insolvenzantrag erfolgt ist. Denn hier besteht ein wichtiger Unterschied zum deutschen Recht: In Deutschland könnte ein Insolvenzverwalter das durch die Zwangsvollstreckung erlangte Geld vom Gläubiger zurückfordern; in China greift in einem solchen Fall die sogenannte Insolvenzanfechtung gerade nicht und der Gläubiger kann das durch die Einzelzwangsvollstreckung erlangte Geld daher behalten.

[1] Dr. Elske Fehl-Weileder ist Rechtsanwältin und im Geschäftsbereich internationale Insolvenzverwaltung bei Schultze & Braun tätig. Die Fachanwältin für Insolvenz- und Sanierungsrecht ist Expertin für das chinesische Insolvenzrecht. www.schultze-braun.de

[2] Rainer Burkardt ist Rechtsanwalt und Gründer der Kanzlei Burkardt & Partner. Die in China zugelassene Kanzlei, die vorwiegend den deutschsprachigen Mittelstand bei Investitionen und Geschäften in China berät, wurde vom Kanzleimonitor unter die Top Five der Rechtsanwaltskanzleien in China gewählt. www.bktlegal.com

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Steuert China auf eine Deflation zu?

Bildnachweis: pixfly – stock.adobe.com.

Die Erzeugerpreise gingen im Juni noch schneller zurück als im Mai. Droht in China gar eine Deflation? Von Neil Wilson, Finalto Trading

Die chinesischen Erzeugerpreise fielen um 5,4%, der schnellste Rückgang seit mehr als sieben Jahren und eine Beschleunigung gegenüber dem Rückgang von 4,6% im Mai. Die chinesischen Werkspreise gelten als wichtiger Frühindikator für die weltweiten Verbraucherpreise. Auch der chinesische Verbraucherpreisindex ging im Monatsvergleich um 0,2% zurück, so dass der Jahreswert unverändert blieb – Anzeichen für eine Deflation sollten positiv sein, aber die Sorge ist, dass die Nachfrage – sei es auf dem Weltmarkt oder im Inland – nicht so stark ist wie erhofft.

Bildquelle: Fotolia; © eyetronic

Diese schwachen Daten deuten eher darauf hin, dass die Zentralbank die Zinsen erneut senken wird und dass weitere Anreize von Peking… Waren-Deflation nicht wirklich zur Lösung der hartnäckigen Dienstleistungsinflation beitragen wird, mit der wir es hier zu tun haben.

Unterdessen sprach US-Finanzministerin Yellen von einem ‚konstruktiven Besuch‘ in China, bei dem sie ‚deutlich gemacht hat, dass die Vereinigten Staaten nicht versuchen, sich von China abzukoppeln‘. Auf der anderen Seite forderte China ‚praktische Maßnahmen‘ zu Sanktionen. Die Geopolitik steht im Mittelpunkt des NATO-Gipfels und der Frage, wie es mit der Ukraine in Bezug auf die Mitgliedschaft weitergeht.

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Medizinsektor in China boomt

Längst hat sich China auch im Medizinsektor von der Werkbank zum Global Player entwickelt. Von Yanxiu Gu, ODDO BHF Asset Management*

Chinesische Pharma-Unternehmen begnügen sich nicht länger damit, Patienten patentgeschützte Analogprodukte anzubieten, sondern mischen nun auch im „First-in-Class“-Segment, also bei Medikamenten mit neuem, einzigartigem Wirkmechanismus, mit.

Neue Konkurrenz für die Platzhirsche

In den letzten zehn Jahren haben sich viele Firmen zu Forschungs- und Entwicklungspartnern oder aber zu Konkurrenten großer internationaler Pharmaunternehmen wie Johnson & Johnson, Mercer, GlaxoSmithKline, Roche oder Pfizer entwickelt. Dazu gehörten beispielweise das pharmazeutische Unternehmen Biologics, die im Bereich der Auftragsforschung, -entwicklung und -herstellung tätige Wuxi Biologics und die Biotech-Firma Beigene.

Beigene ist in den USA, Hongkong und am chinesischen A-Shares-Markt börsennotiert. Die auf Krebsbehandlung spezialisierte Firma hat von der US-Arzneimittelbehörde FDA für ihr Präparat Baiyueze die Zulassung für die USA erhalten. Das ist das erste chinesische Originalpräparat, das von der FDA als „bahnbrechende Therapie“ anerkannt und dem Prioritätsstatus gewährt wurde.

Clusterbildung mit System

Nahe Shanghai, in der Stadt Suzhou haben sich die wichtigsten biomedizinischen Unternehmen in einem Stadtviertel, der sogenannten BioBay, angesiedelt und profitieren von der Nähe zueinander. Über 35.000 Forscher arbeiten hier an innovativen Therapien, hochwertigen medizinischen Geräten und in Biotechnologie. Auch Beigene ist mit einer Niederlassung dort vertreten.

Suzhou ist mit seinen 2.000 Unternehmen, davon 20 börsennotiert, nur eines der großen Pharma- und Medizin-Cluster in China. Seit 2009 fördert die chinesische Regierung den Aufbau einer biomedizinischen Industrie. Neueinstellungen werden subventioniert. Das zieht Wissenschaftler aus dem In- und Ausland an. Nachlässe beim Schulgeld, Rabatte bei Mieten oder einfachere Regelungen bei Arbeitsvisa – die Kommunalregierungen arbeiten daran, möglichst viele Hürden aus dem Weg zu räumen. Zudem hätten einige Schulen in Suzhou Kooperationen mit den dort ansässigen Life-Science-Laboren.

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Politik hält den Schlüssel

Die inländische Medizintechnik in China ist auch deswegen so erfolgreich, weil die Politik das begünstigt. Die chinesische Politik im Medizinsektor will zum einen einheimische Innovationen fördern und zum anderen die Grundbedürfnisse der breiten Bevölkerung befriedigen. So sind staatliche Krankenhäuser angehalten, Produkte heimischer Anbieter zu kaufen, Hersteller ausländischer Medizintechnik müssten komplizierte Verwaltungsverfahren durchlaufen.

Eine Schlüsselrolle nimmt die 2018 gegründete National Healthcare Security Administration (NHSA) ein. Sie bewertet jedes neue Produkt und legt den Preis für die am höchsten bewerteten Produkte fest. Die chinesische Regierung verlangt sowohl niedrige Preise als auch hohe Qualität. Hierdurch wird das Scheitern nicht wettbewerbsfähiger Unternehmen befördert, inländische Unternehmen mit hoher Innovationskraft und wirksamer Kostenkontrolle hingegen begünstigt. Für die Pharmaunternehmen gilt bei Aufnahme in den nationalen Katalog der Krankenversicherungen das „The winner takes it all“-Prinzip – allerdings zu Lasten der Marge.

Wir bauen Brücken nach China für Life Science Start-ups
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Internationale Expansion

Dies stellt internationale Pharmaunternehmen vor Herausforderungen, aber bietet einen Anreiz für heimische Generika-Hersteller, stärker auf Produktinnovationen zu setzen. Auch veranlasst es führende chinesische Pharmaunternehmen dazu, auf der Suche nach höherer Rentabilität internationale Standorte zu erschließen. Junshi Biosciences, Innovent Biologics und CStone Pharmaceuticals expandierten derzeit nach Südostasien. Beigene ist mit Standorten in Cambridge (Massachusetts) und Basel vertreten.

*) Yanxiu Gu ist Produktspezialistin für chinesische Aktien ODDO BHF Asset Management

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Das Ziel ist gesteckt: China kann bis 2035 größte Volkswirtschaft sein

Chinas Wachstumsrate mag ihren Höhepunkt erreicht haben. Aber selbst bei 3,5% p.a. dürfte China vor 2035 die größte Volkswirtschaft der Welt sein. Von Robert Gilhooly*

Gerade besucht eine hochrangige chinesische Delegation Deutschland. Chinas Wachstumsrate mag ihren Höhepunkt erreicht haben. Aber die Größe seiner Wirtschaft bedeutet, dass selbst wenn sich das Wachstum in den nächsten zehn Jahren auf etwa 3,5% abschwächt, das Land immer noch etwa ein Drittel des weltweiten Wachstums ausmachen und vor 2035 die größte Volkswirtschaft der Welt sein wird.

Selbst in zehn Jahren wird China noch über ein beträchtliches Wachstumspotenzial verfügen, da das Pro-Kopf-BIP wahrscheinlich nur ein Viertel des US-BIP betragen wird, sodass es noch viel Potenzial zum Aufholen gibt.

China nähert sich beim Konsumverhalten dem Westen an

Die Art des chinesischen Wachstums werde sich ändern. Wenn Chinas Mittelschicht wächst, wird der Anteil des Konsums am BIP steigen. Chinas Konsum liegt bereits bei 50% des US-Konsums, und bis 2050 könnte er um fast 10% höher sein. Chinas alternde Bevölkerung wird die Angleichung des Konsumverhaltens an die Normen der Industrieländer verstärken. Der Konsum wird sich also zunehmend auf die Bereiche Wohnen, Gesundheit, Verkehr und Hygiene konzentrieren.

Bildung und Qualifikation gleichen Überalterung aus

Eine ‚Japanisierung‘ Chinas ist unwahrscheinlich: Natürlich gibt es einige Parallelen bei der Demografie, dem Immobilienabschwung, dem verlangsamten Wachstum, der Bedeutung des Exports und den Handelsspannungen mit den USA. Aber der Hauptunterschied liegt in den Entwicklungsstufen. Japan ist bereits Anfang der 1990er Jahre eine fortgeschrittene Volkswirtschaft gewesen. Das Pro-Kopf-BIP betrug etwa 70% desjenigen der USA.

Selbst wenn die chinesische Bevölkerung zu einem früheren Zeitpunkt überaltert, dürften die durch Bildung und Qualifikation erzielten Fortschritte bei den Arbeitnehmern einen Rückgang der Erwerbsbevölkerung ausgleichen. Einfach ausgedrückt: Die Qualität der Arbeitskräfte kann die Quantität der Arbeitskräfte kompensieren.

Finanzstabilität und Immobilienmarkt im Fokus

Zudem unterscheiden sich das japanische und das chinesische Finanzsystem erheblich. Staatlich gelenkte Investitionen können potenziell jeden Rückzug des Privatsektors ausgleichen. Das verringert das Risiko einer ‚Bilanzrezession‘, die durch eine hohe Verschuldung des Privatsektors verursacht wird, die Ausgaben oder Investitionen behindert.

Immobilien stellen für China nach wie vor eine große Herausforderung dar. Die Bevölkerung Chinas mag zwar seit 2022 zu sinken begonnen haben, doch dies ist kein Zeichen für einen bevorstehenden Zusammenbruch der Wohnungsnachfrage. Die Urbanisierung ist noch nicht abgeschlossen. Den privaten Wohnungsmarkt gibt es erst seit den späten 1990er Jahren, sodass noch viel Modernisierungsarbeit zu leisten sein wird.

Robert Gilhooly

Ich gehe davon aus, dass die sich ändernde Bevölkerungszusammensetzung die Haushaltsbildung bis 2035 in einem angemessenen Tempo vorantreiben wird (jedes Jahr kommen etwa 4 Mio. Haushalte hinzu). Die Haushaltsbildung insgesamt wird wahrscheinlich erst gegen 2045 ihren Höhepunkt erreichen. Allerdings sind 4 Mio. zusätzliche Haushalte pro Jahr nur halb so viele wie zwischen 2000 und 2010. Zudem besteht das Risiko, dass nach dieser Periode des starken Wohnungsbaus überschüssige Bestände abgebaut werden müssen.

*) Robert Gilhooly ist Senior Emerging Markets Research Economist bei abrdn

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Doch kein Sackbahnhof!

Deutschland China CAI

Die Deutsch-Chinesischen Regierungskonsultationen sind eine Basis, um nicht im Sackbahnhof stecken zu bleiben und neue gemeinsame Perspektiven anzustreben.

Na bitte, es geht ja doch noch: Bei den gerade in Berlin zu Ende gegangenen Deutsch-Chinesischen Regierungskonsultationen hat sich gezeigt, beide Seiten können miteinander reden… und zu Ergebnissen kommen. Trotz zuletzt deutlich gewordener Differenzen. Trotz ‚Heckenschüssen‘ aus den verschiedenen Ecken des deutschen politischen Spektrums bis unmittelbar vor Beginn der Gespräche, die auch nach Abschluss der Verhandlungen nicht verhallten. Und trotz des über den Konsultationen schwebenden ‚Damoklesschwertes‘ der künftigen deutschen China-Strategie, die dem Vernehmen nach zwar in den Schubladen liegt, bisher aber noch nicht hervorgeholt wurde.

Immerhin hat Bundekanzler Olaf Scholz für die deutsche Seite klar gemacht, es gehe nicht darum, eine Zukunft ohne oder gar gegen China zu gestalten. Es solle nicht entkoppelt werden, wie es noch Anfang des Jahres allseits zu hören war. Risikominimierung, so heißt es jetzt – was auch immer darunter verstanden wird.

Nun ist es ja grundsätzlich vernünftig, die eigene Volkswirtschaft vor Schaden zu bewahren; Rahmenbedingungen zu schaffen, die es der Wirtschaft ermöglicht, zu wachsen, den Wohlstand im Land zu sichern. De facto macht dies China seit Langem, und verstärkt, seitdem Trump dem Land den Technologie-Kampf angesagt hat. Kritisch von außen beobachtet, wird immer wieder zu Recht gefordert, für alle Marktteilnehmer, in- und ausländische, dieselben Rahmenbedingungen zu schaffen. Bei allen Maßnahmen zur Minimierung von Risiken, die in Deutschland und in der Europäischen Union beschlossen werden, sollte Anspruch sein, was auch von der chinesischen Regierung erwartet wird.

Letztere wird sich künftig auch an Ausführungen des chinesischen Ministerpräsidenten Li Qiang im Gespräch mit deutschen Unternehmern messen lassen müssen. Erfolgreiche Unternehmensstrategie zeichne sich dadurch aus, dass Risiken abgewogen werden, führte er aus. Risiken zu erkennen und zu vermeiden, wer könne dies besser als die Unternehmen selbst, machte er deutlich, bei wem die Verantwortung und Entscheidungsgewalt für Kooperationen liegen sollte – um dann zu betonen, angesichts der globalen Verflechtungen sei das größere Risiko, nicht zusammenzuarbeiten. Nur Kooperation sichere künftige Entwicklung. Würde diese behindert, stiegen die Unsicherheiten.

Li Qiang griff in den Gesprächen auch eine Formel des Pioniers der chinesischen Reformen, Deng Xiaoping, auf, wonach es schlau sei, sich zunächst dem Einfachen, dem Lösbaren zu widmen. Möglicherweise ist das ein kluger Ansatz, um aus verfahrenen Situationen herauszukommen. Am Ende der Regierungskonsultationen stehen jedenfalls greifbare Ergebnisse. Die Zusammenarbeit soll in Bereichen entwickelt werden, in denen beide Seiten nicht nur aufeinander angewiesen sind, sondern auch voneinander profitieren. Beim grünen Umbau der deutschen Energieversorgung etwa oder in der strategischen Entwicklung im Bereich der Elektromobilität.

Im Vorfeld der Regierungskonsultationen hatte der Berliner China-Think Tank Merics unter anderem eingeschätzt, deutsche Unternehmen würden China nicht mehr als ‚Markt der Zukunft‘ sehen, sondern als ‚Risiko der Zukunft‘. Die Wirtschaftsgespräche am Rande der Regierungskonsultationen und die Regierungskonsultationen selbst haben das nicht bestätigt. Autobauer, Chemiekonzerne und Technologieunternehmen investieren weiter in China, in erster Linie, um vom Potenzial des chinesischen Marktes zu profitieren.

Dasselbe streben in umgekehrter Richtung auch chinesische Unternehmen an. Willkommener werden sie künftig sein, wenn sie sich weniger auf Übernahmen konzentrieren, sondern auf der grünen Wiese Werke aufbauen, gerade in Branchen, bei denen es in Deutschland Nachholbedarf gibt. Batterieproduktion etwa. Laut Merics könnte das nicht nur Vertrauen stärken, sondern auch deutsche Resilienz.

Ob die Regierungskonsultationen der Auftakt zu einem neuen Durchstarten in den Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und China waren, wird sich zeigen. Zumindest sind sie eine Basis, um nicht im Sackbahnhof stecken zu bleiben und neue gemeinsame Perspektiven anzustreben. Zu hoffen ist, dass die China-Strategie der Bundesregierung, die früher oder später ans Tageslicht geholt wird, dem kein Strich durch die Rechnung macht.

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ZVEI: Dialog mit China ist wichtig

Gefragt ist, dass Europa mit einer Stimme zu China spreche und konsequent und auf Augenhöhe für seinen Standpunkt und seine strategischen Interessen einsteht.

„Dass der persönliche Dialog zwischen chinesischen und deutschen Entscheidern aus Politik und Wirtschaft wieder aufgenommen wird, ist sehr wichtig und auch überfällig“, so Wolfgang Weber, Vorsitzender der ZVEI-Geschäftsführung, mit Blick auf die morgen anstehenden deutsch-chinesischen Regierungskonsultationen.

„Der chinesische Markt ist für die Elektro- und Digitalindustrie von größter Bedeutung. Trotz der angespannten Lage in vielen Bereichen darf zwischen den beiden Seiten kein Decoupling stattfinden.“

China ist zusammen mit den USA der wichtigste Exportmarkt und nach den USA zweitgrößter Standort für ausländische Direktinvestitionen der Branche. Gleichzeitig ist das Land der mit Abstand größte Lieferant elektronischer und elektrotechnischer Erzeugnisse nach Deutschland.

Weber: „Ein funktionierender Handel zwischen Europa und China ist für beide Seiten gewinnbringend. Dieser muss jedoch zu gleichen Wettbewerbs- und Rahmenbedingungen stattfinden.“ Es brauche ein Level-Playing-Field, konsequente Reziprozität und De-Risking, also die Minimierung einseitiger oder zu großer Abhängigkeiten.

Das gehe nur, indem Europa mit einer Stimme zu China spreche und konsequent und auf Augenhöhe für seinen Standpunkt und seine strategischen Interessen einstehe. „Wir haben in Europa viele Assets – wie etwa den Binnenmarkt und die Technologieführerschaft rund um Elektrifizierung, Digitalisierung und Automatisierung für die grüne Transformation – und können selbstbewusst gegenüber China auftreten.“

Es brauche daher ‚mehr Europa‘ auch beim Aufsetzen einer Chinastrategie. Deren Entwicklung als Teil der deutschen nationalen Sicherheitsstrategie sei zwar zunächst ein richtiger Schritt, müsse aber nun unbedingt auf europäischer Ebene mit den anderen Mitgliedstaaten eng abgestimmt und unter dem Blickwinkel der Risikominimierung ausgearbeitet werden.

Chancen und Risiken müssen realistischer gegeneinander abgewogen werden. Unter dem Dreiklang ‚Chancen nutzen, Herausforderungen annehmen, Risiken managen‘ brauche es daher eine Sensibilisierung von der EU- bis zur Kommunalebene für geopolitische Konsequenzen. Hier könne die Politik Transparenz und damit einen verlässlichen Rahmen für unternehmerische Investitionsentscheidungen schaffen.

Auch den aktuellen ZVEI-Außenhandelsreport Spezial zu China sowie die ZVEI-China-Thesen finden Sie im Internet unter www.zvei.org/presse

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Greater Bay Area (GBA) in Südchina

Foto: © Pixels Hunter – stock.adobe.com

Größe, wirtschaftliches Potenzial und Vernetzung der GBA schaffen bedeutende Geschäftschancen in zahlreichen Wirtschaftsbereichen.

Die Greater Bay Area (GBA) umfasst einen Teil der Provinz Guangdong und die Sonderverwaltungszonen Hongkong und Macao im Süden Chinas an der Mündung des Perlflusses in das Südchinesische Meer. Mit Städten wie Guangzhou, Shenzhen, Zhuhai, Foshan, Huizhou, Dongguan, Zhongshan, Jiangmen und Zhaoqing sind einige der wirtschaftsstärksten Städte Chinas Teil der GBA.

Das Gebiet umfasst eine Fläche von etwa 56.000 Quadratkilometern mit einer Einwohnerzahl von über 86 Mio. Das Gebiet der GBA ist die wirtschaftsstärkste Region in China und weltweit. So betrug das Bruttosozialprodukt 2020 etwa 1,7 Bio. USD.

Bereits 2017 wurde zwischen der Nationalen Entwicklungs- und Reformkommission der Zentralregierung Chinas und den Regierungen der Provinz Guangdong und der Sonderverwaltungszonen Hongkong und Macao ein Rahmenvertrag zur Vertiefung der Zusammenarbeit zwischen Guangdong, Hongkong und Macao bei der Entwicklung der Greater Bay Area abgeschlossen.

Der Vertrag benennt dabei die übergeordneten Ziele der Zusammenarbeit. Für die Provinz Guangdong werden die Stärkung der Rolle als nationale Pilotzone für Reform und Öffnung sowie als Hauptantriebskraft des Wirtschaftswachstums und der Entwicklung von Technologie- und industriellen Innovationszentren sowie eines Standorts für fortschrittliche Fertigungs- und moderne Dienstleistungsindustrien genannt.


Für Hongkong sieht der Rahmenvertrag die Konsolidierung und Ausbau seines Status als internationales Finanz-, Transport- und Handelszentrum vor. Zudem soll der Status als globales Offshore-Renminbi-Geschäftszentrum und internationales Vermögensverwaltungszentrum gestärkt werden. Die Entwicklung unternehmensbezogener Dienstleistungen sowie der Innovations- und Technologieindustrien wird gefördert, und es soll ein Zentrums für internationale Rechtsdienstleistungen und Streitbeilegungen in der asiatisch-pazifischen Region entstehen.

Für Macau besteht die Zielsetzung darin, die Entwicklung als globales Tourismus- und Freizeitzentrum voranzutreiben. Des Weiteren soll eine Plattform für die wirtschaftliche und handelspolitische Zusammenarbeit zwischen China und den Portugiesisch-sprachigen Ländern etabliert werden. Macau soll zudem als Basis für den Austausch und die Zusammenarbeit mit der chinesischen Kultur dienen, während gleichzeitig die Koexistenz verschiedener Kulturen gefördert werden soll. Darüber hinaus wird angestrebt, die Wirtschaft von Macau angemessen zu diversifizieren und nachhaltig zu entwickeln.

Mit der Veröffentlichung des Rahmenentwicklungsplans am 18. Februar 2019 wurde ein weiterer Meilenstein in der Entwicklung der GBA gesetzt. Der Plan deckt langfristig den Zeitraum bis 2035 ab und benennt hierbei fünft strategische Ziele der Entwicklung der GBA:

– ein pulsierendes Städtecluster von Weltklasse,
– ein weltweit einflussreiches internationales Innovations- und Technologiezentrum,
– ein wichtiger Stützpfeiler für die Belt and Road Initiative,
– ein Vorzeigeobjekt für die vertiefte Zusammenarbeit zwischen Festlandchina, Hongkong und Macao,
– ein qualitativ hochwertiger Lebensraum zum Leben, Arbeiten und Reisen.<

Der Entwicklung der GBA kommt damit insgesamt der Status einer strategischen Schlüsselplanung für die weitere Entwicklung des Landes zu. Die Städte in der GBA werden hierzu modellhaft innovative Maßnahmen in verschiedenen Politikfeldern umsetzen (ähnlich beispielsweise der Pilot Free Trade Zones in der Vergangenheit), um ein internationales, marktorientiertes Geschäftsumfeld zu schaffen.

Hierzu gehört die aktive Förderung des freien Flusses von Talenten, Waren und Kapital in der gesamten Region, die Steigerung der wirtschaftlichen Effizienz, Transparenz und Internationalisierung. Daneben wird auch die Rolle der GBA als einer der führenden wirtschaftlichen Wachstumsmotoren für Festlandchina bei der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung des Perlflussdeltas und der Regionen in Zentral- und Südwestchina als auch die Funktion der GBA als eine wichtige Plattform für die Belt and Road Initiative betont.

Zur Umsetzung der Ziele des Entwicklungsplans wurden und werden in den Städten insbesondere in Festlandchina spezielle Wirtschaftszonen eingerichtet, z.B. die Qianhai Shenzhen-Hong Kong Modern Service Industry Cooperation Zone in Shenzhen, die Guangdong-Macao In-depth Cooperation Zone in Hengqin (Zhuhai), die Shenzhen-Hong Kong Innovation and Technology Cooperation Zone (in Shenzhen and Hong Kong, „One Zone, Two Parks“) oder die Guangdong-Hong Kong-Macao Comprehensive Cooperation Demonstration Zone in Nansha (Guangzhou).

Die Zonen fokussieren dabei jeweils auf unterschiedliche Wirtschaftsbereiche und Dienstleistungen. Um Investoren anzuziehen, werden unterschiedliche Anreize geboten, wie beispielsweise Körperschaftsteuervergünstigungen.

Die Größe, das wirtschaftliche Potenzial und die Vernetzung der GBA schaffen bedeutende Geschäftschancen für Unternehmen in zahlreichen Wirtschaftsbereichen wie Infrastruktur, Bauwesen, Immobilien, Finanzdienstleistungen, Versicherungen, Technologie und vielen anderen.

Fotos: @https://www.bayarea.gov.hk/en/home/index.html

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Das andere Signal aus Quanzhou

Mehr Symbolkraft konnte die Wahl des Konferenzortes nicht haben: Quanzhou in der südchinesischen Provinz Fujian, seit 2021 Unesco-Weltkulturerbe, war zu Zeiten der Song- und Yuan-Dynastien, also vor gut eintausend Jahren, Drehscheibe des internationalen Handels. Der damals größte Seehafen Chinas befand sich dort, Handelsrouten führten bis zur Arabischen Halbinsel.

Ein Schmelztiegel der Kulturen, ist die weltoffene Stadt mit ihrer aufstrebenden modernen Wirtschaft auch heute noch ein Brennpunkt des internationalen Austausches. Kurz vor dem Pfingstwochenende war Quanzhou Gastgeber des 3. Deutsch-Chinesischen Forums zu Wissenschaft und Technik, zu dem die Alumni-Vereinigung der chinesischen Auslandsstudenten eingeladen hat.

Während in Berliner und Brüsseler Amtstuben über Entkopplung, den Abbau von Risiken, beschrieben mit dem Wort ‚De-Risking‘, diskutiert und der Wirtschaftspartner China immer mehr als Rivale definiert wird, der in die Schranken gewiesen werden müsse, gingen von der Konferenz andere Signale aus. Deutlich wurde, es gibt noch ein anderes Deutschland, ein anderes, als das beim China-Besuch von Bundesaußenministerin Annalena Baerbock erlebte, so der Vorstandsvorsitzende des china-brücke e.V. und Präsident des Bundesverbandes für Wirtschaftsförderung und Außenwirtschaft e.V. , Michael Schumann.

Vertreter aus Verbänden und Unternehmen beider Länder, diejenigen, die, um es salopp zu formulieren, nicht palavern, sondern anpacken, tauschten sich aus, wie den gegenwärtigen Herausforderungen, vor denen sowohl Deutschland als auch China und die ganze Welt stehen, begegnet werden kann. Es ging darum, Wege für die Zukunft aufzuzeigen, die gemeinsam, nicht gegeneinander gegangen werden müssen. Und auch darum, wie deutsches und chinesisches Wissen noch besser miteinander verknüpft werden kann, damit es seine volle Wirkung entfaltet, ob im Bereich der effizienteren Nutzung von Ressourcen, bei der Entwicklung künstlicher Intelligenz oder in der Gesundheitsvorsorge und regenerativen Medizin.

Sich ergänzen, nicht abgrenzen, so die Devise, die deutsche und chinesisch Konferenzteilnehmer einte. Voraussetzung dafür ist, einander zuzuhören und zu verstehen. Eine Beziehung vertrage keine Belehrungen, sagte beispielsweise der frühere Parlamentarische Staatssekretär im Bundeskanzleramt, Otto Hauser, in seiner Grundsatzrede Richtung Auswärtiges Amt in Berlin. Beziehungen müssten gestaltet, Verständnis für den Partner gestärkt werden. Nicht Geld sei die Währung einer fruchtbaren Beziehung, sondern Vertrauen.

Blick aus Qingdao
Qingdao; Bild @Peter Tichauer

Ob die Signale aus Quanzhou im Berliner Auswärtigen Amt oder Bundeswirtschaftsministerium gehört wurden: Wer weiß? Zu wünschen wäre es. Denn bei den zweitätigen Beratungen in und außerhalb des Konferenzsaales ist eines sehr deutlich geworden: Die Unternehmen sind nicht bereit, sich durch einen Federstrich sogenannter wertebasierter Politik in Berlin die in Jahrzehnten aufgebauten Erfolge in und mit China kaputt machen zu lassen. Selbstverständlich ist hier und da, auf sich verändernde Bedingungen reagierend, ein Justieren im Geschäft erforderlich.

Das war schon immer so. Politischer Weisungen bedarf es dafür nicht. Unternehmerisch klug zu handeln, heißt eben auch, die Zusammenarbeit mit China auszubauen und den Wettbewerb durch chinesische Unternehmen nicht als Gefahr, sondern gemäß dem alten Motto ‚Konkurrenz belebt das Geschäft‘ als Chance zu sehen. Als Chance, besser zu werden. Gemeinsam.

Porträt Peter Tichauer
Peter Tichauer

Peter Tichauer ist ein ausgewiesener China-Experte. Nachdem er mehr als 20 Jahre das Wirtschaftsmagazin ChinaContact aufgebaut und als Chefredakteur geleitet hat, ist er seit 2018 im Deutsch-Chinesischen Ökopark Qingdao (www.sgep-qd.de) für die Kommunikation mit Deutschland verantwortlich.

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Was lehrt die Expansion von Aldi nach China?

Aldi in China: Was die Expansion des Unternehmens über Privatsphäre im E-Commerce lehrt

Prof. Dr. Renata Thiébaut ist Professorin für E-Commerce an der GISMA University for Applied Sciences in Potsdam. Als Sinologin und langjährige China-Expertin versucht sie, erfolgreiche Methoden aus west- und östlichen Geschäftsmodellen zu kombinieren, denn mit Blick auf die moderne Wirtschaft gibt es dort Entwicklungen, von denen Deutschland und Europa weit entfernt sind.

Angesichts der aktuellen Insolvenz von Peek & Cloppenburg oder etwa Galeria Kaufhof Karstadt, einst Deutschlands größte Modehändler und Warenhäuser, stellt sich die Frage, wie Unternehmen hierzulande ihre Wettbewerbsfähigkeit erhalten und stärken können. Ein Blick Richtung Osten könnte Aufschlüsse über den Status Quo geben.

Aldi setzt Trends auf dem asiatischen Markt

Aldi war im Vergleich zu seinem deutschen Pendant Metro und anderen Akteuren wie Costco und Auchan ein Nachzügler auf dem chinesischen Markt. Sein Geschäftskonzept, mit einer reinen E-Commerce-Strategie zunächst im Test, um dann die vollständige Expansion durch den physischen Einzelhandel mit prägnanten kassenlosen Geschäften zu vollenden, war jedoch bahnbrechend. Im Fall von Aldi war ein integriertes System, das stark auf verschiedenen Datenanalyseansätzen basiert, entscheidend für den Erfolg.

Dank der Implementierung eines SaaS-Systems, das Daten über verschiedene Verkaufs- und Social-Media-Kanäle sammelt, um diese Bedürfnisse vollständig zu verstehen, konnte das Unternehmen die Produktion rationalisieren und sich auf Produkteinführungen konzentrieren, die auf den Bedürfnissen der Verbraucher basieren.

Prof. Thiébaut gibt folgendes Beispiel: „Nach der Datenanalyse haben wir an der Produktauswahl für die Aldi-Filiale auf der Alibaba-Plattform in China gearbeitet. Diese Auswahlphase erfolgte durch eine eingehende Analyse der Branchendaten und des Verbraucherverhaltens. Anstatt wie andere Marken 1 Liter UHT-Milch zu verkaufen, nahmen wir beispielsweise auch 250 ml SKUs auf, da die meisten chinesischen Verbraucher 250 ml bevorzugen, um sie den ganzen Tag über in der Tasche zu haben. Der Absatz von UHT-Milch stieg um 20%. Wir beschlossen außerdem, Drittmarken mit hoher Nachfrage aufzunehmen, da die Eigenmarken von Aldi auf dem chinesischen Markt nicht bekannt waren. Durch die Aufnahme von Aptamil-Säuglingsnahrung in unser Sortiment konnten wir innerhalb eines Monats eine Umsatzsteigerung von 25% verzeichnen”.

In Europa wohl undenkbar, vermutet die Handelsexpertin Prof. Dr. Renata Thiébaut:Die gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse sind – ohne zu werten – einfach sehr unterschiedlich. Während es in China schon seit langer Zeit völlig normal ist, eine Vielzahl von Daten zu sammeln, um optimal digital agieren zu können, geht Europa viel strenger mit dem – aus westlicher Sicht – hohen Gut der Privatsphäre um. Das hat in diesem Fall natürlich auch Auswirkungen auf wirtschaftlichen Erfolg. Jede Gesellschaft muss letztendlich für sich klären, welche Prioritäten sie bevorzugt“.

Asien und Europa: Die Gesellschaften ticken unterschiedlich

Diese gesellschaftlichen Faktoren spielen hier eine sehr große Rolle. In China ist es schon seit Jahren völlig normal, viele Prozesse digital abzuwickeln. Die Menschen haben sich bereits daran gewöhnt.

Neue Technologien, die in Deutschland oft durch Datenschutzbedenken gebremst werden, wie die Bezahlung per Gesichtserkennung oder Fingerabdruck, sind in Asien bereits weit verbreitet und etabliert. „Die Frage, ob wir hier Nachholbedarf haben und ob wir diesen Preis des ‚gläsernen Kunden‘ auf Kosten der Technik zahlen möchten, muss jede Gesellschaft für sich klären“, so Thiébaut. Sie fügt einen Ausblick hinzu, wie beides kombiniert werden könne:

„Es gibt bestimmte Möglichkeiten, die Interaktion mit dem Verbraucher durch Live-Commerce und Metaverse-Commerce – beides boomende Branchen in China – zu fördern und gleichzeitig den Verbraucherschutz zu berücksichtigen.“

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Wirtschaftlicher Aufschwung in China liefert Rätsel

Auf der ganzen Welt führte die Wiederbelebung der Volkswirtschaften nach COVID-19 zu wirtschaftlichen Aufschwüngen – überall, außer in China. Was ist da los?

Man muss einräumen, dass nach dem Ausstieg aus der Null-Covid-Politik Ende 2022 eine leichte Erholung festzustellen war. Der offizielle zusammengesetzte Index der Wirtschaftstätigkeit stieg von einem Tiefststand bei 42,6 Ende Dezember bis Ende März auf 57, was ein sehr hohes Niveau ist.

Zudem belief sich das BIP-Wachstum im ersten Quartal 2023 auf 2,2% (nicht annualisiert). Dies ist eine gute Entwicklung, sowohl im Vergleich zu dem durchschnittlichen Quartalswachstum von 1,2% in den drei von der Coronapandemie geprägten Jahren, als auch im Vergleich zu den in den fünf Jahren vor der Pandemie erzielten 1,7%.

Höhepunkt des Aufschwungs in China schon vorbei?

Doch diese guten Nachrichten verschleiern weniger schillernde Tatsachen – von geostrategischen Aspekten ganz zu schweigen. So wird sich den Schätzungen von Bloomberg zufolge das BIP in diesem Jahr trotz des derzeitigen Aufschwungs voraussichtlich nur auf 5,7% belaufen, was noch unter dem langfristigen Trend von vor 2020 liegt. Des Weiteren ist die Verteilung des Aufschwungs zwischen dem fertigenden Gewerbe und dem Dienstleistungssektor sehr ungleich.

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Der offizielle Index für die Wirtschaftstätigkeit außerhalb des Fertigungssektors liegt bei 55,1, doch das verarbeitende Gewerbe selbst kommt nur auf 49,2. Noch entscheidender ist allerdings, dass beide Indizes rückläufig sind, denn im März lagen sie noch bei 56,9 bzw. 51,9. Der Höhepunkt des Konjunkturaufschwungs scheint – zumindest vorläufig – bereits hinter uns zu liegen, obwohl der Tiefpunkt erst im Dezember erreicht worden war.

Dass dieser Aufschwung in China auf wackligen Beinen steht, bestätigen auch andere Daten wie zum Beispiel die Immobilienpreise. Sie sind der Hauptmotor des chinesischen Wohlstands, mussten aber über das gesamte Jahr 2022 hinweg Rückschläge hinnehmen, was den vollständigen Zusammenbruch führender Immobilienentwickler zur Folge hatte. Zudem kam es aufgrund der Unzufriedenheit der Eigentümer zu sozialen Unruhen, was in China eher selten ist.

Ihr guter Start in das neue Jahr wurde mittlerweile gebremst. So stieg der Index für neue Wohngebäude in den 70 größten Städten des Landes im April nur um 0,32%, während es im Vormonat noch 0,44% waren. Auch mit Blick auf die Solidität der Immobilienkonzerne ist Vorsicht geboten. Dies zeigt sich etwa an der dritten Verschiebung des Börsengangs der Immobiliengesellschaft Zhuhai Wanda Commercial Management Group, eine Tochtergesellschaft des Mischkonzerns Wanda Group.

Zurückhaltende Geld- und Wirtschaftspolitik

Im Rahmen seiner Sitzung Ende April reagierte das Politbüro der kommunistischen Partei Chinas prompt auf diese Instabilität. Es stellte fest, dass der Aufschwung zwar deutlich erkennbar, aber unzureichend sei. Es bedürfe weiterer Anstrengungen, um den Konsum zu festigen, die Arbeitslosigkeit unter der jungen Stadtbevölkerung, die bei fast 20% liegt, zu verringern und den Immobilienmarkt zu stärken.

Foto: © charnsitr – stock.adobe.com

Trotz alledem kündigt das Politbüro keine neuen Anreizmaßnahmen an. Dasselbe Zaudern ist bei der Zentralbank zu beobachten, von der eine Lockerung der Geldpolitik erwartet wird. Diese bleibt jedoch weiterhin aus, obwohl die Voraussetzungen günstig sind: Die Kerninflation bleibt mit 0,7% gedämpft. Solange es keinen echten Konjunkturanreiz gibt, wertet der Yuan weiter ab, obwohl die Zentralbank sich bemüht, den Verfall der Währung mittels offizieller Kursfestsetzungen aufzuhalten.

Weg der Mitte

Der Aktienmarkt spiegelt diese Zwiespältigkeit der wirtschaftlichen Lage wider. Trotz der Prognosen eines starken Wachstums für 2023, das laut IWF fast ein Drittel des weltweiten Wachstums ausmachen dürfte, liegen die von den wichtigsten chinesischen Indizes verzeichneten Wertentwicklungen seit Jahresbeginn quasi bei null. Alle Indizes der westlichen Welt bewegen sich hingegen im positiven Bereich, obwohl dort mit deutlich schwächerem Wachstum gerechnet wird.

Olivier de Berranger

Diese Zwiespältigkeit ist der Schlüssel zu des Rätsels Lösung. Das Reich der Mitte bleibt seinem Namen treu und pendelt sich irgendwo zwischen Aufschwung und erneutem Einbruch, zwischen reichem und armem Land, zwischen Welt- und Regionalmacht und zwischen Moskau und Washington ein. Der Weg der Mitte, so heißt es dort, führt zum Erwachen.

*) Olivier de Berranger ist CIO bei LFDE

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Schwache Wirtschaftsdaten: China enttäuscht etwas

Die Wirtschaftsdynamik in China stottert doch noch ein wenig – mit Auswirkungen u.a. auf Schwellenländer und Währungen. Von Cathy Hepworth*

Die Preise für Schwellenländer-Schuldtitel sind in letzter Zeit angesichts enttäuschender Wirtschafts- und Kreditdaten in China stagniert. Die Spreads von Staatsanleihen aus Schwellenländern in Hartwährung verengten sich zuletzt um 5 Basispunkte (und blieben seit Monatsbeginn unverändert). Das jüngste Angebot an Neuemissionen war gering (3 Mrd. USD in der letzten Woche) und konzentrierte sich auf Investment Grade-Emissionen.

Die Spreads von Emerging Markets-Unternehmensanleihen in Hartwährung blieben in letzter Zeit weitgehend unverändert (und weiteten sich im Monatsverlauf um 9 Basispunkte aus), was hauptsächlich auf die Entwicklungen in China zurückzuführen ist.

Zusätzlich zu den schwachen Wirtschaftsdaten scheinen chinesische Immobilien ihre jüngste Dynamik verloren zu haben, und die Handelsvolumina bei chinesischen Immobilienanleihen waren begrenzt. Sofern die chinesische Regierung keine zusätzlichen Anreize schafft, könnte der Immobiliensektor des Landes unserer Meinung nach weiter schwächeln.

Cathy Hepworth

Die Währungen der Schwellenländer haben zuletzt gegenüber dem US-Dollar an Wert verloren, in den letzten Wochen aber insgesamt zugelegt. Der US-Dollar könnte die Talsohle durchschritten haben, aber vieles wird von den Daten aus China abhängen. Wir halten weiterhin eine Long-Position im US-Dollar, zusätzlich zu einigen Relative-Value-Trades unter den Schwellenländerwährungen.

*) Cathy Hepworth ist Head of Emerging Markets Debt bei PGIM Fixed Income

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